Raumcon

Astronomie => Deep Sky => Thema gestartet von: Minshara am 05. März 2006, 10:03:55

Titel: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Minshara am 05. März 2006, 10:03:55
Es ist bewiesen, dass es bei Nachbargalaxien zu Kollisionen kommen kann; d. h. dass Galaxien sich aufgrund ihrer Gravitationskräfte gegenseitig anziehen und schließlich miteinander kollidieren. Die Hubble-Konstante besagt jedoch, dass alle Objekte im Universum voneinander wegdriften.
Wie kann es dann dazu kommen, dass zbsp. die Andromeda-Galaxie und unsere Milchstraße sich aufeinander zu bewegen?
Bedeuted es, dass die Anziehungskraft der Objekte stärker ist und den Wert von H aufhebt?
Und wenn die Andromeda uns immer näher kommt, dann müßte ihre tatsächliche Entfernung zu uns gegenwärtig doch weniger betragen als ihre sichtbare Entfernung von 2,2 Mio Lichtjahren.
Oder?

 :)
Minshara
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 05. März 2006, 15:29:59
Zitat
[...] Da die Expansion aber nicht ungehemmt, sondern durch die Gravitation gebremst wird [...]
(Hubble-Konstante - Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Hubble-Konstante))

Diese Tatsache ist aber nicht der Grund dafür, dass unsere- mit der Andromeda-Galaxie irgendwann miteinander kollidieren, sondern sorgt lediglich für eine stetige Abnahme der Hubble-Konstante, die deswegen oft lieber Hubble-Term genannt wird. (So sollte sie eigentlich zur Zeit kurz nach dem Urknall wesentlich größer gewesen sein, was Messungen zur Ausdehnung des Universums jedoch widerlegt haben. Die Zunahme der Expansionsgeschwindigkeit des heutigen Universums wird daher mit der dunklen Materie erklärt.)

Das mit der tatsächlichen und sichtbaren Entfernung sehe ich erstmal genauso wie du.

Ausschlaggebend für die Aufeinanderzubewegung der beiden Galaxien ist jedoch letztendlich die Eigengeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie und, verbunden mit der Hubble-Konstante, letztendlich die Radialgeschwindigkeit zu uns. (Die Radialgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeitskomponente eines Himmelskörpers in Richtung der Sichtlinie eines Beobachters. Diese ist bei Andromeda übrigens erstaunlich groß.)

Hier mal mein Gedankenexperiment:
Die Hubble-Konstante beträgt ca. 72 Kilometern pro Sekunde je Megaparsec Entfernung. Ein Megaparsec entspricht dabei 3,262 Millionen Lichtjahre.

Die Andromeda-Galaxie ist optisch gesehen - wie gesagt - etwa 2,2 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Übertragen auf diese Entfernung nimmt der Abstand zw. uns und Andromeda, ungeachtet der Radialgeschwindigkeit letzterer, ca. 49,5 Kilometer pro Sekunde zu.

Dabei ist die Radialgeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie eben der entscheidende Faktor. So bewegt sich die Andromeda-Galaxie gegenüber der Milchstraße mit einer Geschwindigkeit von -266km/s, bewegt sich also auf uns zu.

Man kann somit auf eine Eigengeschwindigkeit der Andromeda-Galaxie von V = 266km/s + 49km/s = 315km/s schließen. Die in der Radialgeschwindigkeit inbegriffene Hubblekonstante bleibt hier unberücksichtigt.

Sehen wir nun durch unsere Teleskope und messen eine Entfernung von 2,2 Millionen Lichtjahren (ich glaube dir mal, dass das die wirkliche optische Entfernung darstellt), benutzt man, wenn es um Entfernungen zw. Galaxien geht, die sog. fotometrische Parallaxe:
Zitat
Um diese Verfahren zu eichen, werden sogenannte „Standardkerzen“ verwendet. Das sind Sterne, die eine bekannte Relation zwischen Helligkeit und Entfernung besitzen. Dies trifft beispielsweise bei den Cepheiden zu.

Um schließlich die Ausdehnung des Universums zu vermessen, wird die Rotverschiebung der Galaxien bestimmt. So wird ein Bereich bis rund 1026 Meter erfasst.
(Entfernungsmessung - Wikipedia) (http://de.wikipedia.org/wiki/Entfernungsmessung#Die_Galaxien_und_das_Weltall)
Wie ebenfalls auf Wikipedia zu lesen ist, beträgt die tatsächliche Entfernung zw. uns und der Andromeda-Galaxie, die genau nach obigem Verfahren errechnet wurde, allerdings immernoch über 2 Millionen Lichtjahre.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 05. März 2006, 15:44:55
hmpf, ich glaub das, was da oben steht, ist zwar wahrscheinlich weitgehend mist, aber zumindest hab ich's mal versucht.

OK, ich hab den Fehler glaube ich erkannt. Und zwar ist bei der Radialgeschwindigkeit die Hubblekonstante schon berücksichtigt.
Demnach habe ich quasi eine Radialgeschwindigkeit von 217km/s für eine, so nicht existierende Andromedagalaxie, mit einer Eigengeschwindigkeit von 266km/s berrechnet.

Die echten Werte müssten also doch demnach so aussehen:
Habe oben jetzt alles verbessert!!
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 05. März 2006, 16:15:55
Anzumerken bleibt noch, dass sich der größere Teil der kosmischen Objekte von uns wegbewegt, logisch. Betrachtet man die Eigenbewegung der Objekte, ist das Verhältnis wohl etwa 50:50. Die Hubblkonstante verringert aber den auf uns zu bewegenden Teil, bei dem die negative Eigengeschwindigkeit (also auf uns zu) durch die Hubblekonstante letztendlich eine positive Radialgeschwindigkeit ergibt (also von uns weg).
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 05. März 2006, 18:59:57
Moin,

hattet Ihr diesen Beitrag eigentlich gelesen?


(http://home.arcor.de/yothales/bilder/guckstduhier.gif) (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=494.0)

(http://www.danasoft.com/sig/antispam.jpg)

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Minshara am 05. März 2006, 19:13:39
@deep7
Wow! Klingt sehr eindrucksvoll was Du schreibst, ich habe allerdings nicht alles davon verstanden. Ich wußte auch nicht, dass die Hubble-Konstante keine Konstante ist, sondern seit dem Urknall in ihrem Wert abnimmt. Das war mir neu.
Aber okay. Wieder was dazu gelernt!  :)

@ H.J.
Danke für den Hinweis auf die Andromeda-Beiträge!
 :)

L.G.
Minshara
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: rolli am 05. März 2006, 20:21:11
Hi Minshara

darf ich Dir einen Link ans Herz legen?:

http://www.astroalarm.de/gx_wechsel.htm

und:

http://casjobs.sdss.org/dr4/de/astro/galaxies/galaxies.asp
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 05. März 2006, 20:21:22
Zitat
ich habe allerdings nicht alles davon verstanden
was genau??

einfach erklärt ist es finde ich auch hier:
Zitat
[...] Bei fortschreitender Expansion konnten dann die Verdichtungen durch ihre stärkere Gravitation noch weiter Materie aus ihrer Umgebung abziehen, so dass der Masseanteil dort immer geringer wurde. Aus den Verdichtungen haben sich dann die Galaxien bzw. die Galaxienhaufen entwickelt.

Der Begriff der "Allgemeinen Galaxienflucht" ist im Grunde eigentlich falsch. Es sollte besser heißen "Flucht der Galaxienhaufen". Wie die Planeten im Sonnensystem oder die Sterne in der Milchstraße, sind die Galaxien gravitativ fest in Galaxienhaufen eingebunden (z.B. die Milchstraße in die Lokale Gruppe), es wird ein seltenes Ereignis sein, dass eine Galaxie einen solchen Verbund verlässt. Die Galaxienhaufen wiederum sind in einer höheren Ordnung organisiert, den Superhaufen oder Clustern.

