Raumcon

Raumfahrt => Konzepte und Perspektiven: Raumfahrt => Thema gestartet von: Major Tom am 16. Januar 2014, 16:59:44

Titel: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Major Tom am 16. Januar 2014, 16:59:44
Wie von so manchem hier schon erwartet bestätigte es jetzt ein Bericht im People’s Daily. Zhang Yuhua hat bei einer Rede am Shanghai Science Communication Forum erwähnt, daß die Arbeit schon begonnen habe. Zusätzlich zur Technologie für eine bemannte Mondlandung werde bereits an der Konstruktion einer Mondbasis gearbeitet. Es gäbe allerdings noch kein offizielles grünes Licht.

Quelle: http://www.universetoday.com/107716/china-considers-manned-moon-landing-following-breakthrough-change-3-mission-success/ (http://www.universetoday.com/107716/china-considers-manned-moon-landing-following-breakthrough-change-3-mission-success/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Michi am 16. Januar 2014, 20:01:58
Dazu gab es auch eine Aussage auf CCTV. In einem Interview während der Chang'e 3 Landung.

Ich kann leider nicht sagen ob diese Person wirklich genaueren Einblick in die Pläne Chinas hat.


Ich weiß nicht wie ich nur den Link einfüge ohne dass das Video eingebettet ist. Sollte dies gegen die Forenrichtlinien verstoßen, bitte löschen & Entschuldigung!
Bei ca. 15:00 beginnt das Interview.

Es wird ein Drei-Stufen Plan angesprochen.

1. Erkundung des Mondes mit Sonden
2. Apollo like Programm
3. Permanent bemannte Basis

Wobei Stufe 1 das Chang'e Programm ist und eben wieder in 3 "Milestones" unterteilt ist. Orbit, Soft-Landing, Sample&Return

Ziele ist die Erschließung von Rohstoffen und ein Sprungbrett für Deep Space Exploration.

Ich kann aber wie gesagt nicht einordnen wie ernst diese Aussagen zu nehmen sind. Aber immerhin tritt diese Person als offizieller Studiogast in CCTV auf, während einer der wichtigsten chinesischen Missionen in der kritischen Phase ist.

Grüße Michi
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: BadCop am 16. Januar 2014, 21:40:56
Womit jetzt plötzlich die Frage ziemlich aktuell wird: "Wem gehört der Mond?"

Dem ersten, der eine dauerhafte Station betreibt?
Demjenigen, der seinen Besitzanspruch durchsetzen kann? (Mir kommen da schon Flakgeschütze auf dem Mond in den Sinn)

Auf jeden Fall könnte eine solche Ankündigung ein neues Space-Race auslösen, da der Mond in der Zukunft wohl das Sprungbrett für BEO ist.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: TWiX am 16. Januar 2014, 22:25:20
[...]
Demjenigen, der seinen Besitzanspruch durchsetzen kann? (Mir kommen da schon Flakgeschütze auf dem Mond in den Sinn)
[...]
Ich glaube nicht, dass Flaggeschütze so eine gute Wahl wären. Zum einen sind sie mittlerweils stark veraltet und zum anderen funktioniert die Geschosszündung meines Wissens nur mit Sauerstoff. Aber es ginge viel einfacher: Stinger-Raketen sind wärmesuchend, erprobt und leicht einsetzbar. Die Waffe der Wahl, um eine landende Fähre abzuschießen....
Sorry, das war jetzt brutal offtopic und absolut unangebracht. Ist mir halt eingefallen, als ich den Post gelesen hab.
Ich denke, dass die Frage nach den Besitzrechten am Mond in diesem Jahrhundert keine Rolle spielen wird. Da ist einfach zu viel Platz als dass irgendeine Nation den gesamten Mond beanspruchen würde. Was wir vielleicht erleben könnten, wäre Streitigkeiten um besonders reichhaltige Helium-3-Felder, aber auch das nur eventuell. Die Frage sollte viel Grundsätzlicher lauten, darf ein Staat überhaupt Besitzansprüche an irgendeinen Teilbereich oder eine Fläche auf dem Mond stellen, oder handelt es sich um Allgemeingut ? Aber dafür haben wir einen anderen Thread.
Was mich zum nächsten Punkt bringt: Warum heißt es "Plant China bemannten Mondflug und Mondbasis?"
Natürlich plant China das! Oder warum sonst legen sie das umfangreichste Monderforschungsprogramm auf, das seit dem Rennen ins All existierte? In den letzten vierzig Jahren hat sich fast keiner für den Mond interessiert und plötzlich entwickeln die Chinesen an Schwerlastraketen und bringen Rover und Probenrückführungssonden zum Mond! Das werden die wohl nicht grundlos machen!
P.S.: Wenn ihnen die Mondlandung gelingt, stehen ihre Chancen nicht schlecht, die erste Nation zu sein, die sowohl im LEO (mit einer Raumstation), als auch auf dem Mond präsent ist...
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 16. Januar 2014, 22:36:35
Ja, ich finde auch - das Fragezeichen in der Überschrift kann getrost weg.
Und was die Leut auf der Welt noch nicht so richtig verinnerlichen, ist auch der psychologische Effekt. Schaut Euch mal geruhsam den Mond an und stellt Euch ernsthaft vor, die Chinesen haben da eine Mondbasis. Was machen die da nun grad so ?

Die Geschoßzündung mit Sauerstoff ist mir aber grad nicht so klar. Ist da bei Flaks was anders ?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: TWiX am 16. Januar 2014, 22:46:01
Kein Plan, aber ich meine, das ich irgendwo mal gelesen habe, dass sich im Weltall keine Waffe abfeuern lässt, weil sie Saurstoff in der Reaktion braucht. Aber ich bin da nicht so der Experte, hab Chemie in der Schule immer gehasst, auch wenn´s mal um Explosives ging...
Also, ich hab mich mal schlau gemacht: in heutigen Feuerwaffen kommen hauptsächlich Rauchschwache Pulver zum Einsatz, wobei der Hauptbestandteil Cellulosenitrat ist.
Zitat von: wikipedia
Cellulosenitrat verbrennt nach Entzündung augenblicklich – auch bei Abwesenheit von Luftsauerstoff
Aber das gaze war ja eh nur ein galoppierender Gedanke... ::)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Immenburg am 16. Januar 2014, 22:49:10
Ich glaube nicht, dass Flaggeschütze so eine gute Wahl wären. Zum einen sind sie mittlerweils stark veraltet und zum anderen funktioniert die Geschosszündung meines Wissens nur mit Sauerstoff.

Also ich glaube nicht, dass BadCop das mit dem Flakgeschützen wortwörtlich gemeint hat.  ;)
Funktionieren würden diese allerdings auch im Weltraum. Natürlich braut jede Treibladung Sauerstoff damit die Verbrennung funktioniert. Dieser Sauerstoff ist allerdings schon in der Treibladung enthalten, da man ja  selbst auf der Erde niemals schnell genug den Sauerstoff aus der Luft gewinnen könnte, so dass die Verbrennung schnell genug abläuft.
Gleichen gilt natürlich auch für Sprengstoffe.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Major Tom am 16. Januar 2014, 23:56:00
Im Weltraum hört dich niemand schießen.  :P
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 17. Januar 2014, 01:11:12
Aber der Seismograph könnte hilfreich sein  ;)
Es sei denn man hängt alles federnd auf.
Nun ja, bislang sind den Militärs noch immer scrupellose Wissenschaftler zur Verfügung gestanden, das wird auch auf dem Mond so sein.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Michi am 17. Januar 2014, 11:17:40
Es scheint ja der Konsens zu herrschen dass China früher oder später bemannt auf dem Mond landet.

Weiß irgendwer wie die Entscheidungsprozesse in der chinesischen Raumfahrt ablaufen? Werden dort auch 5-Jahrespläne abgearbeitet? Wenn ich das richtig verstanden habe wurde z.B. das komplette Chang'e  Programm auf einmal beschlossen und war damit auch ausreichend finanziert, nicht stufenweise. Das würde für mich die Frage aufwerfen wie schnell China bemannt auf dem Mond landet?

Das könnte schneller gehen als gedacht. Ich stelle es mir so vor, dass wenn die Mission beschlossen wird, dann steht auch die Finanzierung. Und wird nicht nachträglich wieder zusammengestrichen.

Von der technischen Seite her, 2015 fliegt die LM-5. Ein SHLV ist nicht nötig für "Apollo-like". Koppeln im LEO können sie, Shenzhou steht auch.
2017 Sample-Return. Wenn erfolgreich, dann können die tatsächlichen Arbeiten an der Hardware einer bemannten Mondfähre beginnen. In einigen kritischen Bereichen quasi ein Upscalling der Chang'e Sonden.

Auch wenn ich mir wünschen würde dass es noch schneller geht, was haltet ihr von: Erfolgreiche Sample&Return + 5 Jahre? Also bestenfalls 2022?
Ich habe gerade das Bild vor Augen dass die USA 2022 verkünden dass sie ihr bemanntes Fly-By 2024 definitiv durchführen. Daraufhin  verkündet China dass sie ebenfalls eine Mondmission durchführen und 2023 landen. Von da an: Space-Race ::)!!!!!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: KSC am 17. Januar 2014, 12:10:50
Ein Space Race wird es nie wieder geben, da sollte man sich keinen Illusionen hin geben, das sind andere Zeiten heute.
Eine bemannte Mondlandung innerhalb von 9 Jahren von Heute halte ich ebenfalls für völlig ausgeschlossen, egal von wem.

Gruß,
KSC
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Michi am 17. Januar 2014, 13:14:16
Das "Space-Race" ist Träumerei  ;), und den Termin Anfang der 20er Jahre halte ich auch nicht für realistisch. Eher der früheste technisch mögliche Termin wenn ausreichend politischer Wille da ist und alles mehr als glatt läuft.
Wenn Chang'e 5 ein Fehlschlag wird verschiebt sich Chang'e 6 leicht von 2019 auf 2020 oder sogar 2021. Dann 1-2 Jahre für die Neuorganisation, 5 Jahre für die technische Entwicklung und 1-2 Jahre für eventuell auftretende Verzögerungen und man wäre schon im Jahr 2030.

Das sind allerdings alles Spekulationen die nicht beantworten können ob China wirklich will. Selbst wenn jetzt der Wille da ist, mir fallen viele Gründe ein die gegen eine zeitnahe bemannte Mondlandung im Apollo Stil sprechen.
- Resourcenabbau & eine permanent bemannte Basis für Deep Space Exploration sind wohl eher ein Konzept für das Ende des 21. Jahrhunderts (bestenfalls).
- Prestige spräche dafür, doch hätte man nur wiederholt was die Amerikaner 60 Jahre vorher bereits taten
- Um das Prestige oder den Titel der führenden Raumfahrtnation zu erhalten wäre die permanent bemannte Basis nötig, kein Apollo 2.0
- China könnte trotz aller Absichtsbekundungen zu der Einsicht gelangen dass die Mittel für ein Apollo 2.0 Programm in Spionagesatelliten, ihrer Raumstation und prestigeträchtigen  unbemannten Sonden (Mars Sample&Return, Monde im äußeren Sonnensystem) besser aufgehoben sind.  Zumindest solange eine permanent bemannte Basis noch utopisch ist. Oder die Mittel gehen direkt ins Militär. Und mit Mittel meine ich neben den Finanzen vor allem auch die nötigen Experten. Die kommende Tiangong dürfte da auf lange Zeit viel Personal binden.

Auch wenn Apollo 2.0 mit der CZ-5 machbar wäre, interessant wird es wohl erst wenn China offiziell beschließt einen SHLV zu bauen. Also wenn die Arbeiten tatsächlich beginnen, nicht nur in Powerpoint. Denn dann könnnte man wohl hoffentlich davon ausgehen dass auch Missionen für diesen Träger bewilligt werden und es sich nicht nur um eine ABM-Maßnahme für die Industrie handelt. Hoffentlich träume ich da nicht zu viel, ich bin Jahrgang 82 und möchte es (deutlich) vor der Rente erleben! Die bemannte Marslandung habe ich persönlich schon abgeschrieben, evt. im Alterheim ;)!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Hendrik am 17. Januar 2014, 21:39:33
Das "Space-Race" ist Träumerei  ;), und den Termin Anfang der 20er Jahre halte ich auch nicht für realistisch.
Zustimmung, wenn eines sicher ist in der Raumfahrt, dann dass Termine sehr selten eingehalten werden, weil es technische oder finanzielle oder politische Probleme gibt.

- Prestige spräche dafür, doch hätte man nur wiederholt was die Amerikaner 60 Jahre vorher bereits taten
In China ist man äußerst stolz auf das aktuelle bemannte Programm, auch wenn man aus Westlicher Sicht nur Wiederholungstaten sieht. Und die Chinesische Führung braucht Erfolge, um beliebt zu bleiben.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Brok am 17. Januar 2014, 21:49:16
Eine bemannte Mondlandung innerhalb von 9 Jahren von Heute halte ich ebenfalls für völlig ausgeschlossen, egal von wem.

Warum?

Gerade von China kann man im Prinzip doch mehr erwarten, da die
a) noch das Geld haben
b) kurze Entscheidungsprozesse und
c) es mit Regelung/Richtlinien und im Zweifel auch mit Risiken nicht so ernst nehmen wie momentan die westliche Welt

oder sehe ich das falsch?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Schillrich am 17. Januar 2014, 21:59:20
Hallo Brok,

die chinesische Gesellschaft mag anders funktionieren als unsere westliche Welt. Aber sie agieren da nicht pauschal schneller, unkomplizierter, direkter ... China kennt "regelfreie" (oder lockere) Entscheidungsbereiche, aber China kennt auch Bürokratie.

Gerade am bemannten Raumfahrtprogramm sieht man doch: sie gehen systematisch vor ... aber mit sehr langem Atem. Das erste Programm Ende der 60er hatte keine Ergebnisse. In den 80ern gab es wohl eine Reihe Konzepte. Der aktuelle Anlauf ist gemächlich. Die Shenzhous fliegen seit 1999. Seit 2003 haben wir ganze 5 bemannte Missionen gesehen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Brok am 17. Januar 2014, 22:12:25
ok, bezieht sich demnach auf die bisherigen Erfahrungen mit dem chinesischen Raumfahrtprogramm.

Wird man sehen, China scheint mir allgemein gerade sehr auf ihren Status bedacht, evtl. könnte das Raumfahrtprogramm für dieses Ziel auch an Wert gewinnen. Eine Mondbasis oder ein bemannter Flug zum Mond dürfte vom Kosten/Nutzen Faktor ziemlich sinnfrei sein, wäre aber als Prestigeobjekt sicher ein Ausrufezeichen
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Schillrich am 18. Januar 2014, 10:00:46
Ich habe da noch einen Punkt zum "Unterschied gestern/heute", der eher etwas psychologisch ist:

Damals, im Space-Race, ging es darum es zu allerersten Mal zu machen, zu zeigen dass man es prinzipiell kann. Heute muss man das nicht mehr beweisen, bzw. andersherum: man kann mit dieser Leistung nichts mehr beweisen. Jeder weiß, dass es prinzipiell möglich ist und "mein Konkurrent" wird es auch schaffen, wenn er genug Ressourcen in die Hand nimmt. Dann kommt er vielleicht ein paar Jahre nach mir an ... aber was habe ich als Erster real und symbolisch gewonnen? .... nichts.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: TWiX am 18. Januar 2014, 12:15:28
Mal ein anderer Punkt:
Wenn China aus vorgefertigten Modulen, analog zur ISS, eine Mondbasis aufbaut, wie lange wäre dann die Lebensdauer solcher Module ? Immerhin müssten sie einer ordentlichen Strahlenbelastung standhalten, was ja bekanntlich zu Materialermüdung führt. Und könnte man für so eine Basis aus der Raumstation abgeleitete Module verwenden, oder wären die zu schwer?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Führerschein am 18. Januar 2014, 12:25:54
Mal ein anderer Punkt:
Wenn China aus vorgefertigten Modulen, analog zur ISS, eine Mondbasis aufbaut, wie lange wäre dann die Lebensdauer solcher Module ? Immerhin müssten sie einer ordentlichen Strahlenbelastung standhalten, was ja bekanntlich zu Materialermüdung führt. Und könnte man für so eine Basis aus der Raumstation abgeleitete Module verwenden, oder wären die zu schwer?

Man muß berücksichtigen, daß die Strahlung eine sehr niedrige Dosis hat. Dem Material schadet das nichts. Die Temperaturschwankungen zwischen Mondtag und Nacht sind allerdings extrem und setzen dem Material zu. Aber in der Erdumlaufbahn sind die Schwankungen viel häufiger, wenn auch nicht so stark (das mit der Stärke vermute ich nur).
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 18. Januar 2014, 12:37:48
Ich habe da noch einen Punkt zum "Unterschied gestern/heute", der eher etwas psychologisch ist:

Damals, im Space-Race, ging es darum es zu allerersten Mal zu machen, zu zeigen dass man es prinzipiell kann. Heute muss man das nicht mehr beweisen, bzw. andersherum: man kann mit dieser Leistung nichts mehr beweisen. Jeder weiß, dass es prinzipiell möglich ist und "mein Konkurrent" wird es auch schaffen, wenn er genug Ressourcen in die Hand nimmt. Dann kommt er vielleicht ein paar Jahre nach mir an ... aber was habe ich als Erster real und symbolisch gewonnen? .... nichts.

Ich kann dem nicht ganz zustimmen. Du gehst von dem mit technischer Bildung oder anderweitigen Kenntnissen versorgten Einwohner aus. Aber in China resp. ganz Fernost gibt es riesige Bevölkerungsteile, die ungebildet sind. Um die Gutmenschen zu beruhigen : Ich meine nicht doof, sondern sie hatten und haben nie die Chance, ihren natürlichen Intellekt zu entwickeln. Teil absichtlich, teils, weil das momentan garnicht zu schaffen ist.

Diese Bevölkerungsteile aber ticken anders. Für die zählt durchaus "Wir (!) sind die Ersten". Ich war 11 Wochen in Indien und Bangla Desh (zum Arbeiten allerdings) da kriegt man Einiges mit. Die Leute kriegt man mit den modernen Medien zu einer Begeisterung für solche Zuerst-"Erfolge" auch in der Raumfahrt, da placken die sich gern noch ein paar Jahre ab, bis alles besser wird. Aber diese Volksmassen schaffen einen Großteil der Werte, um die zu versorgen, die dann (u.a.) Raketen bauen. Man braucht sie also und muß sie beeindrucken. Das wird in China nicht anders sein.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: TWiX am 18. Januar 2014, 12:43:22
In China kommt noch ein weiterer innenpolitischer Faktor dazu, wie mir gerade einfiel. So waren zum Beispiel die olympischen Spiele 2008 vor allem nach innen gerichtet mit der Wirkungsabsicht versehen, die nationale Einheit zu stärken. Denn in China gibt es, Diktatur hin oder her, massive seperatistische Tendenzen, zum Beispiel die Uiguren. Und dann noch der ewige Streit Republik China vs. VR China. Da kann man mit solchen Pioniertaten insoweit den Zusammenhalt fördern, als dass man es als gemeinsame Anstrengung des gesamten Chinesischen Volkes verkaufen kann. So nach dem Motto: du kannst stolz sein, ein Chinese zu sein, denn wir können auf dem Mond landen!
Und die Mondlandung dürfte (vom investierten Geld her) ähnlich viel kosten wie Olympische Spiele, wie man gerade in Sotschi sieht  :)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 18. Januar 2014, 14:05:17
....sondern sie hatten und haben nie die Chance, ihren natürlichen Intellekt zu entwickeln.

Wieso denn nicht? Seit wann ist der Intellekt nur abhängig von der Bildung???? Die chinesische Bevölkerung (auch auf dem Land) ist übrigens im Durchschnitt mit einem IQ von ca. 104 gesegnet. Von so einem Wert können wir in Deutschland nur träumen.


Da kann man mit solchen Pioniertaten insoweit den Zusammenhalt fördern, als dass man es als gemeinsame Anstrengung des gesamten Chinesischen Volkes verkaufen kann.

Ich bekomme regelmäßig mit, wie dort die Taikonauten wie Popstars verehrt werden und Auftritte vor dem ganz großen Publikum haben. Man kann den Nationalstolz in dieser Angelegenheit gar nicht groß genug betonen.
Die chinesische Regierung hat das extrem geschickt inszeniert und die Berichterstattung nach innen überraschend massiv gestaltet.
Ich bin mal auf deren weitere Meilensteine gespannt. Ich würde China ja zutrauen, die bemannte Mondlandung schneller durchzuziehen als die internen Planungen besagen. Dass daran oder sogar einer Mondbasis bereits gearbeitet wird, sollte ja nicht unbedingt verwundern. Die USA hat zw. Kennedys Rede und Armstrongs Schritt auch fast 8 Jahre gebraucht.....aber zu Spitzenzeiten auch 4,5% des Haushalts in das Mondprogramm abfließen lassen. Aktuell liegt der NASA-Etat irgendwo bei 0,5%. Wie der chinesische Raumfahrtetat zum Landeshaushalt steht, würde ich mal gerne wissen....
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Schillrich am 18. Januar 2014, 15:54:14
Dass sie einer inneren Motivation folgen, sehe ich auch. Ich habe ja auch nicht Mondambitionen in Abrede gestellt. Aber ich sehe eben kein "Space-Race" mit den Nachbarn.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Führerschein am 18. Januar 2014, 16:16:32
Dass sie einer inneren Motivation folgen, sehe ich auch. Ich habe ja auch nicht Mondambitionen in Abrede gestellt. Aber ich sehe eben kein "Space-Race" mit den Nachbarn.

Vielleicht China nicht mit Indien, aber umgekehrt. Ich glaube schon, daß das indische Programm zumindest teilweise vom Konkurrenzdenken mit China angetrieben wird.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: MX87 am 18. Januar 2014, 18:05:40
Mal ein anderer Punkt:
Wenn China aus vorgefertigten Modulen, analog zur ISS, eine Mondbasis aufbaut, wie lange wäre dann die Lebensdauer solcher Module ? Immerhin müssten sie einer ordentlichen Strahlenbelastung standhalten, was ja bekanntlich zu Materialermüdung führt. Und könnte man für so eine Basis aus der Raumstation abgeleitete Module verwenden, oder wären die zu schwer?

Man muß berücksichtigen, daß die Strahlung eine sehr niedrige Dosis hat. Dem Material schadet das nichts. Die Temperaturschwankungen zwischen Mondtag und Nacht sind allerdings extrem und setzen dem Material zu. Aber in der Erdumlaufbahn sind die Schwankungen viel häufiger, wenn auch nicht so stark (das mit der Stärke vermute ich nur).

Sowohl die Strahlenbelastung, als auch die Temperaturproblematik dürfte zu lösen sein, wenn man die Module mit Regolith zuschüttet. Zumindest in den Lava-Röhren auf dem Mond soll es selbst in der Mondnacht nur etwa -20 Grad Celcius kalt /warm sein. Wesentlich besser als -150 Grad und aufwärts...
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 18. Januar 2014, 19:42:23
@Doc Hoschi - ich wollte das nur nicht so auswalzen. Ich meine halt, unter anderem in die Richtung, Raumfahrt oder andere HiTec zu bewerten und einzuordnen. Ein hoher IQ allein nützt nix, wenn er sich nicht "ausarbeiten" kann oder darf.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Michi am 18. Januar 2014, 21:49:33
Ich hätte eine Frage die zu dem Thema bemannte Mondbasis gehört, deswegen poste ich hier und eröffne kein neues Thema in "Fragen&Antworten". Sie ist allerdings nicht auf die chinesische Raumfahrt im speziellen bezogen.

Wie wichtig wäre eine bemannte oder evtl. auch unbemannte Raumstation in einem Mondorbit für den Erfolg einer permanent bemannten Mondbasis in den ersten Jahren?

Diese Basis wird doch einiges an Versorgungsflügen von der Erde benötigen. Würden diese dann die Abstiegsstufe jedesmal aufs neue von der Erde aus starten? Und wie dürfte man sich das vorstellen? Nach 10 Jahren Betrieb stehen dann 20 - 30 Abstiegsstufen in der Nähe der Basis? Schnelle Evakuierung im Notfall? Wäre es da nicht eine Lösung ein zu 100% wiederverwertbares, auftankbares System zwischen einer Station und der Mondoberfläche pendeln zu lassen?

Gruß Michi
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: runner02 am 18. Januar 2014, 22:11:48
Zitat
Wie wichtig wäre eine bemannte oder evtl. auch unbemannte Raumstation in einem Mondorbit für den Erfolg einer permanent bemannten Mondbasis in den ersten Jahren?

Mm. nach wäre es Ressourcenverschwendung. Mit dem Geld könnte man auch einen Space Elevator vom Mond bauen, und dann billig auf die Oberfläche/von der Oberfläche hinauf.

Die Station bräuchte viel Lageregelung (Mondorbits sind nicht gerade für ihre Stabilität bekannt), eine Besatzung (?), Sauerstoff, Nahrungsreserven. Das kann man auch gleich alles auf dem Mond absetzen. Un dim Notfall bist du in 3 Tagen wieder auf der Erde.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 18. Januar 2014, 23:31:07
Wäre es da nicht eine Lösung ein zu 100% wiederverwertbares, auftankbares System zwischen einer Station und der Mondoberfläche pendeln zu lassen?

Hallo Michi, für ein wiederverwertbares und auftankbares System benötigst du aber keine superteure Raumstation, sondern vielmehr ein unbemanntes Treibstoffdepot im Mondorbit und Überlegungen in diese Richtung gibt es schon seit längerem.....nicht nur für den Mond. Das ist auch nicht so einfach wie es vielleicht auf den ersten Blick klingt, da man die Treibstoffkomponenten gekühlt halten und vor der Sonne schützen muss. Außerdem gibt es sehr viele unterschiedlichen Treibstoffe, da müsste man sich schon einigen.
Letztlich lohnt so etwas freilich nicht, wenn niemand zum Mond fliegt..... ;D.
Ich fürchte, erst müsste ein erster Regelverkehr existieren, bevor da Maßnahmen kämen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Major Tom am 25. März 2014, 13:56:24
China hat nochmal nachgelegt. Ye, bekannt von der Chang'e-3 Mission, sagte im China Focus: "Wir planen eine bemannte Mission zum Mond zu schicken. Die Erde ist unsere Krippe und die Menschheit wird sie eines Tages verlassen."

Das erinnerte mich an meine Signatur.  :D

Quelle: http://news.xinhuanet.com/english/special/2014-03/10/c_133175654_2.htm (http://news.xinhuanet.com/english/special/2014-03/10/c_133175654_2.htm)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Pham am 25. März 2014, 14:30:12
Dass sie einer inneren Motivation folgen, sehe ich auch. Ich habe ja auch nicht Mondambitionen in Abrede gestellt. Aber ich sehe eben kein "Space-Race" mit den Nachbarn.
Nichts desto trotz wird es spannend sein zu beobachten, wie die USA reagieren werden, wenn bekannt wird, dass China tatsächlich und offensichtlich an einer Mondbasis arbeitet und dafür die nötige Hardware entwickelt.
Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass die USA in raumfahrttechnischen Dornröschenschlaf bleiben wird ... wenn ich mir die aktuellen (zeit)pläne dort so ansehe. Eventuell könnte so was durchaus ein "Entscheidungsbeschleuniger" sein.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 25. März 2014, 15:37:13
Ich denke mal auch - die Chinesen auf dem Mond ist psychologisch ganz was Anderes als in einer Raumstation.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Major Tom am 08. Mai 2014, 20:50:07
Es gibt ein paar Neuigkeiten zur Station. (http://www.augsburger-allgemeine.de/community/profile/40plus/Ein-Palast-auf-dem-Mond-id29712321.html%22)

Die Konstruktionspläne für Yuegong (Mondpalast) sollen weitgehend fertiggestellt sein. Yuegong basiert auf einer Testanlage, genaueres soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden.

In besagter Testanlage wurde mit Pflanzen unter mondähnlichen Bedingungen experimentiert, es ging um Strahlungsresistenz sowie die Erzeugung von Sauerstoff und Nahrung. Ein Drittel der insgesamt 36 m² Fläche der Testanlage stand für Pflanzen zur Verfügung, genug um Atemluft für die zwei dort 2012 einen Monat lang eingeschlossenen Versuchspersonen bereitzustellen. Die tägliche Nahrungsproduktion lag bei 30-50g.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Pham am 09. Mai 2014, 11:29:37
Es gibt ein paar Neuigkeiten zur Station. (http://www.augsburger-allgemeine.de/community/profile/40plus/Ein-Palast-auf-dem-Mond-id29712321.html%22)

Die Konstruktionspläne für Yuegong (Mondpalast) sollen weitgehend fertiggestellt sein. Yuegong basiert auf einer Testanlage, genaueres soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden.

In besagter Testanlage wurde mit Pflanzen unter mondähnlichen Bedingungen experimentiert, es ging um Strahlungsresistenz sowie die Erzeugung von Sauerstoff und Nahrung. Ein Drittel der insgesamt 36 m² Fläche der Testanlage stand für Pflanzen zur Verfügung, genug um Atemluft für die zwei dort 2012 einen Monat lang eingeschlossenen Versuchspersonen bereitzustellen. Die tägliche Nahrungsproduktion lag bei 30-50g.
Erstaunlich finde ich dabei die Reihenfolge bzw. Prioritäten, soweit sie aus den verfügbaren berichten ersichtlich sind. Die mögliche Produktion von Pflanzen in einem Mondhabitat scheint mir der x-te Schritt bei der Entwicklung einer solchen Station/Basis zu sein, da eine solche Basis bis zu einer gewissen Größe grundsätzlich auch ohne ein solches "Arboretum" auskommen kann (siehe ISS). Um damit die Versorgungsleistung mit Zubringern merklich zu reduzieren, bedarf es dann allerdings wohl einer größeren Anlage dieser Größenordnung,  wenn diese in merklichem Maße eine Station von 6 Personen (willkürliche Annahme) von der externen Versorgung entlasten soll.

Grundsätzlich wäre wohl Entwicklungsleistungen hinsichtlich technischer Infrastruktur gefühlt höher zu priorisieren, angesichts dessen, dass China derzeit weder Erfahrung mit dem dauerhaften Einsatz von Menschen im All selbst hat, noch mit der Landung und dem Betrieb solcher Anlagen auf einem Himmelskörper selbst hat.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 09. Mai 2014, 12:35:32
Zitat
...dass China derzeit weder Erfahrung mit dem dauerhaften Einsatz von Menschen im All selbst hat, noch mit der Landung und dem Betrieb solcher Anlagen auf einem Himmelskörper selbst hat.
Ich denke mal, Einschätzungen ihres Erfahrungsstandes sind den Chinesen völlig wurscht und verführen uns im "Westen" zu der Annahme eines eigenen großen Vorsprungs. Wenn sie demnächst größte Industrienation oder sowas sind und am Dollar kratzen, können sie auch völlig andere Entwicklungswege gehn. Schnellere sowieso...
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 09. Mai 2014, 13:16:25
Wie definierst du "größte Industrienation"? ???

Auf jeden Fall hat China etliche Probleme, die sich aus seiner schieren Größe und seinen Entwicklungsstand ergeben. Es ist ja nachvollziehbar, dass die Menschen in China denselben Lebensstandard haben wollen wie wir in Europa (oder Nordamerika). Es ist aber extrem schwierig, den zu erreichen, und die heftigen Nebenwirkungen sieht man bereits jetzt. Gut möglich, dass man demnächst größere Summen dafür ausgeben muss, die schlimmsten Umweltschäden abzumildern oder mit sozialer Unruhe fertig zu werden. Das kann sich dann durchaus negativ auf die ehrgeizigen Raumfahrtpläne auswirken.

Langer Rede kurzer Sinn: Steck nicht allzu viele Hoffnungen in China, was deren zukünftige Bedeutung in der Welt und die daraus erwachsenden Möglichkeiten angeht.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Michi am 09. Mai 2014, 14:27:24
Ich finde es nicht merkwürdig, dass Experimente zu Pflanzenwachstum auf dem Mond stattfinden.

Was mich stört ist die Aussage, dass die Konstruktionspläne fast abgeschlossen sind. Gibt es dazu genauere Informationen oder liegt evtl. ein Übersetzungsfehler vor?
Bis jetzt ist die CZ-9 doch noch nicht über PowerPoint hinaus? Oder wäre Yuegong mit CZ-5 machbar?

Ich vermute 2014 werden noch einige Designpläne vorgestellt. Was man sich im Fall der Fälle vorstellen könnte. Aber ein bemanntes Mondprogramm ist doch offiziell noch gar nicht gestartet? Also mit Finanzierung, Entwicklungsteams etc. ...Dachte frühestens nach Chang'e 6 2019.

@Ruhri
Ich denke um den Westen in der bemannten Raumfahrt zu überholen ist es für China nicht notwendig den selben Lebensstandard für die Bevölkerung zu erreichen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 09. Mai 2014, 14:51:43
Richtig, aber vergiss nicht, dass auch für China der Hauptdaseinszweck nicht darin besteht, tolle Raumfahrtprojekte zu realisieren. Auch hier finanziert man die Raumfahrt mit dem, was man vom Etat so abknappsen kann.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 09. Mai 2014, 15:01:30
Langer Rede kurzer Sinn: Steck nicht allzu viele Hoffnungen in China, was deren zukünftige Bedeutung in der Welt und die daraus erwachsenden Möglichkeiten angeht.
Das genaue Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Ich denke die Bedeutung Chinas lässt sich kaum runterspielen, da sie bereits jetzt die USA im finanziellen Würgegriff haben und mit ca. 1 Billion Dollar Staatsanleihen größter Gläubiger der USA sind, von den Immobilieninvestitionen ganz zu schweigen.

Ich habe dort sogar einen entfernten Verwandten, der offensichtlich im chinesischen Raumfahrtprogramm mitgearbeitet hat und nun im Ruhestand ist. Irgendwann möchte ich den mal kennenlernen. Der könnte sicherlich sehr viel Kurzweiliges erzählen.
Ich erhoffe mir zumindest zu Chinas Bedeutung in der Raumfahrt noch große Dinge. Man streckt dort glaube ich aktuell erst die Muskeln.

Grundsätzlich wäre wohl Entwicklungsleistungen hinsichtlich technischer Infrastruktur gefühlt höher zu priorisieren, angesichts dessen, dass China derzeit weder Erfahrung mit dem dauerhaften Einsatz von Menschen im All selbst hat, noch mit der Landung und dem Betrieb solcher Anlagen auf einem Himmelskörper selbst hat.
Das ist ja gerade das momentan durchaus auch etwas Unheimliche an diesem Land. Da wird auf Teufel komm raus versucht, möglichst viel auf paralleler Ebene voranzutreiben und auch wenn ein Gewächshaus für eine Mondstation auf den ersten Blick so überhaupt keine Priorität haben müsste, wird trotzdem danach geforscht, weil anderenorts auf der Welt bereits daran geforscht wird. Man möchte technologisch nichts, aber auch gar nichts verpassen, um nicht zuletzt auch durch Synergien möglichst schnell auf den ersten Gebieten technologischer Vorreiter sein zu können. Während sich die Welt fragt, wozu die Amis die X-37 einsetzen, setzt man in China eben mal schnell das gleiche Programm auf (Shenlong). Erste Scramjets wurden wohl bereits erforscht und es würde mich schon sehr wundern, wenn dort nicht bereits die Entwicklungen zu einem Triebwerk ähnlich SABRE anlaufen würden. Patente dürften da kaum abschrecken.
Sorry, aber mich fasziniert das.

Bis jetzt ist die CZ-9 doch noch nicht über PowerPoint hinaus? Oder wäre Yuegong mit CZ-5 machbar?
Das heißt du findest ebenfalls den Weg besser erst einen Träger zu haben und dann über Nutzlasten/Missionen nachzudenken? Hmm, woher kommt mir das nur bekannt vor? ;)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 09. Mai 2014, 15:29:10
Das genaue Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Ich denke die Bedeutung Chinas lässt sich kaum runterspielen, da sie bereits jetzt die USA im finanziellen Würgegriff haben und mit ca. 1 Billion Dollar Staatsanleihen größter Gläubiger der USA sind, von den Immobilieninvestitionen ganz zu schweigen.

Was für ein finanzieller Würgegriff denn? So, wie du zu glauben scheinst, funktioniert das Geschäft der Staatsverschuldung bzw. -finanzierung nicht. China kann die US-Kredite nämlich gar nicht fällig stellen (und dadurch Druck ausüben) - das können nur die USA, und die werden den Teufel tun. China muss also entweder warten, bis die Anleihen turnusgemäß auslaufen und die USA sie ausbezahlen oder bis es diese Anleihen verkauft bekommt. Bei letzterem besteht aber das Problem mit Angebot und Nachfrage: Je mehr US-Anleihen China auf den Markt wid, desto weniger werden sie wert sein.

Wenn du mich fragst, haben eher die Amerikaner die Chinesen in den finanziellen Würgegriff genommen.

Zitat
Ich habe dort sogar einen entfernten Verwandten, der offensichtlich im chinesischen Raumfahrtprogramm mitgearbeitet hat und nun im Ruhestand ist. Irgendwann möchte ich den mal kennenlernen. Der könnte sicherlich sehr viel Kurzweiliges erzählen.
Ich erhoffe mir zumindest zu Chinas Bedeutung in der Raumfahrt noch große Dinge. Man streckt dort glaube ich aktuell erst die Muskeln.

Das kann man sicherlich so sehen, da die Führung Chinas die Raumfahrt als Prestigeprojekt und als hochindustrielle Leistungsschau versteht. Trotzdem müssen solche Projekte auch finanziert werden, und da vermute ich, dass China es auch in Zukunft wie gehabt tun wird: Peu a peu.

Zitat
Das ist ja gerade das momentan durchaus auch etwas Unheimliche an diesem Land. Da wird auf Teufel komm raus versucht, möglichst viel auf paralleler Ebene voranzutreiben und auch wenn ein Gewächshaus für eine Mondstation auf den ersten Blick so überhaupt keine Priorität haben müsste, wird trotzdem danach geforscht, weil anderenorts auf der Welt bereits daran geforscht wird. Man möchte technologisch nichts, aber auch gar nichts verpassen, um nicht zuletzt auch durch Synergien möglichst schnell auf den ersten Gebieten technologischer Vorreiter sein zu können. Während sich die Welt fragt, wozu die Amis die X-37 einsetzen, setzt man in China eben mal schnell das gleiche Programm auf (Shenlong). Erste Scramjets wurden wohl bereits erforscht und es würde mich schon sehr wundern, wenn dort nicht bereits die Entwicklungen zu einem Triebwerk ähnlich SABRE anlaufen würden. Patente dürften da kaum abschrecken.
Sorry, aber mich fasziniert das.

Böse Stimmen würden das "Industriespionage" nennen. Nun, wir werden sehen, was am Ende den Weg zur Startrampe findet.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 09. Mai 2014, 16:21:48

Was für ein finanzieller Würgegriff denn?
Sorry, hatte nur einen sehr unterhaltsamen Artikel zum finanziellen Verhältnis China/USA im Hinterkopf und zitiert, den ich erst vor einigen Monaten mal gelesen hatte...
Ob man die Meinung nun teilt, bleibt ja jedem selbst überlassen. Auf meinem Mist ist der Satz jedenfalls nicht gewachsen.
Zitat
Je mehr US-Anleihen China auf den Markt wird, desto weniger werden sie wert sein.
Jep, China wird sich aktuell hüten die Daumenschrauben anzuziehen, weil das ein schöner Schnitt in's eigene Fleisch wäre. :)
Zitat
Böse Stimmen würden das "Industriespionage" nennen. Nun, wir werden sehen, was am Ende den Weg zur Startrampe findet.
Wer hier die Zuhilfenahme von Industriespionage in den Raum stellt, scheint mir eher realistisch, als böse zu sein... ;). Aber um die moralische Beurteilung von Chinas Vorgehensweise geht es hier ja nicht. Nur, ist es trotzdem interessant, wie sie mit aller Macht versuchen, sämtliche legalen und illegalen Mittel und Wege auszuschöpfen, um vorne mitzuspielen.
China hatte vor nicht allzu langer Zeit keinen Global Player auf dem Halbleitermarkt, bis die Regierung beschloss unter der Führung von Richard Chang und massiver Subventionierung mit SMIC einen Auftragsfertiger ähnlich den großen Namen aus Taiwan hervorzubringen. Ich fürchte mittelfristig könnten sie das gleiche mit einem Raumfahrtunternehmen versuchen.
Aber ich möchte mir jetzt hier keine Rüge durch einen Moderator zwecks OT einfangen.
Also besser wieder zurück zum Thema.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 09. Mai 2014, 16:37:17
Also - Fazit für mich - Das ist alles eher beängstigend. So gern man selbst eine Rakete hochdonnern sieht.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: TWiX am 09. Mai 2014, 16:43:46
Um mal einen anderen Ansatz zu finden bezüglich der Meldung zu dem "Gewächshaus":
Was braucht man für eine Mondbasis? Nun, da wären Habitate, Landetechnologie, bemannte Raumschiffe und natürlich Techniken, um den Materialbedarf vor Ort weitestgehend zu decken. An Habitaten, Lebenserhaltungssystemen etc. wird sicherlich schon ob der modularen Raumstation geforscht. Die Landetechnologie haben sie, in kleinem Maßstab ebenfalls schon mit Change-3 erprobt. Das Shenzou-Raumschiff fliegt gegenwärtig schon, wobei ich aber nicht sicher bin, ob das so ohne weiteres auch für Mondexpeditionen nutzbar wäre.
Wo muss man also noch Grundlagenforschung betreiben? Eben, bei so Dingen wie Gewächshäusern und bioregenerativen Systemen (sauerstoffproduzierende Pflanzen, Herstellung bestimmter Lebensmittel etc.), wie sie wohl jetzt untersucht werden. Und da man das tun sollte, bevor man das Gesamtsystem konstruiert, tun sich die Chinesen gut daran, da schonmal anzufangen. An allem anderen wird schon an anderer Stelle geforscht
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: thecrusader am 09. Mai 2014, 18:34:53
Die Israelis haben bezüglich eines Gewächshauses ein interessantes Konzept entwickelt. Allerdings für die Erde. Die Pflanzen sitzen im Prinzip auf einem Förderband und werden durch eine Halle geführt. Auf der einen Seite kommen Setzlinge aufs Band und auf der anderen Seite werden die reifen "Früchte" geerntet.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: ZeT am 10. Mai 2014, 20:48:43
Bei letzterem besteht aber das Problem mit Angebot und Nachfrage: Je mehr US-Anleihen China auf den Markt wid, desto weniger werden sie wert sein.

Das dürfte China ziemlich egal sein. Denn je mehr die Anleihen im Wert fallen desto schneller werden auch andere ihre Anleihen versuchen abzustossen. Am Ende wird dann die USA auf Ramschniveau geratet und das wars dann.

Insgesamt denke ich das China schneller eine Station auf dem Mond haben wird als wir denken. Politischen Druck gibt es dort nicht. Da muss sich keiner für Geldausgaben rechtfertigen und vor einer Abwahl Angst haben. Da wird einfach das getan was man für wichtig erachtet.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Schillrich am 10. Mai 2014, 20:50:58
Last die Diskussion zu US-Haushalt und chinesische Finanz- und Fiskalpolitik bitte bleiben, bzw. die gegenseitigen Erklärungen dazu. Das driftet ab und liest keiner. Das werde ich dann auch löschen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 11. Mai 2014, 00:57:19
Insgesamt denke ich das China schneller eine Station auf dem Mond haben wird als wir denken. Politischen Druck gibt es dort nicht. Da muss sich keiner für Geldausgaben rechtfertigen und vor einer Abwahl Angst haben. Da wird einfach das getan was man für wichtig erachtet.
Ja, das fürchte ich auch. Und in einer Zeit der weltweiten gezielten Verblödung der Bevölkerungen sind psychologische Momente nicht zu unterschätzen. Die Chinesen auf dem Mond - der Satz allein genügt, um Apollo abzustufen.
"Ok, ihr Amis wart die ersten - für jeweils ein paar Stunden. Aber wir leben und arbeiten jetzt da!"
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 11. Mai 2014, 12:37:14
Das dürfte China ziemlich egal sein. Denn je mehr die Anleihen im Wert fallen desto schneller werden auch andere ihre Anleihen versuchen abzustossen. Am Ende wird dann die USA auf Ramschniveau geratet und das wars dann.

