Bemannte Venuslandung

  • 42 Antworten
  • 20792 Aufrufe
*

Online MX87

  • *****
  • 1782
Bemannte Venuslandung
« am: 11. August 2013, 15:18:13 »
Ich habe keinen vergleichbaren Thread gefunden und bin mir auch nicht sicher, ob der hier vlt. besser bei "Fragen und Antworten" aufgehoben wäre. Falls woanders besser aufgehoben, bitte verschieben  :)

Angedacht habe ich den Thread als eine "Was müsste man wie machen, damit man bemannt auf der Venus landet"-Diskussion, ähnlich einem Brainstorming oder vlt. einem Planspiel. Es ist klar, dass keine Raumfahrtagentur plant bzw. ernsthaft eine bemannte Landung anvisiert. Dies soll aber nicht Gegenstand des Threads sein. Wir nehmen mal an, das Ziel der bemannten Landung ist gesetzt. Wie müsste man sich dieser Aufgabe technisch stellen?

Rekapitulieren wir die Bedingungen im Groben:

- Oberflächendruck: ca. 90-95 Bar Druck (Vergleichbar mit etwa 1000 m Meerestiefe auf der Erde)
- Oberflächentemperatur: 400-500 ° Celcius
- Schwerkraft: 0.9 g

Dazu kommt noch Schwefelsäure in der Atmosphäre / den Wolken und ähnlich delikate "Problemchen".  ;)


Als Stein des Anstoßes sage ich mal Grob meine Idee des Equipments:

Lander
Allein Wegen der eher erdähnlichen Bedingungen hinsichtlich Gravitation und auch Dichte der Atmosphäre (im Vergleich zu Mars etc), würde der Lander mehr so manchem Single-Stage-To-Orbit Vehikel (z.B. DC-X) ähneln. Dazu müsste er natürlich entsprechend gegen Druck und die Temperaturen gerüstet sein. Gegen den Druck müsste man einen Regelrechten Druckkörper, ähnlich einer Tauchkapsel für die Crew vorsehen.  Bei den Temperaturen dürfte ein leistungsstarkes Kühlsystem unumgänglich sein. Entsprechend dürfte wiederum der Energiebedarf hoch sein, was entweder sehr Leistungsstarke konventionelle Batterien oder gar nukleare Energiequellen erfordern würde. So oder so, dürfte trotz Kühlsystem die technisch bedingte Verweildauer auf der Oberfläche ein paar Stunden dauern. Gegen die aggressive Atmosphäre müsste das Gefährt ebenfalls geschützt werden, möglicherweise könnte man dies mit dem Hitzeschild des ganzen Gefährts verbinden. Beispielsweise in Form einer Keramikbeschichtung, die nahezu den kompletten Lander umfasst.

EVA-Anzug/Gefährt
Hier kommt man wohl kaum an einer festen Schale in allen Teilen des Anzuges vorbei. Wahrscheinlich würde ein solcher Anzug sehr einem Panzertauchanzug ähneln.
Siehe für diese hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Panzertauchanzug
Die stärksten Exemplare sind für bis zu 900 m Meerestiefe geeignet, also ähnlich dem Druck auf der Venus. Zusätzlich müsste der EVA-Anzug aber genauso wie der Lander über Kühlsysteme und Schutz gegen die Atmosphäre aufweisen. Selbst mit modernen Materialien dürfte der Anzug sehr schwer werden. Deshalb düfte sinnvoll sein ihn an den Gelenken mit Servomotoren auszurüsten, ähnlich dem Konzept der künstlichen Exoskelette.
Alternativ könnte man den Anzug streichen und stattdessen einen kleinen Ein-Mann-Rover (mit Geifarmen etc) nutzen. Hätte in Relation möglicherweise zu verkraftende Nachteile bei der Beweglichkeit.

Soweit im Groben meine Vorstellungen  :)
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

McFire

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #1 am: 11. August 2013, 17:26:39 »
Das alles ist (mit etwas Interpolation in Richtung technischer Entwicklung) durchaus machbar. Hier gehts nur um "Nicht kleckern, sondern klotzen". Hindernisse scheinen mir (vorerst und noch lange) nur in politischer Richtung zu sein. Solange es Machtspielchen zwischen den Nationen, extreme Entwicklungsunterschiede der Länder und globale Geldvernichtung gibt, ist die Venus jenseits der Plutobahn...

