Autor: Eric Idle
Die Reise zum Mars
Ich habe erst mal 40 bis 50 Seiten lesen müssen, bevor ich halbwegs in die Story eingestiegen bin und die richtige Lesefreude da war.
Am Anfang wird das Thema des menschlichen Humors mit Hilfe von 2 Komikern und einem Androiden doch etwas zu verkrampft aufgebaut. Dies ist aber wohl dem beruflichen Hintergrund des Autors und der vermeintlichen Erwartungshaltung des Lesepublikums, die er bedienen wollte geschuldet.
Nun nach dem Einlesen entspannt sich eine vielschichtige Story mit schnellen Perspektivwechseln und parallelen, sequenziellen und zeitversetzten Handlungssträngen. Wer Monty Python kennt, weiß wie schnell „zu etwas komplett Anderem“ umgeschaltet wird. Die Komiker vom Anfang verkörpern gleichsam in ihrer Unterschiedlichkeit auch die bipolare Welt. Gut und Böse, klein und groß, dunkel und hell…. was auch den tragenden Ansatz zur Bewertung des menschlichen Tuns im Buch darstellt.
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Was mich am Anfang auch sehr irritierte war das Buchcover der deutschen Ausgabe, wo ein Blechroboter a la Marvin/Bender-Verschnitt dargestellt ist, der so gar nicht zu dem sehr menschlichen Bowie Androiden passt, der im Buch beschrieben wird und die Handlung mit trägt.
Im Vergleich führen da die Cover der englischsprachigen Ausgaben nicht so leicht in die Irre. Und das ist auch gleich meine Kritik. Ich habe den Eindruck, dass weder die Gestalter des deutschen Covers noch die Verfasser der Bewertungskommentare auf der Buchrückseite wirklich das Buch gelesen haben.
Hier habe ich den Eindruck, dass nur sehr oberflächlich mit einer selbsterfüllenden Erwartungshaltung an die Gestaltung und Kommentierung des Buches herangegangen wurde.
Im Verlauf des Buches entspinnt sich eine langsam anfangende und immer schneller mit Katastrophen, Waffenschmuggel, Rebellen oder Revolutionsterroristen gespickte Handlung. Persönliche Schicksale von verlorenen oder verloren geglaubten Kindern, Eltern und Androiden vermischen sich mit Flüchtlingsströmen in denen Künstler oder das Showbiz kurz mal bis zur Unkenntlichkeit untertauchen um gleich danach wieder oben zu schwimmen und sich in Szene zu setzen. Am Abbild einer alternden „atombombenfesten“ Diva und deren Geltungssucht wird hier auch eine deutliche Selbstkritik des Autors erkennbar.
Gleichsam wird ein quasi philosophischer Ansatz gewählt, über das Thema des menschlichen Humors nachzudenken, und das von einem Androiden mit Computerhirn. Die finale Formel des Humors findet sich dann seiner Meinung nach in der Leichtigkeit, die u.a. auch für die Expansion des Universums verantwortlich ist und im Gegensatz zur Schwere oder dem Schwermut als quasi Gravitation steht.
Und diese Erkenntnis hat der Android just in dem Moment, wo seine selbstlose Aufopferung bei der Rettung einer Raumschiffbesatzung zu seinem sicheren Ende in Folge des EVA Erfrierungstodes seiner letzten Elektroniksysteme führen wird – jedoch auch da kommt es dann nochmal anders.
Sein „Ableben“ erscheint ihm aber in der konkreten Situation nicht bedauerlich oder beschwerlich, da er für sich die Frage aller Fragen geklärt hat und damit mit sich selbst im Reinen ist. Das ist insgesamt eine der menschlichsten Stellen in dem Buch und zeigt damit schon wieder den interessanten Spannungsbogen auf, den der Autor schlägt.
Dass die Erkenntnis zur Frage der Fragen des Humors in seiner Beantwortung auch noch nobelpreiswürdig ist und als Plagiat eingereicht werden soll kommt als Steigerung noch hinzu.
Zum Ende des Buches hin entspannt sich ein Chaos, bei dem sich alle Handlungsstränge und Protagonsiten vermischen. Eine Verschwörung, die auf einem „Null-Fehler-Plan“ basiert, wird natürlich durch das exzentrische Verhalten eines Stars topediert und es werden einige Hinweise zum gezielten Verhalten und Beobachten bei großem Durcheinander vermittelt.
Einige Morde begleiten die immer schnellere Entwicklung, die ganz zum Schluss unter dem Slogan „The show must go on“ steht.
Gut gemeine revolutionäre Bewegung gegen Terraformung auf dem Mars sieht sich mit der Realität bei der Erfüllung einfach formulierter Wünsche und dem dadurch ausgelösten Eingriff in das Leben bisher Unbeteiligter konfrontiert.
Und dann Happy End …
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Einzelne Dialoge sind schon sehr witzig, aber insgesamt ist es meine Meinung nach kein „Urkomisches Meisterwerk“ wie auf der Rückseite des Covers beschrieben.
Anleihen bei Werken wie Dogma (versteht Gott Spaß) oder Anhalter durch die Galaxis (die Antwort auf die Frage) , Alien (eingeschmuggelter Parasit) und Dark Star (Selbstzerstörungsbombe) kann es viele geben und jeder Leser wird entsprechend seinen Vorkenntnissen da mehr oder weniger erkennen (wollen).
Vom Schreibstil erinnert es mich auch an „Sofies Welt“ mit den wechselnden Erzählperspektiven und dem Überich und Spiegelbild des Erzählers.
Mein Lieblingssatz aus dem Buch:
„Ich bin idiosymbiotisch: Ich bin so idiotisch, daß ich mit jedem klarkomme.“
Darüber kann man mal auch selbst- ironisch/kritisch und zugleich befreiend nachdenken.
Die zahlreichen Kapitel werden jeweils mit einem humorbezogenen Zitat einer diesbezüglich mehr oder weniger bekannten Persönlichkeit eingeleitet – damit kommt immer wieder Kurzweil beim Lesen auf.
Fazit: Alles in allem hat mir das Buch nach anfänglichen Mühen doch sehr gefallen und sowohl die Fantasie als auch das Nachdenken sehr angeregt. Es ist ein typisches Buch, dass man ein 10 oder 20 Jahren nochmal lesen sollte, um die gesellschaftlichen Aussagen hinsichtlich ihrer Aktualität zu verifizieren und dabei dann doch die Güte des Werkes festzustellen.
Wer keine komplexen und abstrakten Storys mag, der wird an dem Buch nicht so seine Freude finden.
dksk