Raumcon
Raumfahrt => Organisationen, Unternehmen und Programme => Thema gestartet von: honk am 26. August 2021, 11:44:07
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In einem Gebäude des ESRANGE-Komplexes ist heute morgen ein Feuer ausgebrochen, im Zusammenhang mit der Entsorgung eines ausgemusterten Raketenmotors. Das Gelände wurde geräumt; es gibt keine Verletzten:
https://www.svt.se/nyheter/lokalt/norrbotten/raketmotor-har-antant-brand-pa-rymdbasen-i-kiruna (https://www.svt.se/nyheter/lokalt/norrbotten/raketmotor-har-antant-brand-pa-rymdbasen-i-kiruna)
Nachtrag 19:30 h:
die Feuerwehr teilt mit, dass zwei größere Gebäude völlig zerstört sind; die Löscharbeiten werden wohl noch bis ca 21:00 h andauern
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Bei dem Brand sind auch Teile der Startanlagen für Höhenforschungsraketen beschädigt worden, so dass mit Auswirkungen auf die Startzeitpläne zu rechnen ist:
https://www.svt.se/nyheter/lokalt/norrbotten/raketer-paverkas-efter-branden-pa-rymdbasen-i-kiruna (https://www.svt.se/nyheter/lokalt/norrbotten/raketer-paverkas-efter-branden-pa-rymdbasen-i-kiruna) (auf schwedisch)
(https://images.raumfahrer.net/up079945.jpeg)
Bild ESRANGE Space Center
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Anscheinend hat das Feuer nicht den Startturm betroffen. Angeblich ist der Brand beim Test eines Feststoffmotors entstanden:
https://phys.org/news/2021-08-ravages-esrange-space-centre-northern.html (https://phys.org/news/2021-08-ravages-esrange-space-centre-northern.html)
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Aktueller Artikel im "Guardian" über den Stand des Ausbaus von ESRANGE für orbitale Starts:
https://www.theguardian.com/world/2023/sep/21/hidden-in-the-arctic-sweden-is-quietly-winning-europes-next-big-space-race (https://www.theguardian.com/world/2023/sep/21/hidden-in-the-arctic-sweden-is-quietly-winning-europes-next-big-space-race)
Mit einem Erststart wird für Frühjahr 2024 gerechnet.
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Ab 2025 sollen von ESRANGE Orbitalstarts stattfinden, die südkoreanische Firma Perigee möchte dann mit seinem Mikrolauncher "Blue Whale 1" sonnensynchrone Orbits ansteuern:
https://sscspace.com/ssc-and-perigee-to-launch-satellites-from-esrange/ (https://sscspace.com/ssc-and-perigee-to-launch-satellites-from-esrange/)
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Ergänzung zu Perigees "Blue Whale 1":
Länge 21 m
Durchmesser 1,60 m
Nutzlast 170 kg in 500 km SSO
Startpreis 3 Mio US$
(das bedeutet -bei voller Ausnutzung der Zuladung- Startkosten ab 17 600 US$ pro kg;
also etwa das Dreifache der Kosten für Rideshare-Starts von SpaceX (Transporter bzw Bandwagon))
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Die stärkere Nutzung von ESRANGE, in Zukunft auch für Orbitalstarts, beunruhigt die samischen Gemeinden (Talma und Saarivuoma) in der Umgebung, die eine Beeinträchtigung ihrer Rentierhaltung durch Gebietssperrungen bei Starts befürchten:
https://www.svt.se/nyheter/sapmi/samebyar-kritiska-till-svensk-satsning-pa-rymdbasen-esrange-svarare-att-bedriva-rennaringen (https://www.svt.se/nyheter/sapmi/samebyar-kritiska-till-svensk-satsning-pa-rymdbasen-esrange-svarare-att-bedriva-rennaringen)
Erinnert an die Auseinandersetzungen in Japan um die Nutzung des Startplatzes von Tanegashima, wo Starts nur an 98 Tagen im Jahr stattfinden dürfen mit Rücksicht auf die Fischerei
https://www.newscientist.com/article/mg15320691-300-japans-rockets-fall-foul-of-fishermen/ (https://www.newscientist.com/article/mg15320691-300-japans-rockets-fall-foul-of-fishermen/)
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Die schwedische Regierung stellt für die Aufrüstung von ESRANGE für den Start von nationalen militärischen Satelliten in den nächsten 8 Jahren 1 Mrd schwedische Kronen (88 Mio €) zur Verfügung:
"Sverige ska skjuta upp egna militära satelliter från Esrange"
https://www.svt.se/nyheter/lokalt/norrbotten/rymdmiljard-till-esrange-i-kiruna (https://www.svt.se/nyheter/lokalt/norrbotten/rymdmiljard-till-esrange-i-kiruna)
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Die norwegische zivile Luftfahrtbehörde CAA hat die Ergebnisse einer Untersuchung zu Orbitalstarts von Esrange (Kiruna) über Norwegen veröffentlicht:
https://luftfartstilsynet.no/en/about-us/news/nyheter-2025/report-on-the-investigation-of-orbital-launches-from-kiruna-over-norway/
Jeder Flug durch den norwegischen Luftraum [Edit: oder der Möglichkeit, dass es im norwegischen Luftraum oder am Boden zu einer Beschädigung kommt] bedarf der Genehmigung, was alle Orbitalstarts von Esrange aus betreffen dürfte.