Nun sind die Galaxien zwar fest in einen Haufen eingebunden, was aber nicht bedeutet, dass sie keine Eigenbewegungen machen dürfen. Das geschieht durchaus, und sie beeinflussen sich natürlich gegenseitig durch ihre Gravitation. Wenn bei diesen Bewegungen zufällig einmal durch zu große Annäherung die gegenseitige Anziehungskraft größer als die nach außen gerichtete Fliehkraft der Galaxienbahn wird, kommt es zur unvermeidlichen Begegnung und anschließender Durchdringung. Genau das wird auch der Milchstraße und der Andromeda passieren, sie werden in etwa 3 Milliarden Jahren miteinander verschmelzen.
(Quelle (http://abenteuer-universum.de/faq/n104.html))
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 06. März 2006, 01:39:41
Moin,



in unserer kleinen Diskussionsrunde stellte sich heute folgende Frage:

alle bekannten *Quasare* sind in einer sehr großen Entfernung von uns zu finden.

Sie haben in ihrem Zentrum ein überdimensionales *Schwarzes Loch*, dass nach unserem Verständnis im Verlaufe einer gewissen Zeit entstanden ist.

Da in näher befindlichen Galaxien dieses Phänomen nicht vorzufinden ist, stellt sich uns die Frage, ob diese *Quasar/Galaxien* viel älter sind als z.B. unsere Milchstrasse und die Galaxien in der ummittelbaren Nachbarschaft?

Wenn ja, stimmt dann die *Hubble-Konstante* noch bzw. überhaupt?



(http://www.danasoft.com/sig/antispam.jpg)


Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 06. März 2006, 02:21:05
Zitat
Da in näher befindlichen Galaxien dieses Phänomen nicht vorzufinden ist, stellt sich uns die Frage, ob diese *Quasar/Galaxien* viel älter sind als z.B. unsere Milchstrasse und die Galaxien in der ummittelbaren Nachbarschaft?

Wenn ja, stimmt dann die *Hubble-Konstante* noch bzw. überhaupt?
Je weiter man ins Weltall blicken kann, desto weiter blickt man auch in die Vergangenheit des Universums zurück. Quasare bezeichnen lediglich, so zumindest die Annahme, frühe Galaxien in der Anfangszeit des Universums.

Logische Schlussfolgerung: die, die wir sehen, gibt's schon längst nicht mehr, und sind nur zu sehen, weil das licht solange unterwegs ist (deswegen also die tatsache, dass die beobachtbaren quasare so weit von uns entfernt sind und wir in der nähe keine finden).
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 06. März 2006, 02:34:01
Moin Julian,

dann lass mich bitte die Frage etwas präzisieren:

Nach dem *Urknall*, die Zeitphasen der einzelnen Schritte sind ja bekannt, sind doch alle Galaxien gleichzeitig entstanden und mit der von Hubble errechneten Geschwindigkeit auseinander gedriftet.

Wir interpretieren hier in unserer Runde also, dass, wenn alle gleichzeitig entstanden sind und unsere Milchstrasse und auch M31, M 100 usw. *putzmunter* sind, dürfte doch eigentlich noch keine andere Galaxie des *natürlichen Todes* der Zeit wegen *dahingeschieden* sein.

Oder hakt bei mir etwas?


Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 06. März 2006, 03:00:34
Zitat
Wir interpretieren hier in unserer Runde also, dass, wenn alle gleichzeitig entstanden sind und unsere Milchstrasse und auch M31, M 100 usw. *putzmunter* sind, dürfte doch eigentlich noch keine andere Galaxie des *natürlichen Todes* der Zeit wegen *dahingeschieden* sein.
...würde ich eigentlich schon so sehen. Die heutige Gestalt des Universums ist eine klumpige, aus Galaxien und Galaxienhaufen bestehende Struktur. Am Anfang war der Doppelhelix ;) waren die Quasare und es herrschte weitestgehend Gleichförmigkeit. Wieso es heute keine Quasare mehr gibt weiß der Teufel. Mit zunehmender Entropie entwickelten sich diese besonderen Galaxien wahrscheinlich zu dem Mischmasch, den wir heute haben.

soweit meine sicht der dinge
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 06. März 2006, 03:18:43
Moin Julian,

ich muss wieder etwas fragen:

Du bist sicher, dass am *Anfang* die Quasare waren?

Ich hatte das bisher so verstanden, dass lediglich *normale* Schwarze Löcher in den jungen Galaxien waren und die Quasare sich daraus entwickelt haben.


Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: -eumel- am 06. März 2006, 13:17:15
Sicher ist sich da momentan niemand - dazu wissen wir noch zu wenig.
In letzter Zeit wird es aber auch für möglich gehalten, daß zuerst die Quasare entstanden. Sozusagen als Vorstufe der Galaxien.
Aber es gibt noch keine Erklärung dafür, wie das abgelaufen sein könnte.
Was ist aus den gewaltigen Schwarzen Löchern der Quasar-Kerne geworden?

Schwarze Löcher unterliegen ja auch einer Entwicklung. Zunächst werden sie immer größer (oder sollte man sagen mächtiger?) weil sie immer mehr Materie in sich aufsaugen. Aber wie geht es weiter? Wird irgendwann die gesamte Materie in Schwarzen Löchern konzentriert sein? Oder wird irgendwann eine Schwelle überschritten,  an der sie beginnen, wieder Materie abzugeben?

Über die Jets an ihren Rotationsachsen wird doch auch Materie ausgestoßen.
Ich habe auch mal irgendwo gelesen, daß Schwarze Löcher möglicherweise 'verdampfen' könnten (weiss leider nicht mehr, wo ich das gelesen habe).

Wenn wir die Entwicklung der Schwarzen Löcher verstehen würden, wüßten wir vielleicht auch, ob sich aus den Quasaren die heutigen Galaxien entwickelt haben könnten.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: deep7 am 06. März 2006, 18:22:34
Zitat
Du bist sicher, dass am *Anfang* die Quasare waren?

Ich hatte das bisher so verstanden, dass lediglich *normale* Schwarze Löcher in den jungen Galaxien waren und die Quasare sich daraus entwickelt haben.
mag sein, dass du recht hast, aber das weiß man, wie eumel schon gesagt hat, auch nicht wirklich.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 10. Mai 2006, 06:20:04
Moin,

und wieder gibt es 2 neue Nachbar-Galaxien.


(https://images.raumfahrer.net/up038593.jpg)
Die zarte Zwerggalaxie im Sternbild Bootes wird erst nach statistischer Filterung der Beobachtungsdaten erkennbar. Bild: Courtesy Vasily Belokurov, Cambridge University, The Sloan Digital Sky Survey-II collaboration

Recht unscheinbar, wenn man mal vergleicht, wie die *kleine Magellan-Wolke* aussieht, und die ist auch nicht besonders groß:

(https://images.raumfahrer.net/up038594.jpg)
Bild: Large Cloud of Magellan / Hubble

Mehr über die beiden neuen Mini-Nachbar-Galaxien gibt es unter >>>>> (http://www.planet-smilies.de/computer/computer_025.gif) (http://www.morgenwelt.de/index.php?id=155&backPID=207&tt_news=1865)


Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 23. Juli 2006, 09:42:16
Moin,

diesen Artikel habe ich gelesen in DIE WELT.de Wissenschaft und meine, dass er hier gut reinpasst:

Galaxien durchdringen sich wie Wolken

Von Bernhard Mackowiak

Volker Springel erforscht am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching die Entstehung und Entwicklung von Galaxien mit Computersimulationen. Mit ihm sprach Bernhard Mackowiak.