Das wäre extrem schlecht, denn dann gäbe es neben etlichen anderen Problemen auch keine Raumfahrt, und schon gleich gar nicht in China.

Zitat
Insgesamt denke ich das China schneller eine Station auf dem Mond haben wird als wir denken. Politischen Druck gibt es dort nicht. Da muss sich keiner für Geldausgaben rechtfertigen und vor einer Abwahl Angst haben. Da wird einfach das getan was man für wichtig erachtet.

Sicherlich gibt es dort politischen Druck. Oder glaubst du, die chinesische Führung könnte sich an der Macht halten, wenn das Volk so richtig stinksauer wird? Aber die Führung ist mit Sicherheit nicht so dumm, sich vor allem auf die Raumfahrt zu konzentrieren und das nicht zu tun, was man für wichtig erachtet.

Ich würde ohnehin eher vermuten, dass China sich in die Position bringt, ein Kooperationspartner für andere raumfahrende Staaten zu sein. Wenn das Land erst einmal Technik im Regal hat für den Betrieb einer Mondbasis, wäre es ja blöd von den anderen, dasselbe noch einmal zu entwickeln.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Duc-Lo am 11. Mai 2014, 14:57:29
Ich wünsche, dass die Amis wieder zum Mond fliegen. Weil die Öffentlichkeitsarbeit von denen einfach besser ist, als der vom China. Eigentlich bin ich gegen Chinas bemannten Mondlandung.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Pham am 11. Mai 2014, 18:32:48
Insgesamt denke ich das China schneller eine Station auf dem Mond haben wird als wir denken. Politischen Druck gibt es dort nicht. Da muss sich keiner für Geldausgaben rechtfertigen und vor einer Abwahl Angst haben. Da wird einfach das getan was man für wichtig erachtet.
Ja, das fürchte ich auch. Und in einer Zeit der weltweiten gezielten Verblödung der Bevölkerungen sind psychologische Momente nicht zu unterschätzen. Die Chinesen auf dem Mond - der Satz allein genügt, um Apollo abzustufen.
"Ok, ihr Amis wart die ersten - für jeweils ein paar Stunden. Aber wir leben und arbeiten jetzt da!"
Weshalb fürchtest Du das?
Wenn die Chinese es tatsächlich anstreben sollten den Mond dauerhaft zu besiedeln und umzusetzen beginnen, dann kann das meines Erachtens nur wünschenswert sein. Die Ehre der USA, bereits in den 60ern des 20sten Jahrhunderts auf dem Mond gewesen zu sein, tut das keinen Abbruch ... wenn eine zweite Nation über 50 Jahre(!) danach versucht diese Leistung zu wiederholen und auszubauen.
Die USA mit ihrer Unstetigkeit dürfen es sich dann selbst auf Fahnen schreiben, aus diesem monströsen Anfangserfolg nichts Dauerhaftes gemacht zu haben.
Aber so eine Unternehmung (bemannte Basis auf dem Mond) wird auch China nicht so einfach und überraschend aus dem Ärmel schütteln. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, werden speziell die USA sicher noch mal in sich gehen und ihre Ziele in der bemannten Raumfahrt überprüfen und ggf. anpassen. Sofern sie in der Lage dazu sind, werden sie  den Mond nicht einfach so den Chinesen überlassen. Womöglich kein zweites Space-Race, da es nun egal ist, wer zuerst eine Basis hat ... aber es wird dann sicher auch einen amerikanischen Gegenentwurf geben.

Der Mond ist meiner Meinung nach immer noch das lohnendste, mittelfristige Ziel der bemannten Raumfahrt, wenn es darum geht, diese zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Erfolg zu bringen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 11. Mai 2014, 23:49:33
Das sehe ich nicht so - leider. Teile der Raumfahrt bringen uns einen direkten Nutzen, andere Teile eben nicht. Daran wird auch China wenig ändern können, selbst wenn die hier diskutierten Pläne tatsächlich Realität werden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 12. Mai 2014, 00:02:37
@Pham - das mit dem Schub und dem Überdenken der Raumfahrtstrategie, wenn die Chinesen Erfolg haben, das rede ich mir ja auch ein. Bzw. hoffe es.
Es kann aber auch zu ganz anderen Effekten kommen. Nämlich einer Abkapselung der USA , einer Raum"fahrt" die keine mehr ist, sondern nur noch Rüstung, weil man sich bedroht fühlt. Und um das durchzusetzen, wird die Innenpolitische Schraube angezogen. Ist McCarthy schon vergessen?
Was dabei auf der Strecke bleibt, ist das "Hinaus ins All, Menschheit"..... :(
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Schillrich am 13. Mai 2014, 07:10:17
Thread umbenannt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 13. Mai 2014, 11:43:55
Oki, ich nehm das raus :)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: ZeT am 13. Mai 2014, 19:34:36
Das dürfte China ziemlich egal sein. Denn je mehr die Anleihen im Wert fallen desto schneller werden auch andere ihre Anleihen versuchen abzustossen. Am Ende wird dann die USA auf Ramschniveau geratet und das wars dann.

Das wäre extrem schlecht, denn dann gäbe es neben etlichen anderen Problemen auch keine Raumfahrt, und schon gleich gar nicht in China.

Zitat
Insgesamt denke ich das China schneller eine Station auf dem Mond haben wird als wir denken. Politischen Druck gibt es dort nicht. Da muss sich keiner für Geldausgaben rechtfertigen und vor einer Abwahl Angst haben. Da wird einfach das getan was man für wichtig erachtet.

Sicherlich gibt es dort politischen Druck. Oder glaubst du, die chinesische Führung könnte sich an der Macht halten, wenn das Volk so richtig stinksauer wird? Aber die Führung ist mit Sicherheit nicht so dumm, sich vor allem auf die Raumfahrt zu konzentrieren und das nicht zu tun, was man für wichtig erachtet.

Ich würde ohnehin eher vermuten, dass China sich in die Position bringt, ein Kooperationspartner für andere raumfahrende Staaten zu sein. Wenn das Land erst einmal Technik im Regal hat für den Betrieb einer Mondbasis, wäre es ja blöd von den anderen, dasselbe noch einmal zu entwickeln.
Die Frage ist was China wichtiger ist. Die Hegemoniebestrebungen der USA zu brechen oder diese weiter expandieren zu lassen.

Ich denke nicht das die Chinesen auf die Barrikaden gehen würden. Die ticken da anders als die westliche Welt. Das die chinesische Regierung da auch nicht zimperlich ist wenn dem Volk was nicht passt ist auch nichts neues.

Wenn man sich die Umweltverschmutzung anschaut, dann erkennt man sehr schnell welchen Stellenwert dort die Bevölkerung hat.

Eine Kooperation mit anderen Staaten kann ich mir durchaus vorstellen. Da steht das Geld im Vordergrund. Ob die USA aber sich darauf einlassen würden wäre imho fraglich. Da würde ich eher auf Russland, Indien usw als Partner von China tippen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Jens am 13. Mai 2014, 19:57:49
Welche wirtschaftliche Motivation hätten die Chinesen für eine Mondbesiedlung?
China hat mehr mit sein irdischen Problemen zu tun als sich mit einer Mondsiedlung zu beschäftigen.

Gruß,
Jens
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Major Tom am 13. Mai 2014, 20:16:38
Auf dem Mond müsste es so ziemlich alle Rohstoffe geben, die auch auf der Erde vorhanden sind, und mehr. Helium 3 für Kernfusion? Produktion von Treibstoff für die Eroberung des Sonnensystems? Es könnte auch strategische Gründe geben, nicht nur wirtschaftliche.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 13. Mai 2014, 21:31:02
Welche wirtschaftliche Motivation hätten die Chinesen für eine Mondbesiedlung?
China hat mehr mit sein irdischen Problemen zu tun als sich mit einer Mondsiedlung zu beschäftigen.
Gruß, Jens
Gerade wegen irdischen Problemen kann es günstig sein, spektakuläre propagandistisch auswertbare Dinge zu tun. Gewissermaßen "um das Volk zusammenzuschweißen und geneigt zu machen, das persönliche Wohl hintan zu stellen". Das funktioniert grad in Asien gut (von Dauer ist nicht die Rede).
Aber auch in Europa gibts da dies und jenes Beispiel............
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: TWiX am 13. Mai 2014, 21:38:49
Welche wirtschaftliche Motivation hätten die Chinesen für eine Mondbesiedlung?
China hat mehr mit sein irdischen Problemen zu tun als sich mit einer Mondsiedlung zu beschäftigen.
Gruß, Jens
Gerade wegen irdischen Problemen kann es günstig sein, spektakuläre propagandistisch auswertbare Dinge zu tun. Gewissermaßen "um das Volk zusammenzuschweißen und geneigt zu machen, das persönliche Wohl hintan zu stellen". Das funktioniert grad in Asien gut (von Dauer ist nicht die Rede).
Aber auch in Europa gibts da dies und jenes Beispiel............
Jop, da liegt der Hase im Pfeffer. Beispiel sei an der Stelle die olympischen Spiele 2008 oder die Zurückhaltung Chinas in der Krimkrise. Innerhalb Chinas gibt es zum Teil gewaltige Turbulenzen, man hört ja auch immer wieder von Unruhen in den Uiguren-Gebieten. Und so wie die Mondlandung für die Amerikaner eine Sternstunde wurde, so hoffen die Chinesen jetzt wohl auf ihre eigenen Sternstunden auf dem Mond, um die Gesellschaft zu kitten, aber auch, um von den Problemen abzulenken und zu zeigen: "Seht her, Welt! Wir sind stark genug, Menschen zum Mond zu bringen!"
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 14. Mai 2014, 08:29:25
Wenn die chinesische Führung es wirklich durchziehen will, dann werden sie bemannt auf dem Mond landen, und eine Basis werden sie auch errichten. Das eine ist aber sehr teuer, und das andere noch viel teurer. Das Geld muss irgendwoher kommen.

Die Regierung darf aber nicht etwa tatenlos zusehen, wie die Menschen millionenfach verhungern. Sie darf auch das Problem der extremen Luftverschmutzung nicht einfach ignorieren. Die Chinesen mögen aus kulturellen, religiösen oder philosophischen Gründen (oder weil sie schlichtweg seit Jahrtausenden unter repressiver Führung stehen) geduldiger mit den Fehlern ihrer Regierung sein als wir hier in Europa, aber es gibt Grenzen. Es hat schon gewaltsame Aufstände gegeben in der chinesischen Geschichte, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es nicht wieder geschehen kann.

Es bleibt also ein Balanceakt. Wenn er gelingt, landet China zumindest auf dem Mond, und vielleicht errichtet es auch diese Basis.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HausD am 16. Mai 2014, 21:14:32
"Mondpalast 1"
In Peking ist ein Experiment "Mondpalast 1" über 105 Tage gelaufen:
(https://images.raumfahrer.net/up039857.jpg)
In dieser Konfiguration haben 2 Frauen und ein Mann in Isolation "auf dem Mond" gelebt. Dabei haben sie an der Konfiguration einer chinesischen Mondbasis geforscht.

(https://images.raumfahrer.net/up039858.jpg)
Dabei wurde auch das "Gewächshaus" benutzt, das in ähnlicher Form schon vor über 2 Jahren erprobt worden ist.
                                  Quelle: YE Pei Jian Akademie der Wissenschaften Chinas

Gruß, HausD
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Axel_F am 16. Mai 2014, 22:13:25
Was mich überrascht, dass sie doch schon so massiv an der Mondbasis forschen. Ich finde es krass, dass sie einfach so nebenbei erwähnen, dass sie 2012 Menschen für 3 Monaten in einem geschlossenen System leben lassen haben. Oder war das schon vor Ende April 2014 bekannt, dass sie dieses Experiment unternommen haben.

Das System sieht ja doch schon recht ausgereift aus - im Gegensatz zu Biosphäre 2 der 90er und Mars500 (woher kam da die Atemluft?)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: adamski am 16. Mai 2014, 23:50:42
Auf dem Mond gibt es genug Ressourcen, ich würde mal kurz sagen : " wer zuerst kommt mahlt zuerst "  ;)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 17. Mai 2014, 01:02:20
Ach, doch bitte nicht wieder diese Ressourcen-Geschichte. Was soll denn da so wichtiges sein, dass sich ein Wettlauf zum Mond lohnen sollte?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: adamski am 17. Mai 2014, 01:15:07
GOLD, IRIDIUM UND HELIUM-3 u.s.w.  ;)


http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/nasa-will-mit-unternehmen-rohstoffe-vom-mond-abbauen-a-952536.html (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/nasa-will-mit-unternehmen-rohstoffe-vom-mond-abbauen-a-952536.html)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 17. Mai 2014, 02:39:49
Sehr nett, aber der Artikel erklärt auch nicht, was an diesen drei Rohstoffen so wertvoll sein sollte, dass China dafür eine Mondstation errichten sollte. Dem Autoren dieses Artikels war vermutlich auch nicht ganz klar, dass Kernfusion mit 3He schwieriger ist als die mit Wasserstoffisotopen, an denen zurzeit geforscht wird - und die auch noch weit entfernt ist von einer kommerziellen Nutzung.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: thecrusader am 17. Mai 2014, 09:52:33
Das System sieht ja doch schon recht ausgereift aus - im Gegensatz zu Biosphäre 2 der 90er und Mars500 (woher kam da die Atemluft?)
ZU Mars500 kann ich da nichts sagen, aber ein wenig zu Biosphere2. Man versuchte die Atemluft komplett durch Pflanzen zu recyceln. D.h. es wurde keine Frischluft von aussen zugeführt und man tat nichts um das CO2 aus der Atemluft zu entfernen, also nicht maschinell. Das Ziel war ein komplett geschlossener Kreislauf. Menschen, Tiere, Insekten und viel zu viel Bakterien verspeisten die Pflanzen und sich gegenseitig und gaben CO2 ab. Die Pflanzen wiederum wuchsen durch das CO2 in der Luft. Bevor sie das Experiment abbrechen mussten, hatten sie glaube ich die meisten Tiere getötet um den CO2 Anstieg zu stoppen. War leider sinnlos da die Bodenbakterien Unmengen an CO2 produzierten.
Auf dem Mond wäre das aber kein Problem, da die Pflanzen nicht auf einem echten Acker wachsen und man, wenn man das will, das CO2 auch maschinell aus der Luft entfernen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 17. Mai 2014, 10:59:56
Der Vollständigkeit halber: Im Boden waren mit Sicherheit auch jede Menge Pilze, und die setzen ebenfalls CO2 frei.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Führerschein am 17. Mai 2014, 11:28:06
Bakterien und Pilze brauchen etwas, mit dem sie arbeiten können. Das Problem war sicher, daß sie mit dem Bodengrund sehr viel organisches Material eingebracht haben, das sich zersetzen und CO2 bilden konnte.

Man hat geglaubt, daß eine große Vielfalt und viel Material von alleine ein Gleichgewicht herstellen würden. Das war ein Irrtum. Trotzdem interessant und lehrreich. Genau so würde man es auf dem Mond oder Mars ganz sicher nicht machen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 17. Mai 2014, 11:45:17
Ein wesentlicher (hier nicht genannter) Fehler bei Biosphere 2 war zumindest in der Anfangsphase auch der verbaute Beton, der schleichend Sauerstoff absorbierte, den man dann (von außen) rückführen musste.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 17. Mai 2014, 12:28:45
Bakterien und Pilze brauchen etwas, mit dem sie arbeiten können. Das Problem war sicher, daß sie mit dem Bodengrund sehr viel organisches Material eingebracht haben, das sich zersetzen und CO2 bilden konnte.

Man hat geglaubt, daß eine große Vielfalt und viel Material von alleine ein Gleichgewicht herstellen würden. Das war ein Irrtum. Trotzdem interessant und lehrreich. Genau so würde man es auf dem Mond oder Mars ganz sicher nicht machen.

Das ist einerseits natürlich richtig, andererseits kann ich mir nicht so recht vorstellen, wie Pflanzen auf einem Boden ohne Bakterien, Pilze und Kleintiere (z.B. Fadenwürmer) gedeihen sollen.

Ein wesentlicher (hier nicht genannter) Fehler bei Biosphere 2 war zumindest in der Anfangsphase auch der verbaute Beton, der schleichend Sauerstoff absorbierte, den man dann (von außen) rückführen musste.

Davon hatte ich damals auch gelesen. Um so etwas zu vermeiden, müsste man also sicherstellen, dass der Beton gesättigt ist und nicht mehr da O2 aus der Stationsluft "frisst". Mir stellt sich da aber gerade eine ganz andere Frage: Was passiert eigentlich mit dem Sauerstoff, wenn er vom Beton aufgenommen wird bzw. was passiert mit dem Beton? Hat der am Ende noch die Materialeigenschaften, die er laut Spezifikation haben sollte?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 17. Mai 2014, 12:44:57
Davon hatte ich damals auch gelesen. Um so etwas zu vermeiden, müsste man also sicherstellen, dass der Beton gesättigt ist und nicht mehr da O2 aus der Stationsluft "frisst". Mir stellt sich da aber gerade eine ganz andere Frage: Was passiert eigentlich mit dem Sauerstoff, wenn er vom Beton aufgenommen wird bzw. was passiert mit dem Beton? Hat der am Ende noch die Materialeigenschaften, die er laut Spezifikation haben sollte?

Also in der zweiten Projektphase hatte man in sofern vorgebeugt, dass man die offenen Betonstellen einfach versiegelt hatte. Der Beton hat mit dem Sauerstoff zu Calciumkarbonat weiterreagiert. Inwiefern das die Stoffeigenschaften beeinträchtigt, weiß ich nicht, aber es scheint ein vollkommen normaler Ablauf bei Beton zu sein und davon gibt es ja in tragenden Bauwerken genug (von der außerdem noch vorhandenen Armierung ganz zu schweigen). Ich vermute jedenfalls, dass dies in den Spezifizierungen mit eingerechnet ist.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Klakow am 17. Mai 2014, 13:23:05
Beton ist nach der Verarbeitung soweit ich mich entsinne sehr basisch, das schützt den darin verbauten Baustahl erstmal gegen Korrosion. Nach 10-15 Jahren hat er sich dann soweit verändert, das er ziemlich PH-Neutral geworden ist (vermutlich durch den Sauerstoff, soweit ich weiß ändert das die Festigkeit nicht wesentlich, aber wenn der Stahl nicht weit genug von der Oberfläche weg ist, kann es dann zusammen mit Wasser zur Korrosion und Zerstörung kommen.
Das wird auf dem Mars aber eher kein Problem werden, da ich nicht glaube das man Baustahl dort herstellen wird.
Ich hab glaube ich mal gelesen das man Beton auch mit Faserstoffen armieren kann. Diese kann man aus Wasser+CO2  + Energie über Chemische verfahren herstellen.
Das hat noch den Vorteil das man das Zeug sicher auch für sehr viel anderes verwenden kann.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: thecrusader am 17. Mai 2014, 13:29:40
Mit Sicherheit wird man auf dem Mond keinen Beton verwenden, aber die Veränderungen welche durch Sauerstoff im Beton ausgelöst werden, würde ich als "aushärten" bezeichnen.
Das auch dies ein Problem der Biosphere2 war, ist mir neu, macht aber durchaus Sinn. Auf dem Mond wird man aber sicher keine "Ackerfläche" schaffen, eher "Blumenkästen, wenn überhaupt.
Auf dem Mond würde das eher so aussehen (Achtung! Brand Neu :-):

http://www.chip.de/news/Fujitsu-Teurer-Hightech-Salat-aus-der-Chip-Fabrik_69751859.html (http://www.chip.de/news/Fujitsu-Teurer-Hightech-Salat-aus-der-Chip-Fabrik_69751859.html)

Und hier die etwas ausführlicher auf englisch:
http://www.japantimes.co.jp/news/2014/05/13/national/science-health/fujitsu-harvests-low-potassium-lettuce-grown-plant-clean-room/#.U3OGVFfwmPq (http://www.japantimes.co.jp/news/2014/05/13/national/science-health/fujitsu-harvests-low-potassium-lettuce-grown-plant-clean-room/#.U3OGVFfwmPq)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Führerschein am 17. Mai 2014, 19:19:03
Bakterien und Pilze brauchen etwas, mit dem sie arbeiten können. Das Problem war sicher, daß sie mit dem Bodengrund sehr viel organisches Material eingebracht haben, das sich zersetzen und CO2 bilden konnte.

Man hat geglaubt, daß eine große Vielfalt und viel Material von alleine ein Gleichgewicht herstellen würden. Das war ein Irrtum. Trotzdem interessant und lehrreich. Genau so würde man es auf dem Mond oder Mars ganz sicher nicht machen.

Das ist einerseits natürlich richtig, andererseits kann ich mir nicht so recht vorstellen, wie Pflanzen auf einem Boden ohne Bakterien, Pilze und Kleintiere (z.B. Fadenwürmer) gedeihen sollen.

Ja und nein.

Ich habe nicht gemeint, daß man Pflanzen auf sterilen Böden wachsen lassen soll. Obwohl das geht. Es müssen nur anorganische Nährstoffe als in Wasser gelöste Salze eingebracht werden. So funktioniert Hydrokultur auch. Die Pflanzen können nur (oder fast nur?) anorganische Stoffe verarbeiten. Bakterien und Pilze brechen organische Bestandteile so runter, daß sie von den Pflanzen verarbeitet werden können. Was ich meinte, der Boden sollte nicht organisch überfrachtet sein, sonst entsteht beim Abbau zu viel CO2 und Methan. Aber das Risiko besteht auf dem Mars anfangs eher nicht. Woher sollte das organische Material kommen? Oder doch, wenn man zu viele menschliche Abfälle einbringt.

Ich glaube nicht, daß es sinnvoll ist, eine natürliche Ökologie nachbauen zu wollen. Die enthält viele Komponenten, die sich im Zweifelsfall dann schwer kontrollieren und nachregeln lassen. Der Abbau von organischen Abfallstoffen läßt sich in Bioreaktoren kontrolliert durchführen. wie es in landwirtschaftlichen Betrieben bei uns zur Biogas/Methanherstellung gemacht wird, statt organisch zu düngen und den Abbau im Bodengrund unkontrolliert ablaufen zu lassen. Wenn aus keinem anderen Grund, dann aus dem, daß man Methan in die Atmosphäre bekommt, das man dann mühsam ausfiltern muß. Das Abwasser ist dann weitgehend frei von organischen Anteilen aber angereichert mit anorganischen Nährstoffen und kann zur Bewässerung und Düngung in Gewächshäusern oder in der Algenproduktion verwendet werden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 17. Mai 2014, 19:58:43
Du willst also auch normale symbiotische Beziehungen aufbrechen? Das könnte dem Pflanzenwachstum doch ziemlich abträglich sein und zu mickrigen Ernten führen. Hat man eigentlich die rein anorganische Versorgung von Nutzpflanzen schon einmal ausgetestet?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Führerschein am 17. Mai 2014, 21:10:32
Du willst also auch normale symbiotische Beziehungen aufbrechen? Das könnte dem Pflanzenwachstum doch ziemlich abträglich sein und zu mickrigen Ernten führen.

Davon habe ich nicht gesprochen. Versorgung mit anorganischen Stoffen ist nicht gleichbedeutend mit sterilem Boden. Ich bin kein Biologe und kenne mich mit symbiotischen Beziehungen, z.B. Pilzmycele zur Versorgung von Pflanzen wirklich nicht aus. Aber das alles dient doch dazu, Inhalte organischer Bodenbestandteile als anorganische Verbindungen pflanzenverfügbar zu machen. Die Tatsache, daß Hydrokultur funktioniert und beste Erträge bringt, zeigt klar, daß zumindest viele Pflanzen perfekt mit anorganischer Versorgung zurechtkommen. Auch ob Nitratversorgung besser mit Nitratdüngung oder mit Bakterien gemacht werden sollte, die diese Aufgabe übernehmen, ist eine Frage der Umstände. Beides geht.

Ob und welche Pflanzen zwingend auf Symbionten angewiesen sind, weiß z.B. Atlan mit Sicherheit besser als ich. Mehr Sorgen würde ich mir um Insektenbestäubung und die Auswirkung ihres Fehlens machen, wenn man z.B. Bienen (noch) nicht hat. Auf Pflanzen, die ganz bestimmte Partner zur Bestäubung brauchen, werden wir wohl verzichten müssen.

Aber wir sollten diese Diskussion, wenn wir sie fortführen wollen, wohl besser in den Marsthread oder einen eigenen Thread verlegen.


Hat man eigentlich die rein anorganische Versorgung von Nutzpflanzen schon einmal ausgetestet?

Nicht nur ausgetestet. Hydrokultur ist Routine für umfangreiche Produktion. Aquakultur mit Koppelung von Fisch- und Pflanzenzucht mit dazwischengeschalteten Filtern für den Abbau von organischen Verbindungen zur Entgiftung des Wassers und zur Erzeugung von anorganischen Verbindungen für  den Pflanzenwachstum ist auch aus der Testphase raus.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: ZeT am 18. Mai 2014, 18:59:31
Das Problem von Biosphere 2 war, das man eine komplette Biosphere 1 (also die Erde) nachbauen wollte. Mit allem was hier kreucht und fleucht....

Das ging daneben.

Für eine Mondstation braucht man aber keine zweite Erde nachbauen sondern sich nur um das Relevante kümmern.

Am Ende geht es den Chinesen auch nicht darum irgendwelche Ressourcen abbauen zu wollen, sondern dem Rest der Welt zu zeigen zu was sie fähig sind. Das geht los bei ihren Kampfflugzeugen und wird sich in einem eigenen Flugzeugträger wiederspiegeln.

Die Welt lacht, weil China einen alten russischen Flugzeugträger gekauft hat. Die haben den Flugzeugträger nicht primär gekauft um ihn zu benutzen (was sie natürlich auch tun werden), sondern um sich Knowhow anzueignen.

Der Chinese tickt nach dem Muster "warum etwas neu entwickeln wenn andere das schon getan haben".

Dewegen wird mein neues Smartphone auch ein Xiaomi Mi3! ;)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 18. Mai 2014, 21:37:19
Der Chinese tickt nach dem Muster "warum etwas neu entwickeln wenn andere das schon getan haben".

Ich würde den Satz gerne umformulieren.
"Warum etwas dann neu entwickeln, wenn andere das schon haben UND man eventuell irgendwie an relevante Informationen rankommt.....um möglichst schnell aufzuholen".
China ist sich absolut nicht so schade selbst zu entwickeln. Aber wo man von anderen lernen kann, tun sie möglichst alles, um es zu tun. Man muss sich nur mal die Horden an"Aufklärern" mit Ihren Kameras auf Messen anschauen. Der eigene Anspruch zielt jedoch mittelfristig auf Technologieführerschaft ab.

Mein Smartphone ist ebenfalls aus China (Oppo). So dünn ist kein Samsung oder iPhone!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: ZeT am 18. Mai 2014, 22:34:47
Eben!

Lieber etwas gutes kopieren als etwas nachzubauen was am ende schlechter ist.

Das imho auch der Grund weshalb China allesmögliche sich zukommen lässt. Das Zeug wird zwar auch verwendet aber primär in seine Einzelteile zerlegt um das dort enthaltene Knowhow sich anzueignen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 18. Mai 2014, 22:40:31
Keine Polemik - nur 'ne Frage : Sind andere Nationen so blöd, es nicht genauso zu machen ?
Ja ok, nicht bei den Chinesen (obwohl nun ja) und vlt nicht so unbekümmert und auffällig. Aber trotzdem...
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: thecrusader am 18. Mai 2014, 23:01:17
Wenn "die anderen" das stets genauso gemacht hätten, dann würden wir immer noch im Kerzenschein lesen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: McFire am 19. Mai 2014, 00:51:44
Aha. Es hat also keine Industrienation bei einer anderen I. was abgekupfert. Ok. Wollts nur mal wissen.

Das unbekümmerte Abkupfern der Chinesen bei der Raumfahrt stört mich eigentlich nicht. Müssen die anderen halt a) besser geheimhalten, was geheim bleiben soll und b) was Besseres entwickeln, was die Raumfahrt spannend hält. China Fan werd ich trotzdem nicht - wegen div. anderer Dinge.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: thecrusader am 19. Mai 2014, 08:40:03
Naja McFire, Deutschland wurde nur zur Industrienation weil man so ziemlich alles der Briten kopierte und auf Patente keine Rücksicht nahm. Genau so machen es im Moment die Chinesen. Damit kann man schnell zu den führenden Nationen aufschließen. Aber dauerhaften Erfolg bekommt man halt nicht mit Produkten welche so gut sind wie die der Konkurrenz, sondern besser.
Und mit eine Mondstation können sie ja im ganzen nirgendwo kopieren ;-)
Von da her sind sie auf dem richtigen Weg.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Ruhri am 19. Mai 2014, 08:49:20
Wirtschaftlichen Erfolg wird man in China aber nicht so schnell erzielen können. Zunächst einmal ist eine Mondstation eine kostspielige Angelegenheit. (Der Markt für Mondstationen ist so klein, dass er praktisch nicht vorhanden ist.) Die positiven Effekte wie Prestige und "Abfallprodukte" sind schwer beschreibbar bzw. kommen erst später zum Tragen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: thecrusader am 19. Mai 2014, 09:07:50
Also ich meinte das ganz Allgemein. Das Raumfahrt noch sehr sehr lange ein Zuschussgeschäft sein wird, ist klar.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 22. Mai 2014, 00:01:10
Auf der folgenden Seite finden sich noch einige zusätzliche Informationen zu Yuegong 1, ein Photo der drei Testpersonen, sowie einige Bilder aus dem Inneren der Testräumlichkeiten:

http://site.6park.com/chan2/index.php?app=forum&act=threadview&tid=13426646 (http://site.6park.com/chan2/index.php?app=forum&act=threadview&tid=13426646)

Darin gibt es auch nähere Angaben zur Flächenverteilung:

2 Gewächshäuser (vertikale "Röhren" in der Grafik) mit insgesamt 58m2 Fläche. Durch dreistöckigen Regalaufbau stehen insgesamt jedoch 69m2 für den direkten Pflanzenanbau zur Verfügung. Die Wohnfläche beträgt 42m2.

Die Erforschung eines biologischen regenerativen Lebenserhaltungssystems (BLSS - Bioregenerative Life Support Systems) stellt laut Text ein strategisches Ziel der chinesischen Technologienentwicklung in der Raumfahrt dar.

Die entstandenen Abfälle aus Pflanzenresten, Küchenabfällen, Ausscheidungen (nicht Urin, welcher in die Wasseraufbereitung floss) usw. wurden mittels Mikroorganismen behandelt und zersetzt (oberste linke Ecke des Wohnmoduls).
Es wurden während des Betriebs sogar gezielt Mehlkäfer gezüchtet und gehegt (Essen bzw. Proteinzufuhr?). Jedenfalls liefen die 105 Tage des ersten geschlossenen Tests komplett autark ab.
Nicht schlecht für den Anfang. Zu den verwendeten Pflanzen findet sich leider keine detailliertere Erwähnung.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 22. Mai 2014, 00:06:54
Sorry:
2  1 Gewächshaus (linke vertikale "Röhre" in der Grafik) mit insgesamt 58m2 Fläche. Durch dreistöckigendimensionalen Regalaufbau stehen insgesamt jedoch 69m2 für den direkten Pflanzenanbau zur Verfügung. Die Wohnfläche beträgt 42m2.

Da da zweite Gewächshaus offensichtlich eine zukünftige Option darstellt, da nur auf der grafischen Darstellung zu finden, nicht aber auf der Aufnahme, machen die Flächenangaben mehr Sinn.... ;D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HausD am 22. Mai 2014, 12:55:55
1 Palast mit 1 Gewächshaus
Das Video über den Yuegong-1 - Mondpalast-1 über den 105 Tage-Aufenthalt "auf dem Mond" zeigt einige Details der Räume:

Dazu noch einige Bilder daraus, die sich hauptsächlich mit dem Gewächshaus beschäftigen.
(https://images.raumfahrer.net/up039856.jpg)
       
       

Die 
Räumlichkeiten 
auf dem
Kontroll-Monitor





Rote Früchte
unter
rotem Licht




Nach 105 Tagen
und 0 Stunden geht
die Tür auf...
       

Der Test beinhaltete 100% der Selbstversorgung mit Wasser und Sauerstoff, 55% bei der Nahrung  und lief über einen Zeitraum von 105 Tagen mit 3 Forscher. das Ziel war es, die Technologien für die Errichtung einer bemannten Basis auf dem Mond benötigt werden, zu beurteilen.

Gruß, HausD
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HausD am 23. Mai 2014, 19:39:37
Die Teilnehmer

(https://images.raumfahrer.net/up039854.jpg)
Dong Chen (li.), Zhen Xie Zeitjen (mi.) und Wang Minjuan(re.)
         ( chin.: 董琛 (li.), 谢倍珍 (mi.) und 谢倍珍(re.))

(https://images.raumfahrer.net/up039855.jpg)
Die Probanten beim Verlassen des Mond-Palastes-1

Quelle: http://russian.people.com.cn/n/2014/0521/c31517-8730318.html (http://russian.people.com.cn/n/2014/0521/c31517-8730318.html)
           http://russian.people.com.cn/NMediaFile/2014/0521 (http://russian.people.com.cn/NMediaFile/2014/0521)

Gruß, HausD
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: PaddyPatrone am 26. Juni 2014, 22:20:17
Ich glaube dieser Artikel wurde hier noch nicht verlinkt oder ?
http://www.ibtimes.co.uk/move-aside-nasa-chinas-yuegong-1-simulates-plant-cultivation-moon-1449418 (http://www.ibtimes.co.uk/move-aside-nasa-chinas-yuegong-1-simulates-plant-cultivation-moon-1449418)

Gruß Patrick
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Duc-Lo am 27. Juni 2014, 21:18:57
Ich glaube China übertreibt mal wieder. Genauso wie bei dem Hochgeschwindigkeitzügen. China hat schon die längste, höchste Hochgeschwindigkeitstrecke gebaut.
Jetzt wollen die auch noch zum Mond. Aber trotzdem. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst ! ;)
Ich wünsche China viel Glück. China soll ihre Öffentlichkeitsarbeit ein bisschen ausbessern, wie bei der NASA.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Jens am 28. Juni 2014, 17:12:25
Hallo,

bis zu einem Mondflug oder Raumstation kann auf der Erde noch sehr viel passieren.

Gruß,
Jens
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 11. Mai 2017, 09:47:04
In Peking hat am 10. Mai im Rahmen des Programms "Moon Palace 365"(??365) eine neue Mannschaft, bestehend aus 4 Studenten bzw. Doktoranten, den Mondpalast 1 betreten, um dort über einen definierten Zeitraum hinweg weitgehend autark zu leben und zu forschen.

(https://images.raumfahrer.net/up062175.jpg)
Quelle: Spaceflightfans

Mittlerweile gibt es ja auch das zweite Gewächshaus (Stage 2). Das erste Experiment in dieser Einrichtung, welches 2014 stattfand, hatte meines Wissens nach nur ein Gewächshaus zur Verfügung.
War das Ziel bei der ersten Yuegong-Mission eine Lebensmittel-Selbstversorgung von 55% zu erreichen, so hofft man nun auf 98% zu kommen.

Der Stationsaufbau umspannt ein Wohnmodul (42m² mit 2,5m Höhe) mit vier Betten, einem Gemeinschaftsraum, einem Badezimmer einem Abfallbehandlungsraum und eine Tieraufzucht. Hinzu kommen zwei jeweils 50-60m² große und 3,5m hohe Gewächshäuser.

(https://images.raumfahrer.net/up062176.jpg)
Quelle: Spaceflightfans (links im Bild neben den freiwilligen Testpersonen ist übrigens die Leiterin des Projekts, Professor Liu Hong)

Insgesamt sollen im Rahmen des Programms Mond Palast 365 vier Einzelaufenthalte innerhalb der Station durchgeführt werden. Dazu wurden zwei Gruppen a 4 Personen (zweimal Männlein, zweimal Weiblein) zusammengestellt. Diese wurden in einer feierlichen Zeremonie vor der Fahne stehend vereidigt.
Der Text der Vereidigung lautet sinngemäß übrigens wie folgt:

Zitat
Ich werde Befehlen gehorchen, dem Vorgesetzten gehorchen, all dies unter Einhaltung der Vertraulichkeitsvorschriften, all dies gemäß den Regeln des sicheren Betriebes, Einheit, fleißig, mutig, aber vorsichtig, Schwierigkeiten überwinden, selbstlose Hingabe, die Bemühungen sicherzustellen, dass ein erfolgreicher Abschluss des „Mond Palast 365“ Mission gewährt wird, um den Luft-und Raumfahrt-Traum der chinesischen Nation  durch unermüdliches Kämpfen zu erreichen

Das erste Team soll demnach 60 Tage in der Station verbleiben, die zweite Gruppe dann 200 Tage, danach soll wieder das erste Team mit 105 Tagen eingesetzt werden...eben insgesamt 365 Tage. Fleisch, Gewürze und Pflanzennährstofflösung müssen noch von außen zugeführt werden.

Was essen die Testpersonen dieses Mal?
Getreide (u.a. Weizen), Sojabohnen, Erdnüsse, Mais, Erdmandeln, ein Dutzend Gemüsesorten, Obst (u.a. Erdebeeren). Von den Mehlwürmern aus dem ersten Experiment aus 2014 (105 Tage lang) hört man nix mehr. Offensichtlich ist diese Variante der Proteinzufuhr gescheitert (am Ekel?) Auch beim zuletzt erfolgten CELSS-Experiment (Controlled (Closed) Ecological Life Support Systems) "Space 180" bzw. ??180, welches in einer anderen, noch größeren Einrichtung stattfand, war von Mehlwürmern keine Rede mehr. Siehe hier: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14715.0 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14715.0)
Im Falle des aktuellen Experiments spricht man übrigens nicht von CELSS, sondern von Bioregenerative Life Support System (BLSS).

Andererseits war in gleich mehreren Artikeln zu "Mond Palast 365" nach wie vor von einer Tieraufzucht die Rede.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 11. Mai 2017, 13:25:21
Mir kam eben in den Sinn, dass diese Mehlwurmgeschichte auch u.U. überhaupt nichts mit Essen zu tun haben könnte.
Ich denke selbst beim Betrieb einer chinesischen Mondstation ist diese nicht auf eine vollständige Autarkie für Lebensmittel angewiesen. Macht ja auch keinen Sinn, wenn man ohnehin regelmäßig Lieferungen anderer Güter und Personal bekommt. Eine Selbstversorgung von 98% wäre da bereits sehr beeindruckend und würde es ermöglichen, die Nutzlastkapazitäten im Versorgungsbetrieb durch rein technische/wissenschaftliche Güter und eben etwas Fleisch und Gewürze zu nutzen.

Da Mehlwürmer ja aber auch ein 1a-Tierfutter sind und im Zusammenhang mit Yuegong-1 immer wieder von einer Tieraufzucht zu lesen ist, kann genau letzteres auch der Grund für die Würmer sein. Das erklärt auch, warum man bei den Speisen nie was zu den Würmern gelesen hat. Ich hatte mir das bei der ersten Yuegong-1-Mission wohl selbst eingeredet.
Habe auch noch nirgendwo genaueres zur Tieraufzucht finden können. Muss bei Gelegenheit mal versuchen, etwas tiefer zu schürfen.

Edit: Interessant. Hier steht die Mehlwürmer hatten bei der ersten Mission zweierlei Funktionen, einmal die Kompostierung von Bioabfällen UND man hat mit ihnen als Nahrungsmittel experimientiert. Dann werden mit Tieraufzucht sicherlich auch dieses Mal die Mehlwürmer gemeint sein.
https://theunconventionalgardener.com/blog/space-worms/ (https://theunconventionalgardener.com/blog/space-worms/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Doc Hoschi am 27. Januar 2018, 23:15:47
Gestern ging nach 200 Tagen übrigens der Aufenthalt der zweiten Gruppe zu Ende, womit ein neuer Weltrekord in einer sich selbst versorgenden Behausung aufgestellt wurde. Seit gestern hat wie geplant nun das dritte Team, welches 2017 bereits die ersten 60 Tage des Programms "Mondpalast 365" in YueGong-1 verbracht hat, den Dienst aufgenommen. Das neue/alte Team wird nun also die restlichen 105 Tage in der Station bleiben, um die 365 Tage voll zu machen, womit das Missionsziel von "Mondpalast 365" dann erfolgreich erfüllt wäre.

http://www.techtimes.com/articles/219817/20180127/chinese-students-complete-200-days-living-on-virtual-moon.htm (http://www.techtimes.com/articles/219817/20180127/chinese-students-complete-200-days-living-on-virtual-moon.htm)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: tomtom am 21. August 2020, 17:55:46
China schlägt jetzt eine International Lunar Research Station (ILRS) vor, am Mondsüdpol, irgendwann 2036-45.

Die ESA hätte im Prinzip Interesse am ILRS und verfolgt die Entwicklung auch mit Chang’e-6, 7, 8.

https://spacenews.com/china-is-aiming-to-attract-partners-for-an-international-lunar-research-station/ (https://spacenews.com/china-is-aiming-to-attract-partners-for-an-international-lunar-research-station/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: aasgeir am 18. Februar 2021, 14:56:05
China erweitert seine Pläne für eine dauerhafte bemannbare Forschungsstation am Rand des Aitken-Bassins am Mond-Südpol: man hat sich mit Russland geeinigt, diese Station gemeinsam zu entwickeln, ab 2030 und aufbauend auf Chang'e-6, -7, -8 und Luna-27. Einzelheiten sollen auf der Global Space Exploration Conference in St.Petersburg im Juni 2021 bekanntgegeben werden:

https://spacenews.com/russia-china-to-sign-agreement-on-international-lunar-research-station/ (https://spacenews.com/russia-china-to-sign-agreement-on-international-lunar-research-station/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: christiankrause6 am 09. März 2021, 18:05:59
Ich bezweifle es stark, dass Russland finanziell und technisch in der Lage ist, dauerhaft bemannt auf dem Mond präsent zu sein. Ohne massive westliche Hilfe, wäre es für Russland auch unmöglich gewesen, sich an der ISS zu beteiligen. Wenn man es real sieht ist Russland auf Grund der politischen Lage, geprägt von Korruption und Vetternwirtschaft ( die Russischen Milliadäre sind nur so Reich, weil sie sich massiv mit Hilfe der Staatsführung bereichert haben und die politische Führung nur an der Macht bleibt, solange man die Milliadäre tüchtig füttert ) eigentlich Bettelarm. Wenn man betrachtet wie Hochtechnologieländer wie die USA an der Hardware zu knabbern haben und nun auch öffentlich an private Unternehmen Aufträge erteilt um das notwendige technische Know How in der breite zu erarbeiten und zu entwickeln, sehe ich bei den russischen Staatsbetrieben bei denen von 100 zu Verfügung gestellten Dollars nur 20 Dollar ( oder auch Rubel ) dort ankommen wo sie gebraucht werden, schwarz. Bevor Russland auch nur einen Kosmonauten auf dem Mond landet, sind eher die Chinesen bemannt auf dem Mars.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 10. März 2021, 18:36:16
Dazu ein neuer Artikel:

https://spacenews.com/china-russia-enter-mou-on-international-lunar-research-station (https://spacenews.com/china-russia-enter-mou-on-international-lunar-research-station)

Russland und China haben den nächsten Schritt vollzogen und am 9. März ein 'memorandum of understanding' unterzeichnet.

Rußland geht es wohl auch darum ein deutliches Zeichen zu setzen. Sie wollen nicht abgehängt werden und zeigen, daß sie auch ohne die USA können.
China geht einfach seinen geplanten Weg weiter und ist froh um jeden Partner.
Aus der Internationalen Raumstation ohne China unter *Führung* der USA soll die Internationale Mondstation ohne USA unter *Führung* von China werden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: roger50 am 10. März 2021, 23:40:08
@ alepu:

Schau doch mal 2 (!!) Beiträge höher....

