Da in letzte Zeit ja immer mehr neue Optionen zur Chang’e-4 Mission als Information oder Spekulation kommen, habe ich auch mal ein paar Gedanken dazu ersponnen.
Zur neuen Information, der Landeoption auf der Mondrückseite in Verbindung mit der entsprechenden Kommunikationsherausforderung habe ich folgende Überlegung angestellt.
Frage: Wie, bzw. mit welcher Mission kommt ein potentieller Relaissatellit an eine Position hinter dem Mond?
In der Annahme, dass das Chang’e-5 T1 Servicemodul für eine Zeitraum bis 2020 nicht zur Verfügung steht, kann ich mir die folgenden 2 Antworten vorstellen:
1. Separate Mission mit einer LM 3 (Rakete Langer Marsch 3)
2. Integrierte Mission mit einem LM 5 (Rakete Langer Marsch 5)
Antwort 2 könnte in Bezug auf Effektivität und Zeitplanung für einen Zeitraum um 2020 durchaus Sinn ergeben.
Begründung mit gedanklichem Bogen von Chang’e-5 über Chang’e-6 und wieder zurück zu Chang’e-4:
Wenn LM 5 ab ca. 2017 mit Chang’e-5 zur Verfügung steht, könnte eine komplette Umstellung der Folgemissionen auf LM 5 durchaus ein logische Schritt sein.
--- Nutzlastpotential der LM 5 ---
Wenn man den 3-etagigen Aufbau der Chang’e-5 Mission als Vorlage nimmt, so könnte man die Etagen in etwa so beschreiben.
-untere Etage: Manöverstufe für große Bahnänderungen und Flugdistanzen
-mittlere Etage: Lander um eine aufgesetzte Nutzlast zur Mondoberfläche zu bringen
-obere Etage: Nutzlast
--- --- --- ---
Die 3 Etagen können dann für Chang’e-5 und Chang’e-6 mit:
-untere Etage: Mondorbiter/Rückkehrstufe
-mittlere Etage: Lander
-obere Etage: Rückkehrteil mit Transferbehälter
beschrieben werden.
Bleibt man bei Chang’e-4 ebenfalls (durch Nutzung LM 5) bei dem 3etagigen Aufbau, so wird für die untere Etage eine Option frei, da diese nicht für die Rückkehr zur Erde benötigt wird.
Wenn ich gedanklich diese Etage mit entsprechend hoher Manövrierfähigkeit und entsprechenden Kommunikationsmitteln ausstatte, so würde damit die „Lücke“ zum Kommunikationssatelliten hinter dem Mond mit einer Komplettmission geschlossen werden können.
Von der zeitlichen Reihenfolge Chang’e-5 ca. 2017 (Landung auf Vorderseite) und danach Chang’e-4 ca. 2020 (Landung auf Rückseite) würde das passen, wobei Chang’e-6 mit der auch schon andiskutierten Option einer Landung auf der Rückseite dann zeitlich nach Chang’e-4 liegen würde, wobei der platzierte Relaissatellit dafür die Voraussetzung wäre um gleich noch genutzt werden zu können.
Bezüglich dieser theoretischen Chang’e-4 Mission wäre folgender Ablauf denkbar.
LM 5 bring den 3etagigen Komplex auf die Mondtransferbahn und der Komplex schwenkt mit Bremsmanöver in den Mondorbit ein. Bis dahin vergleichbar mit Chang’e-5. Danach wird die untere Etage abgetrennt und „macht sich auf den Weg zum L2“. In der Zwischenzeit verbleibt die Kombination 2te und 3te Etage (entspricht dann weitgehend Chang’e-3 Konfiguration) im Mondorbit und wartet, bis die erste Etage L2 sicher erreicht hat.
Wird L2 sicher und funktionsfähig erreicht – erfolgt die Landung von Chang’e-4 Mondorbitkomplex auf der Rückseite des Mondes und Rover wird abgesetzt.
Wird L2 nicht erreicht oder Funktionsfähigkeit nicht gegeben – erfolgt die Landung von Chang’e-4 an einem Ausweichlandeplatz auf der Vorderseite des Mondes.
Damit wird die höhere Komplexität dieser Mission durch „Plan B“ abgesichert.
Danach kann die späte startende Chang’e-6 von der Kommunikationsmöglichkeit profitieren, wenn die Kommunikationseinheit am L2 verbleibt.
Wenn sich die LM 5 Entwicklung verzögert, könnte Chang’e-4 wieder zeitlich nach vorne rücken. Dann käme wieder Antwort 1 ins Spiel.
dksk