Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie

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Offline Gerry

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2300 am: 06. Januar 2016, 21:18:32 »
Milchmädchenrechnung beherrscht er gut, der olle Ulli. So gut, dass er damit zu so einem tollen Fazit kommt:

Zitat
[...]Daher meine Prognose: Elon Musk wird sich mit den Lorbeeren eines Raketen-Recycling so lange schmücken, bis ULA mit ihrer neuen Vulcan-Rakete und Europa mit ihrer neuen Ariane 6 ihm preislich so auf den Pelz rücken, dass er die Verluste, die er mit dem Recycling macht, nicht länger hinnehmen kann und dann aus anderen ehrenvollen Gründen darauf verzichten wird.[...]

Mehr möchte ich dazu eigentlich auch nicht sagen... :-X

Raumcon-Realist

Offline Flandry

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2301 am: 06. Januar 2016, 21:27:02 »
Milchmädchenrechnung beherrscht er gut, der olle Ulli. So gut, dass er damit zu so einem tollen Fazit kommt:

Zitat
[...]Daher meine Prognose: Elon Musk wird sich mit den Lorbeeren eines Raketen-Recycling so lange schmücken, bis ULA mit ihrer neuen Vulcan-Rakete und Europa mit ihrer neuen Ariane 6 ihm preislich so auf den Pelz rücken, dass er die Verluste, die er mit dem Recycling macht, nicht länger hinnehmen kann und dann aus anderen ehrenvollen Gründen darauf verzichten wird.[...]

Mehr möchte ich dazu eigentlich auch nicht sagen... :-X


Da scheint ein Mechanismus am Werk zu sein, der auch in anderen Branchen anzutreffen ist (und möglicherweise auch einen Erklärungsansatz für die Verbissenheit der Auseinandersetzungen zwischen SpaceX-Fans und -Gegnern bietet).

Offline proton01

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2302 am: 06. Januar 2016, 21:28:15 »
Milchmädchenrechnung beherrscht er gut, der olle Ulli. So gut, dass er damit zu so einem tollen Fazit kommt:

Zitat
[...]Daher meine Prognose: Elon Musk wird sich mit den Lorbeeren eines Raketen-Recycling so lange schmücken, bis ULA mit ihrer neuen Vulcan-Rakete und Europa mit ihrer neuen Ariane 6 ihm preislich so auf den Pelz rücken, dass er die Verluste, die er mit dem Recycling macht, nicht länger hinnehmen kann und dann aus anderen ehrenvollen Gründen darauf verzichten wird.[...]

Mehr möchte ich dazu eigentlich auch nicht sagen... :-X

Wenn du es für eine Milchmädchenrechnung hälst, dann präsentier uns doch eine bessere. Sonst ist die Behauptung irgendwie unglaubwürdig.

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Offline Schillrich

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2303 am: 06. Januar 2016, 21:33:02 »
Zur Frage der wirtschaftlichen Rechnung werfen momentan alle nur mit Annahmen um sich, teilweise mit Erfahrungswissen, teilweise mit Spekulation/Erwartung/Extrapolation, im schlimmsten Fall mit willkürlicher Fantasie. Wenn man mal in sich geht, wird jeder, der hier mitredet, sagen müssen: Es weiß noch keiner. Daher sind die Urteile unsicher. Aber wir werden das Ergebnis in ein paar Jahren schon mitbekommen.


Außerdem sind Milchmädchenrechnungen zwar vereinfacht ... aber valide ... im Ursprung der Redewendung ;).
\\   //    Grüße
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tobi

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2304 am: 06. Januar 2016, 21:44:46 »
Also ich kann mich der Meinung von Herrn Walter hier nur anschließen:
Zitat
Wie sagte doch der von mir geschätzte Philosoph und Analytiker Bertrand Russell: "Wenn alle Experten sich einig sind, ist Vorsicht geboten." Lassen wir also Vorsicht walten und schauen uns an, was da wirklich passiert ist.
Alle Experten bei der ULA, bei der ESA, bei Airbus, bei Arianespace, bei CNES, beim DLR, bei Orbital etc.. sind sich einig, dass die technische Leistung beeindruckend der business case aber zweifelhaft ist.

