Verlinkte Ereignisse

  • 00:54 MESZ Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c* und *ASTRA 1N* : 07. August 2011

Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*

  • 185 Antworten
  • 44059 Aufrufe
*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #175 am: 07. August 2011, 16:39:55 »
Das Treibstoffablassen dient dazu das System zu sichern (Explosionen zu vermeiden) da die Oberstufen eine höhere Leermasse gegenüber den SYLDAs besitzen, bleiben die noch länger oben.

Ist das denn wenigstens gemacht worden?
Dazu habe ich keinen Hinweis gefunden.

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19601
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #176 am: 07. August 2011, 17:32:07 »
Hallo,

Ich finde das nicht in Ordnung und frage mich, wann endlich ein internationales Gesetzt erlassen wird, welches Raketenbetreiber verpflichtet, ihren Weltraummüll zu entsorgen.

"Gesetz" wird schwierig. Wer hat denn internationale Jurisdiktion?
Aber, man arbeitet an entsprechenden Standards. In der ISO sind einige in der Entwicklung, die dann quasi "internationales Gesetz" werden. Man kümmert sich derzeit primär um die LEO- und GEO-Regionen, die für die Nutzung "offen" bleiben müssen. Für Satelliten und Schrott geht es darum, diese Regionen innerhalb gewisser Zeiträume wieder zu verlassen (20 Jahre im LEO, wenn ich mich recht entsinne) oder nicht wieder in sie einzufliegen (100 Jahre im GEO, wenn ich mich recht erinnere). Andere Inhalte sind das Passivieren und Sichern der Flugkörper.
Europa hat hier übrigens eine Art Vorreiterrolle mit dem "Europen Code of Conduct for Space Debris". Das ist eine Selbstverpflichtung der europäischen Raumfahrt, u.a. auch mit Regeln für den Start. So darf pro Nutzlast nur ein weiteres Schrottteil im Orbit bleiben. Das führt u.a. aber zu Kuriosem: Russland nimmt gerne Kleinsatelliten als Huckepack mit ... So wurden aber auch schon Missionen (u.a. des DLR) abgesagt, da ein bspw. Kleinsatellit mit sehr kurzer Einsatzsatzdauer als Huckepacknutzlast in einem hohen Orbit bei einem russischen Start gelandet wäre und dort sehr lange Müll gewesen wäre.

Man ist sich des Problem durchaus sehr bewusst. Aber einheitliche Regeln sind nicht einfach zu erreichen. Es dauert. Man braucht Regeln, auf die man sich einigt und dann wirklich anwendet. Die "erste Ausgabe" ist dann nie der große Wurf. Aber das entwickelt sich über die kommenden Jahre/Jahrzehnte weiter, in der Anwendung, und wird auch zu neuen Konzepten, Technologien und reiferen Regeln führen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline -eumel-

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 15218
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #177 am: 07. August 2011, 18:03:46 »
Das beruhigt mich doch etwas, wenn man sich wenigstens Gedanken darüber macht.

tonthomas

  • Gast
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #178 am: 07. August 2011, 18:28:35 »
Hinsichtlich NORAD und COSPAR tippe ich mal auf folgendes:

Astra 1N: 37.775 / 2011-041A
BSat 3C alias JCSat 110R: 37.776 / 2011-041B

Gruß  Pirx

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #179 am: 07. August 2011, 18:52:09 »
Offenbar reicht das bloße Ablassen des Treibstoffs nicht - sonst könnte uns technician keine Statistik über die alten Oberstufen in langlebigen Umlaufbahnen erstellen.
Man müsste wohl schon noch eine Triebwerkszündung machen - vielleicht sogar dafür etwas zusätzlichen Treibstoff mitnehmen - um das Perigäum der ohnehin schon exzentrischen GTO-Bahn in die oberen Atmosphäre-Schichten zu senken, damit ein geplanter Wiedereintritt erreicht werden kann.

Das reicht sicherlich nicht, und aus der Antwort von technician könnte man schließen, dass es gar keinen signifikanten Effekt auf die Oberstufe hat. Immerhin explodiert die Oberstufe nicht, und damit wäre diese Forderung von dir erfüllt. Eine Triebwerkszündung ist allerdings nicht möglich, da die derzeitige kryogene Oberstufe (ESC-A) nicht über Wiederzündfähigkeit verfügt. Dazu würde es die massiv verzögerte und unterfinanzierte ESC-B brauchen. Die nicht-kryogene Oberstufe, die zuletzt Johannes Kepler gestartet hat, kann sich deorbitieren - und das wurde dann auch gemacht.

Offline Matjes

  • *****
  • 756
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #180 am: 07. August 2011, 19:08:13 »
Hallo

Tatsächlich ist heute das Vermeiden von Weltraummüll erklärtes Ziel nicht nur von Astrium. Da hat sich gegenüber früher Einiges geändert. Nur als ein Beispiel: es gab früher Feststoff-Apogäuums-Motoren. Welch ein Wahnsinn. Der Fest-Treibstoff umkreist die Erde für tausende von Jahren und verdreckt alles. Flüssigkeitstriebwerke stoßen Gase aus, die durch den Sonnenwind ionisiert werden und mit dem Sonnernwind in Richtung Jupiter treiben.