*

Offline noidea

  • *****
  • 2332
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #2 am: 11. August 2013, 17:51:28 »
Ich finde ich Idee einer Venuslandung sehr interessant, aber auch zurzeit jenseits unserer Möglichkeiten. Eine solche Landung gabs ja auch schon mal bei BBC in der, naja, ich nenns mal Dokumentation "Space Odyssey", wo ein 2-Mann-Lander zur Venus nahe dem Landeplatz von Venera 14 geschickt wurde.

Um einen Venuslander hinzubekommen, müsste man erstmal ein SSTO-Konzept auf der Erde hinbekommen, da unser Planet der Venus am ähnlichsten von der Masse her ist. Zwar hat die Venus eine komplett andere Atmosphäre als die Erde (wurde ja schon in dieser Hinsicht alles genannt), aber die Schwerkraft an der Oberfläche ist ähnlich. Somit kann man den Starts des Venus-Landers auf der Erde testen. Wenn sie in den Orbit kommt, dann will das schon mal was heißen.

Nach dem Start wäre es ja aber nicht getan. Die Venus hat ja bekanntermaßen eine sehr viel dichtere Atmosphäre, weswegen ein Aufstieg durch diese energetisch viel aufwendiger ist als bei der Erde. Ich denke mal, dass man die ersten 40 - 50 km (auf der Höhe beträgt der Druck immer noch 1 bar) einfach nur schnurstracks nach oben fliegen sollte, um so schnell wie möglich aus den dichten Schichten zu kommen. Zudem bräuchte man einen gescheiten Hitzeschild am gesamten Raumschiff, da abgesehen von der Hitze an der Oberfläche das Raumschiff durch den Flug durch die dichten Schichten der Venusatmosphäre stark erhitzt wird. Da wäre es vielleicht nciht verkehrt, das gesamte Raumschiff mit einem Hitzeschild zu verkleiden, wie man ihn normalerweise kennt.

Zu den Raumanzug vielleicht noch das: ein Panzerraumanzug sieht ja schon so aus wie ein Hartschalenraumanzug, welcher für diese Umgebung in verbesserter Form sehr zu empfehlen wäre. Da die Atmosphäre auf Nullniveau etwa 50 mal dichter ist als auf der Erde und man mit einer etwa erdähnlichen Gravitation zu tun hat, sollte man im Raumanzug vielleicht auch noch ein paar Servomotoren oder ähnliche Systeme für die Bewegungsunterstütung dabei haben. Die Abführung der Abwärme ist ja genauso wie beim eigentlichen Raumschiff ein großes Problem und all dies benötigt viel Energie. Da muss man wiederum über eine möglichst kleine aber effektive Energiequelle für den Raumanzug sprechen, wobei mir jetzt ad hoc nichts einfällt.


Man sieht, dass es davor noch viele Hürden zu meisten gibt. Aber ich will hier jetzt nicht wie ein Pessimist daherkommen und sagen, dass das eh ncihts wird. Ich denke, dass wir als Menschheit erstmal zum Mars müssten und dann können wir uns andere Ziele überlegen. Aber dass es eines Tages möglich sein wird, da bin ich mir sicher. Und ich hoffe, dass ich den noch erleben werde. ;D
MfG
sf4ever

Kommt doch auch mal in den Chat

Führerschein

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #3 am: 11. August 2013, 19:35:11 »
Der Start von einem Planeten mit erdgleicher Gravitation ist schon sehr schwierig, wie wir wissen.

Die Temperatur macht es aber absolut unmöglich mit derzeitiger Technik. Ich halte es nicht für machbar, irgendein Gebilde größer als eine kleine Sonde für eine nennenswerte Zeit, also mehr als einige Sekunden oder vielleicht Minuten auf Temperaturen zu halten, die ein Mensch oder auch nur die benötigte Elektronik aushält.

