Obwohl es im Fantasygenre angesiedelt ist, sollen Fakten dennoch so originalgetreu und real sein wie möglich.
Wenn Du originalgetreu und real schreiben möchtest, dann kannst Du nicht schneller fliegen als Lichtgeschwindigkeit. Niemals. Nicht mal bei Star Trek konnten sie das. Wenn Du also z.B. auch echte Trekkies bei Deinen Fans haben möchtest, darfst Du diesen Fehler nicht machen.
Natürlich wird bei Star Trek mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit geflogen. Dafür gibt es den Warp-Faktor, dessen Definition nicht so ganz einheitlich über alle Star Trek Folgen ist. Aber angeblich soll das dann entweder bis zu 1000-facher Lichtgeschwindigkeit gehen oder noch viel höher. (einfach mal googlen)
Hallo,
nein proton01, Hugo hat hier Recht. Auch bei Star Trek wurde nicht mit Überlichtgeschwindigkeit geflogen, hier war man - wie in vielen anderen Bereichen auch - pyhsikalisch korrekt. Der Warpantrieb im Star Trek Universum erzeugt eine Blase, die das Raumschiff von der Raumzeit trennt. Innerhalb dieser Blase bleibt das Raumschiff unter Lichtgeschwindigkeit. Die Blase und damit der Raum selbst bewegt sich mit Überlicht und dagegen spricht, soweit mir bekannt, physikalisch nichts. In der inflationären Phase des Urknalls hat sich der Raum selbst auch mit Überlicht ausgebreitet. Anders gesagt: Der Raum selbst darf sich mit Überlicht bewegen, nur Objekte innerhalb des Raums dürfen/können das nicht.
Reale Forschung, die sich theoretisch mit Reisen oberhalb der Lichtgeschwindigkeit beschäftigt, nutzt ebenfalls diesen "Kniff". Als Leser, der sich ein bisschen mit Physik auskennt, wäre ich enttäuscht, würde das Raumschiff selbst (und nicht der das Raumschiff umgebende Raum) schneller als das Licht fliegen und würde mir daher auch eine Lösung wünschen, die eine ähnliche plausible Eleganz hat wie jene in Star Trek.
Was die Zahlen angeht Hangaia, bist Du schon ziemlich richtig und ich sehe keinen Denkfehler. Ich wäre übrigens auch für eine Rundung auf ein bis zwei Nachkommastellen und würde auch bei Km/h bleiben solange es um noch relativ niedrige Geschwindkeiten geht. Meter in der Sekunde bzw. Kilometer in der Sekunde ist zwar üblicher in der realen Raumfahrt, aber Schreibweisen in km/h werden dadurch ja nicht falsch, sondern sind für den Leser mit Raumfahrthintergrund nur ungewohnt fürs Auge. Aber gerade der "normale" Leser kann im unteren Geschwindigkeitsbereich mit km/h sicher mehr anfangen und direkter einordnen. Wobei auch km/s durchaus mal interessant sein kann. Denn gerade bei großen Geschwindigkeiten werden nach meinem Empfinden irgendwann die km/h zu "unvorstellbar" und km/s beeindruckender. Nach meinem persönlichen Empfinden liegt diese Grenze irgendwo bei fünfstelligen, spätestens jedoch bei sechsstelligen km/h. Beispiel: 6.000 km/h kann ich mir noch ganz gut vorstellen. Aber 300.000 km/h eher nicht. 7 km/s oder 30 km/s kann ich mir jedoch wieder ganz gut vorstellen und finde das auch sehr beeindruckend.
Was die Geschwindigkeiten von Raumschiffen bzw. Raumsonden in Orbits angeht, kann ich das, was Hugo und proton01 schreiben, auch nur unterstreichen. Das ist alles ziemlich kontraintuitiv und schwer in einem Roman zu vermitteln. So wie in dem Beispiel des "Beschleunigens" im Erdorbit, was zu einem höheren Orbit und damit zu einer geringeren Geschwindigkeit bezogen auf die Erdoberfläche führt. Es ist schwer, dies einem "normalen" Leser im Rahmen eines Romans zu vermitteln ohne zum Lehrbuch oder physikalisch unkorrekt zu werden. Nach meinem Empfinden sollte ein Buch, das physikalisch korrekt bleiben möchte aber auch normale Leser mitnehmen kann, Geschwindkeiten möglichst vermeiden.