DIE WELT: Was genau können Sie am Computer simulieren?

Volker Springel: Wir können heute im Prinzip fast das gesamte Universum, genauer Ausschnitte mit Kantenlängen von ein bis zwei Milliarden Lichtjahren, verfolgen. Und zwar vom Urknall bis heute. Die größten Simulationen dieser Art berechnen die Entstehung von ganzen Galaxienpopulationen, nämlich von 20 Millionen Galaxien gleichzeitig. So können wir schon jetzt realistische Modelle des gesamten Universums erstellen, sowohl für den Inhalt aus Galaxien und ihren Sternen, aus Dunkler Materie sowie aus Gas und Staub, als auch für die Entstehung dieser Objekte.

DIE WELT: Was leistet Ihr Rechner im Vergleich zu einem PC?

Springel: Für unsere jüngste Berechnung - das ist ja auch die bisher größte Simulation des Universums - haben wir einen Monat gebraucht. Der von uns benutzte Computer der Max-Planck-Gesellschaft hat einen Hauptspeicher von einem Terabyte und besitzt 512 Prozessoren. Jeder ist etwa so schnell wie ein leistungsfähiger Heim-PC. Man könnte also die Rechnungen auch zu Hause durchführen, würde dann aber 38 Jahre brauchen. Allerdings würde der Speicher zu Hause nicht reichen.

DIE WELT: Stoßen häufig Galaxien zusammen?

Springel: Das passiert ständig. So bewegt sich unsere Milchstraße auf die zur Zeit noch 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Andromeda-Galaxie zu, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Sekunde. Das ist recht schnell, und trotzdem wird es noch etwa fünf Milliarden Jahre dauern, bis es dann zum großen kosmischen Crash kommt.

DIE WELT: Wie kann man sich Galaxien-Crashs vorstellen?

Springel: Es ist kein Crash, bei dem Sterne selbst kollidieren, sondern es ist eher wie bei zwei Wolken, die sich durchdringen. Die beiden Galaxien verformen sich dabei und ändern ihre Gestalt. Aber zwischen ihren Sternen ist so viel Platz, daß die Sterne der einen Galaxie einfach in die Lücken der anderen passen. Der gegenseitige Schwerkrafteinfluß wird während der Kollision aber zahlreiche Sterne auf neue Bahnen lenken.

DIE WELT: Wie würde dann der Nachthimmel aussehen?

Springel: Es ist so, daß das Sonnensystem - wenn es noch existierte - einfach auf eine neue Bahn umgelenkt würde. Es läge dann auch nicht mehr in der galaktischen Scheibe unserer Galaxis, weil die Scheibe selbst auch aufgelöst werden würde. Genau dasselbe würde mit der Scheibe der Andromeda-Galaxie geschehen. Das bedeutet: Die Milchstraße, die wir heute noch sehen - dieses Sternenband gäbe es nicht mehr. Statt dessen wäre der Nachthimmel relativ gleichmäßig mit Sternen besetzt, und die gesamte Helligkeit würde sich nicht wesentlich verändern. Allerdings hängt es ein bißchen davon ab, wohin unsere Sonne gezogen würde: Käme sie näher ans Zentrum, wäre der nächtliche Sternenhimmel wohl etwas heller, geriete sie weiter weg, wäre er etwas weniger hell. Wir hätten dann in einer Richtung eine etwas höhere Helligkeit, nämlich in jener, wo das Zentrum dieser verschmolzenen neuen Galaxie läge. Dort würden wir dann mehr Sterne sehen.



Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: robinson am 14. November 2006, 17:00:53
Das mit den Galaxien fasziniert mich immer wieder. Jetzt habe ich da mal eine Frage:

(https://images.raumfahrer.net/up038592.jpg)
Bild: NASA gov / Daniel Verschatse (Antilhue Observatory)

Man sieht hier 3 Galaxien als <Leo Triplet> mit <M 65> (unten rechts), <M 66> (unten links) und <NGC 3628> (oben), ca. 30 x 106 Lj entfernt, Sternbild <Löwe>.
Warum liegt der jeweilige galaktische Äquator nicht auf einer Linie? Warum sieht man die unterschiedlichsten Galaxien mal von der Seite und mal von oben/unten? Haben die sich erst später gedreht oder was war der ausschlaggebende Punkt, daß sie so im Raum sich entwickelten?   Robinson
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: rolli am 14. November 2006, 18:32:20
Hi Robby

Zitat
Warum liegt der jeweilige galaktische Äquator nicht auf einer Linie?

Warum sollten sie?
Es gibt keine grössere Kraft mehr, die die Galaxien irgendwie in eine Umlaufbahn zwingen. Die Galaxien sind schon die "grösstmöglichste" Ordnung von Sternen. Die einzige Gemeinsamkeit unter den Galaxien ist, dass sie sich vom ehemaligen Mittelpunkt: Sprich Urknall entfernen, und das nicht sehr geordnet.

Warum sollten sie also in irgend einer Form synchron ausgerichtet sein?

 ::)
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Minshara am 14. November 2006, 18:53:51
Zitat
Die einzige Gemeinsamkeit unter den Galaxien ist, dass sie sich vom ehemaligen Mittelpunkt: Sprich Urknall entfernen, und das nicht sehr geordnet.

Warum sollten sie also in irgend einer Form synchron ausgerichtet sein?

 ::)

Aber welche Art von Gravitationskraft bewirkt, dass Galaxien sich in Galaxienhaufen formieren?

...fragt Minshara  :)
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Junior am 14. November 2006, 20:25:02
Das hätte ich auch gern gewußt.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Volker am 15. November 2006, 03:52:12
Zitat
Zitat
Die einzige Gemeinsamkeit unter den Galaxien ist, dass sie sich vom ehemaligen Mittelpunkt: Sprich Urknall entfernen, und das nicht sehr geordnet.

Warum sollten sie also in irgend einer Form synchron ausgerichtet sein?

 ::)

Aber welche Art von Gravitationskraft bewirkt, dass Galaxien sich in Galaxienhaufen formieren?

...fragt Minshara  :)

Galaxien, lokale Galaxiengruppen, Galaxienhaufen und sogenannte Super-Cluster sind durchaus durch Gravitation gebunden. Erst auf sehr grossen Skalen, so etwa bei >150 Mpc, beobachtet man die "ungestoerte" Ausdehnung des Weltalls. Die Groesse der groessten Strukturen in der Groessenordnung von 150 Mpc kann man z.B. direkt in der typischen Groesse von Variationen im kosmischen Mikrowellenhintergrund erkennen. Hier messen wir Strukturen mit einer typischen Groesse von 0.6 Grad. Diese Winkelgroesse entspricht im lokalen Universum (also heute) einer Laenge von 150 Mpc.
Aber Galaxienhaufen sind durch Gravitation gebunden. Kann man auch daran sehen, dass Galaxienhaufen im Allgemeinen durch heisses Gas gefuellt sind, das den Raum zwischen den Galaxien fuellt und direkt mit Roentgenteleskopen beobachtbar ist.