Da ist Vorsicht geboten! ;D

Offline Kelvin

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2305 am: 06. Januar 2016, 21:52:50 »
Außerdem sind Milchmädchenrechnungen zwar vereinfacht ... aber valide ... im Ursprung der Redewendung ;).
Zitat von: Wikipedia - Milchmädchenrechnung
Eine Milchmädchenrechnung (in der Schweiz Milchbüchleinrechnung[1]) ist die spöttische Bezeichnung für eine naive Betrachtung oder Argumentation, die wesentliche Rahmenbedingungen nicht beachtet oder falsch in Ansatz bringt und deshalb zu einem nur scheinbar plausiblen, tatsächlich jedoch unzutreffenden Ergebnis kommt.

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Offline Schillrich

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2306 am: 06. Januar 2016, 21:55:16 »
Ui ... was gelernt ... dann streichen wir den letzten Satz :).
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Offline proton01

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2307 am: 06. Januar 2016, 22:02:14 »
Außerdem sind Milchmädchenrechnungen zwar vereinfacht ... aber valide ... im Ursprung der Redewendung ;).
Zitat von: Wikipedia - Milchmädchenrechnung
Eine Milchmädchenrechnung (in der Schweiz Milchbüchleinrechnung[1]) ist die spöttische Bezeichnung für eine naive Betrachtung oder Argumentation, die wesentliche Rahmenbedingungen nicht beachtet oder falsch in Ansatz bringt und deshalb zu einem nur scheinbar plausiblen, tatsächlich jedoch unzutreffenden Ergebnis kommt.

Wer drüber spotet das wesentliche Rahmenbedingungen nicht beachtet wurden, der soll diese mal benennen und damit eine bessere Schätzung liefern.

Selbst SpaceX wird derzeit nicht wirlich wissen ob sich die Wiederverwendun der ersten Stufe lohnt. Die müssen das erstmal wirklich machen, bisher ist die Stufe ja nur zurückgekehrt, aber noch nicht wieder verwendet worden. Der Aufwand dazu ist am Anfang sicher sehr hoch. Entscheidend ist dann wie weit sich der Aufwand für Bergung und Wartung bis zum nächsten Flug reduzieren lässt, wenn es in Serie gemacht wird, und wie oft die Wiederverwendung sicher funktioniert. Das dauert Jahre.

Ui ... was gelernt ... dann streichen wir den letzten Satz :).
Sollten wir, denn was Prof Walter gemacht hat ist keine Milchmädchenrechnung (Milchmädchen sind üblicherweise nicht habillitiert), sondern eine Schätzung. Die Genauigkeit kann man diskutieren, man kann auch benennen was er dabei vergessen haben soll. Aber man kann es nicht glaubwürdig einfach pauschal ohne Begründung für falsch bezeichnen.

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Offline tomtom

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2308 am: 06. Januar 2016, 22:12:59 »
Das Milchmädchen ging auf dem Weg zum Markt und stellte sich bereits vor, was es mit dem Erlös für die Milch alles kaufen könnte, dann aber die Milch verschüttete.

Wer ist jetzt das Milchmädchen. ;)

Aber es stimmt schon, die Rechnung von Walter ist auch ziemlich fragwürdig. Da hätte ich mir eine clevere Betrachtung/Rechnung gewünscht, als auf umgerechnete Entwicklungskosten zu verweisen.

@Flandry, der Mechnismus ist bzgl. Innovationsfähigkeit interessant, bin aber nicht unbedingt der gleichen Meinung, auch etablierte Organisationen können innovationsfähig sein.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline Klakow

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2309 am: 06. Januar 2016, 22:15:22 »
Hier: https://www.reddit.com/r/spacex/comments/3zq1qu/ses9_and_a_little_more_on_f9_ft_performance/
Steht eine Auflistung von SpaceX Flügen mit Bahntype, Nutzlast und ob die F9 diese bei Landlandung oder Schiffslandung machen kann.
Nach meiner Information müssten 15 davon mit Landung (RTLS Recovery) der S1 an Land und der Rest zumindest auf dem Schiff landbar sein (DPL Reovery).
Ich rechne damit das alle Starts gelingen, es aber vielleicht noch zu <=5% zu einem technischen Versagen kommen kann.
Für die Landung auf dem Schiff kommen zu den 5% noch die Wetter bedingten Ausfälle dazu.
Das ganze ohne die FH zu berücksichtigen.
Ich bin mal gespannt was die Konkurrenz sagt wenn das so kommt.

