Deine Annahmen für notwendige Tests bei Wiederverwendung akzeptiere ich nicht. OK, die ESA will 4 mal das Flugprofil, um das Triebwerk für einen Flug zu qualifizieren, klingt plausibel und vernünftig.
Daraus aber hochzurechnen, daß man für 10 Flüge 40mal diesen Zyklus durchspielen muß, ist nicht zulässig, warum das denn? 15 sind reichlich. Mal abgesehen davon, daß SpaceX 40 Tests des ganzen Triebwerkes nicht als eine übermäßig aufwändige Angelegenheit sehen wird. Die brauchen keinen Monat je Test.
Glaube mir, wenn ich schreibe daß die ESA das so vorsieht, dann ist das so. Wenn Du es nicht glaubst, wirf mal einen Blick in DR(Design Rule) -1-X-10 oder DR-1-51. Da steht es drin, und das wird derzeit verlangt. Ich habe es da gelesen. Beispiel Vinci: 2 Zündungen zur Abnahme vor dem Flug, bis zu 3 Zündungen im Flug ergibt 20 Zündungen in der Qualifikation.
Natürlich gilt das so in USA nicht, aber was ähnliches.
Abgesehen davon, die Zahlen sind niedrig angesetzt. SpaceX nennt für Merlin 40 Zyklen. Ich weiß aber nicht, was sie mit Zyklen meinen. Sind das 40 Flüge oder incl.Tests vielleicht nur gut 20? Jedenfalls mehr als 10. Für Raptor erwarte ich eine sehr viel höhere Zahl von Flügen. Da ist diese Methode sowieso nicht mehr anwendbar.
Nehmen wir mal an mit Zyklen sind thermodynamische Zyklen gemeint, also Zündung, Betrieb bis die Struktur voll durchgeheizt ist, Abschalten und Abkühlung bis Raumtemperatur. Das beansprucht das Material. (Bei kryogenen Temperaturen entsprechend Abkühlung im Betrieb und Wiedererwärmung nach dem Abschalten).
Im Prinzip ist die Methode anwendbar.
ABER: Zur Erinnerung: Beim SSME erfolge die Zertifizierung entlang des "fleet leader"-Nachweises. Von jeder Komponente gab es eine, die die meisten Tests erfolgreich absolviert hatte. Dann waren davon ein Drittel für den bemannten Flug zertifiziert. Gab es zwei Komponenten mit quasi gleicher Testerfahrung, dann war die Hälfte zertifiziert. Möglicherweise wird sowas für SpaceX auch wieder angewendet.
Man wird zuerst die Zuverlässigkeit des Triebwerkes an mehreren Exemplaren auf dem Teststand prüfen mit 10 oder 20 oder mehr Testläufen. Das macht man im Rahmen der Entwicklung sowieso. Danach beginnt man mit Flügen. Nach ca. 20 realen Flügen wird man sich die Triebwerke genau ansehen. Probleme mit den Turbopumpen wird man im Flug frühzeitig mit Vibrationssensoren feststellen, so macht man es heute auch mit Flugzeugtriebwerken anstelle von festen Serviceintervallen. Kühlkanäle in der Brennkamer und der Düse muß man eher mit Durchflußmessungen und Ultraschalluntersuchungen testen. Das macht man anfangs häufiger und wenn Flugerfahrungen vorliegen, nach Bedarf.
Das Serviceintervall für Turbopumpen ist ein Flug, die Dinger sind so hoch belastet, das ist nicht mit Flugzeugturbinen vergleichbar. Health Monitoring durch Vibrationsmessung ist noch sehr in den Anfängen. Fehlschläge können damit nur in sehr wenigen Fällen verhindert werden. Kühlkanäle mit Ultraschall zu untersuchen bringt nichts wenn man Verschmutzungen finden will, dafür ist die Auflösung zu gering. Im zusammengebauten Zustand können nur alle Kanäle gleichzeitig durchströmt weden, dann findet man lokale Abweichungen in nur einem Kanal nicht.
Aber im Prinzip hast in einem Recht. Wenn man sehr oft wiederverwendbare Systeme qualifizieren will, dann muss man sich eine andere Vorgehensweise einfallen lasssen als heute gilt. Das erfordert aber Umdenken, sowas dauert lange. Für die ersten Flüge muss ja die Wiederverwendung über die volle Anzahl noch nicht qualifiziert sein.
Was ich zur Vorgehensweise bei Raptor schreibe, ist natürlich meine Spekulation, aber sicher realistischer als deine 40 Zyklen für 10fache Wiederverwendung.
Was realistischer ist oder nicht wird sich zeigen. Deine Aussage dazu ist genauso Spekulation, wir wissen es beide nicht. Ich beziehe mich auf geltende Regeln. und Du ?
Zur Wirtschaftlichkeit: Elon Musk hat schon gesagt, daß er keinen Business Case für Raptor und MCT hat. Er macht es trotzdem aus Überzeugung.
NA, solange sein Geld reicht , umso besser. Wir wollen ja alle was funktionierendes erleben.