Gruss
Volker
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: robinson am 15. November 2006, 04:56:10
Schade, ich hatte Fragen gestellt und Minshara und Rolli hatten da was zu gesagt und Volker hat diese Aussagen kommentiert, aber damit sind meine Fragen nicht beantwortet.
Ich darf meine Fragen noch einmal unterstützen: Ich habe mir gedacht, daß nach dem Urknall die vorhandene Materie sich in einer Form eines aufblähenden Balles befindet. In der Hülle konzentriert sich diese Materie und verklumpt. Dieses ist nach meiner Auffassung aber nur waagerecht zur Hülle möglich und nicht senkrecht. Somit <liegen< also alle neugeborenen Galaxien nebeneinander. Wenn dem so wäre, dann müßten wir doch alle Galaxien immer nur von einer Seite sehen. Robinson
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Albert am 15. November 2006, 09:28:12
Hi robinson

rolli hat es ganz einfach erklärt: Es besteht überhaupt kein Zwang, für eine entstehende Galaxie sich zu irgendeiner anderen Galaxie irgendwie synchron zu zeigen. Wie auch und wozu?

Eine Galaxie entstand und entsteht teilweise durch zusammenballung von millionen von Sternen, die ihrerseits aus riesigen Materie-Nebeln entstehen. Ja, es entstehen auch heute noch neue Galaxien, in verschiedenen Formen, zum Beispiel Kugelgalaxien.
Die sind dann allerding in der von Robby gewünschten Form synchron... :o

Wer es etwas genauer wissen will, dem Empfehle ich das Buch von Heintzmann:

http://hera.ph1.uni-koeln.de/~heintzma/Skripten/1EINF1.pdf

Links auf das gewünschte Thema drücken...
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Albert am 15. November 2006, 09:37:43
Hallo Minshara

Zitat
Aber welche Art von Gravitationskraft bewirkt, dass Galaxien sich in Galaxienhaufen formieren?

Also welche Art; das weiss ich auch nicht, niemand weiss das.
Aber man weiss, dass die grossen Galaxien natürlich eine stärkere Anziehungskraft haben als kleinere, und daher ziehen sie dieselben an und bilden dann einen Galaxienhaufen, und dieser zieht dann auch wieder andere Welteninseln an.... ::)

Also die Grösse/Schwere machts, genau wie in unserem Sonnensystem...
 ;)
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Minshara am 17. November 2006, 14:58:47
Zuerst eine lieben Gruß an Volker, dessen Antwort mich wieder sehr beeindruckt hat (...und mich an einen gewissen Vulkanier erinnert!)  ;)


Zitat
Also welche Art; das weiss ich auch nicht, niemand weiss das.
Aber man weiss, dass die grossen Galaxien natürlich eine stärkere Anziehungskraft haben als kleinere, und daher ziehen sie dieselben an und bilden dann einen Galaxienhaufen, und dieser zieht dann auch wieder andere Welteninseln an.... ::)
Also die Grösse/Schwere machts, genau wie in unserem Sonnensystem...
 ;)

Ja, Albert das ist bestimmt ein guter Vergleich. Aber die Gravitation unseres Sonnensystems basiert auf die Schwerkraftpunkte der einzelnen Objekte.
Wie ist das in einem Galaxienhaufen? Müßte es da nicht auch einen Schwerkraftpunkt geben, der alle Galaxien in diesem Haufen zusammenhält? Und müßte dieser zentrale Schwerkraftpunkt nicht größer (oder schwerer) sein als alle anderen Objekte?

Und dann habe ich noch eine ähnliche Frage wie robinson:
Wie funktioniert es, dass Objekte (wie Sonnensysteme oder Spiralgalaxien) sich in der Position ihrer Ekliptik, bzw. galaktischen Ebene, rein zufällig ausrichten?
Das klingt für mich danach, als würde keine äußere Kraft auf diese Objekte einwirken.
Aber dass es auch nur ein einziges Objekt im Universum gibt, auf das keine äußere Kraft einwirkt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.  ::)

L.G.
Minshara  :)
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: rolli am 18. November 2006, 09:21:55
Hi Minshara

zu Deiner ersten Frage:
Da kommt sicher die sogenannte "dunkle Materie" ins Spiel, die ja angeblich eine viel grössere Masse hat als die sichtbare und durch ihre Schwerkraft die Galaxien entscheidend beeinflusst.

Frage zwei:

Urwolke
Nach den ausgereifteren Ansichten der heutigen Zeit bewegte sich vor etwa 4,6 Milliarden Jahren an Stelle des Sonnensystems und der umgebenden Sterne eine ausgedehnte Materiewolke um das Zentrum der Galaxis. Die Wolke bestand zu über 99 % aus den Gasen Wasserstoff und Helium sowie einem geringen Anteil aus nur mikrometergroßen Staubteilchen, die sich aus schwereren Elementen und Verbindungen, wie Wasser, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, anderen Kohlenstoffverbindungen, Ammoniak und Siliziumverbindungen zusammensetzten. Der Wasserstoff und der überwiegende Teil des Heliums war bereits beim Urknall entstanden. Die schwereren Elemente und Verbindungen wurden im Innern von Sternen erzeugt und bei deren Explosion als Sternenstaub freigesetzt. Teile der Materiewolke zogen sich infolge der eigenen Schwerkraft zusammen und verdichteten sich. Den Anstoß hierzu könnte die Explosion einer relativ nahen Supernova gegeben haben, deren Druckwellen durch die Wolke wanderten. Diese Verdichtungen führten zu der Bildung von vermutlich mehreren hundert oder gar tausend Sternen in einem Sternhaufen, der sich wahrscheinlich nach einigen hundert Millionen Jahren in freie Einzel- oder Doppelsterne auflöste. Im Folgenden wird die Entwicklung desjenigen „Fragments“ der Materiewolke betrachtet, aus dem sich das Sonnensystem bildete, – der Sonnennebel.

Da bei der Kontraktion (Zusammenziehen) der Drehimpuls erhalten bleiben muss, hat sich eine schon minimal existierende Rotation des kollabierenden Nebels erhöht, ähnlich wie eine Eiskunstläuferin durch Anlegen der Arme als Pirouetteneffekt eine schnellere Rotation erreicht. Die dabei entstehenden, nach außen wirkenden Fliehkräfte führten dazu, dass sich die Wolke zu einer rotierenden Akkretionsscheibe formte.

(Aus wiki)

Es leben dieEiskunstläufer/innen...!

 ;)
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 12. Januar 2007, 04:24:43
Moin,

das * SDSS - Sloan Digital Sky Survey *
( http://www.aip.de/highlight_archive/sdss2/ )
hat jetzt weitere 8 Zwerggalaxien in unmittelbarar Nachbarschaft unserer Milchstrasse gefunden. Davon sind 7 echte Satellitengalaxien die unserer Mikyway folgen, die 8. ist eine eigenständige Galaxie, wenn auch nur eine kleine.

Diese neu entdeckten Zwerggalaxien befinden sich nahe dem galaktischen Nordpol. Ihr Durchmesser beträgt ~ 2.000 Lj und sie haben maximal eine Menge von wenigen 100.000 Sternen.

Entstanden sind sie wohl zu dem Zeitpunkt, als sich auch unsere Milkyway gründete, aber eine Überlebenschance haben sie nicht. Einige zeigen schon Auflösungserscheinungen, andere werden wohl von unserer Milchstrasse vereinnahmt.

Lediglich die eigenständige Zwerggalaxie *Leo T* ist bereits ~ 1,4 Millionen Lj entfernt und entzieht sich somit dem Zugriff unserer Milchstrasse. In *Leo T* gibt es alte und junge Sterne und ausserdem noch Gase, aus denen weitere neue Sterne entstehen können.

Info aus: Beitrag auf der 209. Konferenz der AAS, Seattle vom 7. - 11.1.2007

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Mary am 14. Januar 2007, 00:00:44
Ich hab da auch noch was zu dem Thema gefunden:
http://www.spitzer.caltech.edu/features/articles/20070103.shtml
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Corsar am 16. Januar 2007, 20:20:25
Bonjour.