Die Zivilluftfahrtbehörde kommt in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass derzeit nicht genügend Informationen über mögliche Orbitalstarts vom Weltraumbahnhof Esrange vorliegen, um die tatsächlichen Risiken solcher Aktivitäten beurteilen zu können. Der Bericht enthält Empfehlungen und Anmerkungen zur Flugsicherheitsanalyse, die durchgeführt werden muss, bevor die Risiken potenzieller Starts bewertet werden können.
Unter "Overlight - Space Activities" stehen die allgemeinen Anwendungsregeln, u.a.:
Jede Nutzung des norwegischen Luftraums durch Raumfahrtaktivitäten erfordert vor dem Start eine Genehmigung der CAA Norwegen. Der Antragsteller – der Betreiber des Starts – muss der CAA ausreichende Unterlagen vorlegen, um die Sicherheit im Zusammenhang mit dem Teil des Betriebs, der im norwegischen Luftraum stattfinden wird, wirksam bewerten zu können.
Auch wenn eine Rakete den norwegischen Luftraum nicht durchqueren soll, besteht jedoch die Gefahr einer Beschädigung innerhalb des norwegischen Luftraums und auf norwegischem Territorium; Hierfür ist die Zustimmung der norwegischen Behörden erforderlich. [..]
Vollständiger Report:
https://luftfartstilsynet.no/globalassets/dokumenter/romfart/report_orbital-launches-from-esrange-space-center.pdf
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.. Jeder Flug durch den norwegischen Luftraum bedarf der Genehmigung, was allen Orbitalstarts von Esrange aus betreffen dürfte..
Bis in welche Flughöhe gilt das denn ? Überflüge durch zB Starlink müssen ja wohl auch nicht genehmigt werden. Schweden hat zugesichert, dass Überflüge beim Start ab der Grenze eine Mindestflughöhe von 80 km einhalten werden. Überflüge von Bevölkerungskonzentrationen (zB Tromsö) sollen durch dogleg-Manöver vermieden werden.
Das Problem haben die Norweger bei Starts von Andöya über das offene Eismeer natürlich nicht ..
"Die Obergrenze des Luftraums ist rechtlich nicht eindeutig bestimmt. Die gängigen Grenzen (etwa Kármán-Linie) sind für die Abgrenzung des der Lufthoheit unterliegenden Luftraums vom hoheitsfreien Weltraum völkerrechtlich nicht relevant." (sagt Wikipedia)
Nachtrag: Norwegen argumentiert, dass durch mögliche Überflüge ihrer Öl- und Gasgewinnungsanlagen (die in dieser Zeit nur eingeschränkt betrieben werden könnten), ihnen pro Start finanzielle Nachteile von bis zu 146 Mio € entstehen könnten, wenn man Produktionsunterbrechungen von bis zu 5 Tagen ansetzt :
https://europeanspaceflight.com/launches-from-sweden-could-cost-norway-over-e146m-per-flight/