Raumcon
Sonstiges => Medien & Öffentlichkeit => Thema gestartet von: tobi453 am 09. Oktober 2008, 20:33:14
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Ich dachte mir ich starte mal eine Diskussion über SpinOffs aus der Raumfahrt. SpinOffs werden ja oft als Argument für die Raumfahrt herangezogen, besonders in der Öffentlichtkeit um den Nutzen der Raumfahrt für den Menschen direkt zu verdeutlichen. (Mich überzeugt das ja nicht. Schließlich gibt es auch in allen anderen Hochtechnologiebereichen SpinOffs, aber das ist ein anderes Thema)
Aktuell habe ich gelesen, dass der deutsche Weitspringer Wojtek Czyz dank Raumfahrttechnologie einen neuen Weltrekord im Weitsprung bei den Paralympics 2008 in Peking aufgestellt hat. Bravo!
Welche Fazite können wir nun ziehen?
1. Der Athlet darf sich freuen wie toll die europäische Raumfahrttechnologie ist und das er vermutlich ohne die europäische Raumfahrttechnologie keinen neuen Rekord gesprungen wär, vielleicht sogar garnicht gewonnen hätte? Mit anderen Worten war es garnicht seine eigene Leistung, sondern vielmehr die Leistung der europäischen Raumfahrtindustrie, die ihn soweit gebracht hat. Ist das nicht toll?
2. Dank europäischer Raumfahrttechnologie haben wir eine Goldmedaille mehr! Juhu! :D
Quelle:
http://www.esa.int/esaCP/SEMCWK9FTLF_Germany_0.html
Das Fazit: Wer mehr Goldmedaillen und Weltrekorde will, muss mehr in Raumfahrt investieren. Ist doch logisch, oder? ;D
Na welche SpinOffs kennt ihr noch? ;)
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Heute purzeln doch die Weltrekorde mehr durch Hilfsmittel aus anderen Bereichen als aus der Raumfahrt ... ;)
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Hallo,
Prof Dr. Ulrich Walter spricht auf dieser Webseite von zahlreichen Raumfahrt-Spinoffs:
http://www.lrt.mw.tum.de/de/interessierte/fs_nutzen_der_raumfahrt.phtml
Einige Punkte aus seinem Text habe ich in der unten aufgeführten Liste kurz wiedergegeben.
Aber gab es Quarzkristalle in Quarzuhren nicht schon vor dem Apollo-Programm ?
Die Radialreifen wurden doch schon 1948 erfunden und die Reifen des Mondautos waren
doch aus Titan-Draht geflochten ?
Wo besteht der Zusammenhang mit der Behauptung von Walter, moderne Radialreifen kämen vom Apollo-Projekt ?
Was ist mit Taschenrechnern und Akkuwerkzeugen ?
Gab es die wirklich erst nach dem Mondprojekt ?
Ich hab meine Liste, die Prof. Dr. Walters Texte in einer Kurzfassung wiedergibt, in dem berüchtigten
Heise-Forum verwendet ! :-[
Die Reaktion war heftig - Teilweise wurde sie als Märchengeschichte und Lügensammlung abgeurteilt ! >:( >:(
Wer kennt sich mit den Spinoffs-Erfindungen des Apollo-Programms aus, und kann mal etwas dazu sagen.
Gibt´s irgendwo Dokumente im Web, die das belegen.
Ich bin für die Raumfahrt und die weitere Erforschung unseres Sonnensystems und würde gerne bei der
nächsten Diskussion einige stichhaltigere Argumente parat haben.
Wer kennt sich mit NASA Spinoff-Erfindungen aus ?
Prof Dr. Ulrich Walter im Kurzform:
"...Der Nierensteinzertrümmerer wurde von der deutschen Firma DORNIER
patentiert und entstammt der Raumfahrtentwicklung
Memorylegierungen aus Titan für flexible Brillengestelle
hochfeste Kevlar- und unbrennbare Nomex-Fasern von DuPont
ultraleichte Hochdrucktanks wurden ursprünglich für das Shuttle
entwickelt
Kevlar wird heute auch als PET für "unverwüstbare" Pfandflaschen
eingesetzt -Shuttle-Technologie
Quarzkristalle als Zeitstandard in Quarzuhren
Taschenrechner gab´s kurz nach Beendigung des Apollo-Programms,
weil in den Saturnraketen neben den Unmengen von Treibstoff kaum mehr
Platz für die Systemregelung war.
Chips machten die handlichen Taschenrechner möglich und gaben den
Anstoß für die darauf folgende Computerrevolution. Die Apolloära war
überhaupt sehr befruchtend für die irdische Technik.
Aus den geländegängigen, neuentwickelten Reifen des Mondautos
entstammt der heutige Radialreifen.
weil es auf dem Mond bis heute keine Steckdosen gibt, wurden die
ersten Akkuwerkzeuge entwickelt, insbesondere der Akkubohrer für
Mondgestein
die Apolloastronauten sollten immer keimfreie Nahrung haben, die aus
Gewichtsgründen möglichst leicht sein sollte - die Gefriertrocknung
wurde entwickelt
die spiegelnden UV-Beschichtungen der Raumanzughelme werden seit
Apollo für verspiegelte Sonnenbrillen verwandt
die Antibeschlagflüssigkeit für die Helminnenseite wird heute in
jedem Autowischtuch verwandt
die Rauchmelder auf der Skylab-Station haben wegen ihrer
Verlässlichkeit auch Einzug in den kommerziellen Markt gefunden..."