Das würde also ISRU vor Ort ausschließen. Man müßte eine Rakete von mindestens der Größe einer Atlas oder Falcon 9 dort voll aufgetankt landen und bis zum Start kalt genug halten, daß der Treibstoff nicht verdampft.

Wenn ein atomarer Antrieb zur Verfügung steht, der eine Rakete mit sehr hohem Nutzlastanteil ermöglicht und genug Schub entwickelt, um von der Erde/Venus zu starten, könnte man ein Raumschiff mit vielen Tonnen flüssigem Helium zur Kühlung landen. Dann könnte man vielleicht eine Stunde oder so dort bleiben, bis das Helium verbraucht ist.

runner02

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #4 am: 11. August 2013, 21:43:50 »
Wer sagt, dass man auf der Venus "landen" - im eigentlichen Sinne - soll.

Auf der festen Oberfläche hat man 470°C und >90 bar, da ein Habitat zu erhalten ist sehr sehr aufwändig.


Statdessen könnte man Habitate in der Hochatmosphäre aufziehen. Sauerstoff hat ein wenig Auftrieb in der Venusatmosphäre, also ein Ballon, der mit elektrolysiertem CO2 befüllt wird.
In einer bestimmten Schicht der Hochatmosphäre hat es 1 bar und  ~ keine Ahnung, 10-50°C. Also sehr angenehm für so nen Höllenplaneten.


Falls man irgendwann mal mit ISRU neue Ballons fertigen kann (ich sag mal Kohlenstoff-Nanoröhrchen), dann könnte man Städte bauen und gleichzeitig den Planeten beschatten. Natürlich ist das alles noch sehr weit weg.


Aber ein schwebendes Habitat hätte schon etwas, weil man von dort oben Rover auf der Oberfläche steuern könnte.

Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #5 am: 11. August 2013, 23:27:30 »
Ist zwar leicht offtopic, aber hat einer hier ebenfalls Kim Stanley Robinsons "2312" gelesen? Ich frage deshalb, weil er in einem Zwischenkapitel sehr anschaulich die Terraformierung der Venus beschrieben hat.  ;) (Wie schon beim Mars in seiner berühmten Trilogie.)

Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #6 am: 12. August 2013, 08:31:19 »
Also eine Venuslandung in dem Sinne, dass da wirklich Astronauten auf der Oberfläche rumspazieren halte ich für nicht machbar. Die Umweltbedingungen sind einfach zu feindselig. Ich meine, 90 Bar Druck, bis zu 500 °C und Schwefelssäureregen? Die Venus dürfte so in etwa der Menschenfeindlichste terrestrische Körper im Sonnensystem sein.

Um die Menschen in einem hypothetischen Lander vor diesen feindseligen Bedingungen zu schützten, müsste dieser Lander also zusätzlich zur Rakete noch ein U-Boot sein, ein extrem leistungsstarkes Kühlungssystem haben und an den Außenflächen komplett mit einen Säurebeständigen Material ausgekleidet sein. All das treibt natürlich die Strukturmasse nach oben, was, zusammen mit der, im Vergleich zu den anderen terrestrischen Himmelskörpern im Sonnensystem, hohen Gravitation und der dicken Athmosphäre ein Rückkehrgefährt, erst recht ein SSTO nahezu unmöglich macht, selbst mit einen nuklearen Antrieb.

Und was einen EVA angeht...ein Panzertauchanzug kommt dem nichtmal nahe. Was da an Kühlung und Säurebeständigkeit notwendig wäre... Man könnte wohl kaum noch von einer Aktivität außerhalb des Raumfahrzeuges sprechen, eher von der Abtrennung eines kleineren Fahrzeuges.

Also alles nicht so ohne weiteres machbar. Und eigentlich auch nicht wirklich sinnvoll, wenn man die kruze Verweildauer bedenkt, die den möglichen Wissensgewinn doch arg limmitiert.