SpaceX will die FH ja das erste mal starten, vielleicht nehmen sie dazu drei der gelandeten Erststufen (das sind bis zu 6 vor dem FH Termin die da sein könnten), eine neue Oberstufe und die Dragon V2 vom Pad-Aborttest und schicken die Dragon zum Mars oder zum Mond zu Landung neben dem Rest der Mondfähre von Apollo 11.

Das wäre ein richtig schöner Tiefschlag.

Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2310 am: 06. Januar 2016, 22:16:07 »
Naja, diese "Rechnung" hat allerdings trotzdem keinerlei Daseinsberechtigung, denn es werden einfach wild Annahmen durch die Luft geworfen:
Zitat
Diese zusätzlichen Entwicklungskosten, die ich einschließlich der schwimmenden Landeplattform auf etwa 400 Millionen Dollar schätze
Keinerlei Infos darüber, wie er auf diesen Betrag kommt, allerdings unwahrscheinlich, wenn man das damit vergleicht, was die restliche Falcon9 Entwicklung gekostet haben soll.

Zitat
Laut SpaceX um 1/3 weniger, also 5 Tonnen weniger in einen niedrigen Erdorbit. Statt also heute 13,15 Tonnen Nutzlast mit Rückführung könnte man 18,6 Tonnen Nutzlast ohne Rückführung ins All bringen. SpaceX hätte also ohne Stufen-Rückführung einen um 30% höheren Gewinn.
Der Startpreis orientiert sich doch nicht an der Nutzlast, sondern an den Kosten der Rakete + Einnahmen die man erzielen möchte. Höhere Nutzlast zum gleichen Preis sorgt dann natürlich für mehr Kunden, da SpaceX aber sowieso günstiger als die Konkurrenz ist spielt das nur bedingt eine Rolle.
30% mehr Einnahmen sind daher vollkommen absurd.

Zitat
Also, alles in Einzelteile zerlegen, mit Röntgenverfahren und Ultraschall auf Risse untersuchen, gerissene oder sonstige defekte Teile auswechseln und alles wieder zusammenbauen. So eine Wiederaufarbeitung kostet also viel Arbeit und somit Geld, etwa 50% der Herstellungskosten eines neuen Antriebs.
Kommen die 50% aus Erfahrungswerten beim Shuttle? Wenn ja: Das Merlin ist längst nicht so komplex! Außerdem denke ich, dass das nicht bei jedem Flug gemacht wird, sondern am Anfang um dann herauszufinden, welche teile verstärkt werden müssen. Dann wird sowas nur noch Stichprobenartig und in gewissen Abständen nötig sein.

Zitat
Die erste Stufe kostet neu etwa 25% davon, also 15 Millionen US-Dollar.
Das hier wiederum grenzt nahezu an bewusster Irreführung!
Zitat Musk:
"The boost stage is roughly 70 percent the cost of a launch, so if we're able to reuse it and refly it with minimal work between flights and customers are comfortable with that -- and it might take a few years for customers to get comfortable with that -- then obviously there's as much as possibly a 70 percent reduction from where things are today," Musk said.
(gefunden auf http://spaceflightnow.com/falcon9/009/140430firststage/#.Vo2DbFlexQU )

Fazit: Man kann natürlich wild Prozentsätze erfinden und sich dann das jeweilige Wunschergebnis damit untermauern, der Punkt ist aber: Sowoas hat noch nie jemand gemacht, man hat also einfach keine Ahnung ob und wie es funktioniert!
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

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Offline Klakow

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2311 am: 06. Januar 2016, 22:24:41 »
Man sollte mal genau nachschauen welche Firmen damals am Shuttle was gebaut haben und wie sich dies nachher auf die Wartungskosten ausgewirkt hat und ob die selben Firmen und vielleicht Leute noch heute bei ULA & Co. drin sitzen und sagen es geht nicht.

Ich wette zumindest bei ULA hat man schön längst begriffen das man sich vielleicht irren könnte, aber ok, sicher nicht jeder.

Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2312 am: 06. Januar 2016, 22:27:03 »
"Selbst wenn meine Kostenschätzungen stark daneben lägen..."

