Ich setze jetzt einmal die Diskussion fort, die wir
hier über Teleskope auf dem Mond begonnen hatten.
Es ging - kurz gesagt - darum, ob es Sinn macht, ein Teleskop auf dem Mond zu betreiben. Die Vorteile scheinen klar, nämlich eine nicht vorhandene Atmosphäre bei festem Baugrund, so dass ein relativ großes (optisches) Teleskop verankert werden kann.
Es gibt aber auch definitiv Nachteile, die meines Wissens zufolge die Astronomen schon längst dazu bewogen hat, von derartigen Projekten Abstand zu nehmen. Wenn das tatsächlich so ist, wird es weder bemannte noch unbemannte astronomische Mondmissionen geben. Ein Nachteil betseht natürlich darin, ein Teleskop zum Mond zu schaffen. Ein unbemannt in einem Stück zu landendes Gerät macht sicherlich keinen Sinn, denn so etwas kann man im Erdorbit oder in den Lagrangepunkten platzieren. Ein Kleinteleskop hätte auf der Mondoberfläche vermutlich Probleme, sich mit Energie zu versorgen oder korrekt auszurichten. Im freien Fall ist das dagegen relativ einfach. Die Hobbyastronomen mögen mich korrigieren, aber die Hauptsaison eines lunaren Teleskops wäre doch sicherlich die lange Mondnacht und nicht der strahlende Tag, an dem man mit Reflexionen von der Oberfläche zu kämpfen hätte bei einem zu niedrigen Beobachtungswinkel über dem Horizont. Nachts kann man aber auf dem Mond leider nicht die Sonne zur Energieversorgung nutzen. Im Gegensatz zu einem Freifall-Teleskop gibt es also keine weiteren Vorteile, dafür aber jede Menge Nachteile.
Auf dem Mond würde man also ein großes Teleskop bauen müssen, vergleichbar mit irdischen Anlagen. Aus oben genannten Gründen würde vieles (wie bei einer Mondbasis) für das Innere eines dunklen Kraters in Polnähe sprechen mit Solarkollektoren auf den fast ständig beschienenen Bergspitzen nebenan. Der zu beobachtende Himmelsausschnitt wäre allerdings sehr begrenzt, oder? Ein derartiges Teleskop würde sicherlich viele Flüge erfordern und im Grunde auch eine bemannte Basis. Diese Basis würde sicherlich nicht allein für das Teleskop gebaut werden und so dürften nicht die gesamten Bau- und Betriebskosten diesem angelastet werden. Die Frage wäre allerdings schon zu stellen, ob der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn die Kosten rechtfertigt.
Ein weiteres Problem wäre der Staub. Zwar gibt es keine Atmosphäre auf dem Mond, was ja immer als Hauptvorteil für ein Teleskop angegeben wird, aber der Staub ist durchaus tückisch. Die Landeteams konnten davon durchaus ein Lied singen, gerade die der J-Missionen, die am längsten auf dem Mond gewesen sind. Das Zeug haftet an allem und jedem. Ein unbemanntes Kleinteleskop wäre vielleicht noch so einigermaßen vor dem Staub zu schützen, ein großes dagegen so gut wie gar nicht. Jedwede menschliche Aktivität in der Umgebung würde den Staub in Bewegung setzen und die Anlage vermutlich sehr schnell stilllegen. Ein Wissenschaftler hat einmal errechnet, dass startende und landende Raumfahrzeuge beträchtliche Mengen Staub mit hohen Geschwindigkeiten um sich herum verbreiten, in ihrer Wirkung einem Sandstrahler nicht unähnlich. Aber selbst einfachere Aktivitäten wie EVAs mit oder ohne Bodenfahrzeug wirbelt einiges an Staub auf. Für empfindliche optische Anlagen erscheint mir das nicht wirklich das Richtige zu sein.
Also, wenn wir (= die Menschheit) zum Mond zurück wollen, wird die optische Astronomie dabei keine Rolle spielen. Würden aber andere astronomische Einrichtungen wie Infrarot- oder Radioastronomie vielleicht mehr Sinn machen?