Gruß
roger50
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 11. März 2021, 11:49:58
2 Beiträge höher ist ein ganz anderer Artikel! Der ist vom 18.02..!
Etwas genauer hinschauen würde nicht schade , ich hab's auch getan!
Und was da drin steht, ist wohl nicht im Widerspruch zu dem was ich geschrieben habe.
Gruß
alepu
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 26. April 2021, 13:27:52
Neue Veröffentlichung dazu vom 23. April:

https://spacenews.com/china-russia-open-moon-base-project-to-international-partners-early-details-emerge/ (https://spacenews.com/china-russia-open-moon-base-project-to-international-partners-early-details-emerge/)

China und Rußland haben alle Länder und internationalen Organisationen dazu eingeladen, sich an der 'International Lunar Research Station ILRS' dieser beiden Nationen zu beteiligen.

Geplant ist:
1.Phase:  unter verwendung der Untersuchungsdaten von Chang'e 6 (2024) und 7 sowie Luna 25 (Oktober 2021), 26 und 27 wird 2025 der Ort der Station festgelegt.
2.Phase: 2026 - 2030 werden Chang'e 8 und Luna 28 an dieser Stelle landen und den Stationsaufbau beginnen.
3.Phase: 2030 - 2035 sollen zahlreiche weitere Missionen, auch unter verwendung der neuen Schwerlastrakete Long March 9 erfolgen, und damit langfristige robotische und kurzfristige bemannte Operationen ermöglichen.
4.Phase:  2036 - 2045 sollen dann langfristige Aufenthalte von Raumfahrern am Südpol möglich sein.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Nitro am 26. April 2021, 14:07:48
Vielleicht sollten wir den Thread auch mal in International Lunar Research Station (ILRS) umbenennen, jetzt wo auch Russland mit an Bord ist und im Prinzip jedes Land eingeladen wurde mit zu machen.

Mal eine paar Details aus der Artikel:

Die naechsten Mond-Missionen von China und Russland sollen dazu dienen einen geeigneten Standort fuer die Station zu finden. Da2zu zaehlen:

2021: Luna 25 - Lander
2023 - 2024: Chang'e 6 - Sample Return
2024: Chang'e 7 - Orbiter und Rover
2024: Luna 26 - Orbiter
2025: Luna 27 - Sample Return

Hat man Ende 2025 dann einen geeigneten Standort ausgewählt soll die zweite Phase beginnen, in der erst eine rein robotische Forschungsstation aufgebaut wird:

2026: Chang'e 8 - Lander
2027: Luna 28 - Lander
2028: Lune 29 - Lander

Diese soll dann in der dritten Phase zwischen 2030 und 2035 weiter ausgebaut werden und dann in einer vierten Phase zwischen 2036 und 2045 sogar bemannt werden.

In der Anfangsphase wird man sich vor allem auf den Abbau und die Weiterverarbeitung von Mondressourcen konzentrieren. Auch die Erprobung von Technologien zum kabellosen Energietransfer, Nuklearenergie und biologische Auswirkungen von Niedriggravitation sollen erforscht werden.

Es klingt nach einem sehr spannenden und ambitionierten Projekt und ich bin sehr gespannt, ob der Zeitplan haltbar ist und man alles so erreicht wie vorgesehen. Ich wuere mir ja wünschen, dass man sich einen Ruck gibt und ILRS und Artemis miteinander kombiniert. Das wäre dann mal wirklich eine internationale Mondstation. Ich denke beides ergänzt sich auch sehr gut. Russland und China konzentrieren sich auf die Machbarkeit einer Mondbasis und ihrer Ressourcen, während sich die anderen großen Raumfahrtnationen in Artemis damit beschäftigen wie man am besten Menschen und Fracht auf den Mond bekommt.

Edit: Alepu war schneller. :-)


Edit tomtom: ich hab den Thread mal umbenannt und ILRS vorangestellt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 26. April 2021, 14:31:01
Das wäre tatsächlich eine ganz tolle Möglichkeit zur neuen Zusammenarbeit und ich hoffe doch stark, daß wenigstens die ESA so viel Courage hat sich ernsthaft zu beteiligen.
Für die USA wäre es allerdings wohl ein zu großer Schritt und, zumindest zur zeit, wohl eher nicht möglich.
Das Projekt an sich würde vom Starship natürlich sehr stark profitieren und den Aufbau der Station enorm beschleunigen.
Wird aber wohl eher darauf hinauslaufen, daß die NASA mit SX was eigenes aufbauen und wenn wir Pech haben sitzen dann in beiden Stationen auch noch die Weltraum-Soldaten  :-\
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Klakow am 26. April 2021, 19:33:25
Die ESA wird da kaum mitmachen, den China ist eine strategische Konkurenz, jeder Einstieg von Europa verbessert die Lage für China, das ist sicher auch jedem im Westen und sogar Russland bewust. China's Regierung halte ich für sehr stark nationalistisch, vielleicht sogar rassistich und expansionistisch.
Der freie Westen darf sich hier nicht in die Tasche lügen, man darf China hier nicht unterstützen.
Zum Glück hat das die USA schon viel länger als Europa kapiert.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 26. April 2021, 19:48:43
Eben um diese "strategische Konkurenz" etwas abzubauen, wäre eine Zusammenarbeit so wünschenswert. Mit Rußland hat es bei der ISS ja auch jahrzehntelang gut getan.
Unsere Welt ist nicht zuletzt in mehrere Blöcke zerfallen, weil es auf allen seiten zu viele egomanische Betonköpfe gibt. Es wird endlich zeit, daß dagegen etwas unternommen wird.
Man muß dem geliebten Feind ja schließlich auch nicht gleich die Baupläne frei haus liefern.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Nitro am 26. April 2021, 20:14:32
Die ESA wird da kaum mitmachen, den China ist eine strategische Konkurenz, jeder Einstieg von Europa verbessert die Lage für China, das ist sicher auch jedem im Westen und sogar Russland bewust. China's Regierung halte ich für sehr stark nationalistisch, vielleicht sogar rassistich und expansionistisch.
Der freie Westen darf sich hier nicht in die Tasche lügen, man darf China hier nicht unterstützen.
Zum Glück hat das die USA schon viel länger als Europa kapiert.

Die ESA hat keine Probleme mit China zusammen zu arbeiten. Im Gegenteil:

https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Astronauts/ESA_and_Chinese_astronauts_train_together (https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Astronauts/ESA_and_Chinese_astronauts_train_together)

https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/European_and_Chinese_space_cooperation_highlighted_by_visit_of_Chinese_Prime_Minister (https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/European_and_Chinese_space_cooperation_highlighted_by_visit_of_Chinese_Prime_Minister)

https://www.dw.com/en/towards-the-moon-why-europe-wants-to-work-with-china/a-45644847 (https://www.dw.com/en/towards-the-moon-why-europe-wants-to-work-with-china/a-45644847)

https://spacenews.com/esa-cnsa-heads-discuss-future-space-plans/ (https://spacenews.com/esa-cnsa-heads-discuss-future-space-plans/)

https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany/ESA_beteiligt_sich_an_Wiedereintritts-Kampagne (https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany/ESA_beteiligt_sich_an_Wiedereintritts-Kampagne)

Das DLR hat bspw auch Experimente auf chinesischen Raumfahrzeugen geflogen:

https://www.dlr.de/dlr/Portaldata/1/Resources/documents/2011_1/SIMBOX_Projektinfo.pdf (https://www.dlr.de/dlr/Portaldata/1/Resources/documents/2011_1/SIMBOX_Projektinfo.pdf)

https://www.dlr.de/content/de/downloads/news-archiv/2011/20111101_deutschland-und-china-experimentieren-gemeinsam-im-all_1805.pdf?__blob=publicationFile&v=14 (https://www.dlr.de/content/de/downloads/news-archiv/2011/20111101_deutschland-und-china-experimentieren-gemeinsam-im-all_1805.pdf?__blob=publicationFile&v=14)

Daran wird sich in Zukunft auch so schnell nichts ändern.
China ist definitiv ein Land, welches einige Schattenseiten aufweist, speziell im Bereich der Menschenrechte, das steht nicht zur Debatte. Ich sehe hier die Kooperation auch als zweischneidiges Schwert. Speziell auf Raumfahrtebene kann man sich der Vorteile einer Kooperation sich nicht gänzlich verschließen und die ISS hat gezeigt das nationale Differenzen in der Raumfahrt gerne mal eher zur Nebensache werden. Schwieriges Thema und auch eines, dass man sicherlich heiß diskutieren könnte, was diesen Thread dann allerdings schnell ins OT verschieben würde.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 27. April 2021, 08:28:28
Danke @Nitro für die erhellende Zusammenstellung!

Gerade jetzt, wo die politische seite wieder mal dabei ist etwas nach unten zu sacken, sollte man versuchen der menschlichen/wissenschaftlichen seite mehr gewicht zu geben.

In einem der von @Nitro verlinkten Artikeln hat es Wörner sehr schön auf den punkt gebracht: "Competition is a driver, but cooperation is an enabler"
"Konkurrenz spornt an, aber Zusammenarbeit machts möglich"
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Sensei am 27. April 2021, 09:17:39
Eines muss man den Chinesen hier allerdings zugestehen:

Sie haben zumindest eine zukunftsschauende Planung!
(In den USA wechselt der Plan ja alle 4-8 Jahre - und reicht dann im Konkreten auch nur ein paar Jahre in die Zukunft.
Von den Europäern reden wir hier lieber gar nicht erst..)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 27. April 2021, 12:11:20
Ja, der Plan der Chinesen sieht sehr solide aus, obwohl ich mir wünschen würde er wäre etwas straffer ausgelegt, nicht zuletzt um die Amerikaner etwas mehr anzuspornen. Aber China sieht sich offensichtlich nachwievor nicht in einem Rennen um die erste Station auf dem Mond.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: FlyRider am 29. April 2021, 14:18:56
Ja, der Plan der Chinesen sieht sehr solide aus, obwohl ich mir wünschen würde er wäre etwas straffer ausgelegt, nicht zuletzt um die Amerikaner etwas mehr anzuspornen. Aber China sieht sich offensichtlich nachwievor nicht in einem Rennen um die erste Station auf dem Mond.

Das ist einer der ganz alten Grundsätze im Weltraumprogramm Chinas: keine Rennen. Den Blödsinn überlassen sie anderen, sind ja nicht doof die Chinesen...  8)

https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China#Verbot_von_Weltraumrennen (https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China#Verbot_von_Weltraumrennen)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 29. April 2021, 20:24:11
Doof oder nicht, ohne das *Rennen* damals wäre wohl bis jetzt immer noch kein Raumfahrer (welcher Nation auch immer) auf dem Mond gelandet.  :-\
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: FlyRider am 30. April 2021, 07:44:44
Doof oder nicht, ohne das *Rennen* damals wäre wohl bis jetzt immer noch kein Raumfahrer (welcher Nation auch immer) auf dem Mond gelandet.  :-\

Warum denn nicht? Wenn es Apollo nicht gegeben hätte, wäre man sicher inzwischen auch schon auf dem Mond gewesen. Dann halt nicht 1969 sondern 10 Jahre später oder wann auch immer. Für das "Rennen" mit Apollo wurde damals alle Kräfte mobilisiert - dann war die Puste weg und es ist am Mond gar nichts mehr passiert.

Die Chinesen arbeiten einen langfristigen Plan sehr rational und in aller Ruhe ab, die Zeitpläne für ILRS sind absolut machbar. Perfekt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: tomtom am 31. Mai 2021, 22:02:02
China und Russland suchen weitere Partner für die Mondstation und wollen Mitte Juni auf der GLEX 2021 in St. Petersburg das weitere Vorgehen vorstellen.

https://spacenews.com/russia-china-hope-to-secure-partners-for-moon-base-project/ (https://spacenews.com/russia-china-hope-to-secure-partners-for-moon-base-project/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: FlyRider am 01. Juni 2021, 09:20:01
Dann haben wir wieder die "alte" Blockbildung: Die USA mit Partnern im "westlichen" Block (auch wenn Südkorea und Japan natürlich im Osten liegen) und Russland und China (wenn auch vermutlich mit geändertem Führungsanspruch) bilden einen neuen "Ostblock". Das war genau das, was man vor Jahren u.a. mit der ISS verhindern wollte.   :-[

Es wird spannend, wie die ESA agieren wird: Aktuell sind wir im amerikanischen Mondprogramm involviert und haben eine Zusammenarbeit mit Russland (z.B. ExoMars, Starts in Kourou usw.). Die Frage ist, ob das langfristig so bleibt, ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass die ESA sich in zwei teuren Mondprogrammen engagiert.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: tomtom am 09. Juni 2021, 14:05:38
Roskosmos und CNES sprechen über eine eventuelle Beteiligung Frankreichs an der geplanten Mondstation.

https://tass.com/science/1300387 (https://tass.com/science/1300387)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Weltraumnase am 12. Juni 2021, 10:27:24
Dann haben wir wieder die "alte" Blockbildung: Die USA mit Partnern im "westlichen" Block (auch wenn Südkorea und Japan natürlich im Osten liegen) und Russland und China (wenn auch vermutlich mit geändertem Führungsanspruch) bilden einen neuen "Ostblock". Das war genau das, was man vor Jahren u.a. mit der ISS verhindern wollte.   :-[

Es wird spannend, wie die ESA agieren wird: Aktuell sind wir im amerikanischen Mondprogramm involviert und haben eine Zusammenarbeit mit Russland (z.B. ExoMars, Starts in Kourou usw.). Die Frage ist, ob das langfristig so bleibt, ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass die ESA sich in zwei teuren Mondprogrammen engagiert.

Na ganz die alte Blockbildung ist es ja nicht. Aber im Kern hast du natürlich recht. Wobei das jetzt schon seit einigen Jahren absehbar ist bzw. auch schon länger Fakt ist. Das einzige was das die letzten Jahre weniger offensichtlich hat erscheinen lassen ist die Tatsache, dass die Amerikaner auf die Russen bei Sojus und der ISS angewiesen waren.
Ich bin mir aber auch sicher, dass es bei NASA und Roskosmos viele Menschen gibt die auch weiterhin zusammen arbeiten möchten. Das wird aber leider von der Politik entschieden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: tonthomas am 15. Juni 2021, 11:52:20
Als Mod: Auch hier: Können wir bitte nahe am Thema diskutieren und Chinas Mondstationspläne bitte nicht als x-ten Aufhänger für Politik- und Blockbildungsdiskussionen nehmen? Danke.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: tomtom am 16. Juni 2021, 18:03:13
China und Russland bieten die Zusammenarbeit an für die Entwicklung einer Forschungsstation auf dem Mond. Viel PR, aber schön anzuschauen und China macht ja auch was.

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: tomtom am 11. August 2021, 00:01:03
China plant einen bemannten Mondlander.

https://spacenews.com/china-is-working-on-a-lander-for-human-moon-missions/ (https://spacenews.com/china-is-working-on-a-lander-for-human-moon-missions/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 11. August 2021, 12:56:44
War zu erwarten, bei den Plänen für die bemannte Station, aber ist ja noch Zukunftsmusik. Die erste bemannte Landung ist vorläufig nicht vor 2030 geplant.
Aber jetzt ist es halt offiziell.
Mit den unbemannten Landungen haben sie ja schon reichlich erfahrungen gesammelt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 19. April 2023, 12:17:40
Beginnend mit Chang'e 8 will China versuchen auf dem Mond mittels Mondmaterial im 3-D Druckverfahren "Ziegel/Bausteine" herzustellen, die dann z.B. zum Bau einer permanenten Mondstation verwendet werden können.

https://www.space.com/china-moon-3d-printing-bricks-change-8-2028 (https://www.space.com/china-moon-3d-printing-bricks-change-8-2028)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 19. April 2023, 14:16:21
Hier ist ein Bild des in dem Artikel angesprochenen Maurer-Roboters:
http://news.cjn.cn/csqpd/wh_20004/202304/t4520205.htm (http://news.cjn.cn/csqpd/wh_20004/202304/t4520205.htm)

Zwei Dinge, die zu beachten sind:

1. Oben auf dem Roboter steht 华中科技大学 bzw. Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchina (https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_f%C3%BCr_Wissenschaft_und_Technik_Zentralchina). Das ist die Universität, wo der Technische Direktor des Mondprogramms (https://de.wikipedia.org/wiki/Yu_Dengyun) im Nebenberuf Dekan der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik ist, der das Gerät dann auf der in dem Artikel erwähnten Konferenz vorgestellt hat. Bis jetzt ist das das Projekt einer Universität, das noch nicht Teil der offiziellen Planungen ist. Das ist an sich nicht tragisch - die Probenentnahmegeräte der Mondsonde Chang’e 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_5#Nutzlasten_des_Landers) wurden maßgeblich an der Polytechnischen Universität Harbin (https://de.wikipedia.org/wiki/Polytechnische_Universit%C3%A4t_Harbin) entwickelt - aber man muss es im Hinterkopf behalten.

2. Das Gerät hat keine Solarmodule zur Stromversorgung. Letzten Dezember hat man auf dem Frachtraumschiff Tianzhou 5 den Prototypen einer mit Wasserstoff und Sauerstoff betriebenen Brennstoffzelle (https://de.wikipedia.org/wiki/Tianzhou_5#Brennstoffzelle) erfolgreich getestet (neben dem Frachttransport dienen die Tianzhou-Raumschiffe auch als Plattform für Experimente). Anfang diesen Jahres hat man dann im Inneren der Raumstation den Prototypen eines mit Radionuklid-Heizelementen erwärmten Stirlingmotors (https://de.wikipedia.org/wiki/Stirlingmotor)  für Stromerzeugungszwecke getestet, ebenfalls erfolgreich:

(https://images.raumfahrer.net/up079049.png)
http://www.cmse.gov.cn/xwzx/202304/t20230403_53217.html (http://www.cmse.gov.cn/xwzx/202304/t20230403_53217.html)

Beides wären sonnenscheinunabhängige Stromversorgungsmöglichkeiten für den Maurer. Angesichts einer sechsmonatigen Polarnacht wäre das durchaus sinnvoll, aber bislang wurde die Frage der Stromerzeugung noch nicht angesprochen. Das ist alles noch in einem sehr frühen Stadium.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. April 2023, 09:29:12
Hier ist ein soeben vom chinesischen Fernsehen im Rahmen eines Interviews mit dem Leiter (https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_Weiren) des Labors für Tiefraumerkundung (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung) (DSEL) veröffentlichtes Bild mit den Komponenten der Mission Chang’e 8:

(https://images.raumfahrer.net/up079048.jpg)
Bild: DSEL via CCTV 13, Bearb.: Regnart

Das hier als "Produktionsroboter" (作业机器人) bezeichnete Gerät mit dem Ziegelstein in den Armen sieht dem oben verlinkten Maurer-Roboter nicht unähnlich, vor allem hat es ebenfalls keine Solarmodule. Es wird wohl tatsächlich auf etwas in dieser Art hinauslaufen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 29. Mai 2023, 00:54:18
Der angeblich geplante chinesische bemannte Mondlander.
Landeeinheit ist auch Starteinheit, so wiederverwendbar. Erste Tests in 2 - 4 Jahren.

https://twitter.com/pascalleetweets/status/1661976767723106304 (https://twitter.com/pascalleetweets/status/1661976767723106304)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 30. Mai 2023, 00:13:43
Schwerlastträgerstartanlage, Long March 10, neues Raumschiff, Mondlander, Raumanzüge, all dies soll in den nächsten Jahren fertig werden und zu einer ersten bemannten Mondlandung noch vor 2030 führen.

https://twitter.com/CNSpaceflight/status/1663023215143444481 (https://twitter.com/CNSpaceflight/status/1663023215143444481)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 30. Mai 2023, 10:38:05
Hier ist ein Modell der Mondlandefähre aus einer in den nächsten Tagen zu Ende gehenden Sonderausstellung im Chinesischen Nationalmuseum (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Nationalmuseum):

(https://images.raumfahrer.net/up078669.jpg)
Bild: Philip Ye

Die Ausleger oben, mit denen Philippe Coué nichts anfangen konnte, sind fächerartig zusammengefaltete, runde, hochklappbare Solarmodule. Einige technische Daten zur Landefähre finden sich hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Bemanntes_Monderkundungsprogramm (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Bemanntes_Monderkundungsprogramm)

Was den Zeitpunkt betrifft, so muss man darauf achten, wer was genau sagt. Wu Weiren (https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_Weiren) ist der Leiter des Labors für Tiefraumerkundung (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung), das für unbemannte Monderkundung zuständig ist. Er sagt, dass Chinesen vor 2030 Fußabdrücke auf dem Mond hinterlassen können. "Das ist kein Problem." Das Problem liegt darin, dass nicht alles was machbar ist, auch gemacht wird. Die CMSA, die momentan (noch) für die bemannte Mondlandung zuständig ist, befindet sich in keinster Weise in einem Wettlauf - die NASA war schon 1969 auf dem Mond. Es werden garantiert mehrere Testflüge durchgeführt. Angekündigt sind, wie in dem Wikipedia-Link zu lesen, mindestens eine unbemannte und eine bemannte Umkreisung. Erfahrungsgemäß geht immer irgendwas schief, und da bei einer innenpolitisch instrumentalisierten Sache wie der chinesischen Raumfahrt Fehlschläge um jeden Preis vermieden werden sollen, wird es eher mehr Testflüge geben. Zum Vergleich: bei den Shenzhou-Raumschiffen gab es vier unbemannte Missionen bevor Yang Liwei ins All abhob:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou#Missionen (https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou#Missionen)

Der Bau einer Startrampe mit Raumfahrzeugmontagegebäude dauert in China zwei Jahre. Jetzt in der Regenzeit werden sie sicher keine Baugrube ausheben. Der frühest mögliche Termin wäre Spätherbst/Winter. Plus 2 Jahre ergäbe dann einen ersten Testflug Anfang 2026. (Angekündigt ist er für 2027).

Bevor die Bagger nicht angerückt sind, gibt es keinen Grund zur Panik, obwohl ich den Chinesen durchaus zutrauen würde, dass sie auch ein bisschen absichtlich Panik schüren. Jeder Dollar, den die Amerikaner im Artemis-Programm versenken, fehlt ihnen bei den Flugzeugträgern :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 30. Mai 2023, 11:16:16
@Regnart

Ich habe mir jetzt mal diesen ersten wikipedia-Artikel durchgelesen (schätze mal du bist auch da der Autor) und bin bei der Beschreibung des "für die fernere Zukunft angedachtem Modell" hängengeblieben. Der soll ja wie beschrieben "senkrecht anfliegen" und "waagrecht landen". Raffiniert und ungewöhnlich. Kann mir da aber jetzt die Konfiguration, speziell der Inneneinrichtung, nicht so ganz vorstellen
Gibt es da schon Zeichnungen von?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 30. Mai 2023, 11:55:55
Eine .pdf-Datei mit den zu dem Artikel gehörenden Zeichnungen kannst Du Dir von hier herunterladen (die Website ist sicher):
http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/cn/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2022.20210146 (http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/cn/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2022.20210146)

Diese Zeitschrift (bei der Wu Weiren Chefredakteur ist) ist etwas penibel beim Urheberrecht. Also bitte die Zeichnungen nicht hier hochladen.

Und ja, auch bei dem Wikipedia-Artikel zum bemannten Raumfahrtprogramm der Volksrepublik China bin ich der Autor :)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 30. Mai 2023, 14:10:31
Danke,
bin jetzt nur gespannt ob und wann der jetzt gebaut wird!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 30. Mai 2023, 16:13:41
Definitiv in fernerer Zukunft. Die Ingenieure von der Chinesischen Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) haben da ein Gerät konstruiert, das zeitnah gebaut (das YF-75D-Triebwerk (https://de.wikipedia.org/wiki/YF-75#YF-75D) ist bei der Changzheng 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5) seit Jahren bewährt) und mit der Changzheng 10 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_10) ab 2027 problemlos zum Mond befördert werden kann. Das Problem ist der Treibstoff. In China ist man sich völlig darüber im Klaren, dass es noch sehr lange dauern wird, bis man aus dem Wassereis am Südpol des Mondes in industriellem Maßstab Wasser gewinnen kann, von der Herstellung und Lagerung von flüssigem Wasserstoff ganz zu schweigen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#4._Schritt,_Erkundung_der_Polregion_(Chang%E2%80%99e_6_2024+;_Chang%E2%80%99e_7,_2026+;_Chang%E2%80%99e_8_2027+) (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#4._Schritt,_Erkundung_der_Polregion_(Chang%E2%80%99e_6_2024+;_Chang%E2%80%99e_7,_2026+;_Chang%E2%80%99e_8_2027+))

Die Amerikaner brauchen da keine Angst zu haben - die Chinesen schmelzen ihnen nichts weg.

Stattdessen hat man sich mit der Chinesischen Raumstation  auf die Treibstoffkombination Monomethylhydrazin und Distickstofftetroxid für den Verkehr im Wirtschaftsraum Erde-Mond festgelegt. Sauerstoff fällt bei der Reduktion von Titanoxid als Abfallprodukt an, Wasserstoff müsste aber von der Erde eingeflogen werden. Da die Rettungsstation im entfernten rückläufigen Orbit (https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit) (übrigens ein russischer Vorschlag) auf Jahrhunderte keinen Treibstoff für Bahnkorrekturmanöver benötigt, könnte man die durchaus als Wasserstofftankstelle ausgestalten. Zum Wasserstoff als Treibstoff gibt es bis jetzt aber nur Interview-Aussagen von Wu Weiren, keine offiziellen Ankündigugen von der CMSA, die das letztendlich genehmigen muss.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 01. Juni 2023, 11:31:09
Das Rätsel ist gelöst: es sind von jetzt an sieben Jahre:
https://www.shobserver.com/news/detail?id=617941 (https://www.shobserver.com/news/detail?id=617941)

Die chinesische Mondlandung soll also im Frühsommer 2030 erfolgen.

Interessant an diesem Transkript einer Fernsehsendung ist außerdem, dass der Assistent des Direktors der CMSA dort die hohen Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit der Raumfahrer betont. Die Mondlander kommen also eher nicht aus dem Kreis der dritten und vierten Auswahlgruppe, sondern es sind entweder die alten Kampfpiloten von 1998 und 2010 oder - wie es in dem Interview den Anschein hat - speziell rekrutierte Leute.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 13. Juli 2023, 15:00:36
Hier einige gestern von Zhang Hailian (Stellvertretender Technischer Direktor des Bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Kommandant_und_Technischer_Direktor)) auf einer Konferenz zur kommerziellen Raumfahrt (http://www.cmse.gov.cn/xwzx/202307/t20230712_54059.html) in Wuhan vorgestellte Gedanken zur staatlichen Mondlandung:

https://twitter.com/AJ_FI/status/1679389559912648705 (https://twitter.com/AJ_FI/status/1679389559912648705)

Man beachte:
Auf dem zweiten Bild ist die Erde im Hintergrund zu sehen, dafür aber keine Chang’e 7 oder Chang’e 8. Man plant also beim ersten Versuch zunächst nicht auf der Rückseite des Mondes bei der Internationalen Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#Internationale_Mondforschungsstation) zu landen, sondern auf der erdzugewandten Seite, wo das Terrain deutlich weniger zerklüftet ist (die Erdkugel wirkt als Asteroidenschutzschild).
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 13. Juli 2023, 16:43:43
Soll der Rover gleich bei der ersten Landung dabei sein?
Bisher hieß es doch immer die erste Landung soll nur wenige Stunden dauern und mehr ein Test sein. Allerdings kann man natürlich auch gleich den Rover mittesten!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 13. Juli 2023, 17:51:23
So wie ich die Zusammenfassung des Vortrags (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10070260/content.html) verstehe, soll ein Rover (nicht notwendigerweise der auf dem Bild) gleich bei der ersten Landung dabei sein. Die dabei eingesetzte Landefähre ist großzügig konzipiert und kann das tragen; es gibt also prinzipiell keinen Grund, den Rover nicht mitzunehmen und schon mal ein bisschen probezufahren. Bei diesem Modell von einer Ausstellung im Nationalmuseum im Frühjahr kannst Du den für den Transport zusammengefalteten Rover oben rechts an den Rädern erkennen:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b8/Chinese_crewed_lunar_lander_mockup_02_-_NMC.jpg)
Bild: Shu Jianyang

Was erst später kommt, ist das derzeit am Raumfahrer-Ausbildungszentrum (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Raumfahrer-Ausbildungszentrum) in Entwicklung befindliche Mobile Mondlabor, das Du hier links an die Raumstation-ähnlich aus Modulen zusammengebaute Mondstation angedockt siehst (man beachte: die Solarmodule sind nach oben ausgerichtet - man befindet sich nicht am Südpol, sondern am Äquator des Mondes):

(https://pbs.twimg.com/media/F05j4_rXwAESnub?format=jpg)
Bild: Philip Ye

Dieses Fahrzeug soll für längere Zeit in einem großen Umkreis herumfahren und Messungen durchführen und für kürzere Zeit auch Raumfahrer beherbergen. Eines der Dinge, die den Aktionsradius der Raumfahrer einschränken, sind die Akkumulatoren der Raumanzüge, die dort im Fahrzeug aufgeladen bzw. ausgewechselt werden sollen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Feitian_(Raumanzug)#Mondanzug (https://de.wikipedia.org/wiki/Feitian_(Raumanzug)#Mondanzug)

Das Mobile Mondlabor dürfte in seiner unbemannten Anwendung übrigens der Prototyp für das "Marsauto" (火星车) sein, das als nächster Schritt nach der Probenrückführmission Tianwen-3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Tianwen-3) diskutiert wird.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 16. Juli 2023, 19:47:49
Sind diese kleinen schwarzen "Knubbel" unten an dem Mondstation-Modul auch (kleine) Räder?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 17. Juli 2023, 07:40:22
Ganz genau. Auf dem letzten Bild hier kannst Du das besser erkennen:
https://www.bjnews.com.cn/detail/1689248583129864.html (https://www.bjnews.com.cn/detail/1689248583129864.html)

Wenn man die Wohn- und Labormodule mittles Himmelskran oder wie auch immer sanft auf die Mondoberfläche hinuntergebracht hat, muss man sie noch zusammenkoppeln. Die kleinen Räder erfüllen eine ähnliche Funktion wie die Lageregelungstriebwerke bei einem Raumschiff. Neben dem Rangieren beim Aufbau der Station wird das Ganze dadurch natürlich auch relativ mondbebensicher, sowohl was die lateralen Bewegungen angeht als auch, durch die Radaufhängung, bei Erdstößen von unten.

In dem Transkript der Fernsehsendung wird übrigens noch mal bestätigt, dass von Anfang an ein leichter Rover mit 200 kg Gewicht und einem Aktionsradius von 10 km dabei ist. Wegen dem doch recht großen Aktionsradius auch der kleine Rettungsbuggy hinten dran, für den Fall, dass der Rover kaputtgeht:

(https://images.raumfahrer.net/up079600.jpg)
Bild: SCMP (https://www.scmp.com/news/china/science/article/3216534/could-folding-buggy-be-destined-chinas-future-lunar-base)

Das ist ein erster Rover, mit dem man auf jeden Fall losfliegen kann. Zusätzlich hat das Büro für bemannte Raumfahrt am 29. Mai eine primär an Elektroautobauer wie BYD (https://de.wikipedia.org/wiki/BYD_Auto) gerichtete Ausschreibung herausgegeben, die zwar nicht für alles, aber für vieles offen ist (normalerweise werden bei den Ausschreibungen der Dienststelle strenge Vorgaben gemacht):
https://mp.weixin.qq.com/s/AdOoqgl6vQjfl_cJ5mSqkg (https://mp.weixin.qq.com/s/AdOoqgl6vQjfl_cJ5mSqkg)

Falls eine Autofirma mit ihrer Expertise auf den Zug aufspringt, hätte das natürlich einen ähnlichen Werbeeffekt wie die Lenovo-Notebooks auf der Raumstation :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 17. Juli 2023, 09:19:07
Raffinierter Gedanke, das mit den Rädern an den Stationsmodulen!
Das beweist wieder mal wie inovativ die Chinesen da sind!

Genauso mit diesem kleinen "Rettungsbuggy"! Wobei sich mir allerdings nicht so ganz erschließt, wen oder was der "retten" soll.  ??? So klein wie der ist, kann er bestimmt keine Taikonauten transportieren! O.k., diese Räder werden sicher noch seitlich ausgeklappt, aber trotzdem....  Soll er möglicherweise anderen Zwecken dienen?
(z.B. Transport von Bodenproben oder Ersatzsauerstoff beim evtl. notwendigen Rückmarsch)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 17. Juli 2023, 11:18:36
Doch, dieser 40 kg leichte Rettungsbuggy kann zwei Raumfahrer retten. Hier das Ding in entfaltetem Zustand.

(https://images.raumfahrer.net/up079599.jpg)
Bild: SCMP (https://www.scmp.com/news/china/science/article/3216534/could-folding-buggy-be-destined-chinas-future-lunar-base)

Ein Raumfahrer sitzt auf dem Sitz, der zweite steht hinter ihm und hält sich an seinen Schultern fest. So ähnlich wie bei den Fahrrädern, die manche Kinder heutzutage haben, wo an der hinteren Achse runde Rohrabschnitte herausragen, auf denen der Passagier steht und sich am eigentlichen Radler festhält.

Der Buggy fährt zwar nur mit 10 km/h, aber das ist immer noch besser als 10 km in einem 130 kg schweren Raumanzug zu Fuß zu gehen, auch bei der reduzierten Schwerkraft. Am Chinesischen Raumfahrer-Ausbildungszentrum (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Raumfahrer-Ausbildungszentrum), das für die Entwicklung der Raumanzüge zuständig ist, arbeitet man zwar an einem Exoskelett für die unteren Gliedmaßen, das den Tornister tragen soll, aber bis jetzt hat das Skelett noch Schwierigkeiten, die Bewegungen der Träger vorherzusehen und tendiert dazu, die Versuchspersonen umzuwerfen.

Die Bodenproben, Grabewerkzeuge etc. werden im eigentlichen Rover transportiert. Was den Ersatzsauerstoff betrifft, so bin ich mir nicht sicher, ob man die Flaschen von außen auswechseln kann, vor allem mit Handschuhen. Der chinesische Raumanzug (https://de.wikipedia.org/wiki/Feitian_(Raumanzug)) funktioniert so ähnlich wie der russische Orlan-Anzug, mit einer Rumpfschale, an der ein wegklappbarer Tornister den Einstieg verschließt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 17. Juli 2023, 12:33:13
Hallo hallo!
Das ist ja ein ganz besonderes Ding!
(Da passen dann ja womöglich sogar zwei auf den "Mutterrover", für jeden havarierten Mondfahrer einer)
Fast zu schade um nur ständig unbenützt migeschleppt zu werden! (Hoffe natürlich trotzdem, daß der große Rover so zuverlässig ist, daß dieser kleine nie zum Einsatz kommt!)
Mit den heutigen Batterien, bei der geringen Geschwindigkeit und nur 1/6 Gewicht könnte der doch sicher viel weiter als 10 km fahren!

Was den zusätzlichen Reservesauerstoff angeht, dürfte es doch nicht allzuschwer sein, da einen äusseren Anschlußstutzen zu montieren.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 17. Juli 2023, 16:42:49
Bei Apollo 15 bis 17 hat man das so gelöst, dass die beiden Astronauten ihre Lebenserhaltungssysteme (Sauerstoff und Kühlkreislauf) über derartige  Anschlußstutzen zusammenkoppeln konnten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lunar_Roving_Vehicle#Einsatzgrunds%C3%A4tze (https://de.wikipedia.org/wiki/Lunar_Roving_Vehicle#Einsatzgrunds%C3%A4tze)

Ich kann nicht ausschließen, dass das Büro für bemannte Raumfahrt, das bei der Missionsplanung die letztendlichen Entscheidungen treffen muss, etwas ähnliches vorgesehen hat. Wie aus der heute vormittag veröffentlichen Ausschreibung für Nutzlasten außen an der Landefähre hervorgeht, wiegt der Rover zwar 200 kg, die Halterung oben an der Fähre kann aber 260 bis 290 kg tragen (da gibt es wohl aus Gründen der symmetrischen Gewichtsverteilung auf der gegenüberliegenden Seite eine ähnliche Lademöglichkeit):
https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hre (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hre)

60 bis 90 kg könnten zum Beispiel Ersatzsauerstoff-Flaschen für zwei Raumfahrer sein. Das ist jetzt aber reine Spekulation. Zhang Wanxin, die Chefkonstrukteurin der Raumanzüge, hat dagegen einmal im Fernsehen gesagt, dass sie an einem (teilweise) regenerativen Lebenserhaltungssystem arbeitet. Auf der Raumstation macht man, wenn's hochkommt, vier Außenbordeinsätze pro halbes Jahr. Auf dem Mond will man dagegen mehr Zeit draußen verbringen. Bei einer während des Polarsommers für fünf bis sechs Monate besetzten Südpolstation wären das viele Sauerstoffflaschen, die hochgeschafft werden müssen. Natürlich kann auch ein regeneratives Lebenserhaltungssystem kaputtgehen, und dann bräuchte man wieder Notsauerstoff ...

Letztendlich ist das einen politische Entscheidung, wieviel Risiko man eingehen will. Bei der wichtigen propagandistischen Funktion der Raumfahrt in China würde ich sagen, dass man das Risiko möglichst nahe an Null halten will. Das ist wie mit dem Rover - der könnte sicher weiter als 10 km fahren, aber der Befehl lautet: "Bei Kilometer 10 umdrehen!"
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HAL 9000 am 17. Juli 2023, 17:14:17
Hallo

Also auf die Idee, einen kleinen Rettungsbuggy auf dem Mondauto mitzunehmen, muß man
erst einmal kommen.
Auf den von @ Regnart verlinkten Bildern der Ausklappsequenz, die offenbar ein "nacktes"
Testmodell zeigen, da hier noch einige Elemente die im echten Betrieb benötigt würden noch
nicht verbaut sind, ist aber schon zu erahnen, daß eine Fahrt von 2 Raumfahrern mit diesem
Fahrzeug sehr sportlich sein wird.
Vor allem der hinten stehende Raumfahrer, wird viel Mühe haben auf dem steinigen unebenen
Mondboden, auch bei nur 10 km pro Stunde Geschwindigkeit, nicht beizeiten im Mondstaub
zu landen.
Ich denke da an eine Filmsequenz die während der Mondlandemission Apollo-16 aufgenommen wurde.
Da sieht man, gefilmt von Charles Duke, wie John Young mit dem LRV-2 eine Testfahrt in der
Nähe der Mondlandefähre unternimmt. Die Geschwindigkeit wird auch so bei 10 bis 15 km/h
gelegen haben. Als das rechte Vorderrad über einen nicht mal so großen Mondstein rollt, wir
der Rover vorn deutlich noch oben geworfen (vieleicht 20 bis 30 cm etwa). Das ist die
Auswirkung der geringen Mondschwerkraft.
Die Idee von @alepu, einen zweiten Buggy mitzunehmen, ist nur logisch, wenn der Platz und
das zusätliche Gewicht das zulassen, hat der "stehende Raumfahrer" deutlich bessere
Rückkehrchancen!

Gruß  HAL 9000
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: rok am 17. Juli 2023, 18:07:44
Der hintere Mitfahrer steht sicherlich vor und nicht hinter der Rückenlehne.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HausD am 17. Juli 2023, 22:39:15
Chin. Mondrover, Notfall-Rückkehrfahrzeuge

Da ich heute mit anderem, leider unliebsamen Dingen beschäftigt wurde, bin ich erst jetzt dazu gekommen, mir einige Bilder aus dem Vortrag von Zhang Hailian, CMS, auf der Konferenz in Wuhan zur chinesischen Mondlandung  genauer anzusehen.
Die Ergebnisse habe ich in der Medien-Galerie abgelegt...

Als erstes einige Bilder und Beschreibungen zu den Notfall-Rückkehrfahrzeugen:

... Auf den von @ Regnart verlinkten Bildern der Ausklappsequenz, ... , ist aber schon zu erahnen, daß eine Fahrt von 2 Raumfahrern mit diesem Fahrzeug sehr sportlich sein wird.
Vor allem der hinten stehende Raumfahrer, wird viel Mühe haben auf dem steinigen unebenen Mondboden, auch bei nur 10 km pro Stunde Geschwindigkeit, nicht beizeiten im Mondstaub zu landen. ...
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093349-a5685c43.jpg)
Vorstellung des geplanten Roverbetriebs                    Bild: CCTV 13/CMS/ed.HausD
Text:
                   (ein) Mond-Raumfahrer-Mitglied
                                                         (2) Notfall-Rückkehrfahrzeuge (zusammengepackt)
                                                                                      (hinter den 2 Roversitzen)
      Bemannter Mondrover (Zweisitzer

Die Idee von @alepu, einen zweiten Buggy mitzunehmen, ist nur logisch, wenn der Platz und das zusätliche Gewicht das zulassen, hat der "stehende Raumfahrer" deutlich bessere Rückkehrchancen! ... 

Auf dem Chinesischen Mondrover können 2 Notfall-Rückkehrfahrzeuge hinter den zwei Roversitzen mitgenommen werden, die Idee ist also schonmal nicht neu, schade ...
Die Notfall-Rückkehrfahrzeuge lassen sich sehr kompakt verstauen und sehen für den ersten Blick aus, als hätten sie nur zwei Räder...
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093353-e84babfd.jpg)
Ein Notfall-Rückkehrfahrzeug  sehr kompakt verstaut             Bild: China Science/SCMP/ed.HausD

Aber beim Auseinanderklappen kommen nicht nur zwei , sondern vier Räder zum Vorschein ... und eine Rückenlehne ... und ein Sitz ...  was deutlich macht, dass im oberen Bild tatsächlich zwei komplett zusammengefaltete Notfall-Rückkehrfahrzeuge auf dem Rover mitgenommen werden können.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093354-41f79d11.jpg)
2 Vorder- und 2 Hinterräder sind 1 Rückkehrfahrzeug             Bild: China Science/SCMP/ed.HausD

Auch ein Lenker lässt sich ausklappen, Kabel kommen zum Vorschein, die ev. Bowdenzüge sein  und die Lenkbewegungen auf alle vier Räder übertragen können, aber auch Kabel für die Stromversorgung von Naben-Motoren.
Der Rahmen des Notfallfahrzeugs ist zusammengesteckt, was darauf hindeutet, dass unterschiedliche Ladelängen eingestellt werden können ... und die Lenksäule kann offenbar auch nach vorn geschwenkt werden, was den "Handwagen-Betrieb" möglich macht ...
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093355-cc368df9.jpg)
Das Notfallfahrzeug für den sitzend Betrieb konfiguriert             Bild: China Science/SCMP/ed.HausD

Der hintere Mitfahrer steht sicherlich vor und nicht hinter der Rückenlehne. 
ich denke damit ist auch diese Vermutung aus der Welt, 2 Mondfahrer haben jeder ein "Pannen-Fahrzeug" und der ACAD (Allg. Chin. Abschl.Dienst) braucht nicht zu kommen ...

Beste Grüße, HausD (teilw. unter Wasser)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: rok am 18. Juli 2023, 08:46:01
Genauer hinzuschauen wäre hilfreich gewesen, danke HausD.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 18. Juli 2023, 10:40:16
Für diejenigen, die von der wundersamen Radvermehrung verblüfft sind, die Hinterräder (breiter roter  Markierungsstreifen) greifen in zusammengeklapptem Zustand mit der Felge über die etwas kleineren Vorderräder (schmaler roter Markierungsstreifen).

Was die Hoppelei betrifft, so stehen die Raumfahrer auf dem mechanischen Arm der Chinesischen Raumstation mit dem vorderen Teil des Fußes in sandalenähnlichen Schlaufen und steuern das Gerät durch Drücken mit den Fersen auf entsprechende Hebel. Theoretisch wäre es möglich, einen verletzten Raumfahrer auf dem Sitz festzubinden und der hinter ihm stehende Kollege schafft ihn so zur Landefähre zurück. Ähnliche Rettungseinsätze wurden außen an der Raumstation bereits geübt. ("Totstellen, kein Problem!")