Nein, die liegen nicht stark daneben. Die sind schlicht frei erfunden.

Diese pferdelosen Kutschen werden sich nie durchsetzen!  ;D ;D ;D ;D
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2313 am: 06. Januar 2016, 22:30:03 »
Aber man kann es nicht glaubwürdig einfach pauschal ohne Begründung für falsch bezeichnen.
Und für richtig noch weniger ;)

Denn zum Thema Milchmädchenrechnung, der Artikel steckt doch voll davon. Außerdem voller Suggestionen, die zumindest einen Laien denken lassen, daß das Konzept Murks ist, um am Ende die Fantasie-Zahlen noch besser erklären zu können.

Los geht es hiermit:
"Aber wohlgemerkt, nur die 1. Stufe wurde zurückgebracht und nicht die zweite Stufe der Rakete. Man erkennt dies ganz deutlich im Video des Starts und der Rückkehr, am fehlenden oberen Teil der Rakete. Es geht also nur um halbes Recycling."
-> Milchmädchenrechnung Nummer 1 (es sind in Wirklichkeit etwa 75%, es wird bewußt etwas falsch dargestellt)

Dann:
"Um eine erste Raketenstufe abzubremsen und weich zu landen, braucht man Treibstoff, viel Treibstoff. Konkret etwa 15 Tonnen, nämlich genau so viel wie die 1. Stufe auf die Höhe zu bringen, von wo sie abgesprengt wurde."
-> Milchmädchenrechnung Nummer 2 (natürlich nicht "genau so viel" sondern einen Bruchteil davon, ein Laie kann mit den 15 Tonnen natürlich nichts anfangen und denkt, es wäre wirklich genausoviel - auch hier wird wieder etwas bewußt falsch dargestellt)

Und jetzt hagelt es nur so von an den Haaren herbeigezogenen Zahlen bzw. Fantasien:
"Diese zusätzlichen Entwicklungskosten, die ich einschließlich der schwimmenden Landeplattform auf etwa 400 Millionen Dollar schätze"
"So eine Wiederaufarbeitung kostet [...] etwa 50% der Herstellungskosten eines neuen Antriebs."
"Die erste Stufe kostet neu etwa 25% davon, also 15 Millionen US-Dollar"
"abzüglich 50% Wiederaufarbeitung"

Das sind alles Vermutungen ohne jede Basis.
Was mir auch neu ist, ist, daß jeder konventioneller Träger immer bis zum Anschlag beladen ist.
Bei dem Satz "Man erkennt dies ganz deutlich [...] am fehlenden oberen Teil der Rakete" mußte ich fast lachen, da hat er ja sogar richtig gut aufgepaßt :) Für welche Zielgruppe hat er diesen Artikel eigentlich geschrieben?

Der letzte Absatz schießt aber wirklich den Vogel ab.
"[...] bis ULA mit ihrer neuen Vulcan-Rakete und Europa mit ihrer neuen Ariane 6 ihm preislich so auf den Pelz rücken [...]"
Und warum haben die das vorher nicht schon gemacht? Warum ist die Falcon9 bisher schon ohne Wiederverwendung preislich unschlagbar? Warum sollte sich das plötzlich ändern?
Au weia, und den haben sie damals auf's Space Shuttle gelassen?  :o

GalacticTraveler

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2314 am: 06. Januar 2016, 22:32:55 »
Zitat
Um eine erste Raketenstufe abzubremsen und weich zu landen, braucht man Treibstoff, viel Treibstoff. Konkret etwa 15 Tonnen, nämlich genau so viel wie die 1. Stufe auf die Höhe zu bringen, von wo sie abgesprengt wurde

Im Ernst?! Oder verstehe ich jetzt was falsch? Die Stufe braucht genauso viel Treibstoff für Boostback und Landung wie für den gesamten Aufstieg bis zur Stufentrennung? Das meint er doch nicht ernst oder? Da spricht ja abgesehen von jeglicher Logik schon die Brenndauer (noch nicht mal multipliziert mit der Anzahl der brennenden Triebwerke!) dagegen... Auweia  :o

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Offline tomtom

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2315 am: 06. Januar 2016, 22:36:15 »
Fazit: Man kann natürlich wild Prozentsätze erfinden und sich dann das jeweilige Wunschergebnis damit untermauern, der Punkt ist aber: Sowoas hat noch nie jemand gemacht, man hat also einfach keine Ahnung ob und wie es funktioniert!

