Hallo Zusammen!
Gestern haben wir es endlich mal geschafft das Herman-Oberth-Raumfahrtmuseum (
http://www.oberth-museum.org) in Feucht zu besuchen.
Wir wohnen zwar nur 60 km entfernt, aber bisher lag der Markt Feucht nie auf unserer Route.
Aber diesen Ostersamstag haben wir uns die Zeit genommen, meine beiden Töchter, eine ihrer Freundinnen, ein Neffe und ich.
Samstag Nachmittag war es kein Problem einen kostenlosen Parkplatz zu finden.
Das Museum selbst befindet sich in einem Nebengebäude des Pfinzingschlosses, welches Oberth nach dem 2. Weltkrieg mit seiner Familie bis zu seinem Tod bewohnte.
Im Museum selbst wurden wir von einem engagierten Raumfahrt- und Museumsenthusiasten begrüßt, der uns in einer ausführlichen Einleitung den Aufbau und die Highlights des Museums erklärt hat.
Etwas ein Drittel der Ausstellungsfläche ist dem Leben und den Erkenntnissen von Herman Oberth und dem "Raketenrummel" in den 1920er-Jahren gewidmet.
Besonders interessant fand ich, dass Oberth als wissenschaftlicher Berater von Fritz Lang für die Produktion seines Stummfilms "Frau im Mond" (1928/29) tätig war.
Neben Modellen und Schautafeln zu dieser Episode gibt es auch Filmausschnitte zu sehen.
Darin wurde u.a. auch die Schwerelosigkeit sehr realitätsnah thematisiert.
Z.B. wurde gezeigt, wie problematisch Flüssigkeiten in der Schwerelosigkeit zu Handhaben sind, dass diese sich beispielsweise zu kugelförmigen "Blasen" zusammenballen, wenn sie nicht an einer Oberfläche anhaften.
Die Darstellung wurde zwar tricktechnisch gelöst, aber alleine, dass man (bzw. Oberth) sich hier physikalisch richtige Vorstellungen gemacht hat, bevor überhaupt jemand Schwerelosigkeit erleben konnte, ist sehr beeindruckend.
Einen großen Bereich nimmt die allgemeine Geschichte der Raumfahrt in den letzten Hundert Jahren bis heute ein.
Neben vielen Original-Exponaten gibt es auch zahlreiche Modelle und Schaubilder zu bestaunen.
Im kleinen Obergeschoss konnten wir ein historisches Interview mit Oberth verfolgen, welches Anfang der 1960er-Jahre aufgenommen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Satelliten und erste Kosmonauten/Astronauten im All, der Flug zum Mond war aber nur eine Idee, die zumindest der Interviewer noch für eher in fernerer Zukunft sah.
Oberth glaubte an eine Realisierung noch in den 1960er Jahren und er beschrieb schon sehr genau den wahrscheinlichen Ablauf mit einer großen mehrstufigen Rakete, einem kleineren Lander etc.
Wobei er diesem wahrscheinlichen Verlauf eine Alternative entgegensetzte, die zunächst eine Raumstation, "elektrische Satelliten" und ein schrittweises Vorgehen vorsah.
Weitere Dinge sah er schon damals richtig voraus, z.B. die zukünftige Bedeutung von "24-Stunden-Satelliten", d.h. Satelliten auf geostationären Umlaufbahnen, für die weltweite Kommunikation.
Wir haben uns fast zwei Stunden sehr gut unterhalten und informiert.
Auch für mich gab es noch einiges neues zu entdecken, für meine Begleiter (alle zwischen 17 und 20 Jahren) war es ebenfalls sehr spannend.
Angesichts der beengten Platzverhältnisse gingen manche Exponate fast etwas unter, z.B. muss sich ein russischer Raumanzug (von Ernst Messerschmid?) den Platz mit der Besuchergarderobe teilen.
So hingen unsere Jacken quasi in einer Reihe mit echtem Raumfahrtequipment.
Eine kleine Kritik kam auch von meinen jugendlichen Begleitern, zu den historischen Ereignissen im Leben von Hermann Oberth und zur Entwicklung der Raumfahrt allgemein gibt es ausführliche und hochwertige Texttafeln und Erläuterungen.
Die sehr zahlreichen Raketen- und Satellitenmodelle sind zum größeren Teil nicht beschriftet bzw. muss man den Bezug in den längeren Texten suchen.
Hier wären kleine Schilder mit einer kurzen Bezeichnung und evtl. dem Bezugsjahr sehr hilfreich.
Allerdings muss man sich klarmachen, dass das Museum von Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit betrieben und gepflegt wird, insoweit gebührt den Machern mein größter Respekt.
Es ist ihnen auf jeden Fall zu wünschen, dass die Gemeinde Feucht ihrem Wunsch nach räumlicher Vergrößerung möglichst bald entspricht.
In Ergänzung zum Museum haben wir uns auch die Sonderausstellung "Helden. Unsere Elf im All" im Pfinzingschloss gleich nebenan angesehen.
Diese Ausstellung ist eine Leihgabe des Stadtmuseum Künzelsau und stellt alle elf deutschen Kosmonauten/Astronauten vor.
(Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir Klaus-Dietrich Flade bisher nicht wirklich bekannt war bzw. mir der Name wieder entfallen war).
Wer die Sonderausstellung noch sehen möchte sollte sich beeilen, diese geht noch bis zum 30.04.2016.
Hier ist der Eintritt frei und Mo.-Fr. von 9-12 Uhr, Di. 13-15 Uhr, Do. 13-17 Uhr sowie Sa./So. 14-17 Uhr geöffnet.
Das Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum ist üblicherweise Samstags und Sonntags von von 14-17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.
Am morgigen Ostermontag ist es ebenfalls zu diesen Zeiten geöffnet.
Der Eintritt kostet 5 €, ermäßigt 3 €.
Führungen sind nach telefonischer Vereinbarung zu pauschal 50 € (8 Personen) möglich.
Wer in der Gegend ist, sollte sich das Museum unbedingt mal ansehen!
LG
Rücksturz