Aber wie gesagt, der Rover mit dem Rettungsbuggy auf den Bildern ist nur ein von der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie) entwickeltes Gefährt, mit dem man sich von Zulieferern unabhängig macht und 2030 auf jeden Fall pünktlich losfliegen kann. Wenn eine Autofirma, die mit Elektro-SUVs Erfahrung hat (Aiways (https://de.wikipedia.org/wiki/Aiways), Nio (https://de.wikipedia.org/wiki/Nio_(Automobilhersteller)) etc.) eine bessere Lösung präsentiert, wird man das auf der Basis für Erprobung und Popularisierung der Erschließung und Nutzung lunarer Ressourcen (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Basis_f%C3%BCr_Erprobung_und_Popularisierung_der_Erschlie%C3%9Fung_und_Nutzung_lunarer_Ressourcen) des Büros für bemannte Raumfahrt in der nordchinesischen Mu-Us-Wüste (https://de.wikipedia.org/wiki/Mu-Us-W%C3%BCste) testen und bei Eignung auch einsetzen. Die diesbezügliche Ausschreibung war keine Werbeaktion, sondern absolut ernst gemeint.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 18. Juli 2023, 13:38:50
Auf jeden Fall sind diese minimalistischen kleinen Rover eine hervorragende Idee und durchaus in grösserem Umfang ausbaubar und anwendbar. Z.B. als "Kurzstreckentransporter" in der unmittelbaren Umgebung einer Mondstation sowohl für einen Astronauten, als auch für begleitendes Material.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HausD am 18. Juli 2023, 15:18:38
Chinas Mondrover-Versionen

Wieder einige Bilder und Beschreibungen zu Chinas Mondrover-Plänen:

Ein Modell eines möglichen Mondrovers mit zwei Sitzen, hinter denen zB. noch zwei kleine Rückkehrfahrzeuge für den Notfall mitgenommen werden können.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093350-35984cb7.jpg)
Konzept eines Mondrovers mit zwei Sitzen   Bild: CCTV 13/CMS/ed.HausD

Ein Modell eines möglichen Mondrovers, der an der Aussenwand der Bemannten Landefähre angebracht ist, hier im Chinesischen Nationalmuseum in Peking, im Maßstab 1:4.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093357-aa77c127.jpg)
der Bildausschnitt mit dem Mondrover         Bild: Weibo/Philip Ye/ed.HausD

Zhang Hailian (Stellvertretender Technischer Direktor des Bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China) auf einer Konferenz in Wuhan hat zur chinesischen Mondlandung auch dieses mehr symbolische Bild mit den 2 Taikonauten, die eine Flagge aufgestellt und ihren Mondrover vom Zubringerschiff entladen haben, vorgestellt.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093348-68d22b98.jpg)
2 Taikonauten und ihr Mondrover                   Bild: CCTV 13/CMS/ed.HausD

Die  Vorstellungen zum Bau der wissenschaftlichen Mondforschungs- und Versuchsstation:
 von li. hinten .ein Aufenthalts- sowie Umstiegs-Modul
                mittig : ein rechteckiges Aus- und Einstiegselement von und zur Mondoberfläche.
                                  re, vorn:  ein mobiles Labor- und und Arbeitsmodul
  (Die Räder unter diesen Moduln sollen ggf. auch eine passive mobile Nutzung anzeigen)
li. vorn davor steht, mit einer Art Gangway angedocktes größeres Fahrzeug, das als selbstständiges Mobil-Labor, aber auch als Zugmaschine für die anderen Moduln bei einem nötigen Ortswechsel Verwendung finden kann.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093352-8fc303db.jpg)
Selbstständiger ortsveränderlicher  Mobil-Labor Komplex     Bild: CCTV 13/CMS/ed.HausD

Was sich mir noch nicht erschlossen hat ist der Rover mit dem "Schirm" (re. oben im Bild), ...ist es ein Schutzschirm gegen zu starke Sonneneinstrahlung und Temperatur, ist es ein Fotovoltaik-Fächer ...

Gruß, HausD  (teilw. schadhaft unter Wasser)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 18. Juli 2023, 16:11:56
Der Schirm ist die Kühlfläche eines am Institut für Sicherheit der Kernenergie (https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_f%C3%BCr_Sicherheit_der_Kernenergie) in Hefei (https://de.wikipedia.org/wiki/Hefei) in Entwicklung befindlichen, mit geschmolzenem Lithium gekühlten schnellen Brüters:
https://spacenews.com/chinese-megawatt-level-space-nuclear-reactor-passes-review/ (https://spacenews.com/chinese-megawatt-level-space-nuclear-reactor-passes-review/)

Ursprünglich sollte die Stromerzeugung bewegungsfrei über Thermoelemente laufen, wie einst beim Snapshot-Satelliten (https://de.wikipedia.org/wiki/Snapshot_(Satellit)) der USA. Mittlerweile hat das Shanghaier Institut für Weltraumantriebe (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Institut_f%C3%BCr_Weltraumantriebe) aber auch einen auf dem Joule-Kreisprozess (https://de.wikipedia.org/wiki/Joule-Kreisprozess) basierenden Generator mit Turbine entwickelt:
https://baijiahao.baidu.com/s?id=1759994446925078592 (https://baijiahao.baidu.com/s?id=1759994446925078592)

2017 hatte man noch an einen MHD-Generator (https://de.wikipedia.org/wiki/Magnetohydrodynamischer_Generator) gedacht:
http://www.cmse.gov.cn/dmt/cbw/zrht/2017n/2017ndeq/201706/t20170626_40626.html (http://www.cmse.gov.cn/dmt/cbw/zrht/2017n/2017ndeq/201706/t20170626_40626.html)

Der wird aber in letzter Zeit nicht mehr erwähnt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 18. Juli 2023, 16:25:02

(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093352-8fc303db.jpg)
Selbstständiger ortsveränderlicher  Mobil-Labor Komplex     Bild: CCTV 13/CMS/ed.HausD

Was sich mir noch nicht erschlossen hat ist der Rover mit dem "Schirm" (re. oben im Bild), ...ist es ein Schutzschirm gegen zu starke Sonneneinstrahlung und Temperatur, ist es ein Fotovoltaik-Fächer ...

Erinnert mich doch sehr stark an diese "Pilze" zur Energieerzeugung, (ab 03:00) hier allerdings auf dem Mars.



Da diese Stationsmodule ja ihre eigene Energieversorgung zu haben scheinen, kann ich mir vorstellen, daß diese chin. Mond"pilze" in grösserer Entfernung aufgestellte autonome Ladestationen für Mondrover o.ä. darstellen könnten. Daher auch diese "Gebäude, Batterien..." darunter. (Hier nur mit auf dem Bild, um zu zeigen, daß es sowas eben auch noch gibt!)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 18. Juli 2023, 17:41:37
Jetzt wird's ein bisschen kompliziert. Das Bild mit den mobilen Modulen und dem Kernreaktor stammt von Zhang Hailian, also von der CMSA (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#B%C3%BCro_f%C3%BCr_bemannte_Raumfahrt). Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass die ihr eigenes Ding macht, unabhängig von und parallel zur Internationale Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#Internationale_Mondforschungsstation) der CNSA (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas) am Südpol des Mondes. Letztere ist noch auf längere Zeit unbemannt, die CMSA fliegt aber schon ab 2030 bemannt zum Mond um dort Techologien zu erproben. Ohne Stress und Hektik und ohne darauf achten zu müssen, die kostbaren Messgeräte in der Südpolstation mit ihren großen Landefähren nur ja nicht einzustauben. Wenn der Maurer-Roboter von Chang’e 8 (http://news.cjn.cn/csqpd/wh_20004/202304/t4520205.htm) einmal eine gepflasterte Landefläche in sicherer Entfernung von den Robotern angelegt hat, werden natürlich ab und zu auch Raumfahrer vorbeischauen, um Materialproben auszuwechseln oder die Zebrafische zu füttern (https://m.guancha.cn/industry-science/2023_07_11_700399.shtml).

Aber was Du auf dem Bild von HausD siehst, ist nicht die Internationale Mondforschungsstation. Die Solarmodule sind nach oben ausgerichtet, man befindet sich also am Äquator. Dort herrscht der normale Mondzyklus mit 14 Erdentagen Licht und 14 Erdentagen Nacht. Die ersten bemannten Missionen werden wie einst bei Apollo nach Sonnenaufgang landen und vor Sonnenuntergang wieder wegfliegen. Wenn man aber schon so weit ist, dass man ein Wohn- und ein Labormodul hat, dann bleiben die Raumfahrer natürlich für mehrere Monate auf dem Mond, nicht nur aus Kostengründen, sondern auch zur Technologie- und Psychologieerprobung. Zwei Wochen Kälte, Finsternis und Tod, das muss man mögen.

In der Praxis wird das so laufen: während des Mondtags wird die Station über die Solarmodule mit Strom versorgt, die Raumfahrer fahren mit dem Rover oder dem großen Wohnmobil herum, sammeln Bodenproben und suchen mit dem Magnetometer am Unterboden der Fahrzeuge nach geeigneten Felsplatten und Hohlräumen im Untergrund, wo man sich langfristig vor der kosmischen Strahlung verkriechen kann. Während der Nacht wird die Station vom Kernkraftwerk mit Strom versorgt, die Raumfahrer sitzen in dem Labormodul rechts und untersuchen die gesammelten Bodenproben. Nach Sonnenaufgang bricht man dann wieder auf.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 18. Juli 2023, 23:14:15
So würde es sicher bei einer äquatorialen Station laufen. Aber wie wahrscheinlich ist es denn, daß eine über längere Zeit bemannte Station in Äquaternähe errichtet wird? Viel sinnvoller ist es doch, erstmal zum Südpol zu gehen! Da gibt es Wasser und Licht/Energie!
Auch die NASA plant doch sicher nicht umsonst ihre Station im Polnähe zu errichten!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 19. Juli 2023, 07:59:52
Im Prinzip hast Du schon recht. Auch bei der Internationalen Mondforschungsstation am Südpol sind Wohnmodule vorgesehen (man beachte den Schattenwurf und die Ausrichtung der Solarmodule):

(https://images.raumfahrer.net/up079673.jpg)
Bild: CNSA

Aber wie es hier auf S. 2 heißt, "subsequent" - "später":
https://www.cnsa.gov.cn/english/n6465645/n6465648/c6812150/content.html (https://www.cnsa.gov.cn/english/n6465645/n6465648/c6812150/content.html)

Die Schwierigkeiten einer Landung am Südpol werden massiv unterschätzt, vor allem auf der erdabgewandten Seite der Polregion, wo die Chinesen aus radioastronomischen Gründen hinwollen. Bei der Äquatorialregion der erdzugewandten Seite des Mondes wirkt die Erdkugel als Meteoritenschutzschirm. Im Südpol-Aitken-Becken, lila in dem rechten Bild, ist das Gelände dagegen ernsthaft zerklüftet:

(https://images.raumfahrer.net/up080978.jpg)

Ein chinesischer Experte hat einmal gesagt, dass die Landung von Chang’e 4 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_4) im Von-Kármán-Krater ungefähr so war, wie wenn man von Paris aus einen Golfball in einem Pekinger Schornstein einlocht. Dafür werden ab Anfang nächsten Jahres Navigationssatelliten (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6#Lunare_Relais-_und_Navigationssatelliten-Konstellation) rund um den Mond positioniert. Dann hast Du aber noch die berühmten kleinen Steine, die den Unterschied zwischen Leben ud Tod bedeuten können. Die CMSA wird wohl erst dann - in sicherer Entfernung - bei der Südpolstation der CNSA landen, wenn dort eine ebene, gepflasterte Landefläche angelegt ist. Bis dahin gibt es in den schönen flachen Mares der erdzugewandten Äquatorialregion noch genügend zu tun. Wie gesagt, man muss diese Module nicht nur von der Erde hochbekommen, sondern vor allem sanft auf der Mondoberfläche absetzen.

Was das Wasser am Südpol betrifft, so rechnet in China keiner damit. Abgesehen von den technischen Schwierigkeiten beim Abbau (Arbeiten in finsterster Dunkelheit bei -190 °C) ist Kometeneis ein nicht nachwachsender Rohstoff. Darauf kann man keinen Wirtschaftskreislauf basieren. Die Chinesen haben nicht vor, vom Mond wieder wegzugehen und sind nur an langfristigen Lösungen interessiert. Die Mondstation bleibt bis mindestens 2250 (voraussichtliches Ende der Volksrepublik China) permanent besetzt, wahrscheinlich wesentlich länger. Zur Einordnung: der Kaiserkanal (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserkanal) ist seit 584 in Betrieb, damals mit Getreidebooten, heute mit Containerschiffen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 19. Juli 2023, 12:11:37
....Was das Wasser am Südpol betrifft, so rechnet in China keiner damit. Abgesehen von den technischen Schwierigkeiten beim Abbau (Arbeiten in finsterster Dunkelheit bei -190 °C) ist Kometeneis ein nicht nachwachsender Rohstoff. Darauf kann man keinen Wirtschaftskreislauf basieren. Die Chinesen haben nicht vor, vom Mond wieder wegzugehen und sind nur an langfristigen Lösungen interessiert. Die Mondstation bleibt bis mindestens 2250 (voraussichtliches Ende der Volksrepublik China) permanent besetzt, wahrscheinlich wesentlich länger.

Mein Respekt vor China wächst mit jeder solchen Nachricht!
Hab das schon immer recht traurig gefunden, daß unser Raubbau an der Natur demnächst auf dem Mond weitergehen soll!
Und, daß die Chinesen nicht den gleichen Fehler machen, wie die Amerikaner damals mit Apollo, will ich doch schwer hoffen! Es wird wirklich langsam höchste Zeit, daß wir eine permanent besetzte wachsende Forschungsstation auf dem Mond haben und die Pläne Chinas erscheinen mir da doch viel fundierter und innovierter, als alles was die NASA zu bieten hat!
Auch, daß erst Test- und Probestationen in Äquatornähe errichtet werden sollen, finde ich ausgesprochen vernünftig.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 19. Juli 2023, 13:21:18
China fordert zunehmend andere Länder auf an ihrem Mondbasis-Projekt teilzunehmen.
Bisher haben sich angeblich bereits Russland, Pakistan, die Vereinigten Arabischen Emirate (die auch Mitglied der Artemis Accords sind!) und die Asia-Pacific Space Cooperation Organization (APSCO) beteiligt und mehr als10 weitere haben ihr ernsthaftes Interesse bekundet (darunter Malaysia und Venezuela).
Damit ist ein Gegengewicht zu den Artemis Accords bzw. den internationalen Mond-Plänen der NASA entstanden.

https://spacenews.com/china-attracts-moon-base-partners-outlines-project-timelines (https://spacenews.com/china-attracts-moon-base-partners-outlines-project-timelines)

Venezuela hat jetzt unterschrieben.

https://spacenews.com/venezuela-signs-up-to-chinas-moon-base-initiative (https://spacenews.com/venezuela-signs-up-to-chinas-moon-base-initiative)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: HausD am 19. Juli 2023, 15:34:03
... was Du auf dem Bild von HausD siehst, ist nicht die Internationale Mondforschungsstation.  ...
In der Praxis wird das so laufen: während des Mondtags wird die Station über die Solarmodule mit Strom versorgt, die Raumfahrer fahren mit dem Rover oder dem großen Wohnmobil herum, sammeln Bodenproben und suchen mit dem Magnetometer am Unterboden der Fahrzeuge nach geeigneten Felsplatten und Hohlräumen im Untergrund, wo man sich langfristig vor der kosmischen Strahlung verkriechen kann.
Während der Nacht wird die Station vom Kernkraftwerk mit Strom versorgt, die Raumfahrer sitzen in dem Labormodul rechts und untersuchen die gesammelten Bodenproben. Nach Sonnenaufgang bricht man dann wieder auf. ...

Dazu nochmal das Bild (Antippen = Vergrößern) zum direkten Vergleich :
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093352-8fc303db.jpg)
Selbstständiger ortsveränderlicher  Mobil-Labor Komplex     Bild: CCTV 13/CMS/ed.HausD

Dazu ist heute in der China Daily (https://www.chinadaily.com.cn/a/202307/19/WS64b73522a31035260b81736f.html) Yang Liwei, der stellvertretende Chefplaner für bemannte Raumflüge des Landes, mit seiner wissenschaftlichen Stellungnahme zu Chinas Bemanntes Raumschiff der Nächsten Generation zitiert worden:
... das neue Schiff soll bei Chinas geplanten bemannten Missionen zum Mond und bei denen in den Weltraum eingesetzt werden ...
Und  ... Das Raumschiff wird aus zwei Hauptteilen bestehen – dem Abstiegsmodul, in dem sich die Taikonauten befinden und das während des Raumfluges als Kontrollzentrum für die gesamte Apparatur dienen wird, und dem Servicezentrum, dem Modul, das die Energie- und Antriebssysteme enthalten wird. Das Fahrzeug wird fast 9 Meter lang sein, einen Durchmesser von 4,5 Metern haben und 22 Tonnen wiegen. ...
Diese Aussage ist in etwas variierter Form in dem Bild oben wiederzufinden.

Gruß, HausD
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 19. Juli 2023, 17:01:13
Was Yang Liwei (https://de.wikipedia.org/wiki/Yang_Liwei) bei seiner Rede in Guangzhou gemeint hat, ist dieses Ding:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/Chinese_next-generation_crewed_spacecraft_mockup_-_NMC.jpg)
Bild: Shu Jianyang

Du kannst es hier links in die Trägerrakete Langer Marsch 10 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_10) eingebaut sehen:

(https://pbs.twimg.com/media/F1YOd7KXoAA_Q5L?format=jpg)
Bild: AstroSiren

Das "reentry module" aus dem China-Daily-Artikel ist das, was man im Deutschen meist als "Wiedereintrittskapsel" bezeichnet, also der Konus oben drauf. Der Kern dieser Kapsel ist wiederverwendbar, der in vier Paneele eingeteilte, ablative Hitzeschild wird nach der Landung abmontiert und durch einen neuen ersetzt. Hier ein 2016 geflogener Prototyp:

(https://images.raumfahrer.net/up079671.jpg)
Bild: Li Xiaokui (https://t.cj.sina.com.cn/articles/view/1850988623/6e53d84f01900dhn4)

Die technischen Daten sind variabel, je nachdem, ob man von Leergewicht oder betanktem Startgewicht spricht, mit oder ohne Rettungsrakete. Hier kannst Du einen ungefähren Überblick gewinnen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumschiff_der_neuen_Generation (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumschiff_der_neuen_Generation)

Das ist ein Mehrzweckraumschiff, das sowohl für Mondmissionen als auch später für den Transport von Raumfahrern zur Raumstation im erdnahen Orbit eingesetzt werden soll. Prinzipiell kann es sieben Personen transportieren; bei den drei Personen, die 2028/29 den Mond umkreisen und 2030 landen sollen (einer der drei bleibt im Raumschiff), ist noch viel Platz für Fracht. Zur Erinnerung: bei der ersten unbemannten Testlandung der Fähre soll ein anstelle des Rovers ausgesetzter mobiler Bohrroboter einen Bohrkern von 10 m Länge produzieren und in der Fähre platzieren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hre (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hre)

Das ist viel schweres Gestein, das die im Orbit wartenden Raumfahrer mit zurück zur Erde nehmen müssen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 20. Juli 2023, 14:35:16
In dem China-Daily-Artikel hat es einige Missverständnisse gegeben, daher hat die Herstellerfirma (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) soeben eine Klarstellung veröffentlicht:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10078852/content.html (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10078852/content.html)

Das für den Transport von 3 Raumfahrern zum Mond gedachte Raumschiff wiegt, so wie es in dem ersten Bild meines obigen Beitrags fotografiert ist, also ohne Rettungsrakete, in betanktem Zustand 26 t. Das sogenannte "Servicemodul" (heißt auf Chinesisch auch so) ist  nur ein Tank mit angeschraubten Triebwerken und Solarmodulen. Die Lebenserhaltungssysteme, Temperaturregelung, Funkanlage etc. befinden sich im Unterboden des Raumschiffs und werden mit diesem beim nächsten Flug wiederverwendet (theoretisch; in der Praxis werdendie ersten Mondraumschiffe sicher an Museen verschenkt).

Die LEO-Version des neuen Raumschiffs hat ein kleineres Servicemodul, kann aber 4 bis 7 Personen zur Chinesischen Raumstation bringen. Dementsprechend gibt es auch eine dreistufige Trägerrakete mit Boostern und einer Nutzlastkapazität von 27 t für den Mond und eine zweistufige Trägerrakete ohne Booster mit einer Nutzlastkapazität von 14 t für die Raumstation:

(https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10078852/part/10078869.jpg)
Bild: CASC

In der Firmenmitteilung wird bestätigt, dass der Rover geich bei der ersten bemannten Landung mitkommt. Außerdem wird auch auf das Mobile Mondlabor links im Bild eingegangen. Letzten September hat ein CASC-Ingenieur auf der Tagung der Internationalen Astronautischen Föderation in Paris gesagt, dass man noch nicht über die Himmelskran-Technologie verfügt. Man scheint dort aber Fortschritte zu machen. Die Wohnmobil-Pläne wirken schon recht konkret.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: failsafe am 23. Juli 2023, 17:56:50
Der Schirm ist die Kühlfläche eines am Institut für Sicherheit der Kernenergie in Hefei in Entwicklung befindlichen, mit geschmolzenem Lithium gekühlten schnellen Brüters:

Hier eine Illustration zum entsprechenden NASA-Konzept: ein kleiner Kernreaktor für den Einsatz auf der Mondoberfläche im Rahmen des Artemis-Programms, mit 40 kW elektrischem Output, skalierbar bis 100 kW:

(https://images.raumfahrer.net/up079670.jpg)
  Bild: NASA

https://spacenews.com/nasa-plans-for-lunar-fission-power-systems-face-fiscal-challenges/ (https://spacenews.com/nasa-plans-for-lunar-fission-power-systems-face-fiscal-challenges/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Juli 2023, 11:14:35
Da wir gerade von Kernreaktoren sprechen, in diesem englisch untertitelten Video zur Internationalen Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#Internationale_Mondforschungsstation) (die internationale robotische der CNSA (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas), nicht die chinesische bemannte der CMSA (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#B%C3%BCro_f%C3%BCr_bemannte_Raumfahrt)) kann man bei 3:35 die Sonde zur Erkundung der Heliopause (https://de.wikipedia.org/wiki/Erkundung_der_Heliopause) sehen, für die der Reaktor ursprünglich gedacht war (und immer noch ist):
https://www.bilibili.com/video/BV1co4y187Lx/ (https://www.bilibili.com/video/BV1co4y187Lx/)

Der Reaktor sitzt vorne an der Spitze, die Instrumentankapsel ganz hinten, weit weg von der radioaktiven Strahlung.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 01. September 2023, 06:11:43
Hier zwei gestern von der CMSA im Rahmen eines Namensgebungswettbewerbs (https://www.cmse.gov.cn/gfgg/202308/t20230828_54220.html) veröffentlichte, neuere Bilder von Mondraumschiff und Landefähre:

(https://images.raumfahrer.net/up080213.png)
Bild: CMSA (https://www.cmse.gov.cn/dmt/tj/202308/t20230831_54227.html)

(https://images.raumfahrer.net/up080214.png)
Bild: CMSA (https://www.cmse.gov.cn/dmt/tj/202308/t20230831_54228.html)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 01. September 2023, 11:06:10
Hier das dazugehörige Video:



Man beachte:
Die Mondanzüge haben kein Exoskelett.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 01. September 2023, 12:47:28
Falls es bei 2030 - Landung bleibt, wären es ja immerhin noch 7 Jahre, aber schön zu sehen, daß das Projekt jetzt immer konkreter wird.
Das neue Raumschiff soll ja 2025/2026 bemannt fliegen, die Long March 10 bis 2027 einsatzfähig sein und der Lander wird wohl bis dahin auch seiner Fertigstellung entgegensehen können. Möglicherweise klappt es dann ja schon etwas eher (2029?) mit der ersten Mondlandung! ???
Das wären dann fast genau 60 Jahre nach den Amerikanern, aber sicher etliche Jahre vor den Indern und den Russen (arbeiten die überhaupt noch daran?). Von uns Europäern mal ganz zu schweigen (aber vielleicht dürfen wir ja irgendwannmal bei Artemis mit  ;) )
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 01. September 2023, 15:05:18
Das mit dem Erstflug des neuen Raumschiffs 2025/2026 ist ein weitverbreitetes Missverständnis. Während der 2020 geflogene Prototyp in die Nutzlastverkleidung der Changzheng 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5) passte, hat die neue Version oben auf dem Bild einen größeren Durchmesser und sitzt oben auf der Raketenwand auf. Abgesehen davon, dass die Changzheng 5, anders als die Changzheng 7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_7), nicht für bemannte Flüge gebaut wurde und daher dafür auch nicht zertifiziert wird (eine Zuverlässigkeit von 97 % ist in China einfach nicht gut genug), kann sie das neue Raumschiff auch rein technisch nicht transportieren. Das neue Raumschiff ist für die Changzheng 10 gebaut, die Changzheng 10 ist für das neue Raumschiff gebaut. Das eine kann nicht ohne das andere fliegen. Also Erstflug 2027 für Rakete und Raumschiff.

Wie Du an den zentimetergenauen Angaben für die Nutzlasten bei der ersten unbemannten Mondlandung sehen kannst, ist der Lander bereits fertiggestellt:
https://mp.weixin.qq.com/s/X9GeY_g8QbT7My3EQqv0oA (https://mp.weixin.qq.com/s/X9GeY_g8QbT7My3EQqv0oA)

Das Ding existiert schon längst, sonst hätte das Büro für bemannte Raumfahrt im Frühjahr kein Modell im Nationalmuseum ausgestellt. Das mit dem "Gesicht verlieren" ist zwar ein Klischee, aber wie alle Klischees hat es einen wahren Kern. Private Raumfahrtfirmen in China nehmen, wie ihre abendländischen Kollegen, den Mund gerne sehr voll (siehe die Powerpoint-Konzepte für wiederverwendbare Raketen), aber chinesische Behörden würden nichts ankündigen, von dem sie nicht überzeugt sind, dass sie es zum angegebenen Zeitpunkt liefern können. Du kannst in Deinem Terminkalender vermerken:
2029 autonome, unbemannte Landung der chinesischen Mondlandefähre, Bohrung mit Entnahme einer Gesteinsprobe aus 10 m Tiefe
2030 Wang Yaping auf dem Mond

Die Sache mit den bis zum Lagrange-Punkt L1 des Sonne-Jupiter-Systems verteilten Wasserstoff-Tankstellen (https://www.cnsa.gov.cn/n6758968/n6758973/c10353933/content.html) ist übrigens ebenfalls absolut ernst zu nehmen :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 01. September 2023, 16:41:18
Ist das nicht die Long March 2F, welche "man rated" ist?
Soweit ich sehe, ist die LM/CZ 7 bisher nur unbemannt geflogen.
Die LM 5 hat wohl mit 5 Metern den selben Durchmesser wie die LM 10, oder hat sich das auch geändert?
Und da bei der LM 5 eh nahezu für jede Nutzlast ein neuer Adaptor gebaut wird, könnte wohl das neue Raumschiff auch darauf fliegen, Zertifizierung natürlich vorausgesetzt.
Noch ist die LM 10 ja kein einziges mal geflogen, also liegt da ja auch keine "Zuverlässigkeit über 97%" vor.

Genau genommen kann die LM 10 natürlich auch ohne das neue Raumschiff fliegen. Soll und wird es ja auch, z.B. mit dem Mondlander!  ;)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 01. September 2023, 17:14:14
Die Zuverlässigkeit einer Rakete berechnet sich nicht aus der Zahl der Fehlstarts - dann dürfte die Rakete ja erst nach mindestens hundert Starts zertifiziert werden - sondern aus Massentests der einzelnen Bauteile, aus denen dann wie bei der Fehlerrechnung im Physikunterricht vor dem allerersten Testflug die Gesamtzuverlässigkeit der Rakete berechnet wird.

Bei der derzeit für bemannte Flüge eingesetzten Changzheng 2F/G beträgt die Zuverlässigkeit 98,95 %. Das gilt für die Rakete. Da aber oben auf dem Raumschiff noch eine Rettungsrakete sitzt, liegt für den einzelnen Raumfahrer die Wahrscheinlichkeit, einen Start auch bei einer Fehlfunktion der Rakete noch zu überleben bei 99,996 %. Das ist deutlich besser als die Überlebenswahrscheinlichkeit im Pekinger Stadtverkehr, ganz zu schweigen von den Bergstraßen in Südwestchina, weswegen chinesischen Raumfahrern das Autofahren allerstrengstens verboten ist. Dafür hat ihre Ausbildung einfach zu viel Geld gekostet.

Die Changzheng 7 ist zwar bis jetzt nur unbemannt geflogen, nichtsdestotrotz ist sie aufgrund ihrer Zuverlässigkeit von 98 % für bemannte Flüge lizensiert. Falls das Kosmodrom Jiuquan durch ein Erdbeben zerstört werden sollte (kommt in der Inneren Mongolei öfters mal vor), kann man die bemannten Flüge von Wenchang aus aufrechterhalten. Der Preis dafür ist, dass ein Start mit der Changzheng 7, eben weil sie so aufwendige Sicherheitsmaßnahmen und Redundanz besitzt, 570 Millionen Yuan kostet, egal ob oben drauf ein bemanntes Raumschiff oder nur ein Frachter mit Essenspaketen montiert ist. Zum Vergleich: ein Start mit einer Changzheng 3B/E, die die gleiche Nutzlastkapazität besitzt, aber nicht für bemannte Flüge zertifiziert ist, kostet nur 265 Millionen Yuan.

Die Changzheng 5 hat ebenso wie die Changzheng 10 einen Außendurchmesser von 5 m. Das neue Raumschiff hat aber am Hitzeschild ebenfalls einen Außendurchmesser von 5 m. Es wird nicht in der Rakete auf einem Nutzlasttraggestell transportiert, sondern auf der Rakete. Dadurch, dass das Raumschiff auf der Außenwand der Rakete ruht, spart man sich das Gewicht des Nutzlasttraggestells.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 01. September 2023, 17:20:05
Danke @Regnart für die wie immer umgehende, höchst aufschlussreiche und komplette Information!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 08. September 2023, 06:59:02
Am 1. September hat sich auch die Nationale Raumfahrtbehörde Südafrikas (https://de.wikipedia.org/wiki/South_African_National_Space_Agency) der Kerngruppe der Internationalen Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation) angeschlossen, der Text des Memorandums entspricht weitgehend dem mit Venezuela unterzeichneten:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758840/c10370666/content.html (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758840/c10370666/content.html)

Wie bei Venezuela geht es hier primär um Bodenstationen. Und wie bei Venzuela, wo die Bodenstationen in El Sombrero und Luepa (https://de.wikipedia.org/wiki/Agencia_Bolivariana_para_Actividades_Espaciales#Erdbeobachtung) 2007 im Rahmen des Venesat-1-Projekts (https://de.wikipedia.org/wiki/Venesat-1) von der Volksbefreiungsarmee gebaut wurden und mit den chinesischen Systemen kompatibel sind, ist auch die Satellitenempfangsstation Hartebeesthoek bei Johannesburg bereits in eine virtuelle Konstellation von Erdbeobachtungssatelliten der BRICS-Staaten (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Aufgaben) integriert. Die National Research Foundation of South Africa hat in Hartebeesthoek auch ein 26-m-Radioteleskop, das bei VLBI-Projekten mit den Nationalen Astronomische Observatorien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Astronomische_Observatorien_der_Chinesischen_Akademie_der_Wissenschaften) zusammenarbeitet. Daher hat man in dem Memorandum auch gleich eine chinesisch-südafrikanische Zusammenarbeit bei der Tiefraumerkundung (Mars etc.) festgeschrieben.

Man beachte, das Memorandum ist eine bilaterale Vereinbarung zur chinesisch-südafrikanischen Zusammenarbeit (中南合作). Die Internationale Mondforschungsstation wird von China aus sternförmig koordiniert. Die Führungsrolle hat eindeutig China.

开放  合作    Offenheit  Zusammenarbeit

欢迎全世界的小伙伴们一同出发  Die kleinen Freunde auf der ganzen Welt sind herzlich dazu eingeladen, mitzufliegen

(http://www.clep.org.cn/n5982341/c10079760/part/10079802.png)
Bild: CLEP (http://www.clep.org.cn/n5982341/c10079760/content.html)

:D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 25. September 2023, 16:44:50
Am 15. September hat das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Projekte_und_Technologien_zur_Nutzung_des_Weltalls) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften eine Liste mit 30 über den gesamten Mond verteilten, technisch machbaren und wissenschaftlich interessanten Orten für eine bemannte Landung veröffentlicht. Eine PDF-Datei mit der Landkarte und den (chinesischen) Begründungen für jeden Ort kann an sich von hier herunterladen (die Website ist sicher):
http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002 (http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002)

Zur Erläuterung:
Das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls ist nur für die Betreuung der Nutzlasten beim bemannten Raumfahrtprogramm (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China) zuständig, nicht für die Internationale Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation), die unbemannt ist. Mehrere Autoren des Artikels sind Daten- und Simulationsspezialisten. Sie arbeiten mit einem digitalen Zwilling (https://de.wikipedia.org/wiki/Digitaler_Zwilling) des Mondes, an dem zum Beispiel die Besonnungssituation im Laufe eines Tages durchgespielt werden kann:

(http://www.csu.cas.cn/gb/kybm/fzjsyjs/202004/W020220908635063025227.jpg)

Hier ist der Kontrollraum für die simulierten Missionen:

(http://www.csu.cas.cn/gb/kybm/fzjsyjs/202004/W020220908635063154975.jpg)
Bilder: CSU (http://www.csu.cas.cn/gb/kybm/fzjsyjs/202004/t20200401_5522965.html)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 26. September 2023, 11:16:44
Gestern hat sich das Nationale Astronomische Forschungsinstitut Thailands (https://www.narit.or.th/index.php/en-home) (NARIT) der Internationalen Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation) angeschlossen. Die Vereinbarung wurde eine Stufe unterhalb der Ministerialebene geschlossen, dafür wurde aber konkret vereinbart, dass sich das NARIT mit einer Nutzlast für Tiefraumkommunikation (https://www.narit.or.th/index.php/en-news/2723-thai-china-relations-towards) an der für Ende 2026 geplanten Mission Chang’e 7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_7) beteiligt:
https://mp.weixin.qq.com/s/_8BAbyQ0C09vnc5Bwp7DTQ (https://mp.weixin.qq.com/s/_8BAbyQ0C09vnc5Bwp7DTQ)

Auf dem Orbiter von Chang’e 7 soll ein Laser Communication Terminal (https://de.wikipedia.org/wiki/Laser_Communication_Terminal) installiert werden. Es ist nicht klar, ob es sich bei der thailändischen Nutzlast um dieses Gerät, oder zum Beispiel um einen Transponder für die Kommunikations-, Navigations- und Fernerkundungskonstellation Elsternbrücke (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6#Lunare_Relais-_und_Navigationssatelliten-Konstellation) handelt. In der Pressemitteilung des Labors für Tiefraumerkundung (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung) wird ausdrücklich die langjährige Zusammenarbeit des NARIT mit dem Changchuner Institut für Optik, Feinmechanik und Physik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (https://de.wikipedia.org/wiki/Changchuner_Institut_f%C3%BCr_Optik,_Feinmechanik_und_Physik) erwähnt, das in seiner Abteilung "Weltraumoptik III" Kommunikationslaser herstellt:
http://www.ciomp.ac.cn/jgsz/kyxt/gxyb/ (http://www.ciomp.ac.cn/jgsz/kyxt/gxyb/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 26. September 2023, 15:59:33
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093352-8fc303db.jpg)

Mittlerweile gibt es mehr Informationen zu dem Bemannten Mobilen Mondlabor:
http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013 (http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013)

Es kann für eine gewisse Zeit – das Fahrzeug besitzt kein regeneratives Lebenserhaltungsystem – zwei Personen auf ebener Strecke mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h befördern. Es ist 6 t schwer (die chinesische Landefähre (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Landef%C3%A4hre) wiegt 9 t), besitzt einen Radstand von 3,3 m und eine Spurweite von 3,4 m, passt also in die Nutzlastverkleidung der Changzheng 10 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_10). Das Mobile Labor hat Räder mit einer Doppelbereifung aus federnden Stahlblechstreifen, die über Speichen mit einer Nabe aus Aluminiumlegierung verbunden sind, es besitzt eine aktive Radaufhängung, mit der eine Geländeneigung von bis zu 5° ausgeglichen werden kann. Die im Vergleich zu den Jadehasen relativ hohe Geschwindigkeit erfordert eine gute Federung, die außerdem als Stoßdämpfer dient, wenn das Fahrzeug von einer Trägerstufe auf die Mondoberfläche abgeworfen wird. Mit einem an die irdische Schwerkraft angepassten Fahrgestell-Prototyp konnte bei Fallteststs eine vertikale Geschwindigkeit von 2,5 m/s und eine horizontale Geschwindigkeit von 0,5 m/s abgefangen werden, was etwa der Restgeschwindigkeit einer Mondlandefähre entspricht, die sich auf den letzten Metern zur Staubvermeidung mit abgeschalteten Triebwerken fallen lässt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 08. Oktober 2023, 18:28:05
Am 3. Oktober hat sich am Rande des 74. Internationalen Astronautischen Kongresses (https://spacenews.com/tag/iac/) in Baku nun auch Azercosmos (https://azercosmos.az/en/about-us/space-legacy) der  Internationalen Mondforschungsstation angeschlossen. In der gemeinsamen Erkärung mit der CNSA wurde neben dem Standardtext zur Beteiligung an der Festlegung der wissenschaftlichen Ziele der Station auch die Mitnahme aserbaidschanischer Nutzlasten auf chinesischen Mondsonden vereinbart:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10393280/content.html (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10393280/content.html)

Die interessante Frage ist nun, ob schon bei Chang’e 8 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg554354#msg554354) aserbaidschanische Nutzlasten mitfliegen. 200 kg freies Gewicht stehen dort für internationale Partner zur Verfügung:
https://spacenews.com/china-outlines-change-8-resource-utilization-mission-to-the-lunar-south-pole/ (https://spacenews.com/china-outlines-change-8-resource-utilization-mission-to-the-lunar-south-pole/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 08. Oktober 2023, 22:34:43
Was hätten denn die so anzubieten?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 09. Oktober 2023, 07:08:40
Die aserbaidschanische Erd- bzw. Mondbeobachtung sollte man nicht überbewerten - Azersky (https://en.wikipedia.org/wiki/Azersky) wurde von Airbus gebaut. Wesentlich interessanter ist dagegen die Sonnenbeobachtung bzw. die Beobachtung der Interaktion des Sonnenwinds mit der Magnetosphäre der Erde am Astrophysikalischen Observatorium Şamaxı (https://de.wikipedia.org/wiki/Astrophysikalisches_Observatorium_%C5%9Eamax%C4%B1):
https://azercosmos.az/en/about-us/space-legacy (https://azercosmos.az/en/about-us/space-legacy)

Das ist in China ein Forschungsschwerpunkt. Eine diesbezügliche Nutzlast befindet sich auf dem Relaissatelliten Elsternbrücke 2 (https://de.wikipedia.org/wiki/Elsternbr%C3%BCcke_2#Wissenschaftliche_Nutzlasten), der startet aber schon im März. Ähnliche Geräte sind auch für den Lander von Chang’e 7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_7#Lander) vorgesehen. Der startet 2026, das heißt, 2025 müsste ein aserbaidschanischer Beitrag fertig sein. Falls da nicht schon Vorgespräche stattgefunden haben (die Ausschreibung für die Nutzklasten (http://www.clep.org.cn/n6020511/c6810049/content.html) ging am 26. August 2020 raus) wird das wohl auch zu knapp werden.

Wichtiger als die Nutzlasten ist für die CNSA aber wohl die Bodenstation Baku (https://azercosmos.az/en/earth-station/services/hosting). Der chinesische TT&C-Dienstleister Emposat ist dort bereits vertreten (ebenso wie übrigens auch in Hartebeesthoek (https://de.wikipedia.org/wiki/South_African_National_Space_Agency#TT&C-Dienstleistungen)):
https://en.emposat.com/About.html#c_static_001-1685861391992 (https://en.emposat.com/About.html#c_static_001-1685861391992)

Die Systeme sind kompatibel.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 21. Oktober 2023, 09:15:33
Pakistan ist über den Cubesat iCUBE-Q (https://de.wikipedia.org/wiki/Institute_of_Space_Technology#Cubesats) bereits an der Mission Chang’e 6 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6) beteiligt. Am 18. Oktober, zu Beginn des Seidenstraßengipfels (https://orf.at/stories/3336158/), ist die pakistanische Raumfahrtbehörde SUPARCO (https://de.wikipedia.org/wiki/Space_and_Upper_Atmosphere_Research_Commission) nun auch als Vollmitglied der Internationalen Mondforschungsstation beigetreten. Durch die Anwesenheit der Premierminister beider Länder bei der Vetragsunterzeichnung ist dies die bislang höchste politische Ebene der Zusammenarbeit. Durch die konkrete Vereinbarung zur Einrichtung einer gemeinsamen Expertenkommission ist das auch auf der praktischen Ebene die intensivste Form der Zusammenarbeit. Pakistan hat nun offiziell die Rolle Russlands bei der ILRS übernommen.

Da im Internet schon wieder haarsträubender Unsinn zur Internationalen Mondforschungsstation verbreitet wird, hier nochmal ganz klar:

Die Internationale Mondforschungsstation ist unbemannt.

Stand 21. Oktober 2023 sind neben China fünf Länder als Vollmitglieder beteiligt. In der Reihenfolge des Beitritts:
- Venzuela
- Südafrika
- Thailand
- Aserbaidschan
- Pakistan

Russland ist raus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation#Vollmitglieder (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation#Vollmitglieder)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Oktober 2023, 10:38:39
Zur Abwechslung hier mal ein nicht offizielles, sondern am 15. Oktober von der Polytechnischen Universität Harbin (https://de.wikipedia.org/wiki/Polytechnische_Universit%C3%A4t_Harbin) auf einem weltraumwissenschaftlichen Kongress (https://www.castscs.org.cn/cslm/art/2023/art_5bdb8c96c7f94b749a27cedf7a875bd6.html) in Deqing (https://de.wikipedia.org/wiki/Deqing_(Huzhou)) vorgestelltes Konzept für eine Mondstation:



Interessant sind auch die Kommentare dazu:
https://m.weibo.cn/status/4959674257380580 (https://m.weibo.cn/status/4959674257380580)

Das mit der Raumstation ist real. Mittlerweile gehen alle davon aus, dass die DRO (https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit)-Station kommen wird, sobald das Problem mit dem Strahlenschutz gelöst ist. Dann muss man aber erst mal eine Lavaröhre finden. So ist zum Beispiel der Rover Jadehase (https://de.wikipedia.org/wiki/Jadehase_(Rover)) Ende Dezember 2013 über eine nur 2 m unter der Oberfläche liegende Höhle (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_3#Bodenschichten) hinweggefahren, aber aufgefallen ist das erst 2020 bei einer sorgfältigen Auswertung der Daten des Bodenradars:
https://earth-planets-space.springeropen.com/articles/10.1186/s40623-021-01359-7 (https://earth-planets-space.springeropen.com/articles/10.1186/s40623-021-01359-7)

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/3/34/JadehaseHohlraum.jpg)
Bild: Sun-Yat-sen-Universität (https://de.wikipedia.org/wiki/Sun-Yat-sen-Universit%C3%A4t_(Guangdong))

Das Loch in der Höhlendecke wird man sicher nicht mit einer Rakete erzeugen, sondern - wesentlich präziser - mit Hohlladungsminen wie sie der Rover von Chang’e 7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_7) 2026 mitführt. Die Bauroboter, die in dem Video herumwuseln, sind dagegen genau jener Typ, von dem einer bei Chang’e 8 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_8) 2028 mitfliegt.

Die Darstellung der Landefähre ist dann wieder falsch - alle Varianten starten inklusive der Landebeine, allein schon um das Landefeld nicht zuzumüllen. Richtig ist wiederum, dass die Menschen (sicher nicht nur einer, sondern zwei) erst ganz am Schluss kommen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: trallala am 24. Oktober 2023, 12:05:06
Steinschlag ist ja schon beim Landen mit Raketentriebwerk auf ebenem unbefestigtem Untergrund ein Problem. Ich stelle mir das Problem noch viel stärker vor, wenn man, wie im Video gezeigt, durch ein kleines Loch in einer Mondhöhle landen will.
Das ist doch wie in eine Dose voll Sand zu pusten, nur das man danach nicht Sand in den Augen, sondern eine von Steinen durchlöcherte Rakete hat.