Denn das, was für beispielsweise Erdorbits gilt, gilt auch für den "Streckenflug" zu anderen Himmelskörpern selbst. Auch hier gibt es, wenn man es genau nimmt, "Orbits". In einem Planetensystem bewegen sich alle Himmelskörper auf Bahnen um das Zentralgestirn. Ein Transfer von einem Himmelskörper zum anderen folgt in der Regel diesen Bahnen, führt Bahnanhebungen durch. So wie auch im Erdordbit wird hier beschleunigt um höhere Bahnen zu erreichen (zb weiter außen liegende Planeten) und man wird dabei in Bezug auf den Zentralkörper langsamer. Stichwort zb "Hohmanntransfer". Will man das dem Leser zumuten? Das wird alles genauso kontraintuitiv wie bei Erdordbits.
Hier stellt sich für mich einfach die Frage, ob es für mich als Leser wirklich wichtig ist, wie schnell das Raumschiff bezogen auf irgendeinen Punkt ist. Mir persönlich wäre es nicht so wichtig. Ich will lieber wissen, wie lange das Raumschiff braucht (Tage? Monate? Jahre?). Und wenn eine Reisezeit in Bezug zur Entfernung wirklich sehr kurz ist, so dass das Thema Überlichtgeschwindigkeit im Raum steht, dann will ich eine Idee, wie das physikalisch möglich ist, ohne jedoch jedes Detail jeder zugrundeliegenden Formel zu nennen (denn das würde mich überfordern).
Aber, es kann nicht schaden, Geschwindigkeiten mal als groben Referenzrahmen zu nennen. Also so etwas wie zb grob 27.000 km/h (bzw. 7 bis 8 km/s) im Erdorbit, oder xxx.xxx km/h bzw. xx oder gar xxx km/s in irgendwelchen Sonnenorbits im Transfer zu anderen Himmelskörpern. Dann hat man mal einen groben Rahmen, das sollte genügen. Wenn Du einen solchen groben Rahmen geben willst Hangaia, wird Dir aber vermutlich nichts anderes übrig bleiben, als Dich ein wenig mit dem Thema Orbits zu beschäftigen.
Die Parker Solar Probe ist übrigens keine Rakete, sondern eine Raumsonde. Begrifflichkeiten sind wichtig. Raketen sind die langen dünnen Dinger, die ein Objekt vom Erdboden bis in einen Orbit beschleunigen. Die Raketen werfen auf dem Weg dorthin nach und nach ihre Struktur ab und werden immer kürzer. Im Orbit landet dann das Raumschiff bzw. die Sonde. Ein Raumschiff ist nach meinem Empfinden bemannt (kann eine Kapsel sein oder ein Shuttle, usw.) eine Raumsonde ist unbemannt. Raketen sind nur das Transportmittel für das Schiff bzw. die Sonde. Kommt das Objekt im Weltraum an, ist von der Rakete nichts mehr übrig.
Nochmal zusammenfassend: Deine Zahlen sind grundsätzlich nicht falsch. Aber das Thema "Geschwindigkeit" ist extrem komplex und es ist ein absoluter Drahtseilakt, physikalisch korrekt zu bleiben und den Leser dabei nicht zu überfordern. Von daher würde ich Geschwindigkeiten nur nennen, wenn es für das Ziel der Geschichte wirklich wichtig ist und sonst eher bei Reisezeiten bleiben. Und für die Überlichtgeschwindigkeit möchte ich eine Idee, wie das umgesetzt wird, ohne Naturgesetze zu verletzen
Sofern Du diese Recherche nicht scheust, würde ich Dir raten, Dich mal grob mit dem Thema "Geschwindigkeiten und Orbits" auseinanderzusetzen, ohne ein Physikstudium daraus zu machen. Du musst zwar etwas Kopfarbeit und Zeit investieren, kannst dann aber besser einschätzen, an welchen Stellen im Buch Geschwindigkeiten mal sinnvoll eingearbeitet werden können. Gute Bücher leben meinem Empfinden nach von einer guten Recherche durch den Autor
Wenn Deine Recherche und Dein Buch Dich dann an einen Punkt führen, an dem Du Detailfragen hast, wirst Du hier sicher immer Antworten finden.
Und ganz wichtig: Begrifflichkeiten! Eine Rakete vom Erdboden bis in den Weltraum und dann ist das, was übrig bleibt, ein Raumschiff (bemannt) oder eine Raumsonde (unbemannt)... anderenfalls würde ich Ekelgänsehaut beim Lesen bekommen
Gruß und gutes Gelingen!
Excalibur