ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten

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Offline startaq

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SpaceX hat wohl vor kurzem bei der ITU ein neues Satellitennetzwerk mit insgesamt 29.988 Satelliten angemeldet. Die Satelliten werden in einer Höhe von 350 bis 614 Kilometern betrieben und verwenden Frequenzen im W-Band-Bereich.

Die Anmeldung lief über Tonga.

Quelle: https://www.spaceintelreport.com/spacex-files-29988-satellite-w-band-network-using-kingdom-of-tonga-as-regulatory-home/

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Offline alepu

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Re: ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten
« Antwort #1 am: 12. Oktober 2023, 18:53:52 »
Warum "Tonga?"

Hier ein wiki-Artikel dazu.
Hab ihn leider auch nicht so weit verstanden, daß ich ihn hier vernünftig erklären könnte.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Tongasat

Re: ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten
« Antwort #2 am: 14. Oktober 2023, 09:40:54 »
Warum "Tonga?"

Hier ein wiki-Artikel dazu.
Hab ihn leider auch nicht so weit verstanden, daß ich ihn hier vernünftig erklären könnte.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Tongasat

In dem Artikel geht es um slots im geostationären Orbit und wie Tonga mit Hilfe dubioser Helfer aus freien slots ein Geschäftsmodell gemacht hat. Der Antrag von SpaceX für die Orbits im LEO via Tonga ist möglicherweise ein Versuch, ein ähnliches Geschäftsmodell im LEO aufzubauen.

(Meine persönliche Interpretation)

Gruss, Wolfgang
Gruss,
Wolfgang

Re: ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten
« Antwort #3 am: 14. Oktober 2023, 11:34:31 »
In Deutsch:

Matt Nilson, der Gründer von Tongasat, hatte zuvor ein Satellitenunternehmen namens Advanced Business Communications Inc gegründet und die Genehmigung zum Start von zwei Satelliten erhalten. Das Projekt scheiterte jedoch bald. Er gründete Tongasat, nachdem er 1987 von San Diego nach Tonga gezogen war, ursprünglich um sich zur Ruhe zu setzen.

Durch persönliche Verbindungen kommunizierte Nilson seine Idee an Prinzessin Salote Pilolevu Tuita, die dann ihrem Vater, König Taufa'ahau Tupou IV, von der Idee berichtete. Tāufaʻāhau Tupou, teilweise fasziniert von Tongas schlechten Kommunikationssystemen, vereinbarte im November 1987 ein formelles Treffen mit Nilson. Nilson überzeugte den König, Orbitalslots von der Internationalen Fernmeldeunion sowie anderen pazifischen Nationen zu sichern. Im April 1988 genehmigte die tonganische Regierung das Unternehmen, das offiziell als Friendly Islands Satellite Communications Inc. etabliert wurde und am 13. Februar 1989 registriert wurde.

Tongasats Ziel war es, sowohl kommerziell von den Slots zu profitieren als auch ein regionales Netzwerk im Pazifik zur Förderung des Satellitenbetriebs zu schaffen. Während die Regierung die Betriebskosten nicht finanzieren musste, sollte sie die Hälfte des Gewinns erhalten. Das Unternehmen begann mit einem Darlehen von Nilson in Höhe von 1.000.000 US-Dollar. Tongasat plante, jeden Platz für 2.000.000 US-Dollar pro Jahr zu vermieten, was zu einer 20%igen Erhöhung des nationalen Budgets von Tonga hätte führen können.

Tongasat, durch die Kommerzialisierung von Orbitalslots, schuf einen Markt für den Weltraum, der zuvor nicht existierte. Tongasat verlangte letztendlich rund 700.000 US-Dollar pro Transponder. Im September 1994 wurde die Marktkapitalisierung von Tongasat auf 45 Millionen US-Dollar geschätzt. Nach Jahren undurchsichtiger Finanzen zur Unterstützung von Salote Pilolevu Tuita beglich das Unternehmen im Jahr 2009 seine Schulden bei der tonganischen Regierung.

