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  • Atlas V 411, Solar Orbiter, CC SLC-41, 05:03 MEZ: 10. Februar 2020

Solar Orbiter (SolO) auf Atlas V (411)

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Offline failsafe

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Re: Solar Orbiter (SolO) auf Atlas V (411)
« Antwort #150 am: 07. September 2023, 18:22:01 »
Mit "abenteuerlich" meine ich die Beschreibung des optischen Konzepts:
. Man hält quasi einen kleinen "Daumen" in den Strahlengang, um die Sonnenscheibe im Bildzentrum zu verdecken und damit das Streulicht zu verringern.
Um selektiv die Sonnenscheibe sauber zu verdecken, müsste man, wie erwähnt, eine Zwischenabbildung haben; EUI hat aber nur 1 optisches Element: den Spiegel, der das Bild der Sonne auf dem Detektor liefert. Die Lyot-Blende, die die Fresnel-Beugung am Rand des Okkulters ausblendet, ist ebenfalls nicht ersichtlich. Beim SolO-Instrument METIS ist das anders  : https://www.researchgate.net/figure/Optical-layout-of-the-inverted-coronagraph-UV-EUV-channel_fig1_258718573

Die Kombination des "Daumens" mit der Instrumenten-Tür halte ich für nicht abenteuerlich, da die absehbar erhöhte Nutzung des Mechanismus ja nachqualifiziert wurde.

Offline failsafe

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Re: Solar Orbiter (SolO) auf Atlas V (411)
« Antwort #151 am: 12. Oktober 2023, 21:53:40 »
Noch ein Detail für Technik-Interessierte aus der Entwicklung des PHI-Instruments auf SolO:

"Die vollständige Datenverarbeitungskette von PHI erfordert eine Inversion der RTE (Strahlungstransportgleichung), um die magnetischen Vektoren und die Sichtliniengeschwindigkeit abzuleiten. Aufgrund der begrenzten Telemetriebandbreite auf Solar Orbiter muss dies an Bord durchgeführt werden, da die Bandbreite für den Downlink der PHI-Rohdaten nicht ausreicht. Eine solche Onboard-Verarbeitung kann nur von einem FPGA wie dem Xilinx Virtex-4 durchgeführt werden, ohne dass das Leistungsbudget des Instruments überschritten wird. PHI hat daher zwei Virtex-4 CF1140-Bausteine (1140 Pins) in ihrer DPU (Data Processing Unit) eingesetzt.
Während der Virtex-4-Baustein selbst für den Einsatz bei Weltraummissionen qualifiziert ist, gab es bislang in Europa kein Montageunternehmen, das für das weltraumtaugliche Löten des CF1140-Gehäuses dieses Bausteins zertifiziert ist. Daher wurde im Rahmen des PHI-Projekts ein spezielles Qualifizierungsprogramm für die Montage dieses Bauteils durchgeführt, das die Herstellung spezieller Verifizierungsplatinen umfasste, die Vibrations- und Temperaturwechseltests unterzogen wurden, um die mechanische Belastung der Lötstellen zu simulieren, die während der Mission auftreten kann.

Routinemäßige FPGA-Rekonfiguration (PHI): Zusätzlich zu der für die RTE-Inversion erforderlichen Verarbeitung benötigt PHI beträchtliche On-Board-Verarbeitungskapazitäten für Gerätefunktionen wie die Steuerung des Bildstabilisierungssystems und die Datenvorverarbeitung.
Um die Masse, das Volumen und den Stromverbrauch zu optimieren, wurde im Rahmen des PHI-Projekts ein Design entwickelt, das die Möglichkeit nutzt, die Virtex-4-FPGAs im Flug umzuprogrammieren, um den FPGA-Code routinemäßig umzuschalten, damit an verschiedenen Punkten der Umlaufbahn unterschiedliche Funktionen ausgeführt werden können (Abbildung 95):
- in der einen Konfiguration übernimmt FPGA1 die ISS-Steuerung (Image Stabilization System) und FPGA2 die Datenakkumulation.
- In der zweiten Konfiguration führt FPGA1 die RTE-Invertierung und FPGA2 die Datenvorverarbeitung durch.
Die PHI-Architektur, die routinemäßige Änderungen des FPGA-Codes während der gesamten Mission vorsieht, ist jedoch neu und beruht auf der Robustheit nicht nur des FPGA-Code-Schutzes, sondern auch des SoCWire-Netzwerks zwischen den Komponenten. Dies wurde auch im Rahmen der ESA DRPM (Dynamisch Rekonfigurierbares Verarbeitungsmodul)-Studie überprüft."
(gefunden auf: https://www.eoportal.org/satellite-missions/solar-orbiter-mission#c-detectors-and-electronics (engl.))

Illustriert den Entwicklungsaufwand, der bei solchen komplexen Instrumenten notwendig ist - und auch getrieben wird.

Offline R2-D2

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Re: Solar Orbiter (SolO) auf Atlas V (411)
« Antwort #152 am: 28. März 2024, 13:16:57 »
Morgen (29.3.2024) werden die beiden Sonden "Solar Orbiter" und "Parker Solar Probe" gemeinsam auf die Sonne schauen, während sie jeweils an ihrem sonnennähsten Punkt sind - zum ersten mal zur gleichen Zeit. Dabei befinden sich beide Sonden noch in einem Winkel von 90° zueinander, wenn sie zur Sonne schauen. Dies eröffnet die Möglichkeit, dass "Solar Orbiter" eine Region auf der Sonne beobachtet, in der der Sonnenwind entsteht, welcher "Parker Solar Probe" ein paar Stunden später direkt trifft.

https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Solar_Orbiter/ESA_and_NASA_team_up_to_study_solar_wind


Credit: ESA

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Offline Lumpi

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Re: Solar Orbiter (SolO) auf Atlas V (411)
« Antwort #153 am: 02. Mai 2024, 23:46:08 »
Dieses unlängst veröffentlichte faszinierende Video wurde am 27. September 2023 mit dem Extreme Ultraviolet Imager (EUI) auf Solar Orbiter aufgenommen und zeigt ungewöhnliche Merkmale auf der Sonne wie sog. koronales Moos, Spikulen und koronalen Regen. https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Solar_Orbiter
&t=1s
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.