Und dafür müsste man extrem spezialisierte Ausrüstung benutzen, die in einer Umgebung sind, die extremer kaum sein könnte, deren Entwicklung also, im Verhältnis zu der Ausrüstung für andere Ziele im Sonnensystem, überproportional viele Ressourcen erfordern würde. Alles in alen würde ich sagen, wenn es um bemante Landungen geht, ist die Venus so in etwa der am ungeeignetste terrestrische Körper im Sonnensystem. Nach außen zu schauen (also zu Mond Mars und dem äußeren Sonnensystem) ist hier wahrscheinlich sinnvoller.
Raumfahrt ohne Vision ist nichts. Also lasst uns das Unmögliche wahr werden!

LOXRP1

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #7 am: 12. August 2013, 10:48:27 »
Wer sagt, dass man auf der Venus "landen" - im eigentlichen Sinne - soll.

Auf der festen Oberfläche hat man 470°C und >90 bar, da ein Habitat zu erhalten ist sehr sehr aufwändig.


Statdessen könnte man Habitate in der Hochatmosphäre aufziehen. Sauerstoff hat ein wenig Auftrieb in der Venusatmosphäre, also ein Ballon, der mit elektrolysiertem CO2 befüllt wird.
In einer bestimmten Schicht der Hochatmosphäre hat es 1 bar und  ~ keine Ahnung, 10-50°C. Also sehr angenehm für so nen Höllenplaneten.


Falls man irgendwann mal mit ISRU neue Ballons fertigen kann (ich sag mal Kohlenstoff-Nanoröhrchen), dann könnte man Städte bauen und gleichzeitig den Planeten beschatten. Natürlich ist das alles noch sehr weit weg.


Aber ein schwebendes Habitat hätte schon etwas, weil man von dort oben Rover auf der Oberfläche steuern könnte.

Ja ein schwebendes Habitat in der Tropopause der Venus wäre wirklich interessant. Denn mit 20 bis 37 °C und ca. 0,6 bar Druck sind es ja nahezu Erdähnliche Bedingungen. Dadurch das die Atmosphäre der Venus deutliche dichter ist, würde selbst ein Stickstoff/Sauerstoff Gemische genug Auftrieb erzeugen. Außerdem sind Solarzellen viel effizienter auf der Venus und in Verbindung mit dem Jetstream, hätte man alle 48 std Sonnenlicht, womit eine Energieversorgung auch lösbar ist. Von solch einem Habitat könnte man nicht nur mit ferngesteuerten Rover die Oberfläche recht gut erkunden, sondern auch die hoch interessante Atmosphäre untersuchen.

Edit:

So nebenbei.. bei schwebenden Städten und Kolonien muss ich unweigerlich an Bespin aus Star Wars denken. :)

« Letzte Änderung: 12. August 2013, 14:01:14 von LOXRP1 »

McFire

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #8 am: 12. August 2013, 11:25:05 »
So, und nächste Woche um halbdrei kommt der 100% Nachweis, daß dort [Gold Diamanten anderer wertvoller Kram xyz] in unvorstellbaren Massen herumliegt. Da schaun wir doch mal...... ;D

runner02

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #9 am: 12. August 2013, 14:19:54 »
ISRU dürfte auf der Venus auch nicht ganz optimal funktionieren...

Es ist zwar sehr einfach möglich, CO2 in Sauerstodff (und C) aufzuspalten, um Sauerstoff zum Aten zu gewinnen...

Beim Wasser ist es möglicherweise auch noch möglich, in der Hochatmosphäre gibt es ja Wasserdampf (und Schwefelsäure).



Wenn man aber Pflanzen züchten will, braucht man Mineralien (Mg, Ca, Fe, ...) und die müsste man entweder von der Erde oder von der Venusoberfläche (beides schwierig) importieren...

*

Online MX87

  • *****
  • 1782
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #10 am: 12. August 2013, 14:45:50 »
Bei dem Schutz eines Landers und eines EVA-Anzuges sollte man vlt. bedenken, dass man heute schon besonders widerständsfähige Oberflächen bei gleichzeitig geringem Gewicht kennt. In 10 oder 15 Jahren würde man mit Sicherheit ein Material oder eine Beschichtung haben, welche die ätzende Atmosphäre verkraften könnte und gleichzeitig sehr leicht wäre.
Bei der Temperatur wiederum könnte eine besonders schlecht Wärme leitende Isolierung helfen das Kühlsystem zu entlasten, selbst wenn es nur 100° C differenz macht.

