Wir fixieren uns hier auch sehr auf Sicherheit und Rettung beim Start. Ich hatte es ja auch schon mal angesprochen: bei Explorationsmissionen mit dem Langzeitaspekt kommen ganz neue Gefahren, bzw. Szenarien werden "größer" und wahrscheinlicher als beim "simplen" LEO. Bei Havarieszenarien auf dem Mond, einem NEO oder Mars ist "Rettung" quasi nie möglich. Daher muss man dort schon die Havarie vermeiden. Daher kommen auch die hohen Anforderungen in Constellation.
Wichtig ist vor allem die rettung beim Start. Das ist die einzige Flugphase, wo eine Rettung wirklich mit relativ geringem Aufwand möglich ist. In der Umlaufbahn, auf dem Weg zum Mond oder beim Wiedereintrit und Landung ist eine Rettung weitaus schwerer. Auf die interplanetare Flugbahn gehe ich hier erst mal nicht ein, weil ich denke, das für einen derartig langen Flug eine Kapsellösung nicht ausreichend ist. Ein Raumfahrzeug für eine bemannte Marsmission würde mehr am die ISS als an Orion erinnern. Dort sind andere Sicherheitsvorkerungen denkbar als in einer Kapsel.
Als Beispiel: Die Besatzung der Challanger hatte durch ein Rettungssystem gerettet werden können, die Besatzung der Columbia allerdings nicht. Ist der Hitzeschild beschädigt und nicht zu reparieren, dann gibt es keine Rettung (es sei denn durch eine andere, intakte Kapsel). Auch gibt es immer noch kein funktionierendes Konzept, wenn eine Kapsel durch einen Micrometeoriten oder Raumschrott getroffen und beschädigt wird, so sehr beschädigt, das die Luft innerhalb von ein paar Sekunden entweicht. Selbst wenn das die Besatzung überleben würde, weil sie gerade den Raumanzug trägt, wie geht es dann weiter? Bei einer Raumstation kann man das beschädigte Segment isolieren, bei einer Kapsel dagegen geht das nicht. Hier müsste die Kapsel schnellstens notlanden, was allerdings wiederrum vorrausssetzt, das der Hitzeschild trotz der Kollision unbeschädigt ist.
Von daher halte ich es für sinnvoller, lieber die Bevölkerung darauf vorzubreiten, das Raumfahrt gefährlich ist und es immer wieder Opfer geben wird, als eine eh nicht erreichbare absolute Sicherheit zu propagieren. Geht dann dennoch was schief, ist das Geschrei nämlich noch viel lauter.
Das soll nicht heißen, das man zurück in die 60er geht, wo die Astronauten mit kaum getesteten, unsicheren Trägern (Atlas, Titan 2) fliegen mussten, weil man keine anderen Träger hatte und unbedingt die Russen (bzw damals die Sowjets) schlagen wollte.
Heute gibt es sichere Träger für den Nutzlasttransport, die ohne großen Aufwand bemannte eingesetzt werden könnten. Beispiel sind die Ariane 5 (ursprünglich für einen bemannten Einsatz entwickelt) sowie die beiden EELV Träger, die bisher auch sehr zuverlässig waren. Abgesehen vom ersten Fehlstart der Ariane wäre die Besatzung bei allen übrigen Fehlstarts dieser Träger zu retten gewesen. Bei den beiden nur teilweise erfolgreichen EELV Flügen wurden lediglich die geplanten Nutzlasten nicht erreicht und auch bei den problembehafteten Arianeflügen wäre Zeit genug gewesen, die Kapsel abzutrennen. Keiner der Träger ist bisher beim Start explodiert (Ariane 5 Erststart ausgenommen).
Die Falcon 9 lasse ich hier mal außen vor, dieser Träger hat gerade mal seinen ersten Flug absolviert, so das noch keiner sagen kann, ob er wirklich so sicher ist, das ein bemannter Einsatz denkbar ist. Klappen die nächsten 10 Flüge ohne Probleme, dann spricht auch gegen die Falcon 9 nichts, scheitern 2 oder 3 der Flüge, dann ist die Falcon 9 keine Option.
Bei der ganzen Diskussion um die Sicherheit der EELV Träger habe ich aber dennoch das gefühl, das die Sicherheit bei der Entscheidung pro Ares 1 nur vorgeschoben war. Für mich sah es eher so aus, als wollte man aus politischen Gründen unter allen Umständen ATK den Hauptauftrag zuschanzen und alte Shuttle Hardware übernehmen.