Die Geschichte der russisch-chinesischen Raumfahrtkooperation ist eine Geschichte der Missverständnisse. Russische Kosmonauten mit Flugerfahrung auf der ISS können, wenn sie gut Chinesisch sprechen, nicht größer als 1,75 m sind und weniger als 70 kg wiegen in das Raumfahrerkorps der Volksbefreiungsarmee
eintreten und an regulären halbjährigen Missionen auf der Chinesischen Raumstation
teilnehmen. Dort können sie über das
Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls der Chinesischen Akademie der Wissenschaften für die Russische Akademie der Wissenschaften Forschungen durchführen. Am
Donnerstag wird
Lin Xiqiang, der geschäftsführende Direktor der CMSA, eventuell näher darauf eingehen.
Was aus simplen Sprach- und Sicherheitsgründen nicht geht, ist die Teilnahme russischer Kosmonauten (und anderer Ausländer) an bemannten Mondmissionen der CMSA, das Andocken russischer Raumschiffe an der Chinesischen Raumstation, und schon gar nicht das Beitragen russischer Module zur CSS.
Das bedeutet nicht, dass die Chinesen die Russen nicht mögen. Die CMSA betont immer wieder die enorme Erfahrung, die Roskosmos bei der bemannten Raumfahrt hat. Die
Chefkonstrukteurin der chinesischen Raumanzüge hat ihr Handwerk in Moskau gelernt, die Lunare Orbitalstation der CMSA war eine russische Idee. Wenn die ISRO klug ist, wird sie auf diesen Erfahrungsschatz zurückgreifen, entweder bei einer offiziellen Zusammenarbeit, oder über informelle Kontakte alter Studienfreunde, wie es die CMSA macht.
Der Vorschlag von Denis Alipov soll wohl bedeuten, das Russland anstelle der ROSS bei der Bharatiya Antariksha Station einsteigen will. Die CMSA hat seinerzeit den Orbit der Chinesischen Raumstation absichtlich flach gehalten, damit die Russen dort nicht andocken können. Die Inder müssten nun auf den Äquatornähe-Bonus ihres Startplatzes verzichten, damit die Bharatiya Antariksha Station von Sibirien aus erreichbar ist. Ich persönlich habe meine Zweifel, ob sie das machen werden, unter anderem, weil jeder weiß, dass Roskosmos nicht termingerecht liefert. Aber die Äußerungen eines Botschafters der russischen Föderation muss man zur Kenntnis nehmen.