Stimmt sicher, aber die wirtschaftliche Fragestellung ist ziemlich trivial, ein Vergleich zwischen einer neu produzierten Erststufe (dessen Herstellkosten bekannt sein dürften) und einer gebrauchten, dessen Zusatzaufwand (technologisch, flugtechnisch und prozesstechnisch) nicht so klar ist.

Flugtechnisch ist das aber bemerkenswerterweise gelöst worden. Den Rest find ich eher einfacher lösbar, wenn es möglich ist.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

GalacticTraveler

  • Gast
Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2316 am: 06. Januar 2016, 22:37:47 »
Also bitte nicht persönlich nehmen, ich habe von Prof. Walter auch schon vorher nicht wirklich viel gehalten, seine Kommentare bei N24 waren auch früher schon oft grottenschlecht, aber wenn er diese Rechnung mit dem Treibstoff wirklich selbst glaubt, dann zweifle ich ernsthaft an seinem Sachverstand. Unglaublich... also damit hat er sich bei mir endgültig disqualifiziert. Das kann jeder interessierte Grundschüler ausrechnen dass das so hinten und vorne nicht stimmen kann.

GalacticTraveler

  • Gast
Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2317 am: 06. Januar 2016, 22:45:32 »
Nachtrag: Meine Kritik an Prof. Walter ist nicht so zu verstehen, dass ich nicht auch noch durchaus Zweifel habe. Vor allem glaube ich, dass wirkliche Wirtschaftlichkeit erst dann erreicht werden kann, wenn auch die zweite Stufe wiederverwertet wird. Ich sehe die F9 auf dem Weg zur Kostenreduktion mehr oder weniger als ein Experimentierprojekt, mit dem noch nicht der ganz große Wurf diesbezüglich gelingen wird. Aber man wird daraus hoffentlich so viel lernen können, dass es dann bei der nächsten Generation anfängt, richtig Spaß zu machen.

Aber Walters Treibstoffrechnung... Ich kann mich kaum beruhigen. Das ist ja schon fast was für die Rubrik "falsche Nachrichten". Was für eine Inkompetenz, zumal ein Schreibfehler durch den Kontext ausgeschlossen ist...  >:(

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Offline Schillrich

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2318 am: 06. Januar 2016, 22:48:08 »
Da stimme ich zu, seit meinem Studium. Herr Walter mag habilitiert sein und trotzdem habe ich ihn schon oft bei schlechten bis schlicht falschen Analogien erwischt.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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thecrusader

  • Gast
Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2319 am: 06. Januar 2016, 23:03:20 »
In einem Punkt muss man Walter aber definitiv recht geben. Der Preis für den Transport ins All ist ganz klar abhängig Von der Masse. Ich bin zwar nur ein Laie, aber ich glaube kaum das SpaceX für 5t das gleiche verlangen kann wie für 10t.
Aber klar, wenn sie deutlich billiger sind als der Rest, dann schon. Aber dann würden sie ja Geld verlieren. Dennoch denke ich ein wichtiger Unterschied zum Shuttle sind die Triebwerke. Drei große Triebwerke werden sicher anders belastet als neun kleine. Meines Wissens nach waren es ja gerade die enormen Vibration der gigantischen Triebwerke welche die Instandhaltung des Shuttles so verteuert haben.

Und denkt auch mal an Otto Lilienthal. Der Träumer hat ernsthaft gedacht er könne einen Flugapparat entwickeln. Do viel zu den Experten bei ULA und Ariane.

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Offline roger50

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2320 am: 06. Januar 2016, 23:18:01 »
Moin,

auch ich finde die Zahlen von Prof. Walter ziemlich grauenhaft. Der entscheidende Punkt ist, daß niemand die realen Zahlen (wie: Massen, Einzelkosten) für eine Falcon-9 Mission kennt.

Im Moment weiß deshalb niemand, ob sich eine Wiederverwendung der Erststufe im Endeffekt rechnet, oder nicht. Wir hier wissen es nicht, Prof. Walter weiß es nicht, selbst SpaceX weiß es heute ja selbst noch nicht. Aber es ist gut, daß SpaceX es jetzt mal untersuchen kann.