Wie kann man dieses Problem ohne 5 Tonnen Panzerplatten lösen?  ???
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 24. Oktober 2023, 12:07:52
Ja, die Stabilität dieser Höhle würde mir auch Sorgen machen.
Sonst ein schön gemachtes Video mit recht interessanten Ideen.

Möglicherweise sollen ja diese"Landebeine" absichtlich stehen bleiben um für zukünftige Lander als Lande- und Starttisch zu dienen!
Das würde die Lander vereinfachen und ihr Gewicht verringern!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Oktober 2023, 15:04:56
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es in der chinesischen Raumfahrt verschiedene Akteure gibt. Hier zum Beispiel nur die an der Monderkundung beteiligten Institutionen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#Organisationsstruktur (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China#Organisationsstruktur)

Bei dem Teilaspekt, den wir hier diskutieren - Hausbau - sind sich eigentlich alle einige, dass man nach einer Anfangsphase mit ziegelsteinummauerten Wohnmodulen, wozu Chang’e 8 der erste Schritt ist, aus Strahlen- und Meteoritenschutzgründen unter die Oberfläche muss. Ursprünglich wollte man sich unter einer 8-12 m dicken Felsplatte verkriechen, wie sie der Jadehase unweit der oben abgebildeten Höhle in 3 m Tiefe gefunden hat. Da hätte man irgendwo einen seitlichen Anfangspunkt finden und dann größere Grabungsarbeiten durchführen müssen. Dieser von Chen Shanguang (https://de.wikipedia.org/wiki/Chen_Shanguang), dem damaligen Direktor des Raumfahrer-Ausbildungszentrums (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Raumfahrer-Ausbildungszentrum), favorisierte Ansatz war nicht realisierbar.

Heute gibt es prinzipiell zwei Denkschulen, beide unter dem Dach der China Aerospace Science and Technology Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) friedlich vereint. Die Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Akademie_f%C3%BCr_Raumfahrttechnologie), unterstützt von Harbin, das von CASC als ausgelagerte Denkfabrik (https://de.wikipedia.org/wiki/Polytechnische_Universit%C3%A4t_Harbin#Forschungsinstitut_f%C3%BCr_Weltraumumgebung_und_physikalische_Wissenschaften) üppigst finanziert wird, und der Chongqing-Universität (https://spj.science.org/doi/10.34133/2022/9875780), favorisiert Lavaröhren. Der Aufsichtsratsvorsitzende von CASC (https://de.wikipedia.org/wiki/Bao_Weimin) und sein Stellvertreter (https://de.wikipedia.org/wiki/Yu_Dengyun), der gleichzeitig auch Technischer Direktor des Mondprogramms ist, wollen dagegen das bei der Firma bereits in Entwicklung befindliche Kenmodul aus dem Video nicht duch ein einges Loch in einer Lavaröhre versenken, sondern in einem schön offenen Krater landen und dann mit Regolith zuschaufeln:

(https://jdse.bit.edu.cn/fileSKTCXB/journal/article/sktcxb/2022/6/PIC/sktcxb-9-6-meihongyuan-7.jpg)

(https://jdse.bit.edu.cn/fileSKTCXB/journal/article/sktcxb/2022/6/PIC/sktcxb-9-6-meihongyuan-8.jpg)
Bilder: CASC (http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/cn/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2022.20210061)

Dafür muss viel Regolith bewegt werden. Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass die Volksbefreiungsarmee ihren Raumfahrern genehmigen wird, durch scharfkantige Lavaröhren zu krabbeln, selbst wenn die Raumanzüge einmal eine Außenschicht aus Kevlar bekommen. Aber was ich mir vorstellen kann, zählt nicht. Beide Ansätze werden ernsthaft verfolgt, und das muss man einfach zur Kenntnis nehmen.

Das untere Teil der im Video falsch dargestellten Landefähre wird sicher nicht als Lande- und Starttisch dienen. Liu Wang (https://de.wikipedia.org/wiki/Liu_Wang), der übermorgen zur Raumstation fliegen wird, hat zwar 2012 einmal ein Koppelmanöver mit einer lateralen Abweichung von nur 1,2 cm und einer Verkantung von 0,6° hingebracht, aber auf derartige Meisterpiloten kann man sich auf Dauer nicht verlassen. Ein so winziges Landetischchen anzufliegen, wäre sträflicher Leichtsinn.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 24. Oktober 2023, 20:45:35
Das mit dem "mit Regolith zuschaufeln" wird bestimmt eine sehr staubige Angelegenheit!
Kann mir auch vorstellen, daß man da verschiedene Methoden von "Hausbau" ausprobieren wird, je nach vorgefundenen Gegebenheiten.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 25. Oktober 2023, 15:04:19
Das Zuschaufeln eines großen Kraters wird, abgesehen vom Aufwand an Zeit und Energie, in der Tat eine staubige Angelegenheit, was wiederum eine verkürzte Lebensdauer der Roboter bedeutet. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum die Idee mit der Lavaröhre immer noch im Rennen ist. Wie Du auf dem untersten Querschnittbild sehen kannst, muss die ganze Kraterfläche dann noch gepflastert werden, sozusagen wie ein Garagenvorplatz, damit die Rover etc. nicht ständig neuen Staub aufwirbeln (Audi ist jetzt übrigens über seine Niederlassung in Changchun (https://de.wikipedia.org/wiki/Changchun) an der chinesischen Mondrover-Entwicklung (https://www.cmse.gov.cn/gfgg/202310/t20231024_54490.html) beteiligt).

Du kannst Dir von hier eine Landkarte mit den 30 über den gesamten Mond verteilten Landestellen von primärem Interesse herunterladen:
http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002 (http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002)

Ein besonderer Fokus der chinesischen Mondforschung liegt derzeit auf dem Vulkanismus. Die von Chang’e 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_5) zurückgebrachten Bodenproben haben gezeigt, dass der Vulkan, wo man gelandet ist, noch vor 1,96 Milliarden Jahren aktiv war, also eine Milliarde Jahre länger, als die bislang gültige Theorie besagt. An der Datierung der Proben gibt es keinen Zweifel, das heißt, die Theorie muss falsch sein. Trotz aller Bemühungen hat man bis jetzt noch keine Erklärung für die Diskrepanz gefunden.

Dazu kommt noch, dass, nachdem die Grönländer durch die globale Erwärmung jetzt kostenneutral an ihren Titansand kommen, das primäre wirtschaftliche Interesse auf dem Mond bei den dortigen Uranvorkommen liegt. Die China National Nuclear Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_National_Nuclear_Corporation) sitzt in der Expertenkommission, die über die Vergabe der Bodenproben vom Mond entscheidet (und weist sich bei jeder Vergaberunde selbst ein paar hundert Milligram zu). Wo Vulkan, da Uran.

Die bemannten Mondbasen sind kein Selbstzweck. Aber wenn erst einmal dutzende Roboter im Tagebau aktiv sind, werden viele davon regelmäßig kaputtgehen und müssen von Menschen repariert werden. Je nachdem, was wo abgebaut wird, wird man die jeweils passende Methode des Hausbaus wählen. Die chinesischen Ingenieure verwenden in Interviews übrigens tatsächlich die bäuerlichen Begriffe für "Hausbau" und "Ziegel brennen", um das Projekt für die Landbevölkerung (in China die Mehrheit) verständlich und akzeptabel zu machen :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 02. November 2023, 15:57:12
Am 24. Oktober 2023 hat das Büro für bemannte Raumfahrt die 11 Siegerkonzepte bekanntgegeben (https://www.cmse.gov.cn/gfgg/202310/t20231024_54490.html), die bei der Ausschreibung für einen weiteren Mondrover in die zweite Runde gekommen sind. Eines davon war der Kaiserliche Mondwagen (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Mondrover), der von der Qinghua-Universität (https://de.wikipedia.org/wiki/Tsinghua-Universit%C3%A4t) und der China Space Sanjiang Group Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Space_Sanjiang_Group_Corporation) bzw. deren Tochterfirma Wanshan Special Vehicle (https://de.wikipedia.org/wiki/Wanshan_Special_Vehicle) eingereicht wurde. Letztere Firma stellt neben fahrbaren Startrampen für Mittelstreckenraketen auch bergtaugliche Elektrobusse und mit Brennstoffzellen angetriebene Lastwagen her. An der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Qinghua-Universität arbeitet man schon seit 2017 an Mondrovern, ursprünglich mit vier Rädern. Nun hat man sich von den Geisteswissenschaftlern der Universität inspirieren lassen und eine Qin-zeitliche (https://de.wikipedia.org/wiki/Qin-Dynastie) Quadriga nachgebaut:

(https://images.raumfahrer.net/up080210.png)

(https://images.raumfahrer.net/up080211.png)

(https://images.raumfahrer.net/up080212.png)
Bilder: Qinghua-Universität

Das Ding wird zusammengefaltet transportiert. In dem Video oben im Artikel (https://www.tsinghua.edu.cn/info/1175/107583.htm) entrollt es der Landefähre wie ein Segway. Tatsächlich wird der Rover seitlich oben an der Fähre mitgenommen und vorsichtig heruntergelassen. Das Video hat viele künstleriche Freiheiten. Geisteswissenschaftler!

Real ist dagegen die Beschreibung:
Sechs einzeln angetriebene Räder, wobei die vorderen und die hinteren beiden Räder lenkbar sind, was theoretisch schnelle Kurvenfahrten ermöglicht (die in der Praxis verboten sind). Die Sitzposition der Raumfahrer ist erhöht, was neben einer guten Sicht den Vorteil hat, dass sie die Beine des mit 40 kPa Innendruck relativ steifen Raumanzugs weniger abknicken müssen. Wegen des hohen Schwerpunkts besitzt der Rover einen Überrollbügel, auf dem ein mit Solarzellen besetztes Dach befestigt ist, das neben der Stromerzeugung die Raumfahrer und elektronischen Komponenten vor der während des Mondtags sehr starken Sonneneinstrahlung schützt (man geht von einem Einsatz in Äquatorialgegenden mit Oberflächentemperaturen von bis zu 128 °C aus). Der Rover kann sowohl von Hand gesteuert werden, als auch autonom fahren und, falls beide Raumfahrer bewegungsunfähig sein sollten, diese selbstständig zur Landefähre zurückbringen.

Chinesische Raumfahrtfans gehen davon aus, dass der Rover von Jiang Xinlin (https://de.wikipedia.org/wiki/Jiang_Xinlin) gefahren wird (gerade auf der Raumstation). Der ist gelernter Panzerfahrer:
https://m.weibo.cn/status/4963609437537244 (https://m.weibo.cn/status/4963609437537244)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: einsteinturm am 02. November 2023, 18:08:03
Bei solchen Bezügen bedaure ich immer in einem Land zu leben, wo der Bezug auf unzweifelhaft vorhandene geschichtliche Leistungen u.U. vor Teilen der Öffentlichkeit erklärungsbedürftig ist.
Nun ja, was sollten wir zur Zeit auch benennen?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 02. November 2023, 23:02:23
Die chinesischen bemannten Mond-Rover beeindrucken mich immer wieder. Die sind wirklich inovativ und haben irgendwie "Pfiff".
Bin gespannt auf den ersten geschlossenen Rover, der unter Druck steht.

Ich weiß, daß die chin. EVA-Anzüge unter einem mit 40 kPa deutlich höherem Druck stehen, als die amerikanischen, was u.a. die "Anziehzeit" verringert, aber wenn dadurch die Beweglichkeit so stark erschwert wird, wäre das schon ein erheblicher Nachteil. Gut das mag in der Schwerelosigkeit aussen an einer Raumstation noch nicht so sehr ins Gewicht fallen, aber auf Mond oder Mars? Ist da evtl. eine Änderung geplant?
(Ist bekannt wie das bei den neuen amerik. sein soll?)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 03. November 2023, 07:20:03
Der Innendruck des Raumazugs wird wohl nicht reduziert, zumindest gibt es in dieser Richtung nicht einmal Andeutungen. Das ist eine Frage der Prioritätensetzung. Das bemannte Raumfahrtprogramm der Volksrepublik China wurde erst 1992 gestartet, wodurch man den Vorteil hatte, auf die Erfahrungen von Russen und Amerikanern zurückgreifen zu können. Man hat sich Orlan und EMU angesehen und entschieden, dass die kürzere Anziehzeit (30 Minuten vs. 4 Stunden) höher zu bewerten ist als der Tragekomfort. Chinesische Raumfahrer machen, wenn sie nicht gerade im Weltall sind, über den Tag verteilt 600 Liegestütze, 600 Sit-ups und 1000 Seilsprünge. Jeden Tag. Die sind gut muskuliert.

Der Vorteil der kurzen Anziehzeit ist zum einen die Möglichkeit, dass ein in der Raumstation oder Mondstation verbliebener dritter Mann rasch in den Anzug kommt, um eventuell verletzten Kollegen zu helfen. Im Regelbetrieb wesentlich wichtiger ist, dass der Arbeitsablauf weniger unterbrochen wird. Auf der ISS dauert ein siebenstündiger Aussenbordeinsatz de facto 11 Stunden. Auf der CSS können die Raumfahrer mal schnell zwischendurch die Schleuse unter Vakuum setzen und im Raumanzug Handgriffe für Außenbrordeinsätze üben.

Was für den Mondanzug angedacht war, aber laut den Computergrafiken für die ersten Missionen noch nicht umgesetzt wurde, ist ein Außenskelett für die Beine. Dann wären die Raumfahrer sozusagen Huckepack-Passagiere eines selbstständig laufenden Roboters, der auf Wunsch auch in die Hocke geht, sodass man Felsbrocken aufsammeln kann.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 03. November 2023, 09:52:19
Von dem geschlossenen Rover ist bis jetzt erst das Fahrgestell fertig. Hier ein Falltest für das Absetzen auf dem Mond aus an die irdische Gravitation angepasster Höhe:

(http://www.yhxb.org.cn/fileup/1000-1328/FIGURE/2023-44-9/Images/1000-1328-44-9-1401/img_19.png)

Wenn das Ding einmal fertig ist, soll es etwa so aussehen:

(http://www.yhxb.org.cn/fileup/1000-1328/FIGURE/2023-44-9/Images/1000-1328-44-9-1401/img_2.png)
Bilder: CAST (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie)

Das Bemannte Mobile Mondlabor (https://de.wikipedia.org/wiki/Feitian_(Raumanzug)#Mondanzug) ist 6 t schwer, besitzt einen Radstand von 3,3 m und eine Spurweite von 3,4 m. Die Bereifung besteht aus federnden Stahlblechstreifen. Du kannst Dir von hier eine PDF-Datei mit der ausführlichen Beschreibung herunterladen (die Website ist sicher):
http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013 (http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 03. November 2023, 11:41:42
Danke Regnart!

Das schaut ja alles schon mal recht vielversprechend aus!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 21. November 2023, 09:18:11
Da im Internet in Bezug auf die Internationale Mondforschungsstation schon wieder an einer fiktionalen Parallelrealität gezimmert wird, hier eine Klarstellung:

Die ILRS-Kooperationsorganisation war ein Vorschlag vom 25. April diesen Jahres. Stand heute exitiert sie nicht.

Die Vereinbarungen zur Zusammenarbeit bei der Internationalen Mondforschungsstation werden nicht mit Ländern, sondern mit Organisationen getroffen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation#Mitglieder (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation#Mitglieder)

Auf der Planungsebene sind Stand heute beteiligt:
- Agencia Bolivariana para Actividades Espaciales (https://de.wikipedia.org/wiki/Agencia_Bolivariana_para_Actividades_Espaciales), Venzuela (ist nicht nach Bolivien, sondern nach Simón Bolívar (https://de.wikipedia.org/wiki/Sim%C3%B3n_Bol%C3%ADvar) aus Caracas benannt)
- South African National Space Agency (https://de.wikipedia.org/wiki/South_African_National_Space_Agency)
- Nationales Astronomisches Forschungsinstitut (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationales_Astronomisches_Forschungsinstitut), Thailand
- Azercosmos (https://de.wikipedia.org/wiki/Azercosmos), Aserbaidschan
- Space and Upper Atmosphere Research Commission (https://de.wikipedia.org/wiki/Space_and_Upper_Atmosphere_Research_Commission), Pakistan

Als Nutzer der Internationalen Mondforschungsstion sind registriert:
- Nationale Akademie der Wissenschaften von Belarus (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Akademie_der_Wissenschaften_von_Belarus)
- Universität Schardscha (https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Schardscha), eine private Universität in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Und noch einmal:
Die Internationale Mondforschungsstation ist unbemannt (in Großbuchstaben: UNBEMANNT). Das immer wieder auftauchende Bild mit den zwei Raumfahrern ist veraltet (in Großbuchstaben: FALSCH).
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 21. November 2023, 11:18:49
Bestehen Pläne die später zu bemannen, oder wird dafür dann eine 2. Station gebaut, oder soll vorerst überhaupt keine stationäre bemannte Station existieren, sondern nur ein "Wohnmobil" ?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 21. November 2023, 12:22:08
Das semiotische (https://de.wikipedia.org/wiki/Semiotik) Problem hier ist, dass die gleichen Worte in unterschiedlichen Sprachen unterschiedliche Bedeutungen haben. Wie Gongsun Long (https://en.wikipedia.org/wiki/Gongsun_Long) im 3. Jahrhundert v. Chr. erläuterte, ist ein weißes Pferd kein Pferd und die Mondstation ist keine Station. Die Internationale Mondforschungsstation ist ein integriertes System mit über die gesamte Mondoberfläche verteilten Komponenten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation)

Die bei einem früheren Konzept noch enthaltenen Komponenten im Orbit wurden mittlerweile in die von der Mondforschungsstation getrennte Elsternbrücke-Konstellation (https://de.wikipedia.org/wiki/Elsternbr%C3%BCcke-Konstellation) integriert, die vom Satellitenkontrollzentrum Xi’an (https://de.wikipedia.org/wiki/Satellitenkontrollzentrum_Xi%E2%80%99an) betrieben und von CNSA und CMSA gemeinsam genutzt wird. Die ersten beiden Komponenten der Internationalen Mondforschungsstation werden auf dem Leibnitz-beta-Plateau bei 85,5° südlicher Breite und 31,4° östlicher Länge stationiert, als Ausweichplatz ist der Shackleton-de-Gerlache-Kamm bei 89,7° südlicher Breite und 196,7° östlicher Länge vorgesehen (für die zunächst über Solarmodule laufende Stromversorgung braucht man ein Hochplateau, wo die in der Polregion sehr flach über dem Horizont stehende Sonne von allen Seiten draufscheint). Dort wird aus Staubschutzgründen garantiert keine bemannte Station errichtet.

Eine weitere Komponente der Internationalen Mondforschungsstation befindet sich ab Mitte nächsten Jahres im südlichen Teil des Apollo-Kraters bei  43° südlicher Breite und 154° westlicher Länge. Dort finden keine feininstrumentlichen Messungen, sondern Geologie statt, in einer wegen des Vulkanismus sehr interessanten Gegend. Abhängig davon, was sich in den von Chang’e 6 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6) zurückgebrachten Bodenproben findet, wäre das ein Standort für eine bemannte Station. Weitere Standorte findest Du hier:
http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002 (http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002)
(Beachte die Überschrift: hier geht es um Manned Lunar Exploration)

Stationäre bemannte Stationen kommen aber sehr, sehr viel später. Zunächst läuft alles über Wohnmobile wie oben abgebildet. Die permanent bemannte Station befindet sich in einem entfernten rückläufigen Orbit um den Mond oder - ein neuer Vorschlag - in einem Halo-Orbit um den Langrange-Punkt L1 des Erde-Mond-Systems (der Punkt auf der der Erde zugewandten Seite des Mondes). Von dort brechen die Raumfahrer dann zu kurzen und immer länger werdenden Expeditionen auf die Mondoberfläche auf.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 07. Dezember 2023, 11:07:14
Nachdem sich die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas zwei Tage lang angesehen hat, ob der in Kairo montierte Erdbeobachtungssatellit Ägypten 2 (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84gypten_2) auch funktioniert (Solarmodule entfalten, Telemtrie etc.), hat sie gestern mit der Ägyptischen Raumfahrtbehörde (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84gyptische_Raumfahrtbeh%C3%B6rde) eine Vereinbarung über eine Teilnahme Ägyptens auf der Planungsebene der Internationalen Mondforschungsstation unterzeichnet. Dort ist auch festgeschrieben, das das dortige, unter Anleitung der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie) gebaute Satellitenmontagezentrum ganze Komponenten bis hin zur Systemebene für Mondsonden und Roboter liefern soll. Die EgSA fungiert also als verlängerte Werkbank von CAST. In einem weiteren Vertrag hat man auch gleich vereinbart, das die EgSA in die chinesische Tiefraumerkundung (Mars, Asteroiden etc.) eingebunden wird:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10427728/content.html (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10427728/content.html)

(https://images.raumfahrer.net/up080207.jpg)
Bild: CNSA


Interessant ist auch die am 21. November stattgefundene gemeinsame Sitzung von CNSA und CNES (https://de.wikipedia.org/wiki/Centre_national_d%E2%80%99%C3%A9tudes_spatiales), an der auch Vertreter des chinesischen Außenministeriums, des Ministeriums für natürliche Ressourcen (https://de.wikipedia.org/wiki/Ministerium_f%C3%BCr_nat%C3%BCrliche_Ressourcen_der_Volksrepublik_China), der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der China Aerospace Science and Technology Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) teilgenommen haben. Dort hat man ebenfalls eine weitere Zusammenarbeit vereinbart, eher unauffällig in einem Protokoll festgeschrieben:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10427700/content.html (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10427700/content.html)

(https://images.raumfahrer.net/up080209.jpg)
Bild: CNSA

Keiner weiß was, keiner hat's gesehn :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: rok am 07. Dezember 2023, 18:48:43
Von der CNES gibt es diesen Bericht über die geplante zukünftige Zusammenarbeit mit der CNSA, u. a. wird dort das Experiment DORN als Bestandteil von Chang’e 6 erwähnt. Es geht dabei vermutlich um einen Radioisotopenexperiment, das Regnart früher schon mal erwähnt hat. (Finde ich leider nicht weil das Suchprogramm keine einbuchstabigen Begriffe akzeptiert)   
 
https://presse.cnes.fr/en/france-china-space-cooperation-13th-meeting-french-chinese-space-committee (https://presse.cnes.fr/en/france-china-space-cooperation-13th-meeting-french-chinese-space-committee)

......

Sinnvollerweise hätte ich gleich in Regnarts Artikel bei Wikipedia schauen sollen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 18. Dezember 2023, 09:17:53
Dieses Interview mit dem derzeitigen Chefkonstrukteur der Mondlandefähre (http://www.spacechina.com/n25/n2014703/n3482523/c3550644/content.html) vom Mai 2023 ist leider nur auf chinesisch:



Ganz am Anfang ab 0:13 sieht man aber auf dem Wandgemälde in der Hauptabteilung Großprojekte der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie#Gesch%C3%A4ftsbereiche) die aktuell vier Schritte des Bemannten Monderkundungsprogramms (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Bemanntes_Monderkundungsprogramm) (nicht zu verwechseln mit der unbemannten Internationale Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation)):

(https://images.raumfahrer.net/up080206.jpg)
Bild: CCTV 13

- Unbemannte Umkreisung mit der Landefähre
- Unbemannte Umkreisung mit dem Raumschiff, unbemannte Landung der Mondlandefähre
- Umkreisung mit drei Personen, Ankoppeln an die Landefähre, probeweises Umsteigen von zwei Personen in die Landefähre, unbemannte Landung, Rückstart der Landefähre mit Bodenproben
- Anflug mit drei Personen, Landung von zwei Personen
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 18. Dezember 2023, 09:35:05
Auf dem Wandgemälde bei 5:33 im Video kann man links oben den angedachten Pendelfrachter mit aufblasbaren Laderäumen für weniger empfindliche Versorgungsgüter sehen:

(https://images.raumfahrer.net/up080205.jpg)
Bild: CCTV 13
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 18. Dezember 2023, 10:06:48
Schön, daß die Chinesen da so sicher gehen und alles erstmal gründlich durchtesten wollen!
Aber da hab ich gleich ein paar Fragen:
Diese erste "unbemannte Landung der Mondlandefähre" ist noch ohne Rückstart?
Wenn doch, bleibt sie dann im Mondorbit?
Und wie kommen die Bodenproben in die zweite unbemannte Landung der Landefähre?
Ist das immer die selbe Landefähre, oder jeweils eine neue/eigene?
Rendezvous von Crew-Kapsel und Fähre im Mondorbit, oder schon in LEO?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 18. Dezember 2023, 11:59:10
Das Wandgemälde befindet sich in der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie) (CAST), die Raumschiff und Landefähre herstellt. Daneben gibt es unter dem gemeinsamen Dach der China Aerospace Science and Technology Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) (CASC) noch die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) (CALT), wo die Changzheng 10 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_10) hergestellt wird, die Raumschiff und Landefähre getrennt zum Mond bringt. Und der eigentliche Hauptakteur ist das Büro für bemannte Raumfahrt (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#B%C3%BCro_f%C3%BCr_bemannte_Raumfahrt) (CMSA), das die Missionen plant und genehmigt.

CAST tut auf dem Wandgemälde so, als ob sie die Trägerrakete nichts angeht ("andere Abteilung, andere Baustelle"). Vom Standpunkt der CMSA aus gesehen muss die Trägerrakete aber auch getestet werden, und zwar, weil bemannt, eher öfter. Du erinnerst Dich vielleicht, die Changzheng 5 hat beim ersten Mal funktioniert und ist erst beim zweiten Mal explodiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5#Startliste (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5#Startliste)

Die ersten Landefährentests sind gleichzeitig auch Raketentests. Die Landefähre kann autonom landen und starten. Theoretisch wäre es sicher möglich, sie beim zweiten Schritt unbemannt von der Mondoberfläche starten zu lassen und ein autonomes Koppelmanöver im Mondorbit zu versuchen, wie man es bei der Probenrückführmission Chang’e 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_5) - weltweit erstmals- durchgeführt hat. Auf dem Wandgemälde fehlt aber das Symbol für die Koppelung. Von daher müssen wir bis zur Veröffentlichung anderslautender Informationen davon ausgehen, dass die Landefähre 2028 noch auf der Mondoberfläche bleibt. Möglicherweise hat das neben der schrittweisen Testung auch propagandistische Gründe - man kann da schon mal einen Zwischenerfolg verkaufen, mit multipler medialer Nachbereitung :D

Bei der zweiten unbemannten Landung soll anstatt des zukünftigen Mondrovers für die Raumfahrer ein 290 kg schweres, mobiles Bohrgerät außen an der Fähre mitgenommen werden, das nach der Landung abgesetzt wird und an einer geeigneten Stelle bis zu 10 m in die Tiefe bohren soll (zum Vergleich: bei Chang’e 5 hat man 1 m geschafft, bei Chang’e 6 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6) werden 2 m angestrebt). Der Bohrkern wird dann in einem Transportbehälter verpackt in die Fähre gesetzt und nach erneuter Koppelung im Mondorbit von der Mannschaft ausgeladen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hre (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hre)

Bei den ersten vier Schritten wird immer eine neue Landfähre verwendet. Das soll aber nicht immer so bleiben. Die Changzheng 10 sieht mit ihren 5 m Durchmesser zwar so aus wie eine Changzheng 5, sie ähnelt technisch aber eher der Changzheng 7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_7), die in den ersten beiden Stufen ebenfalls Kerosin verwendet und für bemannte Flüge zertifiziert ist, mit den dafür notwendigen Redundanzen. Über die Zahl der Triebwerke kann man sich ausrechnen, dass eine Changzheng 10 inklusive Raumschiff oder Fähre etwa 1,5 Milliarden Yuan kostet. Für eine Mission wären das also 3 Milliarden Yuan, von der realen Kaufkraft her etwa 3 Milliarden Euro.

Die Landefähre an sich ist wiederverwendbar, ihr Antriebsmodul, das kurz vor der Landung abgeworfen wird, nicht so ohne weiteres. Der Plan ist, die Landefähre aus den Tanks des Mondfrachters im Mondorbit neu zu betanken und nach gründlicher Entstaubung wiederzuverwenden. Ein neues Antriebsmodul könnte mit der wesentlich billigeren Changzheng 5 zum Mond gebracht werden. Langfristig sollen diese Wartungsarbeiten an einer ständig besetzten Raumstation im Mondorbit durchgeführt werden.

Die Rendezvousmanöver finden von Anfang an alle im Mondorbit statt. Raumschiff und Landefähre haben jeweils ein eigenes Antriebsmodul. Wenn bei der Trägerrakete ein Triebwerk ausfällt, können sie problemlos aus eigener Kraft zum Mond fliegen. Wenn zwei oder drei Triebwerke der Trägerrakete ausfallen, kommen Raumschiff oder Fähre immer noch zum Mond, können dort aber kaum noch manövrieren und nicht mehr landen. Es können aber immer noch Experimente im Mondorbit durchgeführt werden. Durch den getrennten Flug zum Mond bekommt man mit großer Wahrscheinlichkeit immer wenigstens einen Teilerfolg.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: vv am 20. Dezember 2023, 17:45:10
Zur Abwechslung hier mal ein nicht offizielles, sondern am 15. Oktober von der Polytechnischen Universität Harbin (https://de.wikipedia.org/wiki/Polytechnische_Universit%C3%A4t_Harbin) auf einem weltraumwissenschaftlichen Kongress (https://www.castscs.org.cn/cslm/art/2023/art_5bdb8c96c7f94b749a27cedf7a875bd6.html) in Deqing (https://de.wikipedia.org/wiki/Deqing_(Huzhou)) vorgestelltes Konzept für eine Mondstation:



Interessant sind auch die Kommentare dazu:
https://m.weibo.cn/status/4959674257380580 (https://m.weibo.cn/status/4959674257380580)

Das mit der Raumstation ist real. Mittlerweile gehen alle davon aus, dass die DRO (https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit)-Station kommen wird, sobald das Problem mit dem Strahlenschutz gelöst ist. Dann muss man aber erst mal eine Lavaröhre finden. So ist zum Beispiel der Rover Jadehase (https://de.wikipedia.org/wiki/Jadehase_(Rover)) Ende Dezember 2013 über eine nur 2 m unter der Oberfläche liegende Höhle (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_3#Bodenschichten) hinweggefahren, aber aufgefallen ist das erst 2020 bei einer sorgfältigen Auswertung der Daten des Bodenradars:
https://earth-planets-space.springeropen.com/articles/10.1186/s40623-021-01359-7 (https://earth-planets-space.springeropen.com/articles/10.1186/s40623-021-01359-7)

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/3/34/JadehaseHohlraum.jpg)
Bild: Sun-Yat-sen-Universität (https://de.wikipedia.org/wiki/Sun-Yat-sen-Universit%C3%A4t_(Guangdong))

Das Loch in der Höhlendecke wird man sicher nicht mit einer Rakete erzeugen, sondern - wesentlich präziser - mit Hohlladungsminen wie sie der Rover von Chang’e 7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_7) 2026 mitführt. Die Bauroboter, die in dem Video herumwuseln, sind dagegen genau jener Typ, von dem einer bei Chang’e 8 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_8) 2028 mitfliegt.

Die Darstellung der Landefähre ist dann wieder falsch - alle Varianten starten inklusive der Landebeine, allein schon um das Landefeld nicht zuzumüllen. Richtig ist wiederum, dass die Menschen (sicher nicht nur einer, sondern zwei) erst ganz am Schluss kommen.
Es sieht futuristisch aus. Ob solche Aufwände aber gegen Strahlung rational sind. Ich habe gelesen, dass die Strahlung auf dem Mond ca. 100-200 mal höher als auf der Erde. Bei kurzfristigen Besuche sei es nicht zu stark.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 20. Dezember 2023, 19:18:24
Beim DLR in Köln, also mehr oder weniger auf Meereshöhe, liegt die Strahlenbelastung bei 0,05 μSv/h. Das Dosimeter der Universität Kiel oben auf dem Lander vom Chang’e 4, das in Brusthöhe eines Raumfahrers die einkommende plus vom Boden "reflektierte" Sekundärstrahlung misst, kommt - bei stark schwankenden Werten - im Durchschnitt auf 57 μSv/h, also auf das tausendfache der Strahlenbelastung in Köln:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_4#Strahlenbelastung (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_4#Strahlenbelastung)

Die Apollo-Astronauten haben bei ihren kurzen Aufenthalten keine Strahlenschäden davongetragen. Das hat aber auch mit Glück zu tun. Zwischen Apollo 16 im April 1972 und Apollo 17 im Dezember 1972 lagen die Sonnenstürme vom August 1972. Die NASA-Version lautet, dass Astronauten, wenn sie zu diesem Zeitpunkt draußen auf der Mondoberfläche gewesen wären, "schwere Strahlenschäden" davon getragen hätten:
https://en.wikipedia.org/wiki/August_1972_solar_storms#Human_spaceflight (https://en.wikipedia.org/wiki/August_1972_solar_storms#Human_spaceflight)

Prof. Wimmer-Schweingruber, der Chefwissenschaftler des Kieler Dosimeters, hat einmal bei einem öffentlichen Vortrag gemeint, dass das keiner überlebt hätte.

Ob der Aufwand, den die CMSA beim Strahlenschutz und bei der Sicherheit allgemein treibt, rational ist, hängt von der Prioritätensetzung ab. In meinem Beitrag oben kannst Du sehen, das die Mondrakete mindestens viermal unbemannt getestet wird, bevor beim 3. Schritt ein bemanntes Raumschiff startet, nachdem die Fähre ihren Mondorbit sicher erreicht hat. So etwas wie in den USA, wo trotz der Wasserstoff-Lecks beim Betanken von Artemis 1 nun Artemis 2 allen Ernstes mit Personen hochgeschickt wird, wäre in China völlig undenkbar.

Du darfst nicht vergessen, die CMSA hat es in keinster Weise eilig. Sie fliegen jetzt erst einmal für wenige Tage auf den Mond und fahren mit offenen Rovern durch die Gegend. Dann kommt die Wohnmobil-Phase mit Aufenthalten von zunehmender Länge während des Polarsommers, wo man ein halbes Jahr ständig Sonnenlicht hat. Und schließlich die permanenten Stationen - eine in der Mondumlaufbahn, später dann eine oder mehrere auf der Mondoberfläche. Der Entwicklungsaufwand mit Lebenserhaltungssystemen, Müllvermeidung, lunaren Reparaturwerkstätten etc. verteilt sich über Jahrhunderte (kein Scherz). Wenn Du dann noch bedenkst, dass die China Aerospace Science and Technology Corporation ein Staatsbetrieb ist, dass sich also die chinesische Regierung bei der Monderkundung in einem Wirecard-artigen Kreislaufgeschäft ihre eigenen Produkte abkauft und unterwegs Bruttosozialprodukt generiert, dann hält sich der Aufwand doch in Grenzen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: vv am 20. Dezember 2023, 21:03:13
@Regnart
Genau, ich habe auch die Messwerte des Dosimeters der Uni Kiel gemeint. Aber auf der Erde zählt die Radiation weniger 0,5 μSv/h als harmlos. Ich habe ein Dosimeter. Zum Beispiel zeigt es gerade jetzt durchschnittlich 0,17 μSv/h. Also wenn geht man von der Strahlung auf der Erde 0,5 μSv/h dann ergibt es sich ein Verhältnis 57/0,5=114. Auf ISS haben manche Astronauten den Aufenthalt mehr als 1 Jahr gehabt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 21. Dezember 2023, 07:33:11
@Regnart
Genau, ich habe auch die Messwerte des Dosimeters der Uni Kiel gemeint. Aber auf der Erde zählt die Radiation weniger 0,5 μSv/h als harmlos. Ich habe ein Dosimeter. Zum Beispiel zeigt es gerade jetzt durchschnittlich 0,17 μSv/h. Also wenn geht man von der Strahlung auf der Erde 0,5 μSv/h dann ergibt es sich ein Verhältnis 57/0,5=114. Auf ISS haben manche Astronauten den Aufenthalt mehr als 1 Jahr gehabt.

Auf der ISS beträgt die durchschnittliche Strahlenbelastung 22 μSv/h, also die Hälfte von der auf dem Mond. Die CMSA wird den halbjährigen Schichtwechsel mittelfristig beibehalten, zum einen wegen des Polarsommers, zum anderen sinkt nach einem halben Jahr in ständigem Lärm die Konzentration und Leistungsfähigkeit spürbar ab. Insofern wären Mondbasis und ISS gleich: doppelte Strahlenbelastung, halbe Zeit.

Was die Apollo-Astronauten im August 1972 getötet hätte, war aber nicht die durchschnittliche Strahlenbelastung, sondern die koronalen Massenauswürfe (https://de.wikipedia.org/wiki/Koronaler_Massenauswurf). Die Universität Nanjing (https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Nanjing) will 2026 an dem der Erde nacheilenden Langrange-Punkt L5 den Frühwarnsatelliten Xihe 2 (https://de.wikipedia.org/wiki/Xihe_(Satellit)#Xihe_2) positionieren, mit dem man einen sich anbahnenden Massenauswurf vier bis fünf Tage vorher sehen würde, bis sich die Sonne soweit gedreht hat, dass er auf das Erde-Mond-System trifft:

(https://images.raumfahrer.net/up080204.jpg)
Bild: SMG (https://en.wikipedia.org/wiki/Shanghai_Media_Group)

Sich in vier bis fünf Tagen vom Mond zurück zur Erde zu flüchten, wird knapp (und teuer). Aber die Leute in der um den Mond kreisenden Raumstation können sich in dieser Zeit problemlos unter die Mondoberfläche flüchten.

Die Sonne hat eine sehr große Oberfläche, und selbst in Zeiten des Sonnenfleckenmaximums gehen die meisten Flares etc. nicht auf die Erde, sondern irgendwo nach hinten in den Weltraum hinaus. Die NASA meint, sie kann mit dem bisschen Risiko leben und schickt 2025 Leute auf eine Mondumkreisung. In China sieht man das anders. Das ist einfach eine andere Denkweise.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 28. Dezember 2023, 16:24:43
Am 25. Dezember hat das Chinesische Raumfahrer-Ausbildungszentrum (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Raumfahrer-Ausbildungszentrum) einen recht konkreten Missionsplan für eine unbemannte Probelandung, kombiniert mit einer bemannten Umkreisung, veröffentlicht. Eine PDF-Datei mit dem gesamten Artikel kann man sich von hier herunterladen:
http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.12.005 (http://www.yhxb.org.cn/CN/10.3873/j.issn.1000-1328.2023.12.005)

Hier ist eine maschinenübersetzbare Zusammenfassung des Labors für Tiefraumerkundung (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung):
https://weibo.com/5027345285/NzfS7fTjk (https://weibo.com/5027345285/NzfS7fTjk)

Was bislang noch ncht so expliziert kommuniziert wurde, ist, dass die Fähre 3 bis 6 Monate vor dem Raumschiff startet. Da man für die Landung den 25. April 2029 vorgesehen hat (einen Tag nach dem chinesischen Tag der Raumfahrt (https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China#Chinesischer_Traum_und_Raumfahrttraum)), bedeutet das in der vorliegenden Beispielrechnung, dass die Fähre bereits am 27. November 2028 starten müsste. Sie bleibt dann 139 Tage in einem um 171° zum Mondäquator geneigten Parkorbit von 200 × 5000 km, der nicht von Mascons (https://de.wikipedia.org/wiki/Mascon) gestört wird und ohne weiteren Treibstoffverbrauch aufrechterhalten werden kann. Erst danach startet die Mannschaft und der Orbit der Fähre wird auf eine Kreisbahn von 200 km Höhe abgesenkt. Rendezvous, Abkoppelung, Landung auf dem Mond, 3 Tage Aufenthalt mit Kernlochbohrung, Rückstart, Rendezvous, Probenumladung, Landung in der Inneren Mongolei.

Es wird kein Grund angegeben, warum diese lange Zeit zwischen den beiden Starts nötig ist. An sich sollte ab Januar auf dem Kosmodrom Wenchang ein doppeltes Raumfahrzeugmontagegebäude mit zwei Startrampen für je eine Changzheng 10 gebaut werden. Dort könnte man beide Raketen parallel montieren und kurz hintereinander starten. Die einzige Erlärung, die mir hier einfällt, ist, dass man mit der Montage der zweiten Rakete erst beginnen will, wenn die Landefähre sicher bestätigt im Mondorbit ist.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Januar 2024, 08:39:02
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Mondprogramms der Volksrepublik China (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China) hier eine kurze Aktualisierung:

In einem Interview am Rande des Starts von Tianzhou 7 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=20062.msg557833#msg557833) hat Yang Liwei (https://de.wikipedia.org/wiki/Yang_Liwei), Stellvertretender Technischer Direktor des bemannten Raumfahrtprogramms der Volksrepublik China (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Kommandant_und_Technischer_Direktor), erklärt, dass Prototypen von Trägerrakete, Raumschiff und Landefähre fertiggestellt sind und derzeit getestet werden:



Andererseits hat der für Januar geplante Baubeginn von Raumfahrzeugmontagegebäude und Startrampe für die Changzheng 10 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_10) bis heute nicht stattgefunden und wird angesichts des unerbittlich nahenden Frühlingsfests (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Neujahrsfest) am 10. Februar (so etwas wie bei uns Weihnachten) wohl auch nicht mehr stattfinden:
https://m.weibo.cn/status/ND8mI9oc2 (https://m.weibo.cn/status/ND8mI9oc2)
(15. Kommentar)

Gleichzeitig hat Xu Lijie (https://baike.baidu.com/item/%E5%BE%90%E5%88%A9%E6%9D%B0/56523383) (徐利杰, * 1981, das in dem Artikel ist ein Jugendfoto) von der Chinesischen Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) als Studioexperte beim Start von Tianzhou 7 - mit kantonesischem Akzent und schnell gesprochen - gesagt, dass die ersten Flüge der Changzheng 10 bereits 2025/2026 stattfinden sollen:



Man muss das wohl so verstehen, dass zunächst nur die Kernstufe der Rakete von der Startrampe 101 des Kosmodroms Wenchang (https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmodrom_Wenchang#Kerngel%C3%A4nde) abheben wird, von wo auch die Changzheng 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5) startet. Der Bau einer neuen Startrampe dauert in China zwei Jahre.

Die unbemannte Sonde Chang’e 8 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_8) wurde von Chang’e 7 räumlich getrennt (https://academic.oup.com/nsr/advance-article/doi/10.1093/nsr/nwad329/7503932) und soll nun erst 2029 statt 2028 starten. Die von CCTV in der Meldung verwendete Computergrafik ist nicht mehr aktuell:
https://m.weibo.cn/status/ND8mI9oc2 (https://m.weibo.cn/status/ND8mI9oc2)

Chang’e 8 hat mehrere Nutzlasten, ist aber im Wesentlichen eine Ziegelei. Man befürchtete wohl, dass das Einsammeln des Regoliths für die Ziegel mit einer Art Straßenkehrmaschine trotz aller Maßnahmen zur Staubvermeidung die empfindlichen Instrumente von Chang’e 7 stören könnte.