Eine interessante Theorie stellten Alcock, Kallivayalli und van der Marel auf der 209. Tagung der AAS in Seattle vor.
Diese Astronomen hatten mittels dem Weltrausteleskop Hubble in zwei Beobachtungsphasen festgestellt, das SMC / kleine Magellansche Wolke mit 302 km/s und LMC / große Magellansche Wolke mit 378 km/s durch das Universum fliegen. Daraus errechnete dieses Team, daß beide Nachbargalaxien eine sehr hohe Eigenbewegung haben. Daraus könnte man ableiten, daß sie nicht durch die große Masse der Milchstrasse an diese gebunden sind, sondern möglicherweise nur in der Vorbeiflugphase sind. Sie könnten zwar miteinander durch die eigene Gravitation gebunden sein, denn sonst wären sie schon seit geraumer Zeit zusammengewachsen.
Jetzt wird an der Wasserstoffspur weiter beobachtet und gemessen wie sich die Bewegung weiterentwickelt.
J.C.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 27. August 2007, 12:33:09
Moin,

das Weltraumteleskop Hubble hat in der *kleinen Magellanschen Wolke* den offenen Sternhaufen *NGC 602*, ~ 195.000 Lj, D = ~ 90 Lj aufgenommen.
Was mich an dieser Aufnahme fasziniert ist, daß dort unglaublich viele Galaxien mit auf dem Bild sind. Wäre mal eine Aufgabe zur Nervenberuhigung die alle zu zählen.

Hier die Aufnahme aus hubblesite.org/newscenter

(https://images.raumfahrer.net/up038591.jpg)

Wer zählen will, kann diese Aufnahme vergrößert bekommen in 1,86 Mb, zu finden hier
 >>> (http://img340.imageshack.us/img340/1295/1430pk6.png) (http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2007/04/image/a/)


Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 31. August 2007, 18:07:54
Moin,

das *Chandra X-Ray Observatory*, Röntgenteleskop der NASA, hat in der *kleinen Magellanschen Wolke* (SMC) eine Aufnahme vom *LHa115-N19 (3-color)* gemacht.

(http://a52.g.akamaitech.net/f/52/827/1d/www.space.com/images/070111_superbubble1_02.jpg)

Dieser Bereich besteht aus Superbubbles, ionisiertem Wasserstoff, sowie Staub und Gasen von Supernovas und Sternwind, von Sternen, die sich weit im Hintergrund befinden. In unmittelbarer Nachbarschaft zu *N 19* gibt es keine Sterne (oder keine Sterne mehr?).

(https://images.raumfahrer.net/up038590.jpg)

Jerry
Titel: Re: Die Milchstrasse
Beitrag von: Schillrich am 18. September 2007, 19:09:32
Zwerggalaxie Herkules unterscheidet sich stark von ihren Schwestern

Quelle: http://medusa.as.arizona.edu/lbto/press_releases.htm

Das LBT (http://de.wikipedia.org/wiki/Large_Binocular_Telescope) (Large Binocular Telescope) hat unsere kleine Nachbargalaxie Herkules beobachtet. Diese umrundet, wie andere Zwerge, unsere Milchstraße. Normalerweise weißen diese Galaxien eine Kugelform auf. Nur die Nächsten von ihnen werden durch die Gravitation der Milchstraße verzerrt, und weisen wie der Sagitariusstrom (s.o.) eine längliche Form auf. Herkules ist aber 10mal weiter entfernt und sollte seine Kugelform behalten.
Erklärt werden kann dies evtl. mit einem (postulierten) stark elliptischen Orbit, welcher die kleine Galaxie immer wieder nahe an unsere Galaxie oder direkt deren Zentrum heranführt.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 19. September 2007, 20:15:54
Moin,

(https://images.raumfahrer.net/up038494.jpg)

Die beiden *Magellanschen Wolken* sind zwar unsere Nachbargalaxien, aber so richtig *alles* weiß man noch nicht über sie. Es gibt die *Große Magellansche Wolke* (LMC / Large Magellanic Cloud), ~150.000 Lj und die *Kleine Magellansche Wolke* (SMC / Small Magellanic Cloud), ~ 200.000 Lj von der Erde entfernt.

Beide Galaxien umkreisen scheinbar, gebunden durch den *Magellanschen Strom*, einem dünnen Band aus Wasserstoff, unsere Milchstrasse. Da gibt es aber ein Erklärungsproblem, denn die Geschwindigkeit mit der sie sich bewegen ist zu hoch. Jetzt wird darüber spekuliert, ob die beiden Galaxien nur an der Milchstrasse vorbeiziehen oder die Masse unserer Heimatgalaxie ist größer als bisher angenommen. Letzteres wird wohl stimmen, denn bei einem *Vorbeiflug* beider *Magellanschen Wolken* an unserer Galaxie könnte es dieses dünne Wasserstoffband nicht geben. Dieses kann nur aus einem stetigen Umkreisen beider MC´s um unsere Milchstrasse resultieren.

Es stehen jetzt weitere intensive Beobachtungen und Modellrechnungen an.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Schillrich am 20. September 2007, 18:17:34
Hallo Jerry,

hier ein Link zu einer Veröffentlichung zu diesem Thema (Magellansche Wolken):
http://cfa-www.harvard.edu/press/2007/pr200722.html

Allerdings kommt man da zu dem Schluss, dass die Geschwindigkeitsmessungen darauf hindeuten, dass beiden Galaxien sich auf einem hyperbolischen Orbit befinden, also das erste Mal unsere Galaxie besuchen. Gleichzeitig wird aber gesagt, dass dann noch eine Erklärung für den Magellanschen Strom fehlt. Außerdem wurden bisher "vertikale" Störungen der Scheibe der Milchstraße mit der dauerhaften Präsenz der beiden Zwerggalaxien erklärt. Auch dieser Zusammenhang würde dann nicht mehr gelten.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 21. September 2007, 17:54:42
Moin Daniel,

kann ich das so interpretieren, daß die beiden *Magellanschen Wolken* zwar viel jünger sind wie unsere Milchstrasse, aber dass sie aus dem Rest der intergalaktischen Scheibe bestehen, die bei der *Geburt* unserer Milchstrasse übriggeblieben ist?

Dann wären sie zwar eigenständig, jedoch *irgendwie* an unsere Milchstrasse gebunden. Aber nicht auf der Durchreise, aber auch nicht als *vorgeschobener Posten*.

Jerry

PS: Beim Durchlesen dieser Aussage stelle ich fest, daß mir eine verständliche Definition nicht gelungen ist.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Schillrich am 21. September 2007, 18:06:43
Sorry Jerry,

da bin ich überfragt. Da sie sich aber auf einer hyperbolischen Bahn befinden sollen, bedeutet das eigentlich, dass sie theoretisch aus der Unendlichkeit kommen. Wenn sie in "nächster" Nachbarschaft zu uns entstanden sein sollten, dann wäre es schwer diese Geschwindigkeit zu erklären. Rein die Geschwindigkeit gilt wohl als Indiz, dass sie von weit her kommen.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 02. Oktober 2007, 05:27:55
Moin,

hier eine Aufnahme von *The Small Cloud of Magellan* (SMC)
Credit & Copyright: Stéphane Guisard

(https://images.raumfahrer.net/up038589.jpg)

Auf dem Bild bei 8 Uhr ist der zweithellste Kugelsternhaufen, ~ 13.400 Lj, ~ 1 Mill. Sterne, +4m *47 Tucanae* (NGC 104) zu sehen, sowie bei 5 Uhr der Kugelsternhaufen *NGC 362*, ~ 27.700 Lj, +6,8m.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 04. November 2007, 09:12:09
Moin,

(http://img518.imageshack.us/img518/1030/image1sunenglbigcapie8.jpg)
Bild: astro.u-strasbg.fr

Unter dem Titel: Astronomers find nearest galaxy to the Milky Way gibt es einen Bericht über die nächste Galaxie zu unserer Milchstrasse. Nach Aussage der Astronomen handelt es sich hierbei um die Galaxie *Canis-Major-Zwerg*, Sternbild *Großer Hund*.

