Waren jemals STS Doppelstarts geplant?

  • 12 Antworten
  • 3933 Aufrufe
*

Offline Miam

  • ***
  • 159
    • Meine Homepage
Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« am: 08. Januar 2013, 19:20:36 »
Bitte nicht hauen, aber seit ich mal wieder Armageddon gesehen habe, überlege ich andauernd, ob eine derartige Doppelmission möglich gewesen wäre.

Mir ist klar dass es sowas niemals gab und leider auch niemals geben wird aber grade am Anfang des STS Programms Pre Challenger gab es ja alle möglichen Ideen fürs Shuttle.
War es jemals geplant, 2 Shuttles gleichzeitig im Orbit zu haben? Also abgesehen von STS-400 und STS-3XX?
Ich hab mal ein Bild von der geplanten Space Station Freedom gesehen mit zwei Shuttles, aber gab es ernsthafte Planungen für eine Doppelmission? Wenn ja wann war das?
Wie sahen solche Planungen aus? Startinfrastruktur gab es ja genug, 2x am KSC, 1x in Vandenberg, wie hätte es mit Kommunikation ausgesehen? Und mit dem Mission Management? Wer hätte wobei das sagen?

Fragen über Fragen... Bitte erleuchtet mich!

*

Offline KSC

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 7826
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #1 am: 09. Januar 2013, 07:50:27 »
Hallo Miam,

hier wird niemand gehauen  ;)
Als konkretes und primäres Ziel hatte man eine Doppelmission nicht. Bei der Startrate die man zu Anfang des Programms geplant hätte und mit Inbetriebnahme von Vandenberg wäre es aber sicher zu parallelen Missionen gekommen. Mitte der 80er Jahre gab es ein Programm, das sich mit den besonderen Aspekten paralleler Missionen beschäftigt hat.
Die Flugplanung für 1986 hatte zwei Starts innerhalb von 6 Tagen vorgesehen, hier hätte es soweit kommen können, dass man gleichzeitig zwei Orbiter unterwegs gehabt hätte.
Der Challenger Unfall kam dem jedoch zuvor.
Man war dafür vorbereitet die Infrastruktur war vorhanden es gab z.B. zwei Kontrollräume in Houston. Ich kann mich auch erinnern, dass man bei einer Mission parallel eine zweite Mission simuliert hat, es wäre also durchaus möglich gewesen.

Gruß,
KSC

Führerschein

  • Gast
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #2 am: 09. Januar 2013, 15:55:08 »
Ich habe die Einsatzplanungen nach dem Columbia-Desaster so verstanden, daß immer eine zweite Raumfähre für einen Rettungseinsatz bereitstand. Also hätte jeder dieser Flüge eine Doppelmission sein können.

Oder habe ich etwas falsch verstanden?


*

Online Schillrich

  • Moderator
  • *****
  • 19631
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #3 am: 09. Januar 2013, 15:59:48 »
Das waren ja die o.a. STS-3XX-Missionen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Miam

  • ***
  • 159
    • Meine Homepage
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #4 am: 11. Januar 2013, 23:28:33 »
NAch weiterer Recherche hab ich auch die zwei 1986er Missionen gefunden:
STS-61-F (Challenger) - Planned Launch Date: 15 May 1986
STS-61-G (Atlantis) - Planned Launch Date: 20 May 1986

Und beide sogar von KSC, Vandenberg war wohl zu unwichtig, obwohl es militärisch war...

Edit: Da ich den Vandenberg Shuttle Thread grad nicht finde, frag ich hier nochmal, passt irgendwie ja auch zum Thema:
Wer war eigentlich für Starts von Vandenberg aus Verantwortlich? Eigentlich sind die Shuttle ja NASA Eigentum(?richtig?) gewesen, aber Vandenberg ist ja Airforce. Außerdem sollten von dort ja hauptsächliche Militärmissionen geflogen werden, wie sah da die Planung aus? Start Airforce, Orbit Nasa? Oder ganz anders?

*

Offline KSC

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 7826
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #5 am: 12. Januar 2013, 11:26:07 »
Der erste Shuttle Start von Vandenberg aus war mit Discovery für den 1. Juli 1986 geplant (STS-62A).

Der Shuttel Startkomplex in Vandenberg (SLC-6) stand unter Kontrolle des DoD, die Nutzlast und deren Processing sowieso.
Startvorbereitung, Countdown und der Start selbst wären von Vandenberg aus, also vom DoD  controlled worden.
Nach dem Start wäre, wie üblich,  das JSC in Housten zuständig gewesen.
Nach der Landung wäre die Zuständigkeit dann wieder an Vandeberg übergegangen.