Gruß
roger50


Healing

  • Gast
Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2321 am: 06. Januar 2016, 23:58:24 »
Dazu

Für mich wird im Kommentar"!" anhand dreier Punkte eine vergleichende Bewertung vorgegeben :
1. Der maximale Gewinn bei maximaler Auslastung eines Trägers, der sich für Prof. Walter nach der Transportkapazität in Tonnen definieren lässt,
und
2. die technologische Bereitstellung (Entwicklung) eines (jeden) verwendbaren bzw. wiederverwendbaren Trägers, die nach einem bestimmten Faktor beziffert wird
außerdem
3. die Aufarbeitungs- und Bergungskosten.

Sollte ich etwas vergessen haben, so bin ich für Hinweise dankbar.

Mir fällt auf, dass bei Prof. Walters Betrachtung die Projektplanung von SpaceX nicht berücksichtigt wurde. So sind bei laufendem Betrieb oftmals mehrere Versuche bzw. Meilensteine mit einzelnen Starts erreicht wurden, was zu einem geringem Entwicklungsbudget geführt hat. Ich erinnere mich einmal gelesen zu haben, dass SpaceX einen Forschungs/Entwicklungsansatz verfolgt, um sich in einem durch hohe Markteintrittsschranken überschaubaren Markt zu etablieren. Dies ist mit einer rückführbaren Trägerstufe weiter ausbaubar, BEI LAUFENDEM BETRIEB. Ich sehe hierin die Stärke von SpaceX - die für die europäische Arianefamilie zum Problem werden könnte, wenn genügend Investoren daran interessiert sind, die Trägerwiederverwendung unter geringem Mitteleinsatz zu unterstützen.
(p.s.: Das Dilemma für Europa ist ebenso wie für SpaceX, der Investorenwunsch. Also kann Europa es sich leisten die Erforschung der Rückkehrfähigkeit/Wiederverwendung SpaceX zu überlassen oder wollen wir auf eine andere Weise den Markt und die Raumfahrtkonzepte gestalten? Sind wir überhaupt reif auf politischer Ebene in solchen Kategorien zu denken? Produktion und Forschung miteinander zu verbinden, um einen Mehrwert in der Raumfahrt zu schaffen?)

zu 1.
die Ariane5 wird in diesem Jahr 2016 mit zwei leeren Slots starten, d.h. ihre Auslastung sinkt bei maximaler Nutzlastmöglichkeit. Der Preis entwickelt/richtet sich nach der geflogenen Masse, nicht nach den benutzbaren Trägern. Kundenanforderungen bestimmen die Funktionen (Masse) und nicht die verfügbaren Startkategorien/-klassen. D.h. Ariane und SpaceX werden sich ähnlicher hinsichtlich ihrer Preisgestaltung. (Ariane 6 versucht dies zu kompensieren durch variable Feststoffboosteranzahl. SpaceX versucht dies durch die Rückkehrfähigkeitserprobung und Stufenrecycling bei niedrig belasteten Starts zu nutzen.)  (Wie kam es dazu? Vielleicht Preisgestaltung SpaceX? Ich weiß es nicht genau...) Jedenfalls 2 Modelle, bei denen offensichtlich hochwertig Raketenstufen produziert werden, die ihre Orbits oft bzw. fast immer erreichen sollten und dafür einen bestimmten Preis verlangen konnten/können.

zu 2.
schwer zu fassen, ich versuche es dennoch: während ich bei SpaceX Integration der Forschung in die Produktion sehe, getrieben durch die Ideen der Entwickler und durch das ausgegebene Ziel der Marsbesiedelung. Sehe ich Abteilungen und regionalzerfledderte RaumfahrtagenturStrukturen, die auf Ausgleich und Sicherung ihres Einflusses abzielen. In beiden kämpfen Ideen und Träume um ihre Verwirklichung. In beiden Strukturen sind unglaublich schlaue Köpfe am Werk, die NEULAND BETRETEN WOLLEN. (Mir missfällt es daher sehr, dass regionalpolitische Vorgaben unter Umständen ihre Vorstellungen gegen die naturwissenschaftlichen Leistungsfähigkeiten einzusetzen vermögen.) d.h. Die Forschungsmöglichkeiten der europäischen Raumfahrtnationen sind aufgrund des regionalisierten Aufbaus und ihrer politischen Ziele nicht optimal auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet. Beide Strukturen besitzen Vor- UND Nachteile!!! schlecht zu beziffern...

zu 3.
Bergungskosten sollten sich bei Land- und Wasserlandung (F9R) bzw. falls umgesetzt Rückflugoption (A6 adiane) durch Vorausplanung minimieren und vernachlässigen lassen.