Diese Galaxie befindet sich in einem Abstand von ~ 25.000 Lj von unserer Erde und ~ 42.000 Lj vom Milchstrassenzentrum.

Mehr darüber hier >>> (http://www.planet-smilies.de/lesen/lesen_003.gif) (http://astro.u-strasbg.fr/images_ri/canm-e.html)

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Booster am 04. November 2007, 09:19:39
:D Moin @Jerry,

ist das ein ein wundervolles Bild, dort irgendwo sind also auch wir kleinen Nanohumanos...  :D

(http://astro.u-strasbg.fr/images_ri/anim_micro.gif)

wow..... Genjal

Vielen Dank

Gruß
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 14. Dezember 2007, 13:51:39
Moin,

es ist jetzt eine kleinere Diskussion losgetreten worden, bei der es darum geht, ob unsere Milchstrasse noch eine Schwester hat oder nicht.

Astronomen um Avi Loeb und Ramesh Narayan vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik im amerikanischen Cambridge wollen beweisen können, dass eine Zwillingsgalaxie in ähnlicher Größe wie unsere Milchstraße in einem Abstand von 3 Mill. Lj existiert und diese einen hinreichenden Schwerkraftsog ausübt, um die Bewegung unserer Galaxie zu erklären. Sie ist aber nicht zu sehen, dieweil sie exakt hinter unserem Milchstrassen-Zentrum liegt. Alternativ wären auch Galaxiencluster in 70 Mill. Lj Abstand denkbar.

Mehr dazu >>> (http://www.planet-smilies.de/x-mas/x-mas_024.gif) (http://space.newscientist.com/article/dn12985-milky-way-galaxy-may-have-hidden-twin.html)

Jerry
Titel: Infrarot-Image von 100,000 Galaxien
Beitrag von: Hansjuergen am 09. April 2008, 21:10:53
UK Astronomen haben eine Hochempfindliche Infrarot-Karte vom entfernten Universum angefertigt. Dabei wurden Daten über einen Zeitraum von 3 Jahren  gebündelt und so konnte ein Bild entstehen das über 100,000 Galaxien enthält.
Das erste Resultat wurde von Dr. Sebastien Foucaud von der University von Nottingham am 4.April  2008  auf dem RAS National Astronomy Meeting in Belfast vorgestellt.
(https://images.raumfahrer.net/up038588.jpg)

Mehr darüber hier: http://www.spacedaily.com/reports/Witnessing_The_Formation_Of_Distant_Galaxies_999.html
Hansjürgen

(Hallo Jerry, hoffe es in den richtigen Thread gestellt zu haben :-/, ansonsten halt verschieben, Danke!)
Titel: Ultra Compactgalaxies
Beitrag von: Hansjuergen am 29. April 2008, 23:07:08
Hubble entdeckte sehr dichte Galaxien im Universum, mehr darüber hier:
http://www.astronomynow.com/UltracompactgalaxiesweighheavyonearlyUniverse.html
(https://images.raumfahrer.net/up038587.jpg)

Hansjürgen
Titel: Entstaubte Galaxien
Beitrag von: Hansjuergen am 28. Mai 2008, 08:48:03
Entstaubte Galaxien

Astronomen korrigieren mit einem neuen Modell den Energieausstoß von Sternsystemen

Wer in einer klaren Nacht zum Himmel aufblickt, sieht Tausende von funkelnden Fusionsreaktoren: die Sterne. Auf das Universum hochgerechnet, erzeugen diese Gasbälle eine unvorstellbare Energie. In einem Würfel von lediglich einem Lichtjahr Kantenlänge sind das jährlich 40 Billiarden Kilowattstunden - etwa 300-mal soviel, wie die Menschheit im selben Zeitraum verbraucht. Doch auf der Erde nehmen wir nur etwa die Hälfte des Sternenlichts wahr, das im heutigen Universum erzeugt wird. Die andere Hälfte wird von Staubkörnchen verschluckt, die zwischen den Sternen im Weltraum schweben. Das haben Forscher, unter anderem aus dem Max-Planck-Institut für Kernphysik, herausgefunden. Mit ihrem Modell lässt sich die Staubverteilung innerhalb von Galaxien berechnen - mit Konsequenzen für unser Bild von Geburt und Entwicklung der Sternsysteme (The Astrophysical Journal, 10. Mai 2008).
Blick auf Galaxie NGC 891:
(https://images.raumfahrer.net/up038586.jpg)
Mehr darüber hier:http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2008/pressemitteilung20080514/index.html

Hansjürgen
Titel: Erste Galaxien durch Gravitationslinsen fotografiert
Beitrag von: Hansjuergen am 08. August 2008, 16:54:28
Hubble Space Teleskop fotografiert Galaxien in 13 Milliarden Lichtjahren Entfernung

«Hubble» nutzt natürliche Lupe

Garching (dpa) - Das Weltraumteleskop «Hubble» hat mithilfe einer natürlichen Lupe das Licht von zehn Galaxien aufgefangen, das fast so alt ist wie das Universum selbst. Die Strahlung war rund 13 Milliarden Jahre unterwegs, bis sie auf das Teleskop traf, wie das europäische «Hubble»-Zentrum in Garching bei München mitteilte. Das Universum entstand im Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren.

Die Entdeckung der 13 Milliarden Lichtjahre entfernten Welteninseln gelang nur, weil das Weltraumteleskop eine natürliche Lupe zu Hilfe nehmen konnte: Große Galaxienhaufen im Vordergrund wirken mit ihrer gigantischen Masse gemäß Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie wie eine Art Vergrößerungsglas. Die normalerweise nicht sichtbaren fernen Galaxien im Hintergrund erscheinen dadurch auf den «Hubble»-Aufnahmen als ringförmig verzerrte Striche.

Mehr darüber hier: http://www.physikclub.de/

Hansjürgen
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 27. Oktober 2008, 23:42:31
Moin,

es gibt ja sehr schöne und vor allen interessante Aufnahmen von Galaxien; aber ich meine, dass diese Aufnahme absolut top ist.

(https://images.raumfahrer.net/up038585.jpg)
Foto: mpia.de

Dies Foto zeigt die Spiralgalaxie *NGC 7331*,  ~50 x 106 Lj, Sternbild Pegasus, aufgenommen mit der großen Durchmusterungskamera LAICA am 3.5-m-Teleskop des Calar-Alto-Observatoriums.
Die Scheibe von *NGC 7331* zeigt ihre prächtige Spiralstruktur; im Vordergrund stehen einige Sterne der Milchstraße, im Hintergrund sind weiter entfernte Galaxien zu sehen.

MPIA schreibt dazu: Einzigartig ist das Bild hauptsächlich wegen der Fülle und Vielfalt der gezeigten Objekte. Es wird für die Astronomen eine echte Herausforderung sein, die Natur aller dieser Objekte zu bestimmen – von den punktförmigen Sternen im Vordergrund über die komplexe Struktur der Hauptgalaxie bis zu den lichtschwachen Galaxien im Hintergrund.

