Tja, in der Raumfahrtindustrie scheint, außer bei SpaceX, die Meinung vorzuherrschen, dass mit den zur Verfügung stehenden Materialien eine wirtschaftliche sinnvolle Wiederverwendung nicht möglich sein wird. Der Gegenbeweis, den SpaceX antreten will, steht bekanntlich noch aus. Wer hat also Recht? Die paar Ingenieure von SpaceX mit ihrem eigentlich fachfremden "Chefdesigner"? Oder doch die anderen? Das ist doch wie die Frage: Gibt es einen Geisterfahrer oder hunderte?
Und ganz ehrlich: Ich bin kein Raumfahrtingenieur, weswegen ich selbstverständlich fachfremd bin. Die hier im Forum so häufig geäußerte Vorstellung, SpaceX müsse bei einer gelandeten Raketenstufe nur mal eben die Telemetrie durchsehen auf irgendwelche Fehler und könne sie dann wieder neu stacken, aufs Pad rollen, betanken und starten, kommt mir immer noch sehr weltfremd vor. Flieger müssen leicht gebaut sein, in der Natur (Insekten, Fledermäuse, Vögel) wie in der Technik (Flugzeuge und Raketen). Im Gegensatz zu Flugzeugen kommt es aber bei Raumfahrtechnik noch mehr auf jedes einzelne Kilo an, weil die zu erzielende Geschwindigkeitsänderung um ein vielfaches größer ist. Zur Erinnerung: Der Impuls ist gleich Masse mal Geschwindigkeit! Die Einflüsse auf ein Stück Raketentechnologie sind ebenfalls immens, wie die G-Kräfte, die Vibrationen oder die Hitzeeinwirkung. So gesehen kann der Ansatz von SpaceX eigentlich gar nicht klappen, und daher braucht einen die Haltung der ESA-Minister und der sie beratenden Fachleute nun nicht zu verwundern. Und nein, der unbeugsame Glaube an den eigenen Erfolg ist keineswegs die Garantie für diesen. Die Physik lässt sich niemals beschummeln. Vielleicht gibt sie es her, vielleicht aber auch nicht. Dann helfen aber auch Selbstsuggestion oder Beten nicht weiter.
Vermutlich wird man bei SpaceX in ein paar Jahren peinlich berührt feststellen, dass sie ihre Raketenteile zwar landen und wiederverwenden können, dass das Ganze dann aber teurer wird als die Einmallösung.