Ginge man tatsächlich davon aus dass, sich plötzlich unter geeigneten Bedingungen Leben aus leblosen Material entwickeln kann, so müsste diese Affinität dem anorganischen Material bereits von Anfang anhaften.
Was genau verstehst du unter anorganischem Material? Beziehst du dich damit auf die Unterscheidung zwischen organischer und anorganischer Chemie? Ich halte das eher für eine historisch bedingte Unterscheidung. Man hat damals einfach geguckt, was alles in Lebewesen so an Stoffen vorkommt und das mit dem Stempel "organisch" versehen, alles andere dann eben unorganisch. Meiner Meinung nach hauptsächlich eine begriffliche Unterscheidung. Letztenendes ist alles aus Atomen und Molekülen, und, und, und zusammengesetzt, es ist einfach Material. Ohne irgendwelche Vorwörter, ich würde den Kohlenstoff in mir nicht als belebt bezeichnen, und den in Kohle nicht als "nicht-belebt". Das Material an sich ist nicht belebt/unbelebt, es kann nur Dinge bilden, die man dann als lebend bezeichnet, oder nicht. So wie das Holz eines Baumes kein Stuhl oder Tisch ist. Aber beides kann man aus Holz machen.
Beim Urknall müsste weiterhin also die Konfiguration der Quarks, als kleinste Bestandteile der Materie, auf die Affinität hinausgelaufen sein.
Nicht nur die Quarks, sondern auch alle Naturgesetzte und was wir uns sonst so vorstellen können. Es muss alles ziemlich genau so sein, wie es ist, damit wir so sind, wie wir sind
Hier kommen wir dann, zu der auch nicht unbekannten Frage:
1) Ist alles so aufeinander abgestimmt wurden, damit sich Leben entwickeln kann (von Anfang an Zielgerichtet zum Leben), oder
2) Hat sich Leben entwickeln können, weil die Bedingungen so sind, wie sie sind (nicht zielgerichtet, sondern einfach eine Folge der Gegebenheiten)
Nebenbei: "Beim Urknall müsste weiterhin also die Konfiguration [...] hinausgelaufen sein." Hört sich nach einem Prozess an, nach aktivem eingreifen, und vor allem nach der Möglichkeit, dass man es auch anders hätte einstellen können - also eher nach meinem Fall 1)
(Ich tendiere eher zu Fall 2. Die Dinge waren halt so, wie sie waren und sind so, wie sie sind, und deswegen konnten wir uns entwickeln.)
Wäre dies so, kann man davon ausgehen, dass, bei der Größe des Universums, die Bedingungen mehr als nur einmal wie auf der Erde vorlagen, sich also das Leben mehrmals entwickelt haben muss.
Zuerst gehst du noch von einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit aus ("
kann man davon ausgehen") und schlussfolgerst dann daraus dann auf etwas definitives ("muss"). Funktioniert meines Erachtens nicht. Die Größe des Universums und die Tatsache, dass es schon einmal eine Umgebung hervorgebracht hat, auf der sich Leben entwickeln kann, macht es wahrscheinlich, dass dies auch noch mindestens ein zweites Mal passiert ist, oder öfters. (Unter Vorraussetzung, dass Lebensentstehung unter Idealbedingungen kein Zufall ist, bitte nicht vergessen). Aber (leider) nicht definitiv. Da es keine Idealbedingungen gibt; Korrektur: Da es wahrscheinlich keine gibt, ist auch eine Lebensentstehung nicht definitiv absehbar. Je besser die Umgebung ist, desto wahrscheinlicher die Entstehung von Leben, aber erst bei Idealbedingunen ist es definitiv so.
Eine Unterscheidung in unbelebter und belebter Materie würde dann seine Berechtigung verlieren, letztes in ersteres bereits prinzipiell innewohnt.
Das ist für mich zu schwamming formuliert. Statt deiner Zweiteilung ("unbelebte"/"belebte" Materie) würde ich lieber eine Dreiteilung vornehmen:
1) Bausteine: Atome, Moleküle, etc. oben auch schonmal als "Material" bezeichnet (Holz/Baum)
2) Nicht-Lebendes: Konstrukt aus Bausteinen, dass nach unserer intuitiven* Einschätzung nicht lebt (Stuhl)
3) Lebendes: Konstrukt aus Bausteinen, dass nach unserer intuitiven Einschätzung lebt (Tisch)
- Eine Unterscheidung zwischen diesen drei Sachen sehe ich keinesfalls als unberechtigt. Bausteine sind weder lebendig noch tot. Das Kohlenstoff-Atom in mir ist genauso ein Kohlenstoff-Atom, wie jenes in Kohle. Es ist einfach Material.
- Ein Stein ist irgendetwas aus Bausteinen zusammengesetztes. Genau wie ich. Dennoch würde ich nicht sagen, dass dem Stein Leben innewohnt, nur weil die Bausteine in ihm, eventuell auch in einem Lebewesen hätten sein können. Der Stuhl ist ein Stuhl. Man hätte aus seinem Holz auch einen Tisch machen können, man kann ihn vll auch wieder zerlegen und nachträglich einen Tisch draus machen. Solang er aber ein Stuhl ist, ist er ein Stuhl - kein Tisch.