Originaltext und Quelle : http://www.lrt.mw.tum.de/de/interessierte/fs_nutzen_der_raumfahrt.phtml
Galaktische Grüsse aus Delmenhorst
Starcat66
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Bei Raumfahrt-Spinoffs fallen mit immer nur Teflon und der Klettverschluss ein. Hab aber keine Ahnung, ob da wirklich was dran ist und aus welchen Programmen das nun genau stammt. War vor Jahren aber immer das Hauptargument meines Physiklehrers für die Raumfahrt... :D
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Über die Spin-Offs der Raumfahrt kann man endlos diskutieren. Es ist keine Frage, daß speziell in den 60er-Jahren die Anforderungen der Raumfahrt zu zahlreichen Fortschritten in anderen Technologien führten. Aber oft ist es wie die Frage, ob Huhn oder Ei zuerst da waren.
Über den Nutzen unbemannter Raumfahrt brauchen wir wohl nicht zu diskutieren, den erleben wir jeden Tag. Nachrichten- und Fernsehsatelliten, Wettervorhersagen. Bis hin zum Navigationssystem in unseren Autos - alles unmöglich ohne Raumfahrt. Und das Internet (und damit auch dieses Forum) gäbe es auch nicht, denn Kabelsysteme können nicht leisten, was Kommunikationssatelliten schaffen.
Von den wissenschaftlichen Erkenntnissen ganz zu schweigen.
Schwieriger ist es schon mit dem Nutzen bemannter Raumfahrt. Hier ist meine persönliche Meinung:
Noch ist sie Grundlagenforschung. Noch stehen wir da, wo die Gebrüder Wright 1903 in der Luftfahrt standen. Damals hat auch niemand unseren heutigen Luftverkehr vorhersagen können.
Wir sollten und müssen sie machen, um technologisch und wissenschaftlich voran zu kommen. Selbst wenn sie noch keinen direkten Profit bringt. Denn wenn wir nur noch an Profit denken, dürften wir keine Astronomie betreiben, keine Elementarteilchenphysik, und viele andere Wissenschaften auch nicht. Von der staatlichen Subventionierung von Opern und Theatern mal ganz abgesehen.
Die treffendste Antwort dazu hat wohl Konstantin Ziolkowski gegeben: "Die Erde ist die Wiege der Menschheit. Aber der Mensch kann nicht für immer in seiner Wiege bleiben." :D
roger50
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Die NASA hat sich jetzt mal genauer dem Thema "Spinoffs" gewidmet. Vermutlich wollen sie den Sinn der Raumfahrt gegenüber der Bevölkerung verteidigen. Wer möchte kann sich unter http://www.nasa.gov/vision/earth/technologies/spinoffs_index.html informieren. Schön finde ich das Motto: What have we done for you lately... ;)
Gruß,
MSSpace...
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Und das Internet (und damit auch dieses Forum) gäbe es auch nicht, denn Kabelsysteme können nicht leisten, was Kommunikationssatelliten schaffen.
Das stimmt nicht ganz, da:
Fast alle High-Speed Kommunikationssatelliten befinden sich auf der geostationären Bahn in 35.800 km höhe.
Das bedeutet für die Singnallaufzeit c.a. 71600 km wegstrecke.
Da die Lichtgeschwindigkeit (auch Radiowellen sind gleich schnell) "nur" 299.792.458 km pro Sekunde (Vakuum) ist,
beträgt die Signallaufzeit c.a. 240 Millisekunden.
Was für Webseitenaufrufe durchaus reicht. Da ich aber öfters "Q4" im Netz zocke und selbst auf Amerikanischen Servern nur eine ping von durchschnittlich 50-70 ms habe kann der Transfer nicht über Satelliten erfolgen,
240 ms währen da echt zu langsam.
Nein die meißten Datenkommunikationen laufen heutzutage über Heighspeed Glasfaser Tiefseekabel und das würd auch so bleiben.
Satelliten haben da nur den Vorteil das sie Regionen erreichen die nicht ans Weltweite Kabelnetz angeschlossen sind.
Es gibt zwar auch Kommunikationssatelliten in niedrigeren Bahnen (z.B. Iridium 780km, Globalstar 1400km, Odyssey 10354km, Inmarsat 10354km oder Teledesic 700km), die haben aber nicht so hohe Datenraten
(ist ja auch schwerer die mit einer Parabolantenne anzupeilen) sodas man sie für Große Bandbreiten im Netz nutzen könnte.
Falls jemand andere kennt die das ermöglichen oder etwaige Projekte dazu, kann das gerne berichtigen. :)
Gruß Thoralf
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@Roger. Ich glaube Internet (du Meinst duch damit WWW oder) hat nur sehr inderekt was mit Raumfahrt zu tun .Eigentlich ausser Satelitenübertragung an sehr wenigen orten der Erde ist mir keins bekannt. Es ist ja bei CERN als eine *NEbenentwicklung* entstanden, als man Unmengen an Daten die die Experemente gleichzeitig lieferten verarbeiten wollte. Man hat dafür viele PCs in ein Netzwerk verschaltet. Dabei wurden viele gängige Datenübertragungsprotokole entwickelt, usw.
In dem Sinne bin übrigens gespannt was als nähstes aus CERN in als *Nebenprodukt* herbringt. Aktuel bei den neuem Projekten, z.B ATALAS wird sehr intesiev an dem Gridcomputing gepfeilt.