Bleiben die Aufarbeitungskosten:
Diese werden durch die Konstruktion/Entwicklung UND Flugprofilsteuerung festgelegt. Der kluge Einsatz der verwendeten Materialien einerseits und die tatsächliche Belastung andererseits.
Maximalbelastung muss nicht im Interesse des Kunden bzw. der Wirtschaftlichkeit liegen. Wird ein Triebwerk nur bei 80% geflogen, erscheint es u.U. überdimensioniert, kann aber (ebenso u.U.) ohne refurbishment verwendet werden.
Ich sehe hier die zu erforschende derzeitige technologische Grenzlinie. Vergesse man dabei nicht, neun Triebwerke F9R, eins bei der Ariane.

Aussicht: Die Erfassung der Triebwerksdaten und die Regelungstechnik sollten die Kernkompetenzen der Triebwerksbauer und -konstrukteure sein. Alles was unter Startbedingungen rückflugfähig getestet wird, sollte aufarbeitbar sein und nochmals getestet werden können. (deshalb derzeit: Vorteil SpaceX zur Erkundung der Recyclingfähigkeit von Stufen und Triebwerken und bei der Erkennung von Wirtschaftlichkeitsbedingungen gegenüber bisherigen Erfahrungen "etablierter" Trägerentwickler und -betreiber.)

« Letzte Änderung: 07. Januar 2016, 10:05:50 von Healing »

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Offline Klakow

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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2322 am: 07. Januar 2016, 00:58:50 »
@Healing: Du solltest deinen Post nochmal durchlesen, vielleicht in der Frühe, den Text finde ich teils gut Teils schwer verständlich.

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Offline Sensei

  • Moderator
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Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2323 am: 07. Januar 2016, 12:22:27 »
Mal zum ausloten ob wir eine gemeinsame Basis haben :

Mag mir hier jemand darin widersprechen,  dass die 1.2 (mit zurück holen der S1 aber ohne wiederaufbereitung,  2 Flug ect) nicht viel teurer als die 1.1 ist?

Also dass,  selbst wenn man diese zurückgeholte Stufen nicht nutzt noch einer der günstigsten Träger ist?

GalacticTraveler

  • Gast
Re: Wiederverwendbarkeit und Landefähigkeit der Falcon-Familie
« Antwort #2324 am: 07. Januar 2016, 13:36:25 »
Mag mir hier jemand darin widersprechen,  dass die 1.2 (mit zurück holen der S1 aber ohne wiederaufbereitung,  2 Flug ect) nicht viel teurer als die 1.1 ist?
Also dass,  selbst wenn man diese zurückgeholte Stufen nicht nutzt noch einer der günstigsten Träger ist?

Das lässt sich so einfach nicht beantworten. Da sind zum einen zusätzliche Entwicklungskosten, deren Höhe uns völlig unbekannt ist. Dann gibt es einen Nutzlast-Verlust. D.h. man kann manche Nutzlasten nicht fliegen, die man bei Weglassung der Optimierung für Wiederverwertung hätte fliegen können, und müsste dafür falls vorhanden auf stärkere Träger ausweichen. Das alles sind Einflüsse, die sich nur sehr schwer in einen hypothetischen Startpreis einbeziehen lassen. Und nicht zuletzt wissen wir auch nichts über die Tatsächlichen Produktions- und Operationskosten. Dass SpaceX mit einem bestimmten Preis pro Start kalkuliert bedeutet nicht, dass das auch den tatsächlichen Kosten entspricht, bzw. kostendeckend ist. Ich denke bevor es bezüglich wirtschaftlicher Wiederverwertung keinen klaren Durchbruch gibt, werden wir das nie so genau wissen. Und den "klaren Durchbruch" erwarte ich erst für die nächste Trägergeneration, nicht aber für F9.