Ich kann mir sogar vorstellen, dass man mithilfe der Rohdaten noch Exoplaneten finden kann, die es noch nicht mal auf die Kandidatenliste geschafft haben. Laut Kepler Seite wird aus der Lichtkurve erst dann ein Kandidat, wenn mindestens 4 Transits beobachtet wurden. Man könnte also, wenn erst 2 oder 3 Transits beobachtet wurden, mit anderen Teleskopen gezielt zu dem Zeitpunkt beobachten, an dem (wenn es sich denn um einen Planet handelt) der nächste Transit zu erwarten ist.
Andererseits muss ich zugeben, dass ich von der aktuellen Entwicklung sehr enttäuscht bin. Die bereits gemachten und noch kommenden Entdeckungen schön und gut, aber das Interessante an der Kepler-Mission ist ja, dass man eine mehr oder weniger repräsentative Stichprobe von Planeten in der Milchstraße haben wollte, sodass man statistische Aussagen über die Häufigkeit von bestimmten Planeten machen kann.
Mithilfe der Transitwahrscheinlichkeit kann man ja von der Zahl der beobachteten Transitplaneten auf die Zahl der mit Kepler nicht beobachtbaren Nicht-Transitplaneten schließen. Das würde aber vorraussetzen, dass man auch tatsächlich alle Planeten beobachtet, die beobachtbar sind. Endet die Kepler-Mission jetzt, so kann man ab einer bestimmten Orbitalperiode (bei der letzten Bekanntgabe von neuen Kandidaten wurden 68 Tage genannt) nur noch eine Untergrenze der Häufigkeit angeben, die Tatsächliche Häufigkeit bliebe Spekulation.
Ziel Nummer 1 der Mission lautete aber:
"Determine the abundance of terrestrial and larger planets in or near the habitable zone of a wide variety of stars;"
"Bestimmen der Häufigkeit von erdähnlichen und größeren Planeten in oder nahe der habitablen Zone von einer großen Vielfalt von Sternen;"
Mit dem bisher Erreichtem ließe sich das aber gerade einmal für rote Zwerge sagen. Für Sterne wie unsere Sonne müsste man schon Perioden bis rund 2 Jahre in Betracht ziehen (der Mars ist ja am äußeren Rand unserer habitablen Zone). Bei helleren Sternen entsprechend eine noch länger Periode.
Wenn man also schon das erste Ziel nicht erreichen kann, müsste man die Kepler-Mission dann - gemessen an den vorher gesteckten wissenschaftlichen Zielen - nicht als gescheitert einschätzen?