*intuitive Einschätzung ob lebend oder nicht lebend: Ein Problem in der Wissenschaft heutzutage ist nachwievor: "Wie definiere ich Leben?". Dazu gibt es mehrere Ansatze, mehr oder weniger komplex, ich glaube etwas perfektes (und ggf, einfaches) hat man noch nicht gefunden, das Ganze ist eine Diskussion für sich wert. Ich bezieh mich deshalb hier erstmal lediglich auf unsere persönliche Einschätzung, was wir als lebend und was wir als nicht lebend bezeichnen - darin sind sich die allermeisten ziemlich häufig einig :p
Ich glaube was du hier bei "1)" nahelegen wolltest ist, dass man aus dem Material grundsätzlich auch was lebendes herstellen kann (*zustimm*), was willow in seiner These aber eher verdeutlichen wollte ist, dass die Möglichkeit besteht, dass man aus Material nicht nur Lebendes herstellen kann - sondern prinzipiell alles was damit hergestellt wurde, eventuell das Material selbst auch, lebt. Also, dass der Stein auch lebt. Oder Teil eines größeren Organismus ist. Das alles ein gewisses Bewusstsein hat - was dann aber etwas wäre, was wir als Menschen derzeit nicht erkennen können, nicht beweisen können und nicht wiederlegen können (weil wir es nicht erkennen). Eine Theorie macht nur Sinn, wenn es zumindest *theoretisch* möglich ist zu widerlegen. Ich kenne keine Möglichkeit, wie man diese Theorie widerlegen (oder Indizien für die Theorie finden könnte), deswegen denke ich auch,
daß diese zwei zusätzlichen Thesen eher nicht für unser Thema
zielfördernd sind...
Es ist meiner Meinung nach derzeit eine rein philosophische Frage/Theorie. Ohne Frage Wert darüber nachzudenken, aber eher nicht hier. Sonst werden meine Texte noch länger als sie sowieso schon sind
(Tut mir Leid, dass ich manchmal Formulierunen SEHR genau unter die Lupe nehme, wie zum Beispiel die Sache mit dem "muss" eben.
Wenn meine Texte zulang sind, und/oder ich mich zu oft auch wiederhole, bitte Bescheid sagen
Ich hab nur so meine Probleme, sicherzugehen, dass das, was ich sage, auch genau so verstanden wird, wie ich es meine^^)
Zu "2)": In diesem Fall, nämlich das Leben ein Produkt des Zufalls (oder Gott) ist, würde ich auch erstmals von belebter Materie und unbelebter Materie sprechen (im Gegensatz zu Fall 1). Denn dann kann es nämlich sein, dass zwei chemisch, physisch, wie auch immer ganz exakt gleich aufgebaute Körper, sich dennoch in einer Eigenschaft unterscheiden: Der eine lebt, der andere nicht. Das eine wäre dann damit wirklich "belebte" Materie, Materie der extern die "vis vitalis" eingehaucht wurde, und erst dadurch Leben aufbaut.
Damit wäre auch die Lebensentstehung kein richtiger Prozess mehr, das Material könnte sich zwar zu Lebensbausteinen, und lebensidentischen Körpern zusammenfinden, würde aber von dort aus nicht anfangen auch wirklich ein Lebewesen zu bilden. Übrigens ist es dann auch egal, ob der Zufall nur ein oder mehrere Male aufgetreten ist, solang es wirklich Zufall war, dass ein Objekt "plötzlich" lebte.
(Je mehr ich darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher halte ich einen reinen(!) Zufall bei der Lebensentstehung, eher schon noch Gott
Favorit bleibt aber Ansicht 1 ^^)
Für Ansicht 1, spricht auch der Gedanke, dass das Leben möglicherweise auch von Asteroiden "importiert" wurde. Es müssen folglich nicht unbedingt Erdbedingungen für seine Entstehung verantwortlich sein.
Ich tendiere zwar auch zu Ansicht eins, jedoch schließt die Tatsache, dass Leben auf einem Asteroiden (oder woanders außerhalb der Erde) entstanden sein könnte, nicht aus, dass es dennoch reiner Zufall war.
Btw. wenn es tatsächlich reiner Zufall sein sollte, der Leben entstehen lässt, ja, dann hast du recht, dass dürfte einige, wenn nicht gar viele Wissenschaftler (und sonstige Leute - wie mich^^) ziemlich frustrieren
dennoch, Erkenntnis bleibt Erkenntnis.
Das Wissen darum, dass wir Produkt eines Zufalls, also reines Glück wären, wie auch alles andere Leben, ließe uns vll sorgsamer damit umgehen, da wir nicht darauf Hoffen könnten, dass wir Verlorenes wiederherstellen könnten.
Und damit wünsche ich allen eine gute Nacht
Nachtrag: Oh Gott, dass ist ja wirklich ellenlang. Während des Schreibens macht der Post zwar einen großen/langen, aber nicht SO langen Eindruck ^^