Im August 2018 wurde Tongasat wegen der Überweisung von Geldern aus einem chinesischen Unternehmen an Salote Pelolevu Tuita anstelle der Regierung verurteilt. Tongasat legte Berufung ein, die vom Obersten Gericht abgelehnt wurde.

Nilsons Antrag auf sechzehn von insgesamt 180 Orbitalplätzen am 23. März 1990 - die letzten nützlichen unbeanspruchten - von der ITU löste weit verbreiteten Aufruhr aus. Intelsat, das nahezu ein Monopol auf die Satellitenplätze der Erde hatte, hatte vergessen, die Plätze zu beanspruchen. Intelsat und ausländische Regierungen (wie die Vereinigten Staaten) hielten den Anspruch für völlig lächerlich, und andere kamen zu dem Schluss, dass es sich um ein Profitmachenschema handelte. Beide waren besonders verärgert, da es eine "gentlemen's agreement" aufhob, wonach Kernländer die Orbitalplätze kontrollierten, während Tongasat einen kommerziellen Markt für diese Plätze schaffen würde.

Gemäß Jonathon Ezor könnte Tonga mit seinem Anspruch "eine Schlüsselrolle in der Welttelekommunikationsgemeinschaft" spielen. Nachdem Nilson um sechs Plätze anstelle von sechzehn gebeten hatte, stimmte die ITU im März 1991 zu. Tongasat erwarb kurz darauf einen siebten Platz und schließlich zwei weitere, insgesamt also neun.

Tonga hatte im Oktober 1991 mit Unicom Satellite Corporation zwei Orbitalplätze lizenziert, konnte jedoch nicht die notwendigen Mittel für den Start der Operationen beschaffen. Im April 1992 lizenzierte Rimsat Ltd. jedoch Slots und schaffte es, drei Satelliten zu starten. Tongasat lizenzierte auch eine Position an die APT Satellite Company und verhandelte mit Informkosmos über einen weiteren Platz. Informkosmos startete in Partnerschaft mit Rimsat einen russischen Satelliten namens Tonga Star One in Tongas Position 134.0 Grad Ost im August 1993. Am 18. November desselben Jahres wurde Rimsat One gestartet und am 20. Mai 1994 Rimsat Two auf die Position 142.5 Grad Ost gebracht. Danach meldete Rimsat 1995 Insolvenz an. Die russische Regierung beschloss dann, die beiden verbleibenden Satelliten zu beschlagnahmen und ignorierte US-Gerichtsurteile und Bitten der US-Regierung, sie an Rimsat zurückzugeben. Bis 1997 hatte Tonga fünf Satelliten im All, die bald auf zwei schrumpften.

Im Februar 1994 wurde Nilson von Tongasat entlassen, nachdem bei einer Prüfung sein Anteil an Rimsat-Aktien festgestellt worden war, ein klarer Interessenkonflikt. 1996 beendete Tongasat seine Vereinbarung mit Rimsat und reorganisierte sich intern, indem es ausschließlich Mitarbeiter aus Tonga einstellte.

Die Vereinigten Staaten, China, Asianet und PT Pasifik Satelit Nusantara beanspruchten oder besetzten alle Plätze von Tongasat gegen dessen Wunsch. PT Pasifik Satelit Nusantara und die indonesische Regierung hatten einen langjährigen Streit mit Tongasat. Nach mehreren Gipfeltreffen kamen sie zu dem Schluss, den Platz zu teilen.

Am 15. April 2002 gründete Tongasat seine eigene Telekommunikationsbranche, als es den Satelliten Esiafi 1 erhielt, der zuvor als Parallax und zuvor als Comstar 4d (im Jahr 1981 gestartet) bekannt war und an Tongas eigenen geostationären Punkt bei 70° Ost verschoben wurde. Der Satellit wurde ursprünglich am 21. Februar 1981 von der NASA gestartet. Dies geschah teilweise, weil ungenutzte Plätze automatisch ablaufen. 2003 ging Tongasat eine Partnerschaft mit General Dynamics ein, um den Satelliten zu warten.