Jadehase 2 (https://de.wikipedia.org/wiki/Jadehase_2) rollt und rollt und rollt. Er wurde nun, wie zuvor schon der Lander von Chang’e 3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_3#Lander), zum Musterarbeiter ernannt:

(https://images.raumfahrer.net/up080977.png)
Bild: CNSA (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10466800/content.html)

:D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Februar 2024, 07:32:47
Aus fast 2000 Vorschlägen, die bei einem allgemeinen Wettbewerb eingereicht wurden, wurden jetzt die Namen für das neue Raumschiff und die Monlandefähre ausgewählt. Das Raumschiff heißt Mengzhou (梦舟), also "Traumboot", ein Bezug auf Xi Jinpings Konzept vom Chinesischen Traum und Raumfahrttraum (https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China#Chinesischer_Traum_und_Raumfahrttraum). Nachdem es von dem Raumschiff zwei Varianten gibt - die Mondvariante mit langem Servicemodul wie auf dem Bild, und später den Raumstation-Zubringer mit kurzem Servicemodul - heißt die Tiefraumvariante Mengzhou-Y, wobei das "Y" für "Yue"/月, also "Mond" steht:

(https://images.raumfahrer.net/up080213.png)
Bild: CMSA (https://www.cmse.gov.cn/dmt/tj/202308/t20230831_54227.html)

Die Mondlandefähre heiß Lanyue (揽月), also "Mondumarmung", ein Bezug auf den ursprünglich von dem Tang (https://de.wikipedia.org/wiki/Tang-Dynastie)-Dichter Li Bai (https://de.wikipedia.org/wiki/Li_Bai) stammenden, aber von Mao Zedong 1965 in dem Gedicht „Wieder auf den Jinggangshan steigen (https://baike.baidu.com/item/%E6%B0%B4%E8%B0%83%E6%AD%8C%E5%A4%B4%C2%B7%E9%87%8D%E4%B8%8A%E4%BA%95%E5%86%88%E5%B1%B1/5962096)“ bekannt gemachten Spruch „Wir können zum Himmel hinaufsteigen und den Mond herunterholen“ (可上九天揽月, wird bei Chang’e 6 sicher wieder reichlich zitiert):

(https://images.raumfahrer.net/up080214.png)
Bild: CMSA (https://www.cmse.gov.cn/dmt/tj/202308/t20230831_54228.html)

https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202402/t20240224_55093.html (https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202402/t20240224_55093.html)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Februar 2024, 11:10:21
Natürlich beabsichtigt die CMSA nicht, den gesamten Mond vom Himmel zu holen, sondern nur einzelne Bodenproben, wie es hier auf dem Missionspatch von Chang'e 6 die Mondfee tut:

(https://pbs.twimg.com/media/GGHmLh1XgAAVt2C?format=png)
Bild: CCTV 13/Andrew Jones

Letztes Jahr hat das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Projekte_und_Technologien_zur_Nutzung_des_Weltalls) 50 über den gesamten Mond verteilte Stellen von geologischem Interesse ausgewählt:

(https://images.raumfahrer.net/up080971.png)
Bild: CSU

Aus diesen wurden wiederum 30 Stellen ausgewählt, um die sich die Raumfahrer vorrangig kümmern sollten:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002&lang=zh (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002&lang=zh)

Die Erkundung wird an jeder der 30 Stellen in sich langsam erweiternden Kreisen durchgeführt. Der chinesische Mondanzug ist so konstruiert, dass sich die Raumfahrer damit in einem Radius von 1 km zu Fuß bewegen können (1 km hin + 1 km zurück = 2 km). Der bereits bei der ersten bemannten Landung mitgeführte Mondrover besitzt einen Aktionsradius von 10 km, die bei einer Antennenhöhe von 3 m oben auf dem Lander angenommene maximale Sichtweite. Aus Sicherheitsgründen will man sich zunächst nur in einem Radius von 5 bis 6 km bewegen.

Das die meiste Zeit unbemannt vor sich hinrollende Mondlabor der ersten Generation, bei dem die Raumfahrer nur gelegentlich vorbeischauen, um voranalysierte und selektierte Bodenproben (wie bei Chang'e 8 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg558544#msg558544)) abzuholen, besitzt einen Aktionsradius von bis zu 100 km, das mobile Mondlabor der zweiten Generation mehr als 100 km (远征 bedeutet "Fernmarsch"). Ab der Phase der mobilen Mondlabore soll die Landefähre, die bis zu 4 Personen transportieren kann, von einer orbitalen Mondraumstation aus wiederverwendet werden. Hier eine schematische Darstellung der mobilen Phase:

(https://images.raumfahrer.net/up080849.png)
Bild: CAST (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.015&lang=zh)

Das "5G" auf dem Bild ist nicht das irdische 5G (da brauchen die Basisstationen zuviel Strom), sondern eine vereinfachte Version. 高速 bedeutet "hohe Datenübertragungsrate", 中速 bedeutet "mittlere Datenübertragungsrate" und 低速 bedeutet "niedrige Datenübertragungsrate". Der Rover links unten ist ein Entwurf der Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Akademie_f%C3%BCr_Raumfahrttechnologie), bei dem, ähnlich wie bei im Tagebau verwendeten Muldenkippern, der vordere und der hintere Teil um die Längsachse plus/minus 10° drehbar sind. Dadurch kann das Fahrzeug auch schwierigeres Gelände bewältigen:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.012&lang=zh (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.012&lang=zh)

In den ersten zehn bis zwanzig Jahren will die CMSA aber zunächst die flachen Mare im Zentrum der Mondvorderseite abarbeiten (während sich die CNSA mit ihren unbemannten Sonden an das Südpol-Aitken-Becken auf der Mondrückseite wagt).
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Februar 2024, 12:08:44
Hier ist ein Prototyp des Mengzhou-Raumschiffs an dem man derzeit baut:

(https://images.raumfahrer.net/up080976.jpeg)
Bild: CCTV

Das Servicemodul entspricht noch nicht dem endgültigen Zustand, wie er in der Animation hier oben zu sehen ist:
https://content-static.cctvnews.cctv.com/snow-book/index.html?item_id=6615520895874762540 (https://content-static.cctvnews.cctv.com/snow-book/index.html?item_id=6615520895874762540)

Die Nutzlastverkleidung mit größerem Durchmesser (https://weibo.com/5027345285/NxIQZcjQJ) für die Changzheng 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5) könnte unter anderem für diesen Prototypen gedacht sein. Dann würde man noch keine große Startrampe für die CZ-10 benötigen, sondern könnte den Prototypen mit der kleineren CZ-5 starten. In die reguläre Nutzlastverkleidung mit 4,5 m Innendurchmesser passt das Ding nicht - es hat am Boden der Kapsel einen Außendurchmesser von 5 m.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 25. Februar 2024, 16:06:07
Das Mengzhou-Raumschiff, das auf kürzeren Strecken bis zu 7 Personen transportieren kann, ist nach dem selben Prinzip konstruiert wie die Chinesische Raumstation. Innen befindet sich eine luftdichte Kapsel aus einer Aluminiumlegierung, die bis zu einem Verformungsdruck von 0,278 MPa stabil bleibt. Der bei einer regulären Landung auftretende Verformungsdruck beträgt maximal 0,15 MPa (bei einer irregulären Landung ist die Verformung der Kapsel das geringste Problem der Raumfahrer). Das bedeutet, die Aluminiumkapsel ist, solange sie nicht von einem Mikrometeoriten durchlöchert wird, unendlich wiederverwendbar. Auf dem Prüfstand wurde sie 30 mal bei 0,278 MPa getestet, ohne dass es zu einer Materialermüdung gekommen wäre.

Außen an der Kapsel ist ein ablativer, in vier Wandsegmente und die Bodenplatte unterteilter Hitzeschild befestigt. Der ist zwar schon so konstruiert, dass beim Flug durch die Atmosphäre keine heißen Gase nach innen dringen, aber nicht wirklich luftdicht. Geräte, die dem Vakuum ausgesetzt werden können, sind für die leichte Zugänglichkeit bei der Wartung in Kammern außen rund um die hermetisch verschlossene Kapsel angeordnet. Bordrechner und andere Dinge, die Zimmertemperatur und einen besseren Schutz vor Strahlung benötigen (das Mengzhou-Raumschiff ist zunächst für Mondflüge gedacht, CSS-Zubringerdienst kommt später), befinden sich im Inneren der Kapsel unter den Bodenplatten:

(https://images.raumfahrer.net/up080974.jpg)
Bild: CAST (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.006&lang=zh)

Alles, vom Hitzeschild über die Geräte bis zu den Rohrabschnitten für die Treibstoffleitungen, ist auswechselbar. Man geht davon aus, dass eine zehnmalige Wiederverwendung des Raumschiffs am wirtschaftlichsten ist. Danach würden die Wartungs- und Reparaturkosten mehr betragen als der Bau eines neuen Raumschiffs. Das Ziel ist, das Raumschiff in weniger als zwei Jahren nach einer Landung wieder startbereit zu machen (bei den mittlerweile in Kleinserie hergestellten Shenzhou-Raumschiffen dauert es zwei Jahre, ein Exemplar zu bauen ).

Ein Problem, das sich nach dem Testflug eines Prototypen im Mai 2020 gezeigt hat, war, dass während alle um die Kapsel herumstanden und Erinnerungsfotos machten, Sand und Staub in die Gerätekammern auf der Außenseite sowie in die Düsen der Lageregelungstriebwerke eindrang. Die richtig offenen Stellen müssen nun sofort nach der Landung abgedeckt werden, außerdem muss das Raumschiff sobald als möglich in einen geschlossenen Transportcontainer gehoben werden. Die auf dem Foto gekennzeichneten Stellen sind besonders zu schützen (需防护区域):

(https://images.raumfahrer.net/up080975.png)
Bild: CAST (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie)

Ich sehe übrigens gerade, dass das Foto oben eventuell vom Fernsehen herangezogenes Archivmaterial von 2020 ist.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 27. Februar 2024, 12:23:04
(https://images.raumfahrer.net/up080214.png)
Bild: CMSA (https://www.cmse.gov.cn/dmt/tj/202308/t20230831_54228.html)

Bem Lanyue-Lander soll das Antriebsmodul (unten) regulär in einer Entfernung von 4500 m von der angestrebten Landestelle und in einer Höhe von 3000 m über dem Boden von der eigentlichen Landefähre abgetrennt werden. Das Antriebsmodul fällt dann auf einer ballistischen Flugbahn zu Boden (blau gepunktete Kurve), während sich die Fähre aus ihrer schrägen Fluglage allmählich aufrichtet, mit nach unten gerichtetem Schubvektor den Fall verlangsamt und in einem Sicherheitsabstand von 2 km hinter der Einschlagstelle des Antriebsmoduls senkrecht stehend, ohne laterale Geschwindigkeitskomponente 30 m über dem Boden schwebt. Unter Nutzung ihrer Hindernisvermeidungssysteme landet die Fähre dann auf einer sicheren Stelle, wobei die letzten drei Meter zur Reduzierung der Staubentwicklung im freien Fall zurückgelegt werden. Im Normalfall läuft der Landevorgang automatisch ab, die Raumfahrer können aber jederzeit eingreifen und die Fähre auch manuell steuern.

(https://images.raumfahrer.net/up080972.jpg)
Bild: CAST (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.010&lang=zh)

Interessant wird die Sache bei einer Fehlfunktion. Die Hauptarbeit bei der Bremsung des Abstiegs aus dem Mondorbit übernimmt die Antriebsstufe mit einem nicht regelbaren Triebwerk von 80 kN Schubkraft. Fall sich damit während des Abstiegs ein Problem ergibt, wird das Antriebsmodul vorzeitig abgetrennt und die Landefähre, die zu diesem Zeitpunkt, mit noch vollen Tanks, 17 t wiegt, kehrt mit ihren vier, jeweils zwischen 1,5 und 7,5 kN regelbaren Haupttriebwerken (https://de.wikipedia.org/wiki/YF-36#YF-36G) aus eigener Kraft in den Orbit zurück, wo sie an das Mengzhou-Raumschiff ankoppelt. Da dessen Orbit so angelegt ist, dass sich alle drei Tage ein Fenster für einen treibstoffsparenden Rückstart von der Mondoberfläche ergibt, wird das einiges an Wartezeit und/oder Bahnmanövern erfordern.

Wenn sich nach dem regulären Abtrennen der Antriebsstufe an der Landefähre selbst eine Fehlfunktion ergibt, muss sie für eine Rückkehr in den Orbit zuerst senkrecht ausgerichtet werden, was je nach Zeitpunkt bzw. Winkel einige Sekunden dauern kann. Bei einem regulären Ablauf stellt sich die Fähre mit 3° pro Sekunde senkrecht, bei einem Notfall wird das auf 6° pro Sekunde beschleunigt. Während dieser Zeit fällt die Fähre weiter nach unten, bis sie die vier Haupttriebwerke - falls nötig  mit Unterstützung der 12 Lageregelungstriebwerke, die denselben Schubkraftvektor besitzen - wieder hochziehen:

(https://images.raumfahrer.net/up080973.jpg)
Bild: CAST (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: jhofmeister am 29. Februar 2024, 23:06:06
Sehr spannend, vielen Dank für deine ausführlichen Beiträge :-)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 04. März 2024, 09:10:04
In diesem Nachrichtenbeitrag des chinesischen Fernsehens vom 24. Februar sagt der Pressesprecher des Büros für bemannte Raumfahrt ab 2:38, dass man mit dem Bau der Prüf- und Starteinrichtungen für die Mondrakete in vollem Umfang beginnen will (Futur):



Hier ist ein Transkript des Beitrags, die entsprechende Passage kommt im letzten Absatz:
https://content-static.cctvnews.cctv.com/snow-book/index.html?item_id=6615520895874762540 (https://content-static.cctvnews.cctv.com/snow-book/index.html?item_id=6615520895874762540)

Nach Satellitenaufnahmen hat ein teilumfänglicher Bau der Starteinrichtungen aber schon begonnen. Die gerodete, im unteren Teil nach links abbiegende "Straße" links/westlich der Gleisbahn zur Startrampe 101 (Langer Marsch 5) scheint den Gleisverlauf zu einer neuen Startrampe südwestlich von 101 zu markieren. Auf dem vorher/nachher-Gif hier kann man das gut erkennen:
https://weibo.com/5658451754/NC5E2AB1q (https://weibo.com/5658451754/NC5E2AB1q)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 05. März 2024, 16:53:04
Gleichzeitig hat Xu Lijie (https://baike.baidu.com/item/%E5%BE%90%E5%88%A9%E6%9D%B0/56523383) (徐利杰, * 1981, das in dem Artikel ist ein Jugendfoto) von der Chinesischen Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) als Studioexperte beim Start von Tianzhou 7 - mit kantonesischem Akzent und schnell gesprochen - gesagt, dass die ersten Flüge der Changzheng 10 bereits 2025/2026 stattfinden sollen ...

Das Rätsel ist gelöst. Xu Lijie hat nicht die Changzheng 10 gemeint, sondern separate, kommerzielle Raketen mit 4 m und 5 m Durchmesser, die 2025 bzw. 2026 ihren Erstflug absolvieren sollen. Der Schlüssel zum Verständnis liegt in den Triebwerken. Die Changzheng 10 (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_10) verwendet Kerosin-Triebwerke vom Typ YF-100K (erste Stufe) und YF-100M (2. Stufe). Die neuen Raketen verwenden Kerosin-Triebwerke vom Typ YF-102 (https://de.wikipedia.org/wiki/YF-Raketentriebwerke#YF-102) bzw. Methan-Triebwerke vom Typ YF-209 (https://de.wikipedia.org/wiki/YF-Raketentriebwerke#YF-209), wahlweise ergänzt mit Feststoffboostern (wie bei der Changzheng 6A (https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_6#Langer_Marsch_6A)):
https://www.chinanews.com.cn/gn/2024/03-04/10174021.shtml (https://www.chinanews.com.cn/gn/2024/03-04/10174021.shtml)

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: das hat nichts mit dem Mondprogramm zu tun; das sind rein kommerzielle Raketen. (Jawohl, auch Staatsbetriebe dürfen heutzutage Geld verdienen. Sie müssen aber nicht.)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 07. März 2024, 16:32:31
In einem kurz vor den diesjährigen Parlamentssitzungen aufgenommenen Interview (https://weibo.com/tv/show/1034:5009216373719079) mit der Nachrichtenagentur Neues China (https://de.wikipedia.org/wiki/Xinhua) hat Wang Yaping (https://de.wikipedia.org/wiki/Wang_Yaping) gesagt, dass man am Raumfahrer-Ausbildungszentrum (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Raumfahrer-Ausbildungszentrum) derzeit einen Mondlandungssimulator baut. Von der Wortwahl und der Beschreibung her dürfte das wohl so etwas wie ein über Hexapod-Montierung kippbarer Flugsimulator sein (die Dame ist gelernte Kampfpilotin):

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Simulator-flight-compartment.jpeg)
Symbolbild: Lufthansa

Und natürlich darf beim Unterricht für die chinesischen Schulkinder aus der Landefähre ein Plüschhase (https://de.wikipedia.org/wiki/Hase_im_Mond#Ostasien) nicht fehlen:
https://www.guancha.cn/politics/2024_03_07_727562.shtml (https://www.guancha.cn/politics/2024_03_07_727562.shtml)

:D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 08. März 2024, 11:20:21
Herzlichen Dank @Regnart für die Klarstellung!
War wirklich dringend nötig!
Bin sehr froh, daß wir dich hier haben!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 16. März 2024, 17:37:10
Auch meine eigenen Angaben bedürfen gelegentlich einer Klarstellung. Die Einordnung des am 3. Februar 2024 mit einer Jielong-3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Jielong-3) gestarteten DRO-L (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18065.msg558413#msg558413) als Erdbeobachtungssatellit war falsch. Es handelt sich um einen experimentellen Navigationssatelliten, dessen nächste oder übernächste Inkarnation das Beidou-Satellitennavigationssystem (https://de.wikipedia.org/wiki/Beidou_(Satellitennavigation)) mit der Umfassenden Kommunikations-, Navigations- und Fernerkundungskonstellation Elsternbrücke (https://de.wikipedia.org/wiki/Elsternbr%C3%BCcke-Konstellation) verknüpfen soll. Das funktioniert im Prinzip genauso wie die Vermessung des Königreichs Hannover durch Carl Friedrich Gauß in den 1820er Jahren: DRO-L ist ein geodätischer Festpunkt (https://de.wikipedia.org/wiki/Festpunkt), dessen Position durch die Beidou-Satelliten genau bestimmt ist. Natürlich ist dieser Festpunkt nicht fest, sondern er befindet sich in einem sonnensynchronen Orbit von etwas über 500 km Höhe, mit einer Bahnneigung von 97,4° und einer Umlaufzeit von knapp 95 Minuten. Dort ist er vom Mond aus gesehen für maximal 40 Minuten pro Umlauf hinter der Erde verschwunden:
https://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/cn/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2023.20230017 (https://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/cn/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2023.20230017)

Um den nächsten geodätischen Punkt zu bestimmen - momentan der am 13. März verlorengegangene DRO-A (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=17927.msg559795#msg559795), nach 2033 die Rettungs- und Wohnungs-Raumstation in einem entfernten rückläufigen Orbit um den Mond (https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit#Zuk%C3%BCnftige_Anwendungen) - besitzt DRO-L neben einem Beidou-Empfänger einen auf dem K-Band bei 25 GHz arbeitenden Transceiver (im Weltall wird da nichts durch die sommerliche Monsunwolkendecke gedämpft), eine Parabolantenne mit 60 cm Durchmesser und einen beheizten Quarzoszillator (https://de.wikipedia.org/wiki/Quarzofen) für präzise Zeitmessung. In der endgültigen Version soll ein um eine Zehnerpotenz genauerer Rubidium-Oszillator (https://de.wikipedia.org/wiki/Rubidium-Oszillator) verwendet werden; die irdischen Beidou-Satelliten haben Wasserstoff-Maser-Uhren (https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserstoff-Maser-Uhr).

DRO-L und DRO-A senden sich in kurzen Abständen Pings. DRO-L berechnet aus der Laufzeit die Entfernung und mithilfe eines erweiterten Kalman-Filters (https://de.wikipedia.org/wiki/Kalman-Filter#Erweiterungen) (eine Extrapolationsmethode) die absolute Position von DRO-A im Erde-Mond-System. Damit ist nun DRO-A zum nächsten (mobilen) Festpunkt geworden. Der entfernte rückläufige Orbit, in dem sich DRO-A und später die Raumstation befindet, ist sehr stabil; er würde, wenn es keinen Lichtdruck von der Sonne gäbe, über einen Zeitraum von mindestens 100 Jahren keine Bahnkorrekturmanöver benötigen. Außerdem kann man von dort alle Orte auf dem Mond, auf der Erde, die Chinesische Raumstation und erdnahe Asteroiden in allen möglichen Umlaufbahnen mit geringem Energieaufwand erreichen. Der Orbiter von Chang’e 5 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_5), mit dem diese Umlaufbahn seit Dezember 2021 getestet wird, bewegt sich bei 70.000 x 100.000 km (die lange Achse ist tangential zur Umlaufbahn des Mondes um die Erde) mit einer Umlaufzeit von 15,75 Tagen. Für die Raumstation wird aus Gründen der gleichbleibenden Arbeitsabläufe eine Umlaufzeit von 14,75 Tagen, also ein halber synodischer Monat (https://de.wikipedia.org/wiki/Lunation) angestrebt, was einem Orbit von 76.900 x 96.100 km entspricht.

Der ebenfalls verlorengegangene Satellit DRO-B sollte in dem Experiment des Zentrums für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Projekte_und_Technologien_zur_Nutzung_des_Weltalls) einen an die Raumstation andockenden Raumflugkörper spielen, also eine Pendelfähre CSS-Mondraumstation, eine von der Mondoberfläche aufsteigende Landefähre oder was auch immer. Nun schickt DRO-L einen leicht streuenden Signalstrahl zum Mond, der DRO-A und DRO-B abdeckt (durch den großen Radius des rückläufigen Orbits haben die beiden Satelliten fast immer Sichtverbindung zur Erde):

(https://images.raumfahrer.net/up080494.jpg)
Bild: CSU (https://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/cn/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2023.20230016)

Gleichzeitig schickt DRO-A die Information, die er von DRO-L erhält an DRO-B. Aus dem Laufzeitunterschied zwischen dem Signal von DRO-L zu DRO-A und von DRO-L zu ihm selbst berechnet DRO-B seine relative Position zu DRO-A, also dem Ankoppelungsziel. In Simulationen, die nun nicht verifiziert werden können, gelang das mit einer Genauigkeit von 4 bis 5 m (die Präzision des für zivile Anwender freigegebenen Beidou-Systems auf der Erde beträgt 4,4 m), die relative Geschwindigkeit von DRO-A und DRO-B zueinander konnte mit einer Präzision von 0,1 mm/s bestimmt werden. Eine echte Raumfähre würde auf den letzten 20 m des Anflugs dann natürlich mit Laser-Retroreflektor und Zielkreuz manövrieren.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 11. April 2024, 16:45:07
Gibt es was Neues zum geplanten Raumschiff "Mengzhou"?
Wie weit sind sie da inzwischen?
Wann soll der erste bemannte Flug stattfinden?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 11. April 2024, 17:09:17
Das wird derzeit auf seine Widerstandsfähigkeit gegen Hitze, Kälte, Vibration etc. getestet. Nach der Genehmigung für den Bau von für einen Flug ins All bestimmten Exemplaren dauert es anderthalb Jahre, bis ein Raumschiff fertig ist. Falls alle Testflüge perfekt ablaufen, was unwahrscheinlich ist, kann der erste bemannte Start 2029 erfolgen.

Die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) arbeitet jedoch derzeit an einer auskragenden Nutzlastverkleidung für die Changzheng 5. Diese Rakete erfüllt nicht die Sicherheitsbestimmungen für bemannte Flüge (das ist in China keine Frage der Genehmigung, sondern der technischen Voraussetzungen). Mit dieser Nutzlastverkleidung wäre es aber möglich, das Raumschiff unbemannt zu starten, an der Chinesischen Raumstation anzudocken, einen Testpiloten zusteigen zu lassen und etwas im erdnahen Orbit herumzukurven. Auch eine bemannte Landung könnte man auf diese Art ausprobieren. Das könnte bereits 2026 stattfinden und wäre eine Erklärung, warum sich Fei Junlong (https://de.wikipedia.org/wiki/Fei_Junlong) auf einen Flug mit dem Raumschiff vorbereitet. Der ist Jahrgang 1965 und für einen Flug zum Mond definitiv zu alt, aber als Testpilot könnte er durchaus noch fungieren. Sein Sohn ist mittlerweile erwachsen und käme notfalls auch ohne Vater aus.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 11. April 2024, 19:14:18
Erster bemannter Start frühestens 2029 und dann schon 2030 die bemannte Mondlandung (zu der es ja gebraucht wird!) ?
Sollte da nicht auch noch dazwischen eine bemannte Mondumkreisung stattfinden?
Wird das nicht etwas eng?
Allerdings hat es damals bei Apollo auch nur 9 Monate gedauert (Okt. 1968 - Juli 1969) inklusive Tests in LEO und Mondorbit.

Baut man in China nicht auch an einem "Starship"?
Gibt es diesbezüglich auch Pläne für Mondflüge?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 12. April 2024, 08:06:20
Der bemannte Start Mitte April 2029 ist für eine bemannte Mondumkreisung. Am 27. November 2028 startet die unbemannte Fähre und wird in einem rückläufigen Orbit von 200 x 5000 km um den Mond geparkt. Am 21. April 2029 um 12:36 MESZ wird der Orbit der Fähre auf eine Kreisbahn von 200 km Höhe abgesenkt, der am selben Tag um 15:18 MESZ erreicht wird. Das bemannte Raumschiff koppelt an die Fähre an. Zwei Mann der dreiköpfigen Besatzung klettern hinüber, testen die Systeme und klettern wieder hinaus. 24. April, Tag der Raumfahrt, landesweiter Jubel.

Am 25. April landet die Fähre unbemannt bei 0° östlicher Länge und 10° nördlicher Breite im Zentrum der erdzugewandten Seite des Mondes und setzt statt des Rovers einen bedingt mobilen Roboter ab, der an einer nicht von Treibmitteln kontaminierten Stelle in etwas Abstand von der Fähre in Multiplen von 3 Tagen (3, 6, etc.) mit einem Kernlochbohrer einen 10 m langen Bohrkern erbohrt. Wenn derselbe Bohrer wie bei Chang’e 5 verwendet wird, entspricht das etwa 8 kg Gestein. Der aufgewickelte, durch einen Aramidschlauch zusammengehaltene Bohrkern wird in der Fähre platziert. Rückstart in die Umlaufbahn, Ankoppeln, Hinüberklettern, Entnahme des Bohrkerns, Abkoppeln, Heimflug, Landung auf dem Ostwind-Landeplatz beim Kosmodrom Jiuquan. 1. Oktober 2029 Parade zum 80-jährigen Bestehen der Volksrepublik China, Karnevalswagen mit Modell der Landefähre.

Ende November 2029 Start der Landefähre für die bemannte Landung. Mitte April 2030 Start des bemannten Raumschiffs für die bemannte Landung. 24. April 2030 Wang Yaping meldet: „Ich habe den Mond betreten, fühle mich sehr gut“. Schallendes Gelächter im Raumfahrtkontrollzentrum Peking, landesweiter Jubel.

Während die NASA danach strebt, möglichst viele Menschen ins All zu bringen, versucht das Büro für bemannte Raumfahrt, möglichst wenig bemannte Flüge durchzuführen. Bei einer simplen Mondumkreisung wie Artemis 2 könnte die Mannschaft nichts tun, was Chang’e 2 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_2) nicht schon wesentlich besser gemacht hat. Dass die kosmische Strahlung ungesund ist, weis man auch so. Menschen einfach zum Spaß um den Mond herumzuschicken, nur damit man sagen kann, man war da, würde beim chinesischen Steuerzahler nicht gut ankommen.

Und nein, China arbeitet nicht an einem "Starship". Die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie arbeitet an der kerosin- (1. Stufe) und wasserstoffgetriebenen (2. und 3. Stufe) vollständig wegwerfbaren Trägerrakete Langer Marsch 9, die, da sie kein Gewicht mit Landebeinen und Treibstoff für den Rückflug vergeudet, eine Nutzlast von 50 t in einen Transferorbit zum Mond bringen kann. Damit soll Mitte der 2030er Jahre die Raumstation in einem entfernten rückläufigen Orbit um den Mond gestartet werden, ab 2060  dann die Module für die Bemannte Lunare Experimentierstation (nicht zu verwechseln mit der unbemannten Internationalen Mondforschungsstation).
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 13. April 2024, 13:06:57
Das mag im Augenblick durchaus so geplant sein, aber bei so zahlreichen Änderungen denen LM 9 in den letzten Jahren schon unterworfen war, wäre ich sehr zurückhaltend schon jetzt vorherzusagen, wie das in 35 Jahren (2060!) ausschauen wird.

https://www.nasaspaceflight.com/2023/04/cz-9-update (https://www.nasaspaceflight.com/2023/04/cz-9-update)

Sollte sich das Starship (nach dem offensichtlichen Erfolg von F9!) tatsächlich zu einem technischen und finanziellen Erfolg entwickeln (und i.A. sieht es doch durchaus so aus), so kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß China die nächsten Jahrzehnte bei den Wegwerfraketen stehen bleibt.
Und mit "China" meine ich auch die nichtstaatliche chinesische Raumfahrt!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 13. April 2024, 16:04:55
China bleibt nicht bei Wegwerfraketen stehen. Neben dem Raumgleiter (https://de.wikipedia.org/wiki/Chongfu_Shiyong_Shiyan_Hangtian_Qi#Wiederverwendbares_Raumtransportsystem) wird nächstes Jahr eine Rakete mit wiederverwendbarer Erststufe von 4 m Durchmesser ihren Erstflug absolvieren, 2026 eine solche mit 5 m Durchmesser. Aber das sind kommerzielle Raketen bei denen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit die Bremsung auf Infrastruktur am Boden verlegt wurde. Die Details findest Du hier:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg559793#msg559793 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg559793#msg559793)

(https://images.raumfahrer.net/up080747.jpg)
Bild: CALT

Beim Mond sprechen wir nicht von kommerziellen Satellitenstarts für Megakonstellationen, sondern von ernsthafter Raumfahrt. Wiederverwendbarkeit ist eine Vergeudung von Nutzlastmasse.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Prodatron am 13. April 2024, 21:45:14
Beim Mond sprechen wir [...] von ernsthafter Raumfahrt. Wiederverwendbarkeit ist eine Vergeudung von Nutzlastmasse.
Nur zum Verständnis:
Sind das Deine persönlichen Ansichten oder kommt das von der chinesischen Raumfahrtagentur (als untergeordnetem Organ des diktatorischem Regimes)? Daß Wiederverwendbarkeit KEINE Vergeudung von Nutzlastmasse ist, wissen wir seit knapp 10 Jahren, daher frage ich mich, was diese seltsamen Sprüche von Deiner Seite bezwecken sollen.
So Sätze wie "ernsthafte Raumfahrt" hört sich in dem Zusammenhang sehr nach Propaganda an, welche die westliche ins lächerliche ziehen möchte, auch wenn das angesichts des gewaltigen Erfolges absurd bzw. schon fast lustig erscheint.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 14. April 2024, 00:00:45
So wie es "SX-Fans" gibt, gibt es natürlich auch "China-Fans", das ist doch auch ganz natürlich.
Auch in China denkt man daran "unernste" Raumfahrt zu betreiben, bzw. Megakonstellationen aufzubauen.
Und ganz objektiv betrachtet geht Wiederverwendung erstmal tatsächlich auf Kosten der Nutzlast, zumindest kurzfristig. Der Gewinn liegt halt woanders (Unkosten, Resourcen, Zeitgewinn*, Sicherheit...). Ist halt eine Frage der Prioritäten. Was einen aber nicht daran hindern sollte wiederverwendbare Träger/Raumschiffe/Lander zu bauen. Falls dann im Einzelfall erwünscht oder erforderlich, kann damit dann immer noch im "Wegwerfmodus" geflogen werden, "quod erat demonstrandum"

* es mag länger dauern wiederverwendbare Raketen und Triebwerke zu entwickeln, bei der späteren Herstellung und Startfrequenz ergibt sich aber ein absoluter Zeitgewinn.

Das ist erstmal eine psychologische Frage. Man muß halt wie EM dran glauben können, daß die Technik tatsächlich funktioniert. Und daran sind auch jahrelang "alle Anderen" gescheitert. Jetzt, wo man sieht "es geht" und "es bringt was" werden es sicher auch die Chinesen machen, möglicherweise noch nicht bei der ersten bemannten Mondlandung und möglicherweise auch noch nicht bei der staatlichen Raumfahrt, aber das ist ja in Amerika auch nicht viel anders und wird wohl auf die Dauer auch nicht so bleiben.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 14. April 2024, 08:22:30
Beim Mond sprechen wir [...] von ernsthafter Raumfahrt. Wiederverwendbarkeit ist eine Vergeudung von Nutzlastmasse.
Nur zum Verständnis:
Sind das Deine persönlichen Ansichten oder kommt das von der chinesischen Raumfahrtagentur (als untergeordnetem Organ des diktatorischem Regimes)? Daß Wiederverwendbarkeit KEINE Vergeudung von Nutzlastmasse ist, wissen wir seit knapp 10 Jahren, daher frage ich mich, was diese seltsamen Sprüche von Deiner Seite bezwecken sollen.
So Sätze wie "ernsthafte Raumfahrt" hört sich in dem Zusammenhang sehr nach Propaganda an, welche die westliche ins lächerliche ziehen möchte, auch wenn das angesichts des gewaltigen Erfolges absurd bzw. schon fast lustig erscheint.

Das "CALT" unter dem Foto oben ist das englische Akronym für "China Academy of Launch Vehicle Technology (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie)", der Führungsgesellschaft der China Aerospace Science and Technology Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) für das Geschäftsfeld Trägerraketen. CASC ist ein Zentral Verwaltetes Unternehmen (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentral_Verwaltetes_Unternehmen), also ein Bestandteil des militärisch-industriellen Komplexes der Volksrepublik China. Das ist übrigens der Grund, warum sich China ein Mondprogramm leisten kann und die freie Welt nicht. Wenn sich die NASA eine Mondrakete kauft, wandert das Geld aus der Staatskasse in die Kasse von Privatfirmen. Wenn sich die CMSA eine Mondrakete kauft, wandert das Geld aus der Staatskasse in die Staatskasse.

Dass Wiederverwendbarkeit auf Kosten der Nutzlast geht, müsste eigentlich auch einem Humanisten klar sein. Selbst wenn man auf Landebeine verzichtet, wie auf dem Foto oben, benötigt eine wiederverwendbare Rakete Treibstoff zur Bremsung, also Masse, die man bei einer vollständig wegwerfbaren Rakete unter die Nutzlastverkleidung packen kann.

Bei ernsthafter Raumfahrt sprechen wir nicht nur von technischer Ernsthaftigkeit im Sinne von Sicherheit und Redundanz (sieh Dir mal die Grafik von dem Rettungsverfahren in #207 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12217.msg559251#msg559251) oben an), sondern von Ernsthaftigkeit der Absicht. Wenn man ganz genau weis, dass man ein Projekt niemals umsetzen wird, dann kann man der Phantasie freien Lauf lassen. Das was der Literaturwissenschaftler "willentliches Aussetzung der Ungläubigkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Willentliche_Aussetzung_der_Ungl%C3%A4ubigkeit)" nennt.

In der Volksrepublik China wird dagegen nicht per Präsidentenrede regiert, sondern in einem verbindlichen bürokratischen Verfahren. Es gilt Rechtssicherheit. Am 23. Januar 2004 genehmigte Premierminister Wen Jiabao das Mondprogramm der Volksrepublik China, mit dem man in mehreren genau definierten Schritten zu einer ständig bemannten Basis kommen will. Das ist keine Absichtserklärung, sondern ein gedrucktes, rechtsverbindliches Dokument. Seit 2013 hat China eine diametral entgegengesetzte Regierung. Wie in den USA Republikaner und Demokraten bekriegen sich in China Marktwirtschaftler und Planwirtschaftler. Die KPCh ist sich selbst Opposition genug. Nichtsdestotrotz wird das Mondprogramm weiterhin durchgezogen. Genau so, wie es 2004 beschlossen wurde. (Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass man sich das 2004 vorher gründlich überlegt hat und sich alle Beteiligten, unabhängig von ihrer politischen Einstellung, darüber einig sind, dass eine Mondbasis zweifellos eine gute Idee ist).

Den Grad der Ernsthaftigkeit kann man unter anderem am finanziellen Engagement festmachen. Nichts für ungut, aber wer schon mit den paar Milliarden Dollar für einen Raketenstart ein Problem hat, ist auf dem Mond fehl am Platze.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Prodatron am 14. April 2024, 12:57:52
Besten Dank @Regnart für diese wirklich gute Erläuterung!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: FlyRider am 14. April 2024, 14:26:13
Ich finde den Begriff „ernsthafte Raumfahrt“ eigentlich ganz gelungen.

Und genau das sehe ich auch am ehesten in China. In Europa interessiert sich genau genommen keiner für Raumfahrt (außer paar Freaks in irgendwelchen Internet -Foren).

Die USA sind komplett zerstückelt: Die NASA will Raumfahrt machen, kann aber nicht so richtig, weil der Politik letztlich Wirtschaftsförderung deutlich wichtiger ist als die Raumfahrt. Wichtig ist, dass die Firmen X und Y Kohle bekommen, was man mit dem Raketending dann machen kann ist eher wurscht, siehe SLS.

Artemis ist genau so ein gestückeltes Konstrukt, in dem man keinen roten Faden mehr erkennen kann. Rakete ja, HLS nein, na gut, dann doch irgendwie ein HLS, oder doch zwei, oder … das wird eh nix. Vermutlich werden sie am Mond landen, aber ob das diesmal wirklich mehr als „Flags and footprints“ werden wird? Ich glaub nicht.

Der Visionär Elon interessiert sich halt leider gar nicht für die Erforschung des Alls, er hat seine Mars – Vision und das wars. Dummerweise ist er vermutlich der Einzige, der das cool findet. Ich hab zumindest noch keinen gefunden, der umziehen würde…

Bleibt China. Die haben wirklich einen konkreten, fachlich fundierten und stark wissenschaftlich orientierten Plan, der vermutlich auch umgesetzt werden wird. Die Hintergründe hat Regnart ja ausreichend erklärt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 04. Mai 2024, 08:25:47
Die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) arbeitet jedoch derzeit an einer auskragenden Nutzlastverkleidung für die Changzheng 5. Diese Rakete erfüllt nicht die Sicherheitsbestimmungen für bemannte Flüge (das ist in China keine Frage der Genehmigung, sondern der technischen Voraussetzungen). Mit dieser Nutzlastverkleidung wäre es aber möglich, das Raumschiff unbemannt zu starten, an der Chinesischen Raumstation anzudocken, einen Testpiloten zusteigen zu lassen und etwas im erdnahen Orbit herumzukurven. Auch eine bemannte Landung könnte man auf diese Art ausprobieren. Das könnte bereits 2026 stattfinden und wäre eine Erklärung, warum sich Fei Junlong (https://de.wikipedia.org/wiki/Fei_Junlong) auf einen Flug mit dem Raumschiff vorbereitet. Der ist Jahrgang 1965 und für einen Flug zum Mond definitiv zu alt, aber als Testpilot könnte er durchaus noch fungieren. Sein Sohn ist mittlerweile erwachsen und käme notfalls auch ohne Vater aus.

Zhu Haiyang (https://www.gov.cn/yaowen/liebiao/202312/content_6920602.htm) von der Hauptentwicklungsabteilung der Akademie für Trägerraketentechnologie hat gestern präzisiert, dass die auskragende Nutzlastverkleidung der Changzheng 5 einen Durchmesser von 6,4 m haben wird:
https://weibo.com/7394207363/OcI332zPJ (https://weibo.com/7394207363/OcI332zPJ)

Da würde das Mengzhou-Raumschiff (und wohl auch die Lanyue-Fähre) problemlos hineinpassen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 09. Mai 2024, 11:01:42
Hier ein schon etwas älteres (9 Monate) aber sicher noch aktuelles sehr informatives Video über das chinesische bemannte Mondladeprogramm mit Vorstellung der einzelnen Komponenten und des geplanten Ablaufs, sowie Vergleich mit dem Apollo und Artemis-Programm.

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 09. Mai 2024, 16:46:55
Gegen Ende wird das Video ernsthaft veraltet. Die fünf "ILRS-Missionen" stammen noch aus dem Basisdokument der Internationalen Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation) von 2021. Eine Gründung einer Kooperationsorganisation für die ILRS wurde nie angekündigt, sondern nur vorgeschlagen. Der Vorschlag wurde nicht umgesetzt - der Aufbau der ILRS findet nun unter alleiniger Führung der CNSA statt.

Bei den technischen Aspekten herrscht Konfusion. Richtig ist, dass 2030 drei Personen zum Mond fliegen und zwei dort landen sollen. Das Mengzhou-Raumschiff ist aber für sieben Personen ausgelegt, die Lanyue-Fähre für vier. Wie ein Studioexperte beim Start von Chang'e 6 erläuterte, findet bei bemannten Mondmissionen kein Hohmann-Transfer statt, sondern ein Direktflug, was die Reisezeit verkürzt und das Gedränge in der Kapsel erträglich macht (es gibt nur eine Toilette für sieben Personen).

Ein Aufenthalt von wenigen Stunden auf dem Mond wäre theoretisch möglich, würde aber einen erhöhten Treibstoffbedarf bedeuten. Sowohl der Rendezvous-Orbit (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.12.005&lang=zh) als auch der Ladezyklus der Akkumulatoren in der Fähre (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.001&lang=zh) sind für Multiple von dreitägigen Aufenthalten (3, 6, 9) optimiert.

Die Trägerrakete Langer Marsch 10 wird 2027 ihren Erstflug absolvieren, Raumschiff und Landefähre aber wohl bereits 2026. Baubeginn für das blau eingerüstete Raumfahrzeugmontagegebäude hinter dem Wasserbüffel war diesen Januar, es sollte Ende 2025 fertig werden:

(https://images.raumfahrer.net/up080969.jpg)
Bild: Chinas Raumfahrt (https://m.weibo.cn/status/Ocjs6bbj8)

Mit der 6,4-m-Nutzlastverkleidung auf einer CZ-5B kann man Raumschiff und Fähre in einen erdnahen Orbit bringen, das Datum 2026 würde mit dem Verlauf der momentan durchgeführten Tests zusammenpassen. Wenn die Dinger schon im erdnahen Raum nicht funktionieren, braucht man sie mit der sündteuren CZ-10 gar nicht erst zum Mond zu schicken.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 09. Mai 2024, 20:08:58
Wie soll es nach der ersten (erfolgreichen) bemannten Landung weitergehen? In welchem zeitlichen Abstand sind dann Folgemissionen geplant?
Bei Apollo waren es ja etwa 2 Landungen pro Jahr (ausser 1970 bzw. Apollo 13) und bei Artemis sollen es maximal eine jährlich werden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 09. Mai 2024, 21:06:19
Dazu gibt es keinerlei Aussagen. Was ich Dir sagen kann, ist, dass die Raumfahrer diese Stellen von Interesse eine nach der anderen abarbeiten werden, sich von den äquatorialen Mare im Laufe der nächsten Jahrzehnte langsam in zerklüfteteres Gelände vorarbeitend:

(https://images.raumfahrer.net/up080971.png)
Bild: CSU (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002&lang=zh)

Das wird wahrscheinlich so laufen wie bei den Shenzhou-Missionen: alle zwei bis drei Jahre eine Mission, wobei es keine technologischen Wiederholungen, sondern eine ständige Steigerung des Schwierigkeitsgrads gibt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou#Missionen (https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou#Missionen)

Also 2030 zwei Personen auf dem Mond, 2032 drei Personen, 2034 vier Personen, 2036 vier Personen und ein Mobiles Mondlabor ...

Man beachte:
Die Landefähre kann nur während des Mondtages (14 Erdentage) auf der Mondoberfläche bleiben (Solarmodule und kein Kälteschutz). Das Mengzhou-Raumschiff kann bei voller Besatzung 21 Tage im Weltall operieren. Obwohl die An- und Abreise kürzer als die 5 Tage beim Hohmann-Transfer wird, wird man sicher nicht mehr als 9 Tage auf dem Mond bleiben, um bei einem Problem immer noch beim letzten Startfenster nach 12 Tagen abheben zu können. Ohne die Lunare Orbitalstation wäre die einzige Rettungsmöglichkeit, an der Chinesischen Raumstation eine Ersatzfähre angedockt zu lassen. Möglicherweise hatte man das bereits im Hinterkopf, als man das Erweiterungsmodul mit den vielen Koppeladaptern konzipierte.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 09. Mai 2024, 23:33:29
Danke Regnart.