Hinsichtlich ISRU wäre ja mal interessant eine Sonde hinzuschicken, die ein paar Meter tief bohrt und die Oberfläche untersucht. Ich vermute soooo viel wissen wir über die Oberfläche und die vorhandenen Mineralien im Detail noch nicht.

Die erwähnte Space Odyssey-Dokumentation der BBC ist im Netz und auf Youtube wurde der Venus-Part hochgeladen:

Links wegen Urheberrechtsbedenken entfernt.



Sicherlich nicht 100% akkurat aber doch ganz interessant  :)
« Letzte Änderung: 13. August 2013, 06:56:34 von Schillrich »
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

kiesbyjo

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #11 am: 13. August 2013, 01:18:26 »
Die Idee mit der schwebenden Station gefällt mir. Man befindet sich unterhalb der Wolkendecke und könnte damit die Oberfläche wesentlich besser kartieren als Raumsonden wie Venus Express das können. Hier mal ein Schema zu den Schichten der Venusatmosphäre:



Mit dem Säureregen müsste man dann immer noch klar kommen...

Wie schwierig wäre es denn eine unbemannte "Luftschiff"-Raumsonde zu starten? Gibt es da KO-Kriterien gegen oder hat es mal Überlegungen gegeben?

Offline Flandry

  • *****
  • 797
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #12 am: 13. August 2013, 02:50:15 »
Wie schwierig wäre es denn eine unbemannte "Luftschiff"-Raumsonde zu starten? Gibt es da KO-Kriterien gegen oder hat es mal Überlegungen gegeben?

Im kleinen Maßstab hat man das schon 1985 gemacht: Vega1+2 haben jeweils einen Ballon in der Venusatmosphäre ausgesetzt.

runner02

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #13 am: 13. August 2013, 10:32:44 »
Die Idee mit der schwebenden Station gefällt mir. Man befindet sich unterhalb der Wolkendecke und könnte damit die Oberfläche wesentlich besser kartieren als Raumsonden wie Venus Express das können. Hier mal ein Schema zu den Schichten der Venusatmosphäre:



Mit dem Säureregen müsste man dann immer noch klar kommen...

Wie schwierig wäre es denn eine unbemannte "Luftschiff"-Raumsonde zu starten? Gibt es da KO-Kriterien gegen oder hat es mal Überlegungen gegeben?


O°C bei einem bar? Das wäre doch perfekt... Dann braucht man halt warme Jacken auf der Venus :D Ein RTG hat auch nen besseren Wirkungsgrad bei weniger Temperatur...

Die 0°C wären doch auch eine Wasserfalle? Ist diese Schicht dann feucht?

LOXRP1

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #14 am: 13. August 2013, 11:45:01 »

O°C bei einem bar? Das wäre doch perfekt... Dann braucht man halt warme Jacken auf der Venus :D Ein RTG hat auch nen besseren Wirkungsgrad bei weniger Temperatur...

Die 0°C wären doch auch eine Wasserfalle? Ist diese Schicht dann feucht?

Die Grafik ist nciht ganz aktuelle, es sind eher ca. 75°C bei ca. 1 bar. Den größte Anteil an Wasser bzw. ungebundenen Wasserstoff hat die Venus verloren, denn sie hat kein Magnetfeld wie die Erde sondern nur ein induzierten durch den Sonnenwind, womit Sonnenwinde tiefe in die Exosphäre reichen. Wasserstoff ist aber in der Schwefelsäure gebunden und Sauerstoff im CO2, womit Wasser erzeugt werden könnte.

RTG sind nicht notwendig auf der Venus. Solarzellen sind doppelt so effizient wie auf der Erde und Wärme ist auch vorhanden auf der Venus.