Tongasat rief Vergleiche mit "The Mouse That Roared" hervor, da beide ein viel größeres Land mit imaginären Kreationen provozierten. Andere kleine Länder folgten Tongas Vorbild und beanspruchten ungenutzte Plätze, darunter Gibraltar, Papua-Neuguinea und Bermuda. Das Unternehmen beeinflusste auch die Außenbeziehungen Tongas, was das Land dazu veranlasste, China anstelle von Taiwan anzuerkennen.

Offline startaq

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Re: ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten
« Antwort #4 am: 16. Oktober 2023, 15:52:46 »
Zum Thema passend: https://www.heise.de/news/Megakonstellationen-Insgesamt-mehr-als-eine-Million-Satelliten-angemeldet-9335282.html

Auch Deutschland hat für SpaceX Satelliten angemeldet:

Zitat
Die Bundesrepublik etwa hat laut Medienberichten eine Anmeldung für ein geplantes Netzwerk aus mehr als 100.000 Satelliten der kanadischen Firma Kepler Space und einen Teil des Starlink-Netzes von SpaceX eingereicht.

Scheint ja insgesamt ein ziemliches Durcheinander zu sein.

Offline FlyRider

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Re: ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten
« Antwort #5 am: 16. Oktober 2023, 16:29:47 »
Man sollte sich bald mal eine Regulierung überlegen, ehe das Ganze aus dem Ruder läuft.

Ich frage mich, ob man nicht eher wieder auf geostationäre Satelliten mit extrem hoher Leistung (~ 1 TB/s und später sicherlich auch noch mehr) setzen sollte. Die sind weit oben und müllen nicht den erdnahen Raum zu und in einer Kugelfläche mit 72 000 km sollte sich Platz für jeden finden.

Bei den niedrig fliegenden Konstellationen geht es ja vorrangig um Latenzzeiten. Die spielen aber für viele Anwendungen gar keine Rolle. Für die oft zitierte weltweite Chancengleichheit in der Bildung z.B. sehe ich den Bedarf nicht (für das Abrufen einer Wikipedia Seite ist die Latenzzeit egal). Dass man dann im afrikanischen Busch nicht gut zocken kann, halte ich für vertretbar…

Sicher gibt es auch sinnvolle Anwendungen, die kurze Latenzzeiten benötigen, für die kann man ja auch Kapazitäten im LEO aufbauen, aber irgendwo muss das beschränkt werden!

Offline Hugo

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Re: ESIAFI II: Neues Satellitennetzwerk von SpaceX mit 29.988 Satelliten
« Antwort #6 am: 16. Oktober 2023, 20:32:29 »
Ich frage mich, ob man nicht eher wieder auf geostationäre Satelliten mit extrem hoher Leistung (~ 1 TB/s und später sicherlich auch noch mehr) setzen sollte.
1 TBit/s dürfte für 200.000 Video-Streams reichen. Ob das reicht? Ich bin mir nicht sicher. Aber unabhängig davon, ob das reicht oder nicht, es ist für Streaming genau richtig.

Die sind weit oben und müllen nicht den erdnahen Raum zu und in einer Kugelfläche mit 72 000 km sollte sich Platz für jeden finden.
Wenn Du wirklich in den GEO möchtest, dann gibt es hier nur sehr wenig Platz. Denn der GEO ist klein. Aber man könnte ja auch in 90% GEO gehen, dort würde man dann mit Inklination wieder die ganze Erde abdecken können. Aber man bräuchte viele Satelliten, da die Satelliten langsam um die Erde kreisen.

aber irgendwo muss das beschränkt werden!
Folgend eine Übersicht über die aktuellen LEO-Konstellationen. Ob das jetzt "Zugemüllt" oder "Luftig leer" ist, sollte jeder selber enscheiden dürfen.


(PS: Nicht alles sind "Großkonstallationen". Ggf. sollte ich den Titel etwas anpassen)