Also wohl quasi Testflüge mit genügend Zeit dazwischen das Gelernte für den nächsten Flug erfolgreich umzusetzen und darauf aufzubauen. Ständige Verbesserung und Ausweitung.
Möglicherweise kommt ja irgendwann auch noch eine Art "Lunar-Gateway" dazu, an welcher Mengzhou anlegen kann, und das Mondlabor (mobil oder stationär) mit Kälteschutz und anderweitiger Energiequelle, um die Missionsdauer zu verlängern.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 10. Mai 2024, 08:41:05
Die Lunare Orbitalstation (月球轨道站 (https://weibo.com/5027345285/ObiTC5BmD)) in einem entfernten rückläufigen Orbit (https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit) war ursprünglich für Mitte der 2030er Jahre geplant, neben den Sicherheitsaspekten auch aus Kostengründen. Der Plan ist, mit einer Erdnah-Variante des Mengzhou-Raumschiffs, das ein kürzeres Servicemodul besitzt, und einer boosterlosen, zweistufigen CZ-10 zur Chinesischen Raumstation zu fliegen und von dort mit einer auf den Tiangong-Raumlabors (https://de.wikipedia.org/wiki/Tiangong) basierenden, wiederverwendbaren Fähre mit pumpengeförderten Hydrazintriebwerken (https://de.wikipedia.org/wiki/YF-Raketentriebwerke#Acht_Jahre_Neun_Triebwerke) zur Lunaren Orbitalstation weiterzufliegen, wo man in eine dort gewartete, wiederverwendete Lanyue-Fähre umsteigt. Die "space immigrants", von denen Zhang Qiao (https://baike.baidu.com/item/%E5%BC%A0%E5%B3%A4/61782162) hier spricht, sind keine Wirtschaftsflüchtlinge, sondern Raumfahrer auf Dienstreise zum Mond:

(https://images.raumfahrer.net/up080970.jpg)
Bild: CAST (https://spacenews.com/china-to-send-new-modules-and-co-orbiting-spacecraft-to-tiangong-space-station/)

Durch die Verzögerung bei der Changzheng 9 hat sich die Lunare Orbitalstation nun auf 2045 verschoben. Ein nuklear angetriebenes Mobiles Mondlabor für das zerklüftete Gelände jenseits der äquatorialen Mare ist beabsichtigt. Bei dem Geholper dort würden Solarmodule auch in der geringen Schwerkraft des Mondes rasch verbiegen und abbrechen. Das Problem ist, dass der dafür vorgesehene Stirling-Generator (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2024.01.013&lang=zh) auf der Raumstation deswegen besser läuft als das Vergleichsexemplar auf der Erde, weil sich die Kolben in der Schwerelosigkeit völlig frei und reibungslos bewegen können. Auf dem Mond gibt es erstens Schwerkraft, zweitens wackelt ein durch unkultiviertes Gelände fahrendes Auto auch bei langsamer Geschwindigkeit wild herum. Da ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 14. Juni 2024, 07:21:05
Auf den Bildern hier kann man den Baufortschritt an den Starteinrichtungen für die Changzheng 10 (links von der "Haupteisenbahnstrecke") gut sehen. Das schärfere Sentinel-Bild stammt vom 6. Mai, das pixeligere Jilin (https://de.wikipedia.org/wiki/Jilin_1)-Bild ist vom 11. Juni:
https://m.weibo.cn/status/OiRcVEc5e (https://m.weibo.cn/status/OiRcVEc5e)

Die von der Hauptstrecke rechts abzweigende Bahnlinie führt zu dem in #231 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12217.msg561444#msg561444) mit Wasserbüffel fotografierten Raumfahrzeugmontagegebäude für die kommerziellen Raketen mit 4,16 m und 5 m Durchmesser (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg559793#msg559793).
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 14. Juni 2024, 14:35:30
Passend zum Thema hat die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Tr%C3%A4gerraketentechnologie) am 14. Juni auf dem Raketenprüfstand in Yungang (https://de.wikipedia.org/wiki/Yungang_(Fengtai)#Raumfahrtstadt) im Südwesten von Peking ein Exemplar der 1. Stufe der Changzheng 10 getestet, von der Betankung über die Helium-Druckbeaufschlagung der Tanks bis zu einem Probelauf mit drei Triebwerken gleichzeitig (mehr waren nicht eingebaut) und Messung der Kraftübertragung auf den Boden des Kerosintanks:
https://m.weibo.cn/status/OiXEy6B6m (https://m.weibo.cn/status/OiXEy6B6m)

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 15. Juni 2024, 10:37:03
Hier ist ein ausführlicheres Video von dem Test:
https://weibo.com/6142289604/Oj5uOsFfK (https://weibo.com/6142289604/Oj5uOsFfK)

Laut dem Büro für bemannte Raumfahrt (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#B%C3%BCro_f%C3%BCr_bemannte_Raumfahrt) soll am selben Ort in naher Zukunft ein weiterer Test erfolgen, bei dem verschiedene Betriebsmodi für das Antriebssystem erprobt werden:
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202406/t20240614_55566.html (https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202406/t20240614_55566.html)

Da bei der Changzheng 10 mit den Boostern in der ersten Flugphase insgesamt 21 Triebwerke zur Verfügung stehen, kann der Leistungsabfall eines Triebwerks relativ einfach kompensiert werden. Notfalls, wenn ein Missionsabbruch per selbstständiger Landung nicht möglich sein sollte, warten die Raumfahrer in einem erdnahen Orbit auf Rettung mit dem auf dem Kosmodrom Jiuquan ständig bereitstehenden Shenzhou-Raumschiff (für maximal 3 Personen) oder lassen sich mit einem (recht mobilen) Tianzhou-Frachter zur Chinesischen Raumstation schleppen:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.005&lang=zh (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.005&lang=zh)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 24. Juli 2024, 14:24:24
Wieder ein Artikel in dem den Chinesen nachgsagt wird, daß sie massiv Partner suchen für ihre geplante Mondstation.
"...wir hoffen mit 50 Ländern zusammenzuarbeiten, indem wir 500 ausländische wissenschaftliche Forschungseinrichtungen und 5.000 Wissenschaftler dazu einladen mit uns die Mondstation zu bauen."

https://spacenews.com/china-wants-50-countries-involved-in-its-ilrs-moon-base (https://spacenews.com/china-wants-50-countries-involved-in-its-ilrs-moon-base)

@Regnart jetzt bist wiedereinmal du gefragt, was wir davon halten sollen!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 24. Juli 2024, 16:33:47
Natürlich sucht China nicht massiv Partner für die ILRS. Um es noch einmal zusagen, die Nutzlasten, unter anderem der schwedische Detektor für negative Ionen (https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/First_detection_of_negative_ions_on_the_Moon) der ESA bei Chang'e 6, fliegen bei der ILRS kostenlos mit. Das Labor für Tiefraumerkundung (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung) sucht nicht Partner, sondern gibt Wissenschaftlern, primär aus dem Globalen Süden bzw. Ländern, die mit der Volksrepublik China bereits im Rahmen der Neuen Seidenstraße (https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Seidenstra%C3%9Fe) zusammenarbeiten, die Gelegenheit, äußerst kostengünstig auf dem Mond Forschung zu betreiben. Das ist natürlich keine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern man hofft, aus den unterschiedlichen Kulturkreisen heterodoxen Input zu bekommen, und sei es nur durch kluge Fragen. Falls Du jemanden kennst, der Urdu spricht, Khurram Khurshid (https://www.ist.edu.pk/khurram-khurshid), einer der Väter von iCube-Q (https://www.ist.edu.pk/icube-q), erklärt das in diesem Video:



Dort lüftet er auch das Geheimnis um die unterschiedlichen Länderzahlen bei der ILRS. Unter anderem der Iran und die Mongolei sind über die Asia-Pacific Space Cooperation Organization (https://de.wikipedia.org/wiki/Asia-Pacific_Space_Cooperation_Organization) an der ILRS beteiligt, die beiden haben sich auch bei Chang'e 6 um den für die APSCO reservierten Nutzlastplatz beworben. Am Ende ist das pakistanische Institute of Space Technology (https://de.wikipedia.org/wiki/Institute_of_Space_Technology) aus dem Auswahlverfahren als Sieger hervorgegangen.

Das mit der ILRSCO war ein Vorschlag von 2023:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg550526#msg550526 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg550526#msg550526)

Mittlerweile arbeitet man ganz unbürokratisch mit einzelnen Ländern bei einzelnen Projekten zusammen, zum Beispiel mit Thailand bei Chang'e 8:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg560457#msg560457 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg560457#msg560457)

Letzteres ist übrigens eine neue Dimension. Wie der CNSA-Vertreter hier bei 21:00 erklärt, können sich Ausländer bei Chang'e 8 nicht nur mit Nutzlasten beteiligen, sondern auch auf Systemebene mitarbeiten:



Da hätten wir dann tatsächlich nicht nur kostenlose Mitflieger, sondern echte Partner, was natürlich eine technologische Zuverlässigkeit voraussetzt, die nicht bei allen Ländern gegeben ist.

Das mit der ILRS am Südpol stimmt einfach nicht. Chang'e 8, wo unter anderem der Landplatz für die nächste Komponente gepflastert werden soll, landet zwischen 80° und 85° südlicher Breite:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg561699#msg561699 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg561699#msg561699)

Da gibt es noch Tag und Nacht. Polarsommer und Polarwinter gibt es erst südlich von 85°.

Außerdem gibt es bei der ILRS keine 5 Missionen - das ist ein uraltes Konzept von 2021 - sondern 5 Arbeitsbereiche (Transport, Energie, Ingenieurwesen, Wissenschaft, Bodensegment), in denen es jeweils zahlreiche Missionen gibt (zum Bodensegment gehört unter anderem die Elsternbrücke-Konstellation (https://de.wikipedia.org/wiki/Elsternbr%C3%BCcke-Konstellation)):
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation#Struktur (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation#Struktur)

Generell ist zu sagen, dass Spacenews und Space.com anzeigenfinanzierte Schmuddelwebsites sind, von denen man sich fernhalten sollte. Seriöse Informationen zur chinesischen Raumfahrt finden sich unter anderem hier:
http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/ (http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/)

https://www.yhxb.org.cn/academic?columnId=&type=backissue&index=3&parentIndex=3&date=1721831246841&childId=&activeName=146347&year=2024&page=0&bannerId&lang=zh (https://www.yhxb.org.cn/academic?columnId=&type=backissue&index=3&parentIndex=3&date=1721831246841&childId=&activeName=146347&year=2024&page=0&bannerId&lang=zh)

http://journal26.magtechjournal.com/kjkxjs/CN/1000-758X/home.shtml (http://journal26.magtechjournal.com/kjkxjs/CN/1000-758X/home.shtml)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: rok am 24. Juli 2024, 19:23:59
http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/ (http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/)

gibt es auch auf englisch:

https://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/en/ (https://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/en/)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 25. Juli 2024, 07:41:00
Die Artikel in der Zeitschrift für Tiefraumerkundung sind auf Chinesisch, es gibt aber, wie bei den anderen beiden Zeitschriften oben, Englische Zusammenfassungen. Am besten liest man sich die durch und lässt dann Artikel, die einen interessieren, durch ein Übersetzungsprogramm laufen.

Eine gute Fachzeitschrift mit rein Englischen Artikeln ist „Space: Science & Technology“:
https://spj.science.org/index/space (https://spj.science.org/index/space)

Ye Peijian (https://de.wikipedia.org/wiki/Ye_Peijian), der mittlerweile 79 Jahre alte aber immer noch topfitte Chefredakteur, war der Chefkonstrukteur der ersten chinesischen Mondsonden und bei Chang'e 6 immer noch als Berater im Kontrollraum.

Wu Weiren (https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_Weiren), der Chefredakteur der Zeitschrift für Tiefraumerkundung, war 2010 bis 2022 Technischer Direktor des Mondprogramms bei der CNSA, seit 2022 ist er nun Leiter des Labors für Tiefraumerkundung.

Und „Chinesische Weltraumwissenschaft und -technologie“ ist die Werkzeitung der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie, also der Herstellerfirma der Raumsonden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie#Zeitschriften (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie#Zeitschriften)

Näher an der Realität ist nur noch CCTV :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 25. Juli 2024, 17:55:38
Weil wir gerade von seriösen Quellen reden, hier ist ein Artikel aus der Werkzeitung der Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Akademie_f%C3%BCr_Raumfahrttechnologie) zur Bemannten Lunaren Experimentierstation vom 8. Januar diesen Jahres:
http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230609 (http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230609)

Die Website ist sicher, man kann sich das .pdf bedenkenlos herunterladen. Direkt sichtbar, aber schwieriger lesbar ist die Mobilversion:
https://m.fx361.com/news/2024/0108/22886799.html (https://m.fx361.com/news/2024/0108/22886799.html)

Das Mobile Mondlabor der ersten Generation für den Einsatz auf den äquatorialen Maren hat nun sechs Räder:

(https://images.raumfahrer.net/up081906.jpg)
Bild: SAST (https://m.weibo.cn/detail/5059686603162230)

Die Mondnächte soll das Wohnmobil in unbemanntem Zustand mit Radionuklid-Heizelementen überstehen. Interessant ist auch die schrittweise Steigerung der auf dem Mond aktiven Raumfahrer von zwei auf vier.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 27. Juli 2024, 12:14:07
(https://images.raumfahrer.net/up080971.png)
Bild: CSU (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002&lang=zh)

Das wird wahrscheinlich so laufen wie bei den Shenzhou-Missionen: alle zwei bis drei Jahre eine Mission, wobei es keine technologischen Wiederholungen, sondern eine ständige Steigerung des Schwierigkeitsgrads gibt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou#Missionen (https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou#Missionen)

Also 2030 zwei Personen auf dem Mond, 2032 drei Personen, 2034 vier Personen, 2036 vier Personen und ein Mobiles Mondlabor ...

Laut dem oben verlinkten Artikel der Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie findet die Steigerung jetzt nicht mehr über die Personenzahl statt (die bleibt bis zu den ersten stationären Wohnmodulen 2045 bei 2), sondern über die Aufenthaltsdauer in Multiplen von 3 Tagen: 2030 drei Tage, 2032 sechs Tage, 2034 neun Tage. Eine Übernachtung auf dem Mond wird erst mit dem kleinen Kernkraftwerk möglich (in dem Artikel 40 kW elektrische Leistung), das als erste Komponente eines stationären CSS (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Raumstation)-Analogs, also ohne die Regolith-Überdachung, auf dem Mond errichtet werden soll.

Bis dahin arbeitet man mit Mobilen Mondlabors, mit denen auch die für eine Station in Frage kommenden Standorte näher untersucht werden sollen. Man hat sich jetzt auf das Mare Fecunditatis (https://de.wikipedia.org/wiki/Mare_Fecunditatis) (rechts) und den Oceanus Procellarum (https://de.wikipedia.org/wiki/Oceanus_Procellarum) (links von der Mitte) eingeschossen:

(https://images.raumfahrer.net/up081901.jpg)
Bild: CSU (https://weibo.com/7493416673/OkshzwSHf)

Als Grund werden neben dem flachen Terrain mit der relativ sicheren Landemöglichkeit auch die Vulkane mit eventuell später nutzbaren Lavaröhren sowie die Mondrillen (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondrille) angegeben, die von hohem wissenschaftlichen Wert sind. Außerdem lassen sich aus dem Basalt Metalle und Sauerstoff gewinnen. Dazu kommt noch, dass man in der Äquatorialregion nur geringen zeitlichen Beschränkungen für einen Rückstart unterworfen ist, während in den Polregionen die Startfenster sehr eng sind.

Die Module für die Mondstationen sollen eines Tages mit der Lunaren Frachttransportplattform (月球货运平台) abgesetzt werden, einer Weiterentwicklung des Chang’e-8-Landers.:

(https://images.raumfahrer.net/up081506.png)
Bild: HIT (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2024.05.013&lang=zh)

Bei den Mobilen Mondlabors will man aber nach dem Prinzip der Lanyue-Fähre arbeiten, mit einer unter dem Wohnmobil montierten Antriebsstufe, die knapp über der Mondoberfläche abgeworfen wird. Das Mondlabor legt den Rest des Weges dann im freien Fall zurück und fängt den Aufprall mit den Stoßdämpfern des Fahrgestells ab. Hier ein Test, noch mit der vierrädrigen Version:

(https://images.raumfahrer.net/up081908.png)
Bild: CAST (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013&lang=zh)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 27. Juli 2024, 12:34:16
Gibt es eine Begründung, warum nur alle 2 Jahre gelandet werden soll?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 27. Juli 2024, 17:23:24
Nein, die Häufigkeit der ersten Flüge ergibt sich aus der Unmöglichkeit der Beheizung während der Mondnacht und der Tatsache, dass das Mengzhou-Raumschiff nur 21 Tage autark, also nicht angekoppelt an eine Station, operieren kann, ganz abgesehen von der psychischen Belastung für die Person oder die Personen, die das Raumschiff hüten, während ihre Kollegen unten auf dem Mond aktiv sind. Eine intensivere bemannte Monderkundung ist erst ab 2045 mit der Lunaren Orbitalstation möglich. Die Zeit bis dahin muss man irgendwie totschlagen, ähnlich wie bei den Shenzhou-Raumschiffen die Zeit vom ersten bemannten Flug 2003 bis zur ersten CSS-Mission 2021.

Die Analogie ist verblüffend und geht von dem Mobilen Mondlabors als Entsprechung zu den Tiangong-Raumlabors (https://de.wikipedia.org/wiki/Tiangong) über die Bezeichnung der Stationsmodule bis hin zum Backup-Lebenserhaltungssystem im Wissenschaftsmodul (实验舱) der ersten Mondstation.

Es ist eine Grundregel bei der CMSA, dass man nicht ins All fliegt, um Präsenz zu zeigen. Dafür ist bemannte Raumfahrt zu gefährlich und zu teuer - bei der Monderkundung bis zur Inbetriebnahme der Lunaren Orbitalstation 3 Milliarden Yuan pro Mission (von der realen Kaufkraft her etwa 3 Milliarden Euro). Bei der Entwicklung des Mobilen Mondlabors scheint man schon recht weit zu sein. Aber wenn man bedenkt, dass man bei der Chinesischen Raumstation vom endgültigen Konzept bis zum Start des ersten Moduls 11 Jahre gebraucht hat (2010-2021), beim Mengzhou-Raumschiff ebenfalls 11 Jahre (2015-2026), würde ich das Wohnmobil nicht vor 2035 ansiedeln. Durch die in dem Artikel angesprochene, in nicht überspringbaren Schritten ablaufende Verlängerung der Aufenthaltsdauer ergeben sich die Termine 2030, 2032 und 2034. Wenn sich bei Trägerrakete, Raumschiff oder Landefähre bis 2030 Schwierigkeiten zeigen, wird der Zeitplan entsprechend komprimiert, wie ja auch die Montage der einzelnen Module der CSS ursprünglich zwei Jahre dauern sollte und dann durch den verzögerten Baubeginn wegen der Probleme mit der Changzheng 5 in anderthalb Jahren durchgeführt wurde. Dafür hat man ja den "Gummizug" von jeweils 2 Jahren zwischen den Mondmissionen.

Wenn die Mondlabors ab 2035 autonom über die Mare rollen, werden sich die Besuche dort zum Einsammeln der von ihnen voranalysierten, vorausgewählten und in ihrem Inneren aufbewahrten Bodenproben nach dem jeweiligen Sammelerfolg richten. Ab 2045 werden zunächst, analog zu Shenzhou 12 (https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou_12), zwei Personen einen Mondtag (13 Erdentage) im Wohnmodul (生活舱) der Station verbringen, um die Stromleitung zwischen Kernkraftwerk (月面核电站) und Station zu verlegen und die Systeme zu testen. Bei den nächsten beiden Missionen werden zwei Personen jeweils 40 Tage - nicht überlappend, sondern mit einer unbemannten Phase dazwischen - auf der Station verbringen. Beim regulären Betrieb der Station sind es dann ein- bis zweimal pro Jahr zwei Personen für jeweils 55 Erdentage, also zwei Mondtage. Die erste Ausgabe der Station wie hier auf dieser grafischen Darstellung wird die meiste Zeit unbewohnt sein:

(https://images.raumfahrer.net/up081910.jpg)
Bild: SAST (http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230609)

Erst danach kommt die in zwei Schichten von jeweils 6 Monaten ständig besetzte Station mit den "Flugplatzbunker"-Modulen, wo nicht  nur Sauerstoff und Wasser wiedergewonnen werden, sondern vor Ort Nahrung angebaut wird. Dort leben dann vier Personen, beim Schichtwechsel acht:

(https://spj.science.org/cms/10.34133/space.0154/asset/0c84067b-c80d-4d6a-a6cc-2608111061ac/assets/graphic/space.0154.fig.001.jpg)
Bild: ACC (https://spj.science.org/doi/10.34133/space.0154)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 28. Juli 2024, 00:06:53
Nein, die Häufigkeit der ersten Flüge ergibt sich aus der Unmöglichkeit der Beheizung während der Mondnacht und der Tatsache, dass das Mengzhou-Raumschiff nur 21 Tage autark, also nicht angekoppelt an eine Station, operieren kann, ganz abgesehen von der psychischen Belastung für die Person oder die Personen, die das Raumschiff hüten, während ihre Kollegen unten auf dem Mond aktiv sind. Eine intensivere bemannte Monderkundung ist erst ab 2045 mit der Lunaren Orbitalstation möglich. Die Zeit bis dahin muss man irgendwie totschlagen, ähnlich wie bei den Shenzhou-Raumschiffen die Zeit vom ersten bemannten Flug 2003 bis zur ersten CSS-Mission 2021.......

Danke, für die ausführliche Antwort!

Erschließt sich für mich aber nicht so ganz, wieso dies einen gravierenden Einfluß auf die "Häufigkeit" der ersten Missionen haben soll. Eher schon auf die "Dauer"!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 28. Juli 2024, 07:45:28
Ganz einfach weil es für Raumfahrer zu diesem Zeitpunkt nicht viel Sinnvolles zu tun gibt. Die Vorstellung von dem Geologen-Astronauten, der mit geschultem Auge ungewöhnliche Felsbrocken erkennt, die einem Roboter nicht auffallen würden, mag für die freie Welt zutreffen. In China ist man bei der Künstlichen Intelligenz schon wesentlich weiter. Der Kleinrover von Chang’e 6 besaß ein neuronales Netzwerk (https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnstliches_neuronales_Netz) und wurde von der kurzhaarigen Dame (https://xueshu.baidu.com/usercenter/paper/show?paperid=195d0ak0km480ca0362902200b090492&site=xueshu_se) bei 0:33 hier mit dem Schönheitsempfinden von menschlichen Fotografen trainiert:



Das Mobile Mondlabor findet unpassende Steine viel effizienter als Alexander Gerst. Bei den ersten Missionen geht es um Technologieerprobung. Man will sehen, wie die Mechanik unter Mondstaubbedingungen funktioniert, inwieweit sich die Module über die Jahre unterschiedlich tief in den Regolith senken, ob die flexiblen Tunnel (so etwas wie der Übergang zwischen Personenwagen bei der Eisenbahn) damit umgehen können und dergleichen mehr. Für die Zylinderstation wird eine Betriebsdauer von mindestens 10 Jahren angestrebt. Der Lander von Chang’e 3 ist jetzt seit zehneinhalb Jahren aktiv (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10699.msg564229#msg564229), und das mit einer beweglichen Klappe über dem Ultraviolett-Teleskop, die bei jedem Sonnenaufgang und jedem Sonnenuntergang betätigt wird. Inwieweit das mit herumwuselnden und Staub erzeugenden Raumfahrern auch funktioniert, muss man sehen.

Die ständige Präsenz von Raumfahrern wird erst bei den "Flugzeugbunkern" der Lunaren Experimentierstation nötig. Dort wird mit einem geschlossenen Lebenserhaltungssystem experimentiert, wo nicht mehr Essenspakete eingeflogen werden, sondern in einer ersten Stufe 30 %, dann 90 % aller Lebensmittel vor Ort erzeugt werden sollen. Die Aufgabe der Raumfahrer ist dort vor allem, ständig zu atmen und das Kohlendioxid zu erzeugen, mit dem die Pflanzen gefüttert werden (CO2 ist gut, CO2 ist lieb, CO2 ist schön):
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.016&lang=zh (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.016&lang=zh)

Bis 2055 braucht man Raumfahrer nicht wirklich und es wäre unsinnig, alle paar Monate Menschen auf den Mond zu schicken, nur um Menschen auf dem Mond zu haben. Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen der Volksrepublik China und der freien Welt: die NASA versucht, möglichst viele Menschen ins All zu bringen, das Büro für bemannte Raumfahrt (https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#B%C3%BCro_f%C3%BCr_bemannte_Raumfahrt) versucht, möglichst wenig Menschen ins All zu bringen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 02. August 2024, 07:41:10
Natürlich sucht China nicht massiv Partner für die ILRS. Um es noch einmal zusagen, die Nutzlasten, unter anderem der schwedische Detektor für negative Ionen (https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/First_detection_of_negative_ions_on_the_Moon) der ESA bei Chang'e 6, fliegen bei der ILRS kostenlos mit. Das Labor für Tiefraumerkundung (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung) sucht nicht Partner, sondern gibt Wissenschaftlern, primär aus dem Globalen Süden bzw. Ländern, die mit der Volksrepublik China bereits im Rahmen der Neuen Seidenstraße (https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Seidenstra%C3%9Fe) zusammenarbeiten, die Gelegenheit, äußerst kostengünstig auf dem Mond Forschung zu betreiben. Das ist natürlich keine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern man hofft, aus den unterschiedlichen Kulturkreisen heterodoxen Input zu bekommen, und sei es nur durch kluge Fragen.

Ein Beispiel für immateriellen Input ist das "Memorandum über eine Zusammenarbeit bei der Internationalen Mondforschungsstation", das Wu Weiren (https://de.wikipedia.org/wiki/Wu_Weiren), Leiter des Labors für Tiefraumerkundung, am 17. Juli mit Giuseppe Reibaldi (https://moonvillageassociation.org/profile/giuseppe.reibaldi/), dem Vorsitzenden des Wiener Monddorf-Vereins (https://moonvillageassociation.org/) unterzeichnet hat:
https://mp.weixin.qq.com/s/yj6vkB30c_D9cPS7kdur-Q (https://mp.weixin.qq.com/s/yj6vkB30c_D9cPS7kdur-Q)

(https://pbs.twimg.com/media/GT6pf19WcAAyXrp?format=jpg)
Bild: DSEL

Dieser Verein ist ein reiner Debattierclub, er kann nichts Materielles zur ILRS beitragen. Aber durch die hochkarätigen Vereinsmitglieder (Pascale Ehrenfreund (https://de.wikipedia.org/wiki/Pascale_Ehrenfreund) etc.) kommen vielleicht doch mal kluge Ideen von den Seitenlinien, ganz abgesehen davon, das die ehemaligen Vorsitzenden der osteuropäischen Raumfahrtbehörden im Verein sicher noch gut vernetzt sind und interessante Kontakte vermitteln können.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 02. August 2024, 09:17:15
(https://images.raumfahrer.net/up080971.png)
Bild: CSU (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.002&lang=zh)

... Man hat sich jetzt auf das Mare Fecunditatis (https://de.wikipedia.org/wiki/Mare_Fecunditatis) (rechts) und den Oceanus Procellarum (https://de.wikipedia.org/wiki/Oceanus_Procellarum) (links von der Mitte) eingeschossen:

(https://images.raumfahrer.net/up081901.jpg)
Bild: CSU (https://weibo.com/7493416673/OkshzwSHf)

Als Grund werden neben dem flachen Terrain mit der relativ sicheren Landemöglichkeit auch die Vulkane mit eventuell später nutzbaren Lavaröhren sowie die Mondrillen (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondrille) angegeben, die von hohem wissenschaftlichen Wert sind. Außerdem lassen sich aus dem Basalt Metalle und Sauerstoff gewinnen. Dazu kommt noch, dass man in der Äquatorialregion nur geringen zeitlichen Beschränkungen für einen Rückstart unterworfen ist, während in den Polregionen die Startfenster sehr eng sind.

Auch bei der Elsternbrücke-Konstellation (https://de.wikipedia.org/wiki/Elsternbr%C3%BCcke-Konstellation), die sowohl von der CMSA als auch von der CNSA genutzt wird (und selbstverständlich auch Raumfahrtbehörden anderer Nationen zur Verfügung steht) hat man sich jetzt für die Phase II (2045-2060) auf das Gebiet südlich von 60° nördlicher Breite (der obere Rand des Oceanus Procellarum) geeinigt:
http://journal26.magtechjournal.com/kjkxjs/EN/10.16708/j.cnki.1000-758X.2024.0034#1 (http://journal26.magtechjournal.com/kjkxjs/EN/10.16708/j.cnki.1000-758X.2024.0034#1)

Die Konstellation sieht dann so aus:

(https://images.raumfahrer.net/up081740.jpg)
Bild: CAST (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie)

Zu den Satelliten (ELFO steht für "Elliptical Frozen Orbit") kommen in dieser Phase zwei lunare Bodenstationen: eine an der Landestelle von Chang’e 8 (die erste Version der Internationalen Mondforschungsstation) und eine am Äquator auf der erdzugewandten Seite des Mondes (die Bemannte Lunare Experimentierstation). Die Ingenieurinnen und Ingenieure in der Hauptentwicklungsabteilung der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie gehen für Phase III der Elsternbrücke-Konstellation sicher davon aus, dass auf der Rückseite des Mondes eine dritte Station errichtet wird. Während in Phase I und II die Monderkundung durch staatliche Behörden betrieben wird, sollen in Phase III dann auch private Raumfahrtunternehmen (nicht zu verwechseln mit kommerziell orientierten GmbHs im Staatsbesitz (https://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_mit_beschr%C3%A4nkter_Haftung_(Volksrepublik_China)) wie ExPace (https://de.wikipedia.org/wiki/ExPace) oder Chinarocket (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinarocket)) die vom Staat aufgebaute Infrastruktur nutzen und auf dem Mond aktiv werden.

Anmerkung 1:
Letzteres ist nicht im Mondprogramm der Volksrepublik China (https://de.wikipedia.org/wiki/Mondprogramm_der_Volksrepublik_China) festgelegt, sondern eine tagespolitische Vorgabe von Premierminister Li Qiang (https://de.wikipedia.org/wiki/Li_Qiang) vom März 2024 ("wir fördern die Wirtschaft"). Das kann sich bis 2060 ändern und hängt auch davon ab, was private Raumfahrtunternehmen jenseits von Trägerraketen bis dahin leisten können.

Anmerkung 2:
Bei dem Artikel in der CAST-Werkzeitung vom 25. Juni handelt es sich um einen Beitrag im Rahmen eines vorgestern abgeschlossenen Ideenwettbewerbs (https://qqzjds.dsel.cc/news_sub?id=30) des Labors für Tiefraumerkundung zur Elsternbrücke-Konstellation. Es gibt auch andere Vorschläge zur Struktur der Konstellation, aber bei den gefrorenen elliptischen Orbits und den Lagrange-Punkten sind sich alle einig. Hier werden alternative Konzepte präsentiert:

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 15. August 2024, 16:38:53
Im englischsprachigen Internet werden wieder einmal wirre Informationen zur Elsternbrücke-Konstellation verbreitet. Hier ist der Originalartikel der Ingenieure vom Pekinger Forschungsinstitut für Telemetrie (http://www.brit.com.cn/international_en.html) der China Aerospace Science and Technology Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) und dem Forschungsinstitut für Bahnverfolgungs- und Kommunikationstechnik (https://de.wikipedia.org/wiki/Forschungsinstitut_f%C3%BCr_Bahnverfolgungs-_und_Kommunikationstechnik) der Volksbefreiungsarmee vom 31. Juli 2024:
https://www.sciengine.com/CJSS/doi/10.11728/cjss2024.03.2023-0129 (https://www.sciengine.com/CJSS/doi/10.11728/cjss2024.03.2023-0129)

Es handelt sich hier um einen weiteren Diskussionsbeitrag im Rahmen des am 31. Juli abgeschlossenen Ideenwettbewerbs. Die geostationären Tianlian-Relaissatelliten (https://de.wikipedia.org/wiki/Tianlian-Relaissatelliten) der CMSA, von denen es derzeit 6 aktive gibt, können untereinander kommunizieren, also Informationen rund um die Erde funken, und haben bei der Mission Chang’e 6 bereits Telemetrie, Bahnverfolgung und Steuerung der Sonde bis zu deren Eintritt in den Mondorbit übernommen (die ESA hatte mit ihren Bodenstationen nur einen Beobachterstatus):
https://www.stdaily.com/index/kejixinwen/202405/1ea1135dc7c14a9ea0c06ac54288d451.shtml (https://www.stdaily.com/index/kejixinwen/202405/1ea1135dc7c14a9ea0c06ac54288d451.shtml)

Das mit der Unzuverlässigkeit der argentinischen Regierung wird von den CAST-Ingenieuren in dem oben erwähnten Artikel genauso gesehen. Dort schlägt man vor, zunächst einen eigenen geostationären Satelliten bei 20,4° östlicher Länge zu stationieren, mit dem der Sichtbereich der Tiefraumstation Kashgar (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Deep-Space-Netzwerk#Tiefraumstationen) (76° Ost) nach Westen erweitert wird, ab 2060 dann einen weiteren geostationären Satelliten bei 171° östlicher Länge, mit dem der Sichtbereich der Tiefraumstation Giyamusi (https://de.wikipedia.org/wiki/Mengjiagang#Tiefraumstation_Giyamusi) (130° Ost) nach Osten erweitert wird. Diese beiden Satelliten sollen echte Tiefraumstationen werden, mit einem Antennendurchmesser von 18 m und einer Sendeleistung von 2 kW.

Der oben als "Cislunar Space Station" gekennzeichnete GEO-Satellit heißt auf Chinesisch "Interplanetarer Umsteigebahnhof" (行星际中转站), hier rot gekennzeichnet:

(https://pbs.twimg.com/media/FzAFofKXwBUb0bG?format=jpg)
Bild: DSEL/Andrew Jones

Das ist wörtlich zu nehmen. Zumindest einer dieser GEO-Satelliten soll zu einer Raumstation ausgebaut werden, wo modulare (Mars-)Raumschiffe montiert sowie mit Treibstoff und Versorgungsgütern beladen werden können (支持航天器在轨组装以及在轨补加,在特定空间位置上做好枢纽中转):
https://mp.weixin.qq.com/s?__biz=MzI5MjE0NzU2MQ==&mid=2649416435&idx=1&sn=14ce49140539a5b9b7f1dbadeb966bcd (https://mp.weixin.qq.com/s?__biz=MzI5MjE0NzU2MQ==&mid=2649416435&idx=1&sn=14ce49140539a5b9b7f1dbadeb966bcd)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 20. August 2024, 11:18:11
Um auf das Mobile Mondlabor zurückzukommen, hier ist ein Artikel des Landesverbands Jilin (https://de.wikipedia.org/wiki/Jilin) der KPCh über das dortige Bodensimulationslabor für Landmaschinen (existiert seit Ende der 50er Jahre (http://jlrbszb.dajilin.com/pc/paper/c/202406/06/content_51887.html)), wo in dem eingebetteten Video neben kleineren Rovern auch Räder für größere Fahrzeuge zu sehen sind:
https://news.sina.com.cn/zx/gj/2024-06-07/doc-inaxwxiy4109322.shtml (https://news.sina.com.cn/zx/gj/2024-06-07/doc-inaxwxiy4109322.shtml)

Um einen Eindruck von den Größenverhältnissen zu bekommen, hier ist ein Rad für die gegenwärtige Variante des Mondlabors. Auf der Anlage können Geschwindigkeiten bis 50 km/h getestet werden, bei einer ununterbrochenen Fahrt von bis zu 600 km:

(https://images.raumfahrer.net/up081904.jpg)
Bild: Bionik-Labor der Jilin-Universität (http://bionic.jlu.edu.cn/info/1024/1155.htm)

(https://images.raumfahrer.net/up081906.jpg)
Bild: SAST (https://m.weibo.cn/detail/5059686603162230)

Das ganz schwarze Rad oben hier war für die ursprüngliche Variante gedacht, darunter kann man noch Testräder mit anderen Profilen sehen (das sind verkleinerte Modelle):

(https://images.raumfahrer.net/up081907.jpg)
Bild: Bionik-Labor der Jilin-Universität (http://bionic.jlu.edu.cn/sysgk/dsj.htm)

(https://images.raumfahrer.net/up081908.png)
Bild CAST (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013&lang=zh)

Auf diesem Foto von der Testung des ersten Jadehasen kann man die Gesamtanlage sehen:

(https://images.raumfahrer.net/up081909.png)
Bild: Jilin-Universität (https://www.jlu.edu.cn/info/1111/32451.htm)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 10. September 2024, 16:26:34
Die Akademie für Flüssigkeitsraketentriebwerkstechnik hat heute auf dem Prüfareal Tongchuan (https://de.wikipedia.org/wiki/Akademie_f%C3%BCr_Fl%C3%BCssigkeitsraketentriebwerkstechnik#Gesch%C3%A4ftsbereiche) in Shaanxi (https://de.wikipedia.org/wiki/Shaanxi) einen Vakuumprüfstand für das (nicht regelbare) 80-kN-Hydrazintriebwerk in der Antriebsstufe der Lanyue-Fähre in Betrieb genommen:
https://weibo.com/5027345285/Owmxfj9sR (https://weibo.com/5027345285/Owmxfj9sR)

Das ist das einzelne untere Triebwerk hier:

(https://images.raumfahrer.net/up080214.png)
Bild: CMSA (https://www.cmse.gov.cn/dmt/tj/202308/t20230831_54228.html)

Die vier Triebwerke oben an der Fähre sind bewährte YF-36 (https://de.wikipedia.org/wiki/YF-36) mit einer zwischen 1,5 kN und 7,5 kN regelbaren Schubkraft, die seit Chang’e 3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_3) bei allen chinesischen Landern zum Einsatz kommen.

(https://images.raumfahrer.net/up081905.jpg)
Bild: CCTV (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10593940/content.html)

Die Parole oben am Prüfstand 1202 ist der im Parteiprogramm der KPCh festgeschriebene „Geist der bemannten Raumfahrt (https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China#Chinesische_Raumfahrtkultur)“ (载人航天精神 (https://baike.baidu.com/item/%E8%BD%BD%E4%BA%BA%E8%88%AA%E5%A4%A9%E7%B2%BE%E7%A5%9E)):

特别能吃苦 特别能战斗 特别能攻关 特别能奉献

"Wir können besonders gut Härte ertragen, wir können besonders gut kämpfen, wir können besonders gut Probleme lösen, wir können besonders gut dem Land Geschenke machen."

In diesem Video kann man sehen, wie es in dem innerhalb von 8 Monaten gebauten Prüfstand innen aussieht:

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 20. September 2024, 09:28:06
Die Wuchang Schiffbau Gruppe (http://www.wuchuan.com.cn/English/Groupsurvey/CompanyProfile/index.htm), eine Tochtergesellschaft der China State Shipbuilding Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_State_Shipbuilding_Corporation), die bereits die Marsschwerkraft-Simulationsanlage auf dem Mehrzweck-Versuchsgelände für Landungen auf fremden Himmelskörpern (https://de.wikipedia.org/wiki/Xiaonanxinbu#Wissenschaft_und_Technik) nordwestlich von Peking gebaut hat, hat jetzt den Zuschlag für eine neue, ähnlich konstruierte Mondschwerkraft-Simulationsanlage bekommen. Auf sechs in einem Kreis angeordneten Gittermasten ruht ein ringförmiger Querträger, an dem eine erste Plattform hängt, die sich mit den Steuerdüsen der Landefähre senkrecht und waagrecht mitbewegt, darunter dann eine zweite Plattform, die bei schnellen und kurzen Steuerbewegungen mitgeht:
https://weibo.com/5027345285/OxQfk7Qeu (https://weibo.com/5027345285/OxQfk7Qeu)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 29. Oktober 2024, 08:25:52
Die Tests mit den Prototypen des Mengzhou-Raumschiffs und der Lanyue-Fähre gehen gut voran. Die Rückkehrkapsel des Raumschiffs wurde zwecks Test von Fallschirmen und Airbags aus Transportflugzeugen hinausgeworfen, und die Trennung von Antriebsmodul und Mannschaftskabine der Landefähre funktioniert ebenfalls:
https://weibo.com/6142289604/ODKDpCMPH

Der fahrbare Starttisch für die Mondrakete Langer Marsch 10 ist im Bau:
https://weibo.com/6142289604/ODKzy9eh4

Bei dem Mondfahrzeug haben jetzt die Chinesische Akademie für Weltraumtechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie) mit einem traditionellen Rover im Apollo-Stil (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.011&lang=zh) und die Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Akademie_f%C3%BCr_Raumfahrttechnologie) mit einem wie ein Muldenkipper um die Längsachse verdrehbaren Rover (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.012&lang=zh) den Auftrag erhalten, je einen Prototyp herzustellen, die dann im direkten Vergleich miteinander getestet werden sollen. Der Bessere wird für die ersten Missionen gewählt:
https://weibo.com/6142289604/ODKxdwFBF
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 29. Oktober 2024, 10:47:29
Unter den am 8. August 2024 als vierte Auswahlgruppe in das Raumfahrerkorps der Volksbefreiungsarmee (https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrerkorps_der_Volksbefreiungsarmee) aufgenommenen 10 Raumfahrerkandidaten befinden sich 8 Raumschiffpiloten und 2 NutzlastexpertInnen (eine aus aus Hongkong, einer aus Macau). Anders als ursprünglich angekündigt (https://mp.weixin.qq.com/s/Y-4IIpwcm5T75ytTW8ip2g) ist kein Bordingenieur dabei. Die vierte Auswahlgruppe wurde speziell für bemannte Mondlandungen ausgewählt:
https://weibo.com/6142289604/ODKtq940u
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 29. Oktober 2024, 11:33:58
@Regnart
Wieso glaubst du, daß nur China in der Lage ist eine Mondstation zu errichten?

(Deine Antwort unter "Artemis Accords")
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 29. Oktober 2024, 11:52:43
Weil man in der freien Welt bislang noch nicht einmal erkannt hat, dass bemannte Landungen am Südpol technisch nicht möglich sind (die Oberfläche des Mondes ist fraktal - wo große Krater, da kleine Krater). Man hat weder das Problem erfasst, noch die Lösung verstanden (robotisch angelegte "Hubschrauberlandeplätze"). Und die ESA, die bei ihrem Moonlight-Programm von 400 Mondmissionen in den kommenden 20 Jahren ausgeht, ist nun völlig in die Irrationalität abgedreht:
https://www.space.com/europe-moonlight-program-lunar-navigation-communications

So wird das nichts.

Es ist für die Akzeptanz der Raumfahrt in der Öffentlichkeit nicht hilfreich, wenn man auf der Konkurrenz herumhackt. Von daher würde ich vorschlagen, wir verzichten auf die "ich bin besser als du"-Diskussionen und warten einfach bis 2030, um zu sehen, wie es dann um die Monderkundung steht.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Gecko. am 29. Oktober 2024, 14:26:18
Nun, ich finde es aber auch nicht hilfreich, den Westlichen pauschal zu unterstellen, sie hätten diverse Dinge grundsätzlich nicht durchblickt und zu behaupten, dass "bemannte Landungen am Südpol technisch nicht möglich sind ". Kannst Du das mal mit Quelle belegen? Klingt für mich schon sehr nach Verschwörungstheorie.
Ansonsten aber Danke für die CN-Meldungen, von denen wir ohne dich wohl wenig erfahren würden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 29. Oktober 2024, 16:57:56
Das Bild ganz oben auf dieser Seite:

(https://images.raumfahrer.net/up081901.jpg)
Bild: CSU (https://weibo.com/7493416673/OkshzwSHf)

Das sind die Stellen, bei denen das Zentrum für Projekte und Technologien zur Nutzung des Weltalls (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrum_f%C3%BCr_Projekte_und_Technologien_zur_Nutzung_des_Weltalls) nach sorgfältiger Abwägung aller Faktoren zu dem Schluss gekommen ist, dass dort bemannte Landungen technisch möglich sind. Dir wird wahrscheinlich auffallen, dass das mehr oder weniger das Apollo-Landegebiet ist.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Gecko. am 29. Oktober 2024, 17:36:10
Danke! Aber das sind für mich zwei paar Schuhe. Wenn der "Zentrum" feststellt, dass man dort landen kann (lesen kann ich das nicht, da glaube ich dir einfach mal), heißt das ja noch lange nicht im Umkehrschluss, dass an allen anderen Stellen "bemannte Landungen technisch nicht möglich sind", und damit grundsätzlich nicht am Südpol - ? Dieser Logik kann ich nicht folgen. Und wieso die Lösung "robotisch angelegte "Hubschrauberlandeplätze"" sein sollen, auch nicht. Wenn man Bulldozer sanft landen kann, dann doch auch Menschen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 29. Oktober 2024, 17:43:33
Weil man in der freien Welt bislang noch nicht einmal erkannt hat, dass bemannte Landungen am Südpol technisch nicht möglich sind (die Oberfläche des Mondes ist fraktal - wo große Krater, da kleine Krater). Man hat weder das Problem erfasst, noch die Lösung verstanden (robotisch angelegte "Hubschrauberlandeplätze"). Und die ESA, die bei ihrem Moonlight-Programm von 400 Mondmissionen in den kommenden 20 Jahren ausgeht, ist nun völlig in die Irrationalität abgedreht:
https://www.space.com/europe-moonlight-program-lunar-navigation-communications

So wird das nichts.