Gruß,
KSC
 

Offline TWiX

  • *****
  • 2176
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #6 am: 26. März 2013, 17:37:04 »
Ich pack meine Frage mal hier mit rein, weils sie zueinem nicht unerheblichen Teil mit dem obigen Thema zu tun haben. Und zwar gehts mir darum, warum dei Challenger-Katastrophe das komplette Programm so über den Haufen geworfen hat? Immerhin war (soweit ich weiß) ein Problem mit den Boostern die Unglücksursache. Sicher, man hatte danach ein Orbiter weniger, aber man hätte doch trotzdem 2 Orbiter gleichzeitig zum Start vorberieten können und führen. Die häzten sich dann gegenseitig als Rettungsmission dienen können, bzw. der dritte Orbiter und später auch der nachgebaute 4./5. Orbiter...
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #7 am: 26. März 2013, 18:53:11 »
Naja bereits zum Challenger-Unglück zeigte sich, dass es ohne intensive Wartung und hohe Kosten nicht ging. Geplant waren ja mal alle zwei Wochen ein Start. Die Katastrophe hatte 7 Astronauten das Leben gekostet, da macht man nicht einfach so weiter. Außerdem wurden die Booster wiederverwertet, daher von Wartungen betroffen und waren Sicherheitsrelevant. Veränderungen bei früheren Missionen am Dichtungsring wurden einfach nicht beachtet. Es wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, was ein neuer Kostenfaktor war. Zudem hatte man beim Management der NASA Warnungen einfach überhört, da man es für besser hielt, jetzt zu starten anstatt noch eine Verzögerung in kauf zu nehmen. Insgesamt wurden dabei große Mängel im Management, während der Wartung und bei der Sicherheit festgestellt was zu einer Pause von zwei Jahren führte. Zwei Shuttles gleichzeitig, wo man nur zwei hatte wäre wartungstechnisch nicht machbar gewesen, zudem noch sau teuer. Man hätte noch weniger Missionen durchführen können. Um "Rettungsmissionen" ging es damals nicht, sondern um Startabbruchverfahren.

*

Offline -eumel-

  • Moderator
  • *****
  • 15220
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #8 am: 27. März 2013, 03:46:58 »
Geplant waren ja mal alle zwei Wochen ein Start.

Das war bestenfalls die theoretisch schnellstmögliche Startfolge bei zwei aktiven Startrampen, aber niemals geplant oder gar finanziert.
Als das Space Shuttle in den 70er Jahren als wiederverwendbarer Raumtransporter für niedrige Umlaufbahnen konzepiert wurde, kam natürlich auch die Frage auf, wie oft so ein Orbiter wiederverwendbar ist und wie schnell er wieder einsatzfähig ist.
Danach wurde die Anzahl der anzuschaffenden Orbiter, Processing Facilities und anderer Ausrüstung bemessen.
Wenn die Startvorbereitungen auf der Rampe 4 Wochen dauern, man aber die Möglichkeit für zwei Starts im Monat haben will, braucht man eben zwei Startrampen, um zwei Fahrzeuge parallel abfertigen zu können.
Das war aber bevor überhaupt ein Shuttle geflogen ist.
Den tatsächlichen Wartungsaufwand, der bei einem Raumflug am Orbiter entsteht, konnte man dann erst in der Praxis sehen.
Dabei zeigte sich, dass viel mehr kaputt ging, oder gewartet werden musste, als sich die Theoretiker vorgestellt hatten.

Für Starts alle zwei Wochen gab es dann aber eh keine Aufträge.
Wo hätten die denn alle hin fliegen sollen - so viele Missionen gab es ja gar nicht.

Theoretisch kann ein Taxi 24 Stunden am Tag fahren (mit drei Fahrern).
Aber es werden sich nicht rund um die Uhr genügend Fahrgäste finden.

*

Offline Pham

  • *****
  • 1141
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #9 am: 27. März 2013, 12:02:12 »
Geplant waren ja mal alle zwei Wochen ein Start.

Das war bestenfalls die theoretisch schnellstmögliche Startfolge bei zwei aktiven Startrampen, aber niemals geplant oder gar finanziert.
Als das Space Shuttle in den 70er Jahren als wiederverwendbarer Raumtransporter für niedrige Umlaufbahnen konzepiert wurde, kam natürlich auch die Frage auf, wie oft so ein Orbiter wiederverwendbar ist und wie schnell er wieder einsatzfähig ist.
Danach wurde die Anzahl der anzuschaffenden Orbiter, Processing Facilities und anderer Ausrüstung bemessen.
Wenn die Startvorbereitungen auf der Rampe 4 Wochen dauern, man aber die Möglichkeit für zwei Starts im Monat haben will, braucht man eben zwei Startrampen, um zwei Fahrzeuge parallel abfertigen zu können.
Das war aber bevor überhaupt ein Shuttle geflogen ist.
Den tatsächlichen Wartungsaufwand, der bei einem Raumflug am Orbiter entsteht, konnte man dann erst in der Praxis sehen.
Dabei zeigte sich, dass viel mehr kaputt ging, oder gewartet werden musste, als sich die Theoretiker vorgestellt hatten.