Ich verstehe nicht warum man unbedingt auf die Oberfläche direkt will. Es ist ungefähr so als wollte Marsianer erst auf dem Grund des Ozeans auf der Erde landen. Den die Troposhäre besteht fast komplett aus CO2, welcher aufgrund des Druckes und der Temperatur überkritisch ist und damit eher eine Flüssigkeit als ein Gas. Dieser "Kohlenstoff Ozean" reflektiert äußerst gut das Sonnenlicht, womit Solarzelle auch an der Unterseite eines Ballons angebracht werden können.



Edit:

Übrigens ist der Strahlungsschutz in der Tropopause der Venus vergleichbar mit dem der Erde auf Höhe des Meeresspiegels. :)

runner02

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #15 am: 13. August 2013, 13:02:56 »
Die "Oberfläche" des Jupiters ist doch auch -willkürlich - definiert, wo ein bar herrscht (mangels bekannter fester Oberfläche).

Müsste man auch bei der Venus einführen. Wo 1 bar ist, da fühlt man sich gleich mehr zu Hause :D

*

Offline MR

  • *****
  • 2113
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #16 am: 13. August 2013, 16:30:35 »
Technisch sehe ich keine Chance für eine bemannte Landung auf der Venus, selbst in ferner Zukunft nicht. Dazu sind die Bedingungen einfach zu extrem. Aufgrund der dichten Lufthülle dürfte man auch kaum mit einer Stufe starten können, was das ganze zusätzlich erschwert.

LOXRP1

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #17 am: 13. August 2013, 19:46:59 »
Technisch sehe ich keine Chance für eine bemannte Landung auf der Venus, selbst in ferner Zukunft nicht. Dazu sind die Bedingungen einfach zu extrem. Aufgrund der dichten Lufthülle dürfte man auch kaum mit einer Stufe starten können, was das ganze zusätzlich erschwert.

Aktuelle sieht da wohl kaum Jemand eine Chance. Was die Zukunft bringt vermag wohl nicht mal ein Nostradamus zu erahnen  ;)
Anbetracht der nicht linearen Entwicklungen in der Technik, gerade im Feld der Nanotechnologie, womit sich neue Werkstoff uns erschließen. Warten wir mal ab.

Wenn man ein schwebenden Außenposten hätte, müßte man von der Oberfläche nicht unbedingt bis ganz in den Orbit kommen.

Führerschein

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #18 am: 13. August 2013, 22:21:34 »
Von einem schwebenden Außenposten in den Orbit ist es auch nicht leichter als auf der Erde, also verdammt schwierig. Und mit einer Rakete der Leistung da runter dürfte auch verdammt schwierig sein. Nicht das bremsen, da hilft die Atmosphäre, aber man müßte eine Struktur da bauen, die die ganze Rakete tragen kann. Die müßte leicht und riesig sein. Wie macht man das bei Wind? Aber wenigstens könnte man da vielleicht Treibstoff aus der Atmosphäre herstellen.

Aber für die Erkundung der Oberfläche sehe ich schwarz. Gegen eine Kühlanlage für den Zweck stehen die Gesetze der Thermodynamik, ich halte das für ausgeschlossen. Da nutzt keine Nanotechnologie.

Eher könnte man eine ganz eigene Hochtemperatur-Technologie entwickeln und Maschinen bauen, die sich unter den Umständen wohl fühlen. Falls man keine Computertechnik hinkriegt, die bei den Temperaturen funktioniert, könnte man vielleicht wenigstens eine Computerplatine genug kühlen.

runner02

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #19 am: 14. August 2013, 11:31:28 »
Eher könnte man eine ganz eigene Hochtemperatur-Technologie entwickeln und Maschinen bauen, die sich unter den Umständen wohl fühlen. Falls man keine Computertechnik hinkriegt, die bei den Temperaturen funktioniert, könnte man vielleicht wenigstens eine Computerplatine genug kühlen.

Das sollte schon möglich sein, mit einegem Aufwand. Platine und Isolierung müssen aus Keramik sein, Plastik schmilzt dir weg.

