Ich fasse mal die Aktionen und Aussagen der letzten Wochen zusammen, wobei ich mich manchmal frage, warum schauen manche Leute nicht in die laufende Diskussion rein, bevor sie was posten.
1. Der Maulwurf hat von vornherein gut funktioniert, ist aber in einer Tiefe von ca. 30 cm offensichtlich auf einen Stein getroffen. Das wäre normalerweise kein Problem, da der "mole" in diesem Fall seitlich ausweichen würde und sich anschließend konstruktionsbedingt* wieder nach unten bewegen würde. Dies war jetzt nicht möglich, da die oberen 10 cm noch im Transportcontainer (T. Spohn nennt das den Schornstein) befinden.
2. Ein zweites Problem scheint die Standfestigkeit des Untergrundes (Regolith) zu sein, der evtl. durch Salzverkrustungen dermaßen verfestigt ist, dass kein Lockermaterial in die Bohrung nachfällt. Das Funktionieren des Bohrers beruht aber darauf, dass der Rückstoß durch die Reibung im Bohrloch teilweise aufgefangen wird. Wenn dort aber kein Material nachfällt hüpft der Bohrer in seinem selbstgeschaffenen Hohlraum auf und ab ohne einen Fortschritt zu erzielen.
(Beispiel: Wenn man einen Schlagbohrer auf eine Betonplatte setzt und ihn nur gegen Umfallen sichert, wird man keinen Bohrfortschritt erzielen, man muss schon einen Druck ausüben, um die Platte zu durchstoßen. Dieser Druck (das DLR spricht von einer Kraft von ca. 5 N) sollte normalerweise durch die Reibung im Bohrloch erzeugt werden.)
3. Ich finde, man sollte vorsichtig sein mit Formulierungen wie "das hätte man alles vorher testen können". Immerhin ist der Bereich auf dem Mars, von dem man die Bodenmechanik kennt, vergleichbar mit einem Fliegenschiss auf der Fläche einer Großstadt. Außerdem ist das Prinzip des Mole zum erstenmal überhaupt auf dem Mars eingesetzt worden und es handelt sich um ein kostengünstiges Projekt, um neue Technologien zu testen, ist also nicht vergleichbar mit den Marsrovern.
4. Da in der jetzigen Situation keine Verbesserung möglich war, hat man sich entschlossen, die Support Structure anzuheben und etwa 10-15 cm in Richtung Lander wieder abzusetzen. Da der Mole sich aber unter einem Winkel von ca. 20° eingeklemmt hat, besteht die Gefahr, dass man ihn beim Anheben der SS mit heraus zieht. Dann wäre aber das gesamte Experiment gescheitert, da es keine Möglichkeit gibt, den Bohrer für einen erneuten Versuch senkrecht zu fixieren.
5. Man wird also in mehreren Schritten, in denen die SS nicht nur senkrecht angehoben, sondern auch noch in Richtung der Mole-Neigung verschwenkt wird, vorsichtig nach oben ziehen. In den Pausen zwischen den einzelnen Schritten wird u. a. der Tagesgang der Temperatur im Mole gemessen. Sollten sich die Temperaturen stärker verändern, könnte das daraufhindeuten, dass die Sonde nicht mehr im Regolith steckt, sondern teilweise in der "Luft" hängt.
6. Solange die SS am Arm hängt, hat man leider nur mit der Landerkamera einen Blick auf den Mole, eine Begutachtung mit der Armkamera ist nur eingeschränkt möglich bis die SS abgesetzt und vom Arm gelöst wurde.
7. Alles was danach passiert, bspw. das "Zudrücken" des Hohlraums durch den Scoop (Kratzer/Schaufel) ist derzeit noch völlig spekulativ. Sicher scheint nur zu sein, dass man nach dem erfolgreichen Umsetzen der SS zunächst mal ein weiteres diagnostisches Hämmern unter direkter Kamerabeobachtung machen wird.
Und ich finde auch, dass HP3 mehr Optimismus, bzw. weniger Pessimismus verdient hat, immerhin bestehen noch verschiedene Optionen um endlich auf Tiefe zu gehen.
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* Der Kopf des Maulwurfs ist schwerer als der nachfolgende Rest der Sonde, das Teil verhält sich also wie ein nach oben geschossener Pfeil, der sich beim Runterfallen senkrecht ausrichtet.