Für Starts alle zwei Wochen gab es dann aber eh keine Aufträge.
Wo hätten die denn alle hin fliegen sollen - so viele Missionen gab es ja gar nicht.

Theoretisch kann ein Taxi 24 Stunden am Tag fahren (mit drei Fahrern).
Aber es werden sich nicht rund um die Uhr genügend Fahrgäste finden.
Naja, zu der im Nachhinein als äußerst optimistisch angesetzte Startfrequenz, gab es zu dieser Zeit auch noch die  Überlegungen (Hoffnungen?), das durch die Wiederverwendbarkeit die Transportkosten dramatisch sinken würden (das Gegenteil war der Fall).
Wenn sich diese ursprüngliche Einschätzung hinsichtlich Kosten/Preis bewahrheitet hätte, wären sicher genug Nutzlasten "gefunden" und entwickelt worden, die diese hohe Startfrequenz nötig gemacht hätten.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

LOXRP1

  • Gast
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #10 am: 27. März 2013, 12:21:29 »
Geplant waren ja mal alle zwei Wochen ein Start.

Das war bestenfalls die theoretisch schnellstmögliche Startfolge bei zwei aktiven Startrampen, aber niemals geplant oder gar finanziert.
Als das Space Shuttle in den 70er Jahren als wiederverwendbarer Raumtransporter für niedrige Umlaufbahnen konzepiert wurde, kam natürlich auch die Frage auf, wie oft so ein Orbiter wiederverwendbar ist und wie schnell er wieder einsatzfähig ist.
Danach wurde die Anzahl der anzuschaffenden Orbiter, Processing Facilities und anderer Ausrüstung bemessen.
Wenn die Startvorbereitungen auf der Rampe 4 Wochen dauern, man aber die Möglichkeit für zwei Starts im Monat haben will, braucht man eben zwei Startrampen, um zwei Fahrzeuge parallel abfertigen zu können.
Das war aber bevor überhaupt ein Shuttle geflogen ist.
Den tatsächlichen Wartungsaufwand, der bei einem Raumflug am Orbiter entsteht, konnte man dann erst in der Praxis sehen.
Dabei zeigte sich, dass viel mehr kaputt ging, oder gewartet werden musste, als sich die Theoretiker vorgestellt hatten.

Für Starts alle zwei Wochen gab es dann aber eh keine Aufträge.
Wo hätten die denn alle hin fliegen sollen - so viele Missionen gab es ja gar nicht.

Theoretisch kann ein Taxi 24 Stunden am Tag fahren (mit drei Fahrern).
Aber es werden sich nicht rund um die Uhr genügend Fahrgäste finden.
Naja, zu der im Nachhinein als äußerst optimistisch angesetzte Startfrequenz, gab es zu dieser Zeit auch noch die  Überlegungen (Hoffnungen?), das durch die Wiederverwendbarkeit die Transportkosten dramatisch sinken würden (das Gegenteil war der Fall).
Wenn sich diese ursprüngliche Einschätzung hinsichtlich Kosten/Preis bewahrheitet hätte, wären sicher genug Nutzlasten "gefunden" und entwickelt worden, die diese hohe Startfrequenz nötig gemacht hätten.
Die höheren Startfrequenzen hätten es erst günstiger gemacht, denn wenn ich mich recht entsinne waren die Fixkosten für Personal und die Infrastruktur gerade das teuere. STS hätte die versprechen durchaus erfüllen können, nur hat man die Bedingungen geändert so dass es nicht mehr ging, wie z.B. zu wenig Orbiter, der Ausstieg der Air Force und und..

Offline wulf 21

  • *****
  • 1505
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #11 am: 18. Mai 2013, 10:21:01 »
Also ist das ganze letztendlich an einer Art Henne-Ei-Problem gescheitert? :o

Hohe Startfrequenz -> benötigt viele Nutzlasten -> benötigt geringe Kosten -> benötigt hohe Startfrequenz -> ...

*

Online Schillrich

  • Moderator
  • *****
  • 19631
Re: Waren jemals STS Doppelstarts geplant?
« Antwort #12 am: 18. Mai 2013, 10:35:09 »
Gescheitert ist es nicht am "Henne-Ei"-Zirkel (daran sind ja ach Henne und Ei nicht gescheitert ;)), sondern am falschen Design (gemessen an den Anforderungen/Wünschen). Anforderungen und Leistung klafften auseinander.
Beim Versuch Leistung und Anforderung dann wieder "zusammenzuargumentieren", ist es zum Henne-Ei-Zirkel gekommen. Der ist also eher Symptom statt Ursache.
« Letzte Änderung: 18. Mai 2013, 17:21:10 von Schillrich »
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)