Mikrochips sind drinnen dotiertes Silizium, das sollte die Temperatuir locker aushalten. Löten müsste man halt mit einem hoch-schmelzendem Metall (die Üblichen Lötstellen schmelzen bei ~200°C)


Aber wie macht man etwas hoch-kompilizertes wie eine Kamera? Sicher ist das möglich, aber das zu entwickeln wird teuer. So ein Standard-Konsumer Kamera ist billig, da stecken Jahre an Entwicklung drinnen und hohe Stückzahlen - man zahlt praktisch nur mehr das Material...

EDIT:
Theoretisch: Aus was besteht der optische Chip der Kamera (CCD Sensor)? Wenn der auch aus Silizium wär, müsste man nur die Elektronik und die Plastikhülle austauschen

EDIT EDIT:

bin zu dem Schluss gekommen, dass es möglich sein muss, eine Kamera zu bauen, die 500°C aushält. Aber dazu müsste sich ein Elektroniker sehr intensiv mit Kameras beschäftigt haben, ....

LOXRP1

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #20 am: 14. August 2013, 23:25:56 »
Von einem schwebenden Außenposten in den Orbit ist es auch nicht leichter als auf der Erde, also verdammt schwierig. Und mit einer Rakete der Leistung da runter dürfte auch verdammt schwierig sein. Nicht das bremsen, da hilft die Atmosphäre, aber man müßte eine Struktur da bauen, die die ganze Rakete tragen kann. Die müßte leicht und riesig sein. Wie macht man das bei Wind? Aber wenigstens könnte man da vielleicht Treibstoff aus der Atmosphäre herstellen.

Aber für die Erkundung der Oberfläche sehe ich schwarz. Gegen eine Kühlanlage für den Zweck stehen die Gesetze der Thermodynamik, ich halte das für ausgeschlossen. Da nutzt keine Nanotechnologie.

Also abgesehen davon, dass ich eine bemannte Landung auf Venus Oberfläche auch für nicht sinnvoll halte, weil der Aufwand in keiner Relation zum Nutzen steht. Untersuchungen, sowie Erkundungen können auch telerobotisch von einem schwebenden Habitat oder von einem im Orbit erledigen werden. Trotzdem wäre eine bemannte Landung möglicherweise machbar, dagegen spricht kein Gesetz der Physik noch die Postulate der Thermodynamik. Man bräuchte eine nahezu Adiabate Isolierung bzw. eine sehr gute Wärmeisolierung mit genug Kühlmittel, womit der Aufenthalt natürlich begrenzt bleiben dürfte.
  • Niemand hat behauptet dass es einfach ist, es geht schlicht darum dass es möglich ist.
  • Die Venus hat ca. 10% weniger Gravitation, was ein signifikanter Vorteil ist für eine Trägerrakete.
  • ca.54 Km Differenz an Höhe ist nicht zu verachten.
  • Der Wind kann auch zum Vorteil genutzt werden, wenn man den Träger horizontal starten läßt, was Auftrieb erzeugt.
  • Als Bsp. ein rundes Habitat gefüllt mit unsere Atemluft und einem Radius von 400m trägt 350000 t in der Tropopause der Venus. Das gute ist man kann den Wohn- und Arbeitsraum als Auftriebskörper nutzen und Zusätzlich Wasserstoff oder Helium Tanks haben um Massen Differenzen auszugleichen.
  • Man könnte Proben mit Ballons zum schwebenden Habitat bringen, was einfacher wäre.

Quelle:
Geoffrey A. Landis bzw.
http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/20030022668_2003025525.pdf

Zitat
Eher könnte man eine ganz eigene Hochtemperatur-Technologie entwickeln und Maschinen bauen, die sich unter den Umständen wohl fühlen. Falls man keine Computertechnik hinkriegt, die bei den Temperaturen funktioniert, könnte man vielleicht wenigstens eine Computerplatine genug kühlen.

Es gibt schon Hochtemperatur Technologie für Triebwerksbrennkammern auf Basis von Siliziumkarbid. Interessanterweise gibt es NASA Studien diesbezüglich für ein Venus Rover.

http://www.nasa.gov/pdf/745590main_Landis-2013-SpringSympPresentation.pdf


Ich persönlich fände eine bemannte Mission zum Venus sinnvoller als zu einem NEO. Würde man eine hohe eliptische Umlaufbahn wähle, könnte man telerobotisch die Atmosphere mit Ballons, wie bei der Vega Mission der Sovjets oder Solar Flugzeugen untersuchen und die Oberfläche mit Rovern, wie z.B. dem oben vorgeschlagenen.