Und da kann man nur zustimmen.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Kreuzberga am 28. Oktober 2008, 10:53:12
Hallo Jerry,

schönes Foto! Kleine Korrektur: NGC 7331 ist nur ungefähr 4 x 107 Lichtjahre entfernt und nicht 50 Milliarden Lichtjahre!   ;)
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Hansjuergen am 11. November 2008, 00:07:11
Tiefster UV-Blick ins All


Die europäische Südsternwarte ESO hat jetzt den bislang tiefsten Blick ins All veröffentlicht, der von der Erde aus im ultravioletten Bereich des Lichts gewonnen wurde. Das überwiegend mit dem Very Large Telescope gemachte Bild umfasst 27 Millionen Pixel und zeigt unzählige, weit entfernte Galaxien in ganz verschiedenen Formen.

 Der tiefste UV-Blick ins All von der Erde. Bild: ESO / Mario Nonino, Piero Rosati und das ESO GOODS Team
(https://images.raumfahrer.net/up038584.jpg)
Tiefe Blicke ins All haben etwas Faszinierendes: Wie wohl kaum andere Bilder vermitteln die Ansichten von Millionen weit entfernter Galaxien einen Eindruck von der Größe des Universums. Da die Astronomen davon ausgehen, dass das Weltall im Prinzip in jede Richtung gleich aussieht, haben sie für ihre tiefen Blicke ins All - und damit auch in die Vergangenheit - Regionen am Himmel ausgewählt, die einen möglichst ungestörten Blick aus unserer Galaxie in die Ferne bieten. Hier stören keinen nahen Sterne, Nebel oder Galaxien die Beobachtungen und erlauben so, durch stundenlanges Schauen, auch entfernte Systeme zu studieren. Die Analyse von Galaxie in großer Entfernung gibt des Wissenschaftlern wichtige Anhaltspunkte dafür, wie Galaxien entstehen und sich entwickeln.

Eines der wohl am besten untersuchten Flecken am Himmel ist das sogenannte Chandra Deep Field - South. Es ist eine von zwei Regionen, die für den Great Observatorys Origins Deep Survey (GOODS) ausgewählt wurde. Im Rahmen dieses Projektes sollen mit den unterschiedlichsten Teleskopen und in den verschiedensten Wellenlängenbereichen tiefe Beobachtungen vorgenommen werden. Dabei reicht das Spektrum vom Bereich der Röntgenstrahlen bis hin zu Radiowellen.
Mehr darüber hier: http://www.astronews.com/news/artikel/2008/11/0811-011.shtml

Hansjürgen
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Hansjuergen am 25. November 2008, 15:23:44
Hubble löst Rätsel um NGC 1569

Lange Zeit rätselten Astronomen was wohl die Ursache für die hohe Sternentstehungsrate der Galaxie NGC 1569 sein könnte. Sie hielten die Galaxie nämlich für einen Einzelgänger. Zufällig kamen die Wissenschaftler nun hinter das Geheimnis der Galaxie: NGC 1569 ist weiter entfernt als gedacht und liegt inmitten einer Gruppe von Galaxien, deren Einfluss zur Entstehung neuer Sterne in dem System führt.
Blick auf NGC 1569:
(https://images.raumfahrer.net/up038583.jpg)



Mehr darüber hier:http://www.astronews.com/news/artikel/2008/11/0811-032.shtml

Hansjürgen
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Hansjuergen am 26. November 2008, 08:48:12
In England wurden neue Studien zur Entwicklung von Galaxien herausgegeben in welchen man Nachweise für bisher fehlende Galaxien-Entwicklungsstadien gefunden hat.
(https://images.raumfahrer.net/up038582.jpg)

Mehr darüber hier: http://www.spacedaily.com/reports/The_Strangulation_Of_Spiral_Galaxies_999.html

Hansjürgen
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Kreuzberga am 26. November 2008, 10:41:24
[split] [link=https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=.0][splithere][/link][splithere_end]
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Hansjuergen am 15. Januar 2009, 23:23:09
Die kleinsten Galaxien des Universums wurden lange Zeit nicht als solche erkannt, weil sie nur schwach leuchten. Das war nicht immer so, legen Berechnungen Bonner Astronomen nahe. Demnach könnten in den Winzlingen schlagartig massereiche Sterne entstanden sein, sodass sie vorübergehend deutlich größere Galaxien überstrahlten.
Der Nachthimmel in einer der “James-Dean-Galaxien” könnte einen spektakulären Anblick geboten haben. Grafik: NASA, ESA, G. Bacon (STScI), and P. van Dokkum (Yale University)
Aus einem solchen Anfang ergebe sich zwanglos eine Erklärung die heutige Unauffälligkeit der Zwerggalaxien, erläutert Pavel Kroupa von der Universität Bonn. “Diese schweren Sterne haben bereits den Endpunkt ihrer Entwicklung erreicht und wurden zu Neutronensternen oder Schwarzen Löchern.”
Ultrakompakte Zwerggalaxien sollten auffällige Gebilde am Nachthimmel sein: In einem Raum von wenigen Hundert Lichtjahren Durchmesser - ein Hundertstel des Wertes typischer Galaxien - vereinen sie viele Millionen Sonnenmassen. Dennoch sind sie so leuchtschwach, dass ihre Existenz erst vor einigen Jahren bemerkt worden war.
Mehr darüber hier: http://astronomie.scienceticker.info/2009/01/15/galaktische-zwerge-mit-strahlender-jugend/

Hansjürgen
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Kreuzberga am 30. Januar 2009, 00:34:35
Die ESO hat dieses wunderschöne Bild der größten Galaxie in unserer Nachbarschaft, Centaurus A, veröffentlicht:
(https://images.raumfahrer.net/up038581.jpg)
Credit: ESO/WFI (Optical); MPIfR/ESO/APEX/A.Weiss et al. (Submillimetre); NASA/CXC/CfA/R.Kraft et al. (X-ray)

Bei dem Bild handelt es sich um ein Komposit aus verschiedensten Spektralbereichen. In Orange ist die von der Large Bolometric Camera des APEX-Teleskops aufgezeichnete Submillimeter-Strahlung dargestellt. Chandras Röntgen-Aufnahmen erscheinen blau und in annähernden realistischen Farben sind die Sterne und die Staubscheibe der elliptischen Galaxie dargestellt, welche vom Wide Field Imager des 2,2 m-ESO-Teleskops in La Silla aufgenommen wurde.

Schön zu erkennen sind die gigantischen Jets, die vom supermassiven Schwarzen Loch im Zentrum ausgestoßen werden. Besonders interessant sind die Radioemissionen aus der direkten Nachbarschaft des zentralen Schwarzen Lochs. Es handelt sich dabei um Synchrotonstrahlung, die von Elektronen, die den Feldlinien des galaktischen Magnetfelds folgen, ausgesandt wird. Aus diesen Daten lässt sich auf die Geschwindigkeit des Materials in den Jets schließen: 0,5 c (die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit).

Centaurus A befindet sich etwa 13 Millionen Lichtjahre entfernt im Sternbild des Zentauren.

http://www.eso.org/public/outreach/press-rel/pr-2009/pr-03-09.html
http://www.mpifr-bonn.mpg.de/public/pr/pic-cena-dt.html
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 30. Januar 2009, 04:55:17
Moin Timo,

Kannibalismus pur - eine große elliptische Galaxie und eine kleine Spiralgalaxie. Für den, der im Randbereich wohnt, gibt es viel zu sehen.