Beim Start der Ariane 5 kommt es nach einigen Monaten zum Wiedereintritt der Oberstufe als auch der Sylda. Daher auch der - im Vergleich zu früher - niedrige Wert für das Perigaeum beim Aussetzen der Nutzlasten. Das Passivieren (Treibstoff ablassen) der Stufe ändert nicht die Bahn. Es dient nur der Vermeidung von Explosionen.

Und, wenn es erlaubt ist, ein klein wenig Kritik am wichtigsten Konkurrenten der A5 - der russischen Proton. Dort endet pro Start eines geostationären Satelliten die Fregat-Oberstufe auf fast einem geostationären Orbit. Knapp unterhalb des GEO zieht die Oberstufe für sehr, sehr lange Zeit ihre Kreise.

Wenn Einer von Euch eine Idee hat, wie man die alten Satelliten herunterholen kann. Immer her damit.

Gruß
Matjes

websquid

  • Gast
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #181 am: 07. August 2011, 20:06:12 »
Und, wenn es erlaubt ist, ein klein wenig Kritik am wichtigsten Konkurrenten der A5 - der russischen Proton. Dort endet pro Start eines geostationären Satelliten die Fregat-Oberstufe auf fast einem geostationären Orbit.
Fregat wird von Sojus und Zenit verwendet, die Proton nimmt die Bris-M, aber ansonsten stimmt das natürlich ;)

*

Offline roger50

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 11928
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #182 am: 07. August 2011, 20:25:03 »
N'abend,

das Wesentliche hat Matjes ja schon geschrieben. Möchte nur noch ergänzen, daß im Fall der Ariane-5 nach dem Aussetzen der Satelliten die SCA-Triebwerke des Lageregelungssystems nochmals gezündet werden (verwenden Hydrazin, Monopropellant) um das Perigäum etwas abzusenken. Dies dient auch als Ausweichmanöver, um eine spätere, zufällige Kollision mit den ausgesetzten Satelliten zu verweiden. Sehr viel Treibstoff ist dann allerdings nicht mehr vorhanden. ;)

Arianespace nennt für den gestrigen Start ein Perigäum von 249,7 km. Dieses wird von der Oberstufe 2x am Tag durchlaufen (Umlaufzeit rund 12 h). da dauert es am Anfang natürlich lange, bis das Perigäum deutlich sinkt. Zum Glück geht es später dann deutlich schneller.

Gruß
roger50

Offline Kryo

  • *****
  • 990
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #183 am: 07. August 2011, 20:27:08 »
naja so große Teile wie die Oberstufe und selbst Sylda sind ja eh kaum ein problem, da man die leicht verfolgen kann... und obwohl da oben Tausende von objekten rumfliegen, ist es dennoch "leer". Ich denke die Oberstufen sind kein problem, da sie eh von alleine wieder runter kommen. (wenn man dran denkt, dass die am Anfang die Raketen gesprengt haben, weil sie dachten viele kleine Teile wären besser als wenige große :P)

tobi

  • Gast
Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #184 am: 07. August 2011, 20:41:10 »
Jedes Objekt ist an sich ein Problem. Je mehr Objekte es da oben gibt, desto größer ist die Chance, dass es weitere Kollisionen zwischen Trümmern gibt, die weitere Trümmer produzieren, das nennt man Kesslersyndrom:
http://en.wikipedia.org/wiki/Kessler_syndrome

Die Situation ist bereits jetzt so kritisch, dass selbst wenn man die Raumfahrt einstellt, das Kesslersyndrom nicht mehr verhindern werden kann. Daher muss man jetzt in den nächsten Jahren mit dem aktiven Deorbit von ca. 5-10 großen Trümmern pro Jahr beginnen, dadurch lässt sich die Müllentwicklung stabilisieren. Insbesondere im hohen LEO und im GEO ist die Situation schlecht. Im Geo gibts da den Friedhofsorbit, der ist ein paar hundert Kilometer höher, im LEO kommt eigentlich nur der Deorbit in Frage. Es gibt da verschiedene Konzepte, die derzeit untersucht werden um den Müll im All wieder loszuwerden.

Re: Ariane-5 ECA VA-203 mit *BSAT-3c/JCSAT-110R* und *ASTRA 1N*
« Antwort #185 am: 07. August 2011, 22:52:17 »
Hier einmal eine Übersicht der Ariane SYLDAs

http://thomas-wehr.homeip.net/space/earthview-special.php#ARIANESYLDA

....  und wenn ihr mitzählt und feststellt, dass da ein paar SYLDAs fehlen - ja richtig! unter anderem die von COMSATBW  ::)