Vorteile:
  • Man braucht weniger delta V als zum Mars, wenn man ein hohen elliptischen Orbit wählt.
  • Kürzere Transit-Zeit als zum Mars.
  • Man kann mehr lernen als von einem NEO. Vor allem als Analogie zu Erde(Treibhauseffekt, usw..).
  • Strahlungsschutz für die Besatzung kann getestet werden.
  • Antrieb und Habitat für spätere Applikation, wie die Mars Landung können getestet werden.

Edit:

Was ich interessant finde ist, dass man sich in Russland schon 1971 über schwebende Habitate Gedanken gemacht hat.



oder auch bei der NASA in den 90er.


Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #21 am: 15. August 2013, 03:08:54 »
Die Amerikaner und ihre Donuts...  ;D
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

*

Online MX87

  • *****
  • 1782
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #22 am: 15. August 2013, 17:19:12 »
Die Amerikaner und ihre Donuts...  ;D

Missionsmaskotchen wäre hier nicht Snoopy (siehe Apollo), sondern Homer Simpson  ;D
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

runner02

  • Gast
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #23 am: 21. Februar 2014, 21:05:31 »
Heute im Halbschlaf kam mir ein Gedanke:

Wenn man schwebende Städte (oder sei es auch nur eine kleine Basis) auf der Venus hat, und ein 100 km langes CNT Seil runterhängt, dann könnte man an dem Seil doch hinunter und hinaufklettern?
Wie ein Space Elevator, und irgendwie doch nicht  ::)

Hätte das überhaupt Sinn? Die Oberfläche wäre dann leicht zugänglich, aber was tut man dort? Es gibt kein Wasser, und auch keinen Wasserstoff in anderer Form (mal abgesehen von ein bisschen Schwefelsäure)

Man könnte natürlich auch ein Rohr bauen, das 470°C heiße Luft nach oben pumpt, und es mit der 0°C kalten Luft in der Höhe zusammenbringen, und damit einen Stirlingmotor oder Peltierelemente betreiben.

Möglicherweise könnte man am Boden auch Titan oder Gold gewinnen (korrosionsfeste Metalle). Oben könnte man CO2 in Graphit + Sauerstoff umwandeln, und den Graphit in den korrosionsfesten Boxen auf Dauer speichern? Natürlich kostet das einen Haufen Zeit und Energie, aber wenn das automatisiert abläuft...
Bei Gelegenheit suche ich mir mal die Masse der Venusatmosphäre raus, und berechne, wieviel Graphit man bekommen würde und wieviel Energie das brauchen würde. Wahrscheinlich gigantische Mengen.

Offline T.D.K.

  • *****
  • 566
Re: Bemannte Venuslandung
« Antwort #24 am: 21. Februar 2014, 21:24:22 »
Man könnte natürlich auch ein Rohr bauen, das 470°C heiße Luft nach oben pumpt, und es mit der 0°C kalten Luft in der Höhe zusammenbringen, und damit einen Stirlingmotor oder Peltierelemente betreiben.

Sollte das nicht auch direkt an der Oberfläche funktionieren?
Ich weiß nicht wie heiß man einen Radiosiotopengenerator bekommen kann,
aber wenn er heißer wäre als die umgebende "Luft" dann könnte man mit diesen
delta T einen Sterling Motor betreiben, ein Sterling bracht doch nur delta T um zu laufen
wie heiß oder kalt es ist spielt doch erstmal keine Rolle und Materialieren die die temperaturen
auslahlten gib es auch genug. Mit der umgesetzten Energie kann man einen weiteren
Sterling betreiben der die gut Isolierte Station kühlt.

Aber auch unbemannte Rover sollten auf diese Weise doch Möglich sein,
die dann die Venus (wie Curiosity den Mars) erkunden.
Ist denn der Mond auch da wenn niemand hinsieht?