Was anderes: An diesem Bild sieht man wie wirksam und aufschlussreich die Composite-Photographs sind.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Corsar am 06. September 2009, 09:12:09
Bonjour, wenn ich mir bei WIKI das Bild von der lokalen Gruppe ansehe, dann möchte ich gern wissen, ob der Andromedanebel mit seinen kleinen Galaxien und die Milchstrasse mit ihren kleinen Galaxien gemeinsam entstanden sind. Galaxien entstehen doch durch das Zusammenziehen einer Materiewolke. Dann muss diese Wolke ja riesig gewesen sein. Jac
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 06. September 2009, 11:10:59
Moin Jac,

das Bild von der lokalen Gruppe ansehe

Dies Bild ist sicher gemeint:

(https://images.raumfahrer.net/up038580.png)

dann möchte ich gern wissen, ob der Andromedanebel mit seinen kleinen Galaxien und die Milchstrasse mit ihren kleinen Galaxien gemeinsam entstanden sind

Könnte sein oder auch nicht; geschrieben steht es nirgends, aber eines steht fest. Die kleinen Begleitgalaxien unserer Milchstrasse sind mit ihr nicht verwandt.

Die Magellanschen Wolken sind zwei irreguläre Zwerggalaxien die nur auf der *Durchreise* sind; ob die Milchstrasse sie einfängt steht nicht eindeutig fest. Darüber haben wir oben schon einiges geschrieben.
Die anderen Begleiter scheinen schon eingefangen zu sein und werden dann bald von unserer Milchstrasse verschluckt.
Fest steht, dass diese Zwerggalaxien nicht nur unterschiedliche Verteilungen der Eisengehalte aufweisen, es fehlt ihnen sogar an besonders metallarmen Sternen und somit können sie nicht mit der Milchstrasse gemeinsam entstanden sein. Das haben Wissenschaftler, hier besonders Amina Helmi vom Kapteyn Instituut, eindeutig bei ihren Untersuchungen herausgefunden.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 06. September 2009, 11:26:32
Moin,

das habe ich jetzt noch gefunden:

(http://www.eso.org/public/outreach/press-rel/pr-2006/images/phot-41-06-preview.jpg)

Das stammt aus ESO 41/06 >>> (http://www.planet-smilies.de/lesen/lesen_010.gif) (http://www.eso.org/public/outreach/press-rel/pr-2006/pr-41-06.html)

Verstanden habe ich es zwar nicht, aber vielleicht kann das ein Experte interpretieren.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Kreuzberga am 06. September 2009, 13:21:43
Hallo Jerry,

bin zwar kein Experte, aber in dem Diagramm ist unten die Metallizität als logarithmisiertes Verhältnis von Eisen/Wasserstoff eingetragen. Kommen in einem Stern bspw. auf jedes Eisenatome eine Million Wasserstoffatome hat man ein Verhältnis von lg(1/1.000.000)=-6. Die Skala oben ist wahrscheinlich auf die Sonne normiert, sodass man deren logarithmisiertes Verhältnis noch abziehen müsste. Nimmt man für die Sonne -4,95 an, kommt man bei -1,05 für einen Stern mit den Verhältnis 1 zu 1.000.000 raus. Also: Je kleiner der Wert, desto geringer ist die Metallizität.

Die andere Achse gibt nur den relativen Anteil der Sterne mit der jeweiligen Metallizität an der Gesamtzahl der untersuchten Sterne an. Ablesen kann man also die relative Verteilung der Sterne nach Metallizität in den vier Zwerggalaxien.

Das Ergebnis der Untersuchung ist, dass alle vier Zwerggalaxien eine unterschiedliche Formationsgeschichte haben müssen und nicht zusammen mit unserer Milchstrasse entstanden sein können. Auffällig ist besonders das Fehlen von Sternen mit sehr geringer Metallizität (< 3). Das ist seltsam, weil es darauf hindeutet, dass in den Zwerggalaxien keine oder nur wenig Population II Sterne vorhanden sind, ganz im Gegensatz zu den Halo-Sternen unserer Galaxie.
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: Corsar am 07. September 2009, 16:12:30
Bonjour,
Zitat
Die kleinen Begleitgalaxien unserer Milchstrasse sind mit ihr nicht verwandt.
Da die sich ja alle um unsere Milchstrasse herumbewegen, kann man ja leider nicht mehr ihre ursprüngliche Flugbahn erkennen und damit auch nicht ihren möglichen Geburtsort, schade.
Würde da eigentlich eine Computersimulation helfen? Jac
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 07. September 2009, 17:57:19
Moin,

Würde da eigentlich eine Computersimulation helfen?

Das kann ich mir nicht vorstellen, da diese kleineren Galaxien schon seit längerer Zeit ihre Runden um unsere Milchstrasse ziehen. Somit kann man nicht ableiten woher sie kommen und dann auch nicht rückrechnen. Anders sieht es aber bei den magellanschen Wolken aus.

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: H.J.Kemm am 09. Oktober 2009, 09:38:59
Moin,

hier *IC 10*, 2,2 x 106 Lj , +11,2 mag, Sternbild Kassiopeia, unsere nächste Nachbargalaxie in der *lokalen Galaxiengruppe zeigt sich etwas verborgen hinter Staub und Sternen nahe der Ebene ( 3° ) unserer Milchstraße. Das Licht dieser irregulären Zwerggalaxie wird durch den dazwischen liegenden Staub abgeblendet, doch sie weist dynamische Sternbildungsregionen (Starburstgalaxie) auf, die auf dieser farbenprächtigen Himmelslandschaft in einem verräterisch rötlichen Licht schimmern. Verglichen mit anderen Galaxien unserer lokalen Gruppe besitzt *IC 10* eine verhältnismäßig große Population massereicher neu gebildeter Sterne, die sehr hell strahlen, darunter ein helles Röntgen-Doppelsternsystem das vermutlich ein schwarzes Loch enthält.

(https://images.raumfahrer.net/up038579.jpg)
Bild: apod.nasa.gov/apod/

Jerry
Titel: Re: Galaxien als Nachbarn
Beitrag von: A1942D am 25. November 2009, 12:03:19
Hallo, im Beitrag Nr. 52 hatte unser Glob-Mod ja schon über unsere Nachbar-Galaxie >Centaurus A< was geschrieben.
(http://www.eso.org/gallery/d/2442-2/phot-05a-00.jpg)
Die Ausbauchung von der Bildmitte nach rechts unten zeigt den Rest der geschluckten kleineren Galaxie.
Durch ein neues Auswertungsverfahrens für Astrobilder im nahen Infrarotbereich hat eine Astronomengruppe von MPIA und Universität Helsinki super tiefe Einblicke in das Innere von >Centaurus A< gewinnen können. Dazu wurden mit SofI, einer Kombination aus Infrarotkamera und Spektrograf am 3,58-m NTT von La Silla, Bilder in 3 verschiedenen Wellenlängenbereichen des nahen Infraroten durch die Filter H, J und K aufgenommen. Das Bild zeigt Reste einer kleineren Spiralgalaxie, die vor ~ 200 Mio Jahren mit >Centaurus A< verschmolzen ist, sowie Tausende von Sternhaufen in der Zentralregion. Das untere Bild zeit, daß im Zentrum von >Centaurus A< ein supermassereiches Schwarzes Loch liegt. Seine Masse entspricht ca. dem 50fachen der Masse des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße. Dieses zentrale Schwarze Loch wird ständig mit neuer Materie gefüttert. Deshalb ist >Centaurus > eine der hellsten Radioquellen am Himmel, und Radio- und Röntgenbeobachtungen zeigen, daß aus dem Zentrum hochenergetische Teilchenströme nach außen geworfen werden. Dieser Jet ist auf dem Bild klar zu erkennen.
(https://images.raumfahrer.net/up038578.jpg)

 A.D.