Es ist für die Akzeptanz der Raumfahrt in der Öffentlichkeit nicht hilfreich, wenn man auf der Konkurrenz herumhackt. Von daher würde ich vorschlagen, wir verzichten auf die "ich bin besser als du"-Diskussionen und warten einfach bis 2030, um zu sehen, wie es dann um die Monderkundung steht.


Beim letzten Absatz gebe ich dir recht,
und bei diesen "400" mußte ich beim ersten Blick auch erstmal schlucken, aber beim genaueren Überlegen erscheint diese Zahl von Mond-Missionen dann doch nicht so ganz unmöglich. Ist halt auch eine Frage, was man da so alles dazuzählt und zu was man diese Navigations- und Kommunikationssatelliten verwenden will. Auch eine wissenschaftliche Exkursion auf dem Mond mittels Rover ist ja schließlich eine "Mondmission" und bestimmt auf genaue Ortsbestimmung und Nachrichtenübermittlung angewiesen. Und auch wenn es erst in 10 Jahren eine bewohnte Mondstation geben sollte, wird sich dann in den folgenden 10 Jahren wahrscheinlich eine recht ausgebreitete Aktivität entwickeln.

 Was nun diese "technisch nicht möglichen bemannten Landungen am Südpol" angeht, bin ich ganz anderer Meinung. Das ist viel zu kategorisch. Vieles, was uns heute als undurchführbar erscheint, ist morgen alltäglich, gerade in der Raumfahrt (und gerade bei SpaceX  ;)).
Es mag sehr schwierig sein in der zugegebenermaßen sehr "unebenen/zerklüfteten" Südpolregion zu landen, aber das ist im Endeffekt nicht mehr, als eine technische Herausforderung. Schon so relativ primitive Sachen wie "punktgenaue Landung" und "entsprechende Konstruktion der Landebeine" können da sehr viel helfen. Auch in der  Südpolregion ist es nicht überall so schwierig zu landen. Eine sehr genaue Inspektion des geplanten Landegebietes mittels Orbiter und unbemannte Lander kann da sehr viel helfen. Und wenn du dir die 9 neugenannten Landegebiete für Artemis III anschaust, wirst du bemerken, daß man da schon recht genau hingeschaut hat um geeignete Stellen zu finden.

https://www.nasa.gov/news-release/nasa-provides-update-on-artemis-iii-moon-landing-regions

Ich bin überzeugt davon "das wird schon was"
Und wenn nicht "so", dann eben anders  ;)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 29. Oktober 2024, 17:54:34
@Gecko
Naja, zwischen "Bulldozern" und Menschen ist denn doch nochmal ein kleiner Unterschied.

Aber mit den Landegebieten geb ich dir voll recht. Und da sind die Chinesen wiedermal sehr schlau und stark im Kopieren!
"Da wo es vor 55 Jahren mit Apollo geklappt hat, werden wir es doch in 5 Jahren auch noch schaffen!"
Aber genau das will die NASA ja jetzt nicht (mehr!)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 29. Oktober 2024, 18:44:20
Wenn man Bulldozer sanft landen kann, dann doch auch Menschen.

Um alepus Kommentar näher auszuführen:
Wir haben den Zusammenhang zwischen Hindernisvermeidung und Treibstoffverbrauch bei der Bruchlandung von IM-1 schon mal diskutiert (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=19296.msg559199#msg559199). Beim Treibstoffverbrauch spielt natürlich auch das Gewicht eine Rolle. Hier siehst Du die 2028 startende Sonde Chang'e 8 (der Bulldozer wurde auf der Darstellung bereits ausgesetzt):

(https://images.raumfahrer.net/up080226.png)
Bild: CNSA (https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10392140/content.html)

Die hat mit rund 8 t ein doppelt so hohes Landegewicht wie die bisherigen, alle auf dem bewährten Chang’e-3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_3)-Bus basierenden Mondlander der CNSA. Dafür braucht Chang'e 8 auch zwei Haupttriebwerke und, wie HausD herausgefunden hat, 32 statt 28 Lageregelungstriebwerke (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg554383#msg554383). Es muss bei der Hindernisvermeidung einfach mehr Masse herumgewuchtet werden. Falls die Landung von Chang'e 8 zwischen 80° und 85° südlicher Breite gelingen sollte, wäre das schon eine Meisterleistung. Die Lanyue-Fähre (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12217.msg559251#msg559251) ist mit 9 t Landegewicht nochmal schwerer, und die angedachten Landefähren der Amerikaner um ein Vielfaches. Das geht definitiv nicht.

Der Trick besteht darin, die treibstoffintensive Hindernisvermeidung zu vermeiden, indem man in einer Gegend ohne Hindernisse landet, also entweder in den äquatorialen Mare-Regionen (die chinesischen Landestellen liegen alle zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite), oder eben auf Hubschrauberlandeplätzen (着陆垫, die Chinesen nennen das wirklich so). Mit einem Laser-Retroreflektor am Boden kann man beim Anflug die Position im Millimeterbereicht bestimmen, der Rest hängt von der Qualität der Triebwerkssteuerung ab. Bei Chang'e 6 wurde eine Landegenauigkeit von 5 cm erreicht, bei einer schweren Landefähre werden es wohl 10 cm sein.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 03. November 2024, 09:23:27
Hier ist eine künstlerische Darstellung zur Ressourcennutzung bei der Mission Chang'e 8:

(http://www.dsel.cc/ueditor-demo/ueditor/upload/image/20241101/1730425022260003051.jpg)
Bild: DSEL (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Raumfahrtbeh%C3%B6rde_Chinas#Labor_f%C3%BCr_Tiefraumerkundung)

Das 天上宫阙 rechts oben im Bild bedeutet "Kaiserpalast im Himmel", das Gebäude im Hintergrund. Die Chinesen fliegen zum Mond, um dort zu bleiben :D
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 03. November 2024, 13:42:31
"Die Chinesen fliegen zum Mond um dort zu bleiben"

Genaugenommen sind die Chinesen ja bereits seit ihrer ersten (unbemannten) Landung am 14.12.2013 auf dem Mond, da diese, und weitere, Lander/Rover immer noch da oben stehen und da auch nicht mehr weggehen.

Genauso wie 
UdSSR/Russland (Luna-2, 1959, erste weiche Landung Luna-9 31.01.1966),
Amerika (Ranger-4, 1962, Surveyor-1 erste weiche Landung 30.05.1966),
Japan (24.01.1990),
ESA (03.09.2006),
Indien (14.11.2008),
Israel (22.02.2019), 
Luxenburg (04.03.2022)

Um tatsächlich bemannt und beständig auf dem Mond zu bleiben, bedarf es allerdings noch viel mehr und das werden weder die Chinesen, noch eine andere Nation so schnell schaffen. Natürlich sind sowohl die chinesischen, wie die amerikanischen Pläne diesbezüglich schon sehr weit entwickelt, aber bis die mal tatsächlich umgesetzt sind, wird es sicher noch etwas länger dauern. (Besonders, wenn die Chinesen in Taiwan einen Atomkrieg provozieren sollten!)

Sorry für den letzten Satz, aber die diesbezüglichen Aussagen von Regnart haben mich doch nachhaltig geschockt!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 03. November 2024, 16:13:06
Da gibt es keinen Grund, schockiert zu sein. Das hatten wir alles schon 1958:
https://en.wikipedia.org/wiki/Second_Taiwan_Strait_Crisis

Der Wikipedia-Artikel ist aus amerikanischer Sicht geschrieben. Ich würde empfehlen, jeder geht jetzt zu seiner örtlichen Bibliothek und besorgt sich per Fernleihe das Standardwerk zur KPCh:

Stephen Uhalley Jr.
A History of the Chinese Communist Party
Hoover Institution Press, Stanford 1988

Dort wird auf die damalige Interaktion mit der Sowjetunion näher eingegangen. In Kürze: Mao ließ die Kinmen- oder auch Quemoy-Inseln (https://de.wikipedia.org/wiki/Kinmen) zwischen dem Festland und Taiwan beschießen, um die Amerikaner zu verleiten, China mit Matador-Marschflugkörpern (https://de.wikipedia.org/wiki/MGM-1_Matador) nuklear anzugreifen, was wiederum die Sowjetunion dazu gezwungen hätte, aufgrund eines Beistandspakts die USA nuklear anzugreifen. Mao sagte damals, dass China das problemlos überleben würde (die mongolische Yuan-Dynastie hat die chinesische Bevölkerung von 120 Millionen im Jahr 1279 auf 60 Millionen im Jahr 1368 halbiert, was der Grund für das Wirtschaftswachstum in der Ming-Dynastie war). Als Chruschtschow merkte, dass das absolut ernst gemeint war, hat er China die Freundschaft aufgekündigt.

Der einzige Unterschied zu damals ist, dass die Volksrepublik China heute nicht mehr auf eine Schutzmacht angewiesen ist, sondern selbstständig einen Atomkrieg führen kann.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 03. November 2024, 17:23:48
Ich bin überzeugt davon, daß China selbständig einen Atomkrieg führen kann. Was mich schockiert ist, daß sie es auch tun wollen! Und anscheinend ohne Rücksicht auf die weltweiten Folgen!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: einsteinturm am 03. November 2024, 17:51:31
Seid Ihr Euch sicher, dass die chinesische Führung einen Nuklearkrieg beabsichtigt? Wenn ja, woran macht Ihr das fest? M. E. sind bei solchen Themen praktisch alle Statements erstmal Worte. Was alles so geplant ist bei den Nuklearmächten, das wäre sicher gruselig zu wissen, aber was man wirklich beabsichtigt, steht bestimmt nicht im Internet.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 03. November 2024, 18:13:12
"beabsichtigt" wohl (hoffentlich!) nicht, aber wie ich aus Regnarts Worten entnehmen muß, nehmen sie ihn wohl billigend in Kauf, um Taiwan zu übernehmen/wiedereinzugliedern, sogar auf die Gefahr hin ihre eigene Ostküste einzuäschern/"umzupflügen"!
Daß dann das Ganze nicht nur regionale und nicht nur kurzfristige Probleme, auch für die Raumfahrt(!) verursachen würde, scheint die Chinesen nicht weiter zu berühren.
(Orginalton Regnart: "die Chinesen sehen Atombomben recht entspannt", "Atomkrieg ist machbar", "...Atomsprengköpfe...für den Einsatz gedacht")

Aber diese Diskussion hatten wir vor kurzem schon im "militärischen Faden" und auch da war sie schon OT
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 03. November 2024, 19:08:33
Wir haben es hier mit einem semiotischen (https://de.wikipedia.org/wiki/Semiotik) Problem zu tun - man will in der freien Welt nicht wahrhaben, dass die Chinesen genau das meinen, was sie sagen. Der Russe droht, der Chinese macht. Weder Xi Jinping, noch Zhang Youxia (https://de.wikipedia.org/wiki/Zhang_Youxia) (die Nr. 2 in der Hierarchie und der Mann, der den symbolischen Knopf drücken würde) sind blutrünstige Psychopathen. Wenn sich ein Weltkrieg vermeiden lässt, werden sie ihn vermeiden. Um die Regenzeit zu umgehen, wird Taiwan, falls es sich nicht friedlich anschließt, im Frühjahr 2027 besetzt. Wenn die freie Welt klug ist, wird sie es bei diplomatischen Protesten und Wirtschaftssanktionen belassen. Wenn sie nicht klug ist, passiert das:



Der erste Start ist eine vom Kosmodrom Taiyuan gestartete Ziel-Interkontinentalrakete, der zweite Start eine vom Abfangraketen-Testgelände Korla in Xinjiang gestartete Antirakete vom Typ Hongqi 19 (https://de.wikipedia.org/wiki/HQ-9#Varianten_der_Volksbefreiungsarmee). Bei 1:48 kann man den zweiten Start in real sehen.

Der im militärischen Faden erwähnte ICBM-Test (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=3958.msg566635#msg566635) ist sehr, sehr ernst zu nehmen. In der freien Welt hat man das aber nicht verstanden, sondern fabuliert von "internationalem Recht". Das Problem dabei ist, dass das internationale Recht kein Naturgesetz ist, sondern eine Privatvereinbarung, von der die chinesische Regierung wenig und das chinesische Volk gar nichts hält.

Man kann 1,4 Milliarden Menschen durchaus ignorieren. Aber davon gehen die 1,4 Milliarden Menschen nicht weg, und die Faktoren, die die 1,4 Milliarden Menschen zu ihren Handlungen veranlassen, gehen auch nicht weg. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen, aber irgendwann dringt die objektive Realität in die bildungsbürgerliche Filterblase ein. Ruhe sanft.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 03. November 2024, 19:31:01
Also "pures Recht des Stärkeren"

Bzw. Alles was sich die Chinesen einbilden und machen, muß der Rest der Menschheit akzeptieren, ganz einfach weil sie so viele sind und jetzt auch die Atombombe haben?
Sind ja tolle Aussichten!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 03. November 2024, 19:44:51
So ist das nun mal. Was Du persönlich tun kannst, ist, im Alltag auf chinesische Produkte zu verzichten. Das ändert zwar nichts an der objektiven Realität, aber Du hast zumindest subjektiv das Gefühl, den verbrecherischen Schurkenstaat nicht auch noch unterstützt zu haben.

Jeder weiß, dass Volkswagen in Shanghai eine große Fabrik hat. Ein anständiger Mensch fährt keinen VW. Wer VW fährt, ist kein anständiger Mensch.

Kauf nicht beim Chinesen!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 03. November 2024, 22:12:48
Kann ja durchaus verstehen, daß die Chinesen so großes Interesse an Taiwan haben und wäre ja nicht so ein Riesenproblem, wenn sich die Taiwaner und Amerikaner das so einfach gefallen lassen würden!
Aber leider habe ich halt so das dumpfe Gefühl, daß die nicht so gerne fast die gesamte Chipproduktion in China haben wollen!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Nitro am 03. November 2024, 22:38:02
Es wäre schön, wenn wir hier wieder zu Raumfahrt und zum eigentlichen Threadtitel zurückfinden würden.

Auch bitte ich es zu unterlassen, hier persönlich zu werden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 27. November 2024, 12:35:56
Kurzes Video zur geplanten ersten bemannten Landung

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 28. November 2024, 11:21:40
Das Video ist etwas unglücklich. Bei den Raumanzügen ab 0:12 handelt es sich um eine überholte Version, noch mit dem langen Tornister des Feitian-Anzugs (https://de.wikipedia.org/wiki/Feitian_(Raumanzug)). Bei 1:30 kann man dann sehen, dass die neuen, kurzen Tornister nötig sind, damit die Raumfahrer bequem auf den Autositzen Platz finden. Wichtig ist die Routenplanung für die erste, dreitägige Mission ab 1:04 (第一天 = 1. Tag, 第二天 = 2. Tag etc.).  Die Sache mit den "einigen Stunden Aufenthalt auf der Mondoberfläche" wäre damit endgültig in den Bereich der Legenden verbannt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 02. Dezember 2024, 07:24:58
Auf diesem Screenshot kann man die Aktivitäten während des dreitägigen Aufenthalts besser sehen

(https://images.raumfahrer.net/up081903.jpg)
Bild: CMSA (https://user.guancha.cn/main/content?id=1336337)

Am 1. Tag muss die chinesische Fahne gehisst sowie der Rover abgeladen und entfaltet werden, daher nur ein kleinerer Ausflug. Am 2. Erdentag kann man sich ganz der Erkundung widmen. Durch die oben auf der Landefähre und dem Rover angebrachten Antennen beträgt die Funksichtweite 10 km, aus Sicherheitsgründen sind jedoch nur Ausflüge in einem Radius von 5 km erlaubt. So weit ist der gelbe Punkt rechts unten von der Fähre entfernt.
Am 3. Tag müssen nach einem kürzeren Ausflug die Vorbereitungen für den Rückstart getroffen werden. Bei den unbemannten Probenrückführsonden Chang’e 5 und Chang’e 6 dauerte der Countdown für den Start der Aufstiegsstufe (https://journal26.magtechjournal.com/kjkxjs/CN/10.16708/j.cnki.1000-758X.2024.0069) viereinhalb Stunden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 04. Dezember 2024, 14:46:14
Über der Internationalen Mondforschungsstation der CNSA kann man auf diesem Bild von der Luft- und Raumfahrtausstellung Zhuhai (12.-17. November 2024) die für 2045 geplante Lunare Orbitalstation der CMSA sehen:

(https://images.raumfahrer.net/up081858.jpg)
Bild: DSEL (http://www.dsel.cc/#/spaceFile/index)

Wenn man das Bild vergrößert, kann man erkennen, dass in der Mitte zwei Lanyue-Fähren (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12217.msg559251#msg559251) zur Reinigung, Wartung und Betankung angekoppelt sind. Links an der Raumstation angekoppelt ist eine aus den Tiangong-Raumlabors (https://de.wikipedia.org/wiki/Tiangong) abgeleitete Pendelfähre für den Transport der auf der Chinesischen Raumstation im erdnahen Orbit zugestiegenen Raumfahrer. Was sich hinter der Lunaren Orbitalstation schräg annähert kann man nur vermuten. Eventuell sind das frische Antriebsmodule für die Landefähren:

(https://images.raumfahrer.net/up081902.jpg)
Bild: DSEL

In Wahrheit kreist die Lunare Orbitalstation natürlich nicht so dicht über dem Mond, sondern in einem entfernten rückläufigen Orbit, einer Ellipse mit Achsen (nicht Bahnhöhen!) von 76.900 km und 96.100 km:
https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit#Zuk%C3%BCnftige_Anwendungen

Eigentlich müsste an mindestens einer der beiden Lanyue-Fähren bereits ein Antriebsmodul anmontiert sein, damit sie bei einem Ausfall der Fähre der auf dem Mond befindlichen Raumfahrer die Leute zurückholen kann (das ist einer der Gründe (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.001&lang=zh), warum man es bis zur Inbetriebnahme der Lunaren Orbitalstation nicht eilig hat, jedes Jahr eine bemannte Mondmission durchzuführen). Möglicherweise hat das Symmetriegründe - der entfernte rückläufige Orbit funktioniert so richtig eigentlich nur für ausdehnungslose Massenpunkte - oder man wollte die Sache für die Ausstellung einfach nicht zu kompliziert machen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 22. Dezember 2024, 12:23:59
Auf diesem Video vom Kosmodrom Wenchang kann man bei 0:48 sehen, dass das Raumfahrzeugmontage-Doppelhaus für die Changzheng 10 (rechts von den beiden weißen "Hochhäusern" für die Changzheng 7 und die Changzheng 5) schon zwei Drittel der Höhe erreicht hat:



Die Changzheng 10 ist mit fast 92 m in der Personenausführung rund 30 m höher als die anderen beiden Raketentypen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 22. Dezember 2024, 17:23:38
Sicher nicht ohne Fehler (Regnart kann uns dazu sicher mehr sagen!), aber trotzdem ne schöne Zusammenfassung was da so geplant ist.

Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 22. Dezember 2024, 19:33:30
Meine Notizen zu den Dingen, die in diesem Video veraltet und falsch sind, umfassen eine DIN-A4-Seite. Es wäre am besten, wenn ein Moderator den Beitrag #281 und diesen hier einfach löscht. Alles was es zum bemannten Monderkundungsprogramm der Volksrepublik China seriös zu sagen gibt, steht hier in diesem Faden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Gecko. am 23. Dezember 2024, 11:42:13
Dann nutze doch Deine Liste, teile sie uns mit und korrigiere das Video hier, damit wäre allen mehr geholfen als durch Zensur unerwünschter Posts.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 23. Dezember 2024, 11:53:38
Ja, finde ich auch! Wäre doch schön, wenigstens die Hauptfehler hier einsehen zu können!
Glaube durchaus, daß hier im Faden schon alles drin steht, und wir sind dir Regnart auch sicher alle überaus dankbar für all deine diesbezügliche Arbeit, aber sind halt inzwischen 12 volle Seiten!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: DF2MZ am 23. Dezember 2024, 12:30:25
Also ich hätte auch nicht die geringste Lust fehlerhafte Youtubereien zu korrigieren. Davon schwirrt einfach zuviel herum. Ich würde vielmehr anregen nicht einfach alles zu posten was einem über den Weg läuft, sondern nur das was man selber versteht und verifizieren kann.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 23. Dezember 2024, 13:01:36
Ganz genau. Hier nur die Fehler in der ersten Minute des Videos:

- Das Bild bei 0:29 zeigt Uralt-Anzüge.

- Die CMSA wird nicht 2029 sondern 2030 auf dem Mond landen.

- Das hat nichts mit dem 80. Geburtstag der Volksrepublik China zu tun. Eben um jegliche derartige Assoziation zu vermeiden, wird die Zahl 2029 von offiziellen Stellen nicht genannt.

- Die KPCh hält sich völlig aus der Terminplanung heraus. Das ist diametral entgegengesetzt zu Kennedys 1969 und Trumps 2024. Die Zeitangabe "bis 2030" wurde nicht von Politikern in die Welt gesetzt, sondern von Journalisten durch beharrliches Nachfragen von Ingenieuren in Erfahrung gebracht.


Raumfahrer.net ist eine Fansite und ich möchte niemandem den Spaß am Hobby verderben. Aber in diesem postfaktischen Zeitalter ist es nicht hilfreich, wenn in Beitrag #281 der Unsinn mit dem Aufenthalt von einigen Stunden auf der Mondoberfläche verbreitet wird, obwohl in Beitrag #278 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=12217.msg569307#msg569307), also kurz darüber, die Routenplanung für den in Wahrheit dreitägigen Aufenthalt erläutert wird.

Hier der chinesische Mondanzug:



Es müsste eigentlich selbst einem Amerikaner auffallen, dass der Helm keine Scheinwerfer hat und oben vergoldet ist. Der Anzug ist also nicht für den Südpol, sondern für den Äquator gedacht. Hier zum wiederholten Mal die Landestellen:

(https://images.raumfahrer.net/up081901.jpg)
Bild: CSU (https://weibo.com/7493416673/OkshzwSHf)

Die liegen alle zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite. Nix Südpol.

@ alepu
Das Wahre vom Absurden zu unterscheiden ist eigentlich ganz einfach. Wenn im Titel eines Artikels oder Videos "China" anstatt "CMSA", "CAST" oder was auch immer steht, handelt es sich um Raumfahrt-Pornografie. Dann musst Du ganz schnell wegklicken und die Browserchronik löschen. Auf gar keinen Fall weiterverbreiten!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 23. Dezember 2024, 14:30:21
Regnart und DF2MZ haben natürlich von ihrer Warte aus gesehen auch recht, aber wir sind hier halt weder alle Wissenschaftler noch alle Experten.
Das Video war als grobe Zusammenfassung und Diskussionsanregung gedacht, was ja auch erreicht wurde.
Es war von vorneherein klar, daß da reichlich Fehler drin sind, daher ja auch die Bitte an Regnart. 
Wenn ich das Alles selbst so 100%ig verstehen und verifizieren könnte, bräuchte ich mich hier im Forum nicht beteiligen, sondern könnte mich auf "Fachliteratur" beschränken. Gerade aus der Diskussion erwächst die Erkenntnis.
Ist mir klar, daß die Routenplanung vor kurzem geändert wurde, aber das Video ist eben auch nicht hochaktuell und wohl auch nicht von einem Wissenschaftler. Ausserdem besteht wohl durchaus die Möglichkeit, daß bis 2030 diese Routenplanung nochmal geändert wird, ebenso wie sie ja auch diesmal geändert wurde. Auch die Anzüge werden sich wohl noch ändern, kann mir zumindest nicht vorstellen, daß die Chinesen 2030 mit 6 Jahre alten Anzügen auf dem Mond landen.
Gerade in der Raumfahrt ist sicher nichts in Stein gemeißelt, speziell wenn es um die Zukunft geht.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Gecko. am 23. Dezember 2024, 14:45:56
Wenn ich das Alles selbst so 100%ig verstehen und verifizieren könnte, bräuchte ich mich hier im Forum nicht beteiligen, sondern könnte mich auf "Fachliteratur" beschränken. Gerade aus der Diskussion erwächst die Erkenntnis.
Genau das wollte ich eben auch schreiben.
Dies ist doch ein Diskussionsforum, kein Ort, an dem nur verifizierte Fachaussagen zitiert werden dürfen. In der Raumfahrt ist vieles spekulativ und ändert sich ständig; bei Planungen vor allem über Jahrzehnte gibt es keine "ewigen Weisheiten".

Und gerade bei chinesischen Projekten glaube ich noch lange nicht alles, was offiziell verkündet wird. Auch ich bin Regnart sehr dankbar für die Infos, zu denen wir sonst wohl kaum Zugang hätten. Aber ob zB die "Partei" sich da komplett raushält kann wohl von hier überhaupt niemand verifizieren. China ist ein staff zentral geführtes Regime, in den letzten Jahrzehnten nur immer stärker, daher kann ich mir kaum vorstellen, dass die generelle Raumfahrtpolitik, die ja auch ein Ziel für China als Nation hat, davon ausgeschlossen sein soll.

(Im Umkehrschluss wäre das so, als würde der sinnfreie BILD-Artikel von letzter Woche dazu führen, dass wir hier nur noch offizielle SpaceX-Statements posten dürften und alles, was darin erzählt wird, als einzige Wahrheit an erkennen müssten)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: rok am 23. Dezember 2024, 15:19:59
Ihr (beide) seht also nicht ein, dass Fachleute sinnvolleres zu tun haben, als den hier bewusst reingesetzten Müll zu korrigieren.
Das finde ich bedauerlich - höflich ausgedrückt.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 23. Dezember 2024, 17:04:53
Fragen zur chinesischen Raumfahrt beantworte ich gerne, aber ich habe wirklich Besseres zu tun, als die selben Dinge immer wieder zu erklären. Obiges Video startet beim falschen Ausgangspunkt - Weltraumrennen sind in China seit 1966 verboten (daher die Sprachregelung "chinesischer Rekord" bei dem neuen Weltrekord für Außenbordeinsätze (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=20286.msg569890#msg569890) - und biegt dann falsch ab (zum Südpol). Das gesamte Video ist von Anfang bis Ende jugendgefährdender Unsinn und hätte von den Youtube-Administratoren schon längst gelöscht werden müssen.

Das mit dem dreitägigen Aufenthalt wurde nicht vor kurzem geändert, sondern ergibt sich aus der Kombination von Bahnhöhe/Umlaufzeit des Mutterschiffs und der Eigenrotation des Mondes, genauso wie die Startfenster für die schnellen Flüge von Baikonur zur ISS. Wie in Abbildung 4 in diesem seriösen Artikel (kein "China" im Titel!) zu sehen ist, haben sich nach drei Tagen die Sinuskurven des Orbits, die man auf dem großen Bildschirm im Kontrollraum sehen kann, soweit verschoben, dass das Mengzhou Raumschiff wieder über der alten Stelle ist und das Koppelmanöver mit minimalem Zeit- und Treibstoffaufwand möglich ist:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.12.005&lang=zh
(Das Link braucht manchmal etwas, bis es lädt. Geduld!)

Daher beträgt bei den folgenden Missionen in der ersten Hälfte der 2030er Jahre die Aufenthaltsdauer auch immer ganzzahlige Vielfache von 3, also 6, dann 9.

Bei den Anzügen wird ständig am Gewicht gefeilt (daher gibt es im Raumfahrer-Ausbildungszentrum eine Vielzahl von Anzügen, von denen jederzeit einer ins All gebracht werden kann), die grundsätzliche Konstruktion wird jedoch nicht geändert, und das Ziel, für das sie konstruiert sind - Äquatorregion der erdzugewandten Seite - wird auch nicht geändert. Die Raumfahrer:innen, die 2030 auf dem Mond landen, tragen selbstverständlich keine 6 Jahre alten Anzüge, sondern unmittelbar vor der Mission für sie persönlich geschneiderte Maßanfertigungen. Bei Kosten von 3 Milliarden Yuan pro Mission sind 30 Millionen für einen Anzug Peanuts.

Bei chinesischen Projekten ist das, was ausländische Beobachter ohne Sprach- und Landeskenntnis glauben oder nicht glauben absolut irrelevant. Relevant ist einzig und allein, was die chinesischen Behörden, die chinesischen Staatsmedien und chinesische Fachzeitschriften mit Peer Review veröffentlichen. Der Chinese sagt zwar nicht immer alles, was er meint, aber er meint, was er sagt.

Die Volksrepublik China ist ein zentral geführtes Regime und die China Aerospace Science and Technology Corporation (https://de.wikipedia.org/wiki/China_Aerospace_Science_and_Technology_Corporation) ist ein Zentral Verwaltetes Unternehmen (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentral_Verwaltetes_Unternehmen). Die KPCh - in diesem Fall Xi Jinping persönlich - stellt über die Raumfahrttraum-Doktrin (https://de.wikipedia.org/wiki/Raumfahrt_der_Volksrepublik_China#Chinesischer_Traum_und_Raumfahrttraum) ("Raumfahrt ist Staatsräson") sicher, dass für Nationale wissenschaftlich-technische Großprojekte (https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_wissenschaftlich-technische_Gro%C3%9Fprojekte#Raumfahrt) de facto unbegrenzte Mittel zur Verfügung stehen. Es kostet, was es kostet, es dauert, so lange es dauert.

Xi Jinping ist, wie viele ältere Chinesen, seit dem 24. April 1970 (https://de.wikipedia.org/wiki/Dong_Fang_Hong_I) bekennender Raumfahrt-Fan und in seiner Funktion als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_Milit%C3%A4rkommission) der oberste Chef der bemannten Raumfahrt (für die unbemannte Raumfahrt ist der Premierminister zuständig). Eben weil er, im Gegensatz zu Donald Trump, etwas von seinem Hobby versteht, hütet er sich, terminliche Vorgaben zu machen. Jiang Zemin (https://de.wikipedia.org/wiki/Jiang_Zemin), wohl der unfähigste Politiker der jüngeren chinesischen Geschichte, hat das 1999, als er die gleiche Position wie Xi innehatte, bei Shenzhou 1 versucht, und es ist nicht gut gelaufen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou_1#Zeitdruck_und_technische_Probleme
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Gecko. am 23. Dezember 2024, 17:14:46
Ihr (beide) seht also nicht ein, dass Fachleute sinnvolleres zu tun haben, als den hier bewusst reingesetzten Müll zu korrigieren.
Das finde ich bedauerlich - höflich ausgedrückt.

Und ich finde es bedauerlich, dass jemand anderen unterstellt, bewusst Müll einzustellen und offenbar allen nicht-Fachleuten den Mund verbieten will.
Derjenige kann ja einen Blog aufmachen, in den er selbst das Hoheitsrecht hat und anderen den Zutritt verbieten kann.

(Liegen bei euch die Weihnachtsnerven schon so blank, dass andere Meinungen nicht mehr respektiert werden, dass um Löschung fremder Beitrge gebeten wird und sogar persönliche Angriffe gestartet werden? Frieden auf Erden und im All!)

Und jetzt wieder China (und "China" steht hier auch im Titel, ohne dass es, hoffentlich, unseriös ist...)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 23. Dezember 2024, 17:32:00
Ihr (beide) seht also nicht ein, dass Fachleute sinnvolleres zu tun haben, als den hier bewusst reingesetzten Müll zu korrigieren.
Das finde ich bedauerlich - höflich ausgedrückt.

Und ich finde es bedauerlich, daß hier eine so fachfremde Diskussion geführt werden muß.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Nitro am 23. Dezember 2024, 17:33:45
Bitte wieder zum Thema zurück. Weitere OT Beiträge werden von der Moderation gelöscht.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 14. Februar 2025, 07:59:59
Die CMSA hat heute eine bis zum 8. März 2025 laufende Ausschreibung für lunare Fernerkundungssatelliten gestartet, die hochauflösende Aufnahmen des Terrains in Äquatornähe anfertigen sollen. Vorder- oder Rückseite des Mondes wurde nicht spezifiziert. Es sollen aber auch Informationen über die Verteilung von Erzen und Markermineralien (https://cje.ustb.edu.cn/supplement/d7ef9f6a-5230-46bb-bd9a-f09ebd175699) (Biotit (https://de.wikipedia.org/wiki/Biotit), Muskovit (https://de.wikipedia.org/wiki/Muskovit) etc.) gesammelt werden, um bereits die erste bemannte Mondlandung sowie die weiteren Missionen zu unterstützen.

Teilnahmeberechtigt sind nur chinesische Firmen (inklusive Privatfirmen), die in den vergangenen drei Jahren einwandfrei ihre Steuern bezahlt haben und für Geheimprojekte zertifiziert sind:
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202502/t20250214_56299.html

Hier die angepeilten Landestellen, die alle zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite liegen. Es sollen möglichst hochauflösende Informationen im Stile der Detailkarten von den Rimae Bode (https://de.wikipedia.org/wiki/Bode_(Mondkrater)) rechts gesammelt werden:

(https://images.raumfahrer.net/up081901.jpg)
Bild: CSU (https://weibo.com/7493416673/OkshzwSHf)
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 14. Februar 2025, 19:15:21
Der neue Raumanzug für die Mondlandung soll "Wangyu = hinaus ins All blickend (?)" und der offene bemannte Rover "Tanuso = erforschen (?)" heißen.
(Die Namen sind im Artikel ins Englische übersetzt und davon von mir ins Deutsche übertragen worden, daher das (?) )

https://www.space.com/china-names-spacesuit-moon-rover-wangyu-tansuo
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 14. Februar 2025, 19:44:53
Die Übersetzung ist im Prinzip richtig. Hier nähere Erläuterungen zu den Namen:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg571832#msg571832

Aus gegebenem Anlass (https://spacenews.com/china-invites-bids-for-lunar-satellite-to-support-crewed-moon-landing-missions/) möchte ich hier erneut darauf hinweisen, dass es zwei chinesische Mondstationen gibt:

- Die unbemannte Internationale Mondforschungsstation (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Mondforschungsstation) (ILRS) der CNSA zwischen 80° und 85° südlicher Breite

- Die absolut uninternationale Bemannte Lunare Experimentierstation (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.016&lang=zh) der CMSA zwischen 20° nördlicher und 20° südlicher Breite, auch bekannt als Äquatorialregion

Die heutige Ausschreibung wurde von der CMSA durchgeführt, die lunaren Erkundungssatelliten haben absolut rein gar nichts mit der ILRS zu tun. Die CNSA betreibt die Elsternbrücke-Konstellation (https://de.wikipedia.org/wiki/Elsternbr%C3%BCcke-Konstellation) mit eigenen lunaren Fernerkundungssatelliten. Dort können sich Ausländer jederzeit beteiligen, sie wurden mehrmals dazu eingeladen.

Wenn ich eine Vorhersage abgeben müsste, würde ich sagen, dass am Ende einer der CMSA-Satelliten von der auf Fernerkundungssatelliten spezialisierten Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Akademie_f%C3%BCr_Raumfahrttechnologie#Satelliten) kommen wird, ein weiterer von der Chang Guang Satellitentechnik GmbH (https://de.wikipedia.org/wiki/Changchuner_Institut_f%C3%BCr_Optik,_Feinmechanik_und_Physik#Chang_Guang_Satellitentechnik), die mit einer sehr guten Optik bei den neueren Satelliten der Jilin-1-Konstellation aus einem sonnensynchronen Orbit eine Auflösung von 30 cm erreicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jilin_1#Sp%C3%A4tere_Satelliten
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 14. Februar 2025, 23:24:53
Ist die bemannte Äquator-Station der CMSA nachwievor als eine Art "bedrückter Rover" geplant?
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 15. Februar 2025, 08:43:58
Die CMSA beabsichtigt nach wie vor, ab etwa 2035 druckbeaufschlagte Bemannte Mobile Mondlabors (载人月面移动实验室) einzusetzen:

(https://images.raumfahrer.net/up081906.jpg)
SAST (http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230609)

Der Ausdruck "bemannt" ist dabei allerdings etwas irreführend. Diese "Wohnmobile" fahren die meiste Zeit unbemannt und autonom mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h über die äquatorialen Mare, entnehmen an Stellen, die die oben erwähnten Satelliten vorher ausspähen sollen, Bodenproben, zermahlen und analysieren das Material und verpacken es in Behälter. Der pakistanische Rover (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=18309.msg571646#msg571646) soll das 2028 bei der Mission Chang’e 8 erproben. Die Raumfahrer landen alle zwei Jahre, oder wann auch immer die Probenbehälter voll sind, mit der Lanyue-Fähre in einem sicheren Abstand von dem Labor. Das Labor rollt zur Fähre hin, richtet sich mit seiner aktiven Radaufhängung korrekt aus und koppelt dann mit einem flexiblen Tunnel an der Fähre an wie eine Fluggastbrücke (https://de.wikipedia.org/wiki/Fluggastbr%C3%BCcke). Die Raumfahrer klettern im Arbeitsanzug hinüber, holen die Proben für den Rücktransport zur Erde in die Fähre und tragen neue, leere Probenbehälter in das Labor. Dann schließen sie die Luke, das Labor macht sich wieder auf den Weg, und wenn es weit genug weg ist, hebt die Fähre ab:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013&lang=zh

Die Lanyue-Fähre ist ab der Phase der Mobilen Mondlabors als "hochgradig mobil" kategorisiert. Da die Raumfahrer in dieser Phase die Mondoberfläche nicht mehr zu betreten brauchen, kann man sich das Gewicht von zwei 100 kg schweren Raumzügen, des 200 kg schweren Rovers und der 200 kg Gegengewicht auf der gegenüberliegenden Seite der Fähre sparen und stattdessen mehr Treibstoff mitnehmen. Die Fähre muss nicht zwangsläufig in den Mondorbit zurück, sondern kann auf einer suborbitalen ballistischen Flugbahn ein zweites Mondlabor ansteuern und auch dort die Proben einsammeln. Diese ballistische Hüpftechnik soll Ende 2026 bei der Mission Chang’e 7 erprobt werden. Das ist etwas fundamental anderes als die waagrecht fliegende Kleinsonde von IM 2.

Zwei oder drei Mobile Mondlabors können mit einem zusätzlichen Schleusenmodul in der Mitte auch zu einer quasistationären Einrichtung zusammengekoppelt werden. Das sieht dann etwa so aus (das linke ist ein CAST (https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Akademie_f%C3%BCr_Weltraumtechnologie)-Labor, die anderen beiden ein SAST (https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Akademie_f%C3%BCr_Raumfahrttechnologie)-Modell):

(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/31/20231031093352-8fc303db.jpg)
Bild: CCTV 13/ed.HausD

Wie auf der Luft- und Raumfahrtausstellung Zhuhai im November erneut bestätigt wurde, wird 2045 die Lunare Orbitalstation in einem entfernten rückläufigen Orbit um den Mond stationiert. Die dient dann als Umsteige- und Rettungsstation für die Besatzung dieses, etwa ein- bis zweimal pro Jahr für bis zu 55 Tage besetzten Mondlabors:

(https://images.raumfahrer.net/up081910.jpg)
Bild: SAST (http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230609)

Ab 2060 wird dann eine permanent besetzte Station aufgebaut, etwa so:

(https://images.raumfahrer.net/up081506.png)
Bild: HIT (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2024.05.013&lang=zh)

All das spielt sich in der Äquatorialregion zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite ab.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 15. Februar 2025, 11:29:48
Danke Regnart für die wie gewohnt sehr genaue und aufschlußreiche Darstellung..

Wenn ich das richtig verstehe, ist es also garnicht geplant, daß diese druckbeaufschlagten Rover bemannt unterwegs sind.  ???
Kann mir aber vorstellen, daß die Astronauten ("Lunarnauten"?) mit so einem Rover  zumindest vom Lander zum Schleusenmodul/Station fahren werden.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 15. Februar 2025, 15:26:18
... Wenn ich das richtig verstehe, ist es also garnicht geplant, daß diese druckbeaufschlagten Rover bemannt unterwegs sind.  ???
Kann mir aber vorstellen, daß die Astronauten ("Lunarnauten"?) mit so einem Rover  zumindest vom Lander zum Schleusenmodul/Station fahren werden.

Theoretisch wäre es denkbar, dass Raumfahrer zumindest das CAST-Modell auch manuell durch schwieriges Gelände steuern. Das hat größere Räder und 居住舱体 bedeutet "Wohnkabine":

(https://images.raumfahrer.net/up083178.png)
Bild: CAST (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013&lang=zh)

Zunächst ist das aber nicht vorgesehen, und die Mobilen Mondlabors haben auch keine Schleuse, wo man angestaubte Raumanzüge zurücklassen könnte. Der Einsatz als "Shuttlebus" ist aber tatsächlich geplant. Die Beschriftung 加压车 hier links bedeutet "druckbeaufschlagtes Fahrzeug":

(https://images.raumfahrer.net/up081910.jpg)

Hier kannst Du das in der Draufsicht besser erkennen:

(https://images.raumfahrer.net/up083179.jpg)

Damit erübrigen sich wieder die Raumanzüge. Bei den ersten Missionen sind die Raumanzüge alle maßgeschneidert, jeder Raumfahrer hat seinen eigenen. Im stationären Mondlabor gibt es dann zwei dort eigelagerte Anzüge zur allgemeinen Benutzung, so ähnlich wie jetzt auf der Raumstation. Das im oberen Bild (Erdgeschoß des Wohnmoduls) oben links ist die Luftschleuse (气闸舱). Die klobigen "Männchen" in dem linken grauen Tortenstück sind die dort aufbewahrten Raumanzüge, die dünneren Männchen sind zwei von oben gesehene Raumfahrer, die sich auf einen Ausstieg vorbereiten. Die dritte Person im 1. Stock ist nur zum Größenvergleich; ein derartiges Wohnmodul (生活舱) ist nur für zwei Raumfahrer gedacht, die jeweils eine eigene Kabine mit Fenster (睡眠区) im 1. Stock haben:

(https://images.raumfahrer.net/up083180.jpg)

Hier kannst Du die Schleusentüre von außen sehen:

(https://images.raumfahrer.net/up083181.jpg)
Bilder: SAST (http://shht.ijournal.cn/ch/reader/view_abstract.aspx?file_no=20230609)

Prinzipiell ist es möglich, dass sich Raumfahrer auf den Mond hinausbegeben, es ist aber nicht die Regel. Relevant wird das erst, wenn auf der unbemannten ILRS der CNSA etwas kaputtgeht. Neben der Entwicklung von Lebenserhaltungssystemen für Tiefraummissionen ist eine der Hauptaufgaben der auf dem Mond stationierten Raumfahrer die Wartung und Reparatur der dortigen Einrichtungen. Insbesondere seit der Reparatur des zerschossenen Solarzellenflügels während der Mission Shenzhou 17, wo Tang Hongbo und seine Kollegen improvisieren mussten, weil das Werkzeug nicht so funktionierte, wie es sollte, wird von der CMSA immer wieder betont, dass es auch bei fortschrittlichster Robotik nie ganz ohne menschliche Raumfahrer gehen wird. Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit besteht darin, die Zahl der Raumfahrer auf das unbedingt nötige Maß zu beschränken und sie so wenig wie möglich aus ihren sicheren Wohnmodulen hinauszuschicken und der kosmischen Strahlung auszusetzen.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 15. Februar 2025, 19:18:58
Interessanterweise sind wohl auch zahlreiche amerikanische Wissenschaftler der Meinung, dass der Südpol für eine permanent bemannte Station ausgesprochen ungeeignet ist!
Aber da gibt es halt noch die unvernünftigen Politiker!
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: Regnart am 19. Februar 2025, 16:08:33
Was es an den ständig beschatteten Stellen des Nord- und Südpols gibt, ist Helium-3 (https://de.wikipedia.org/wiki/Helium-3), das vor allem in der Kryotechnik benötigt wird, unter anderem zum Kühlen von Quantencomputern (https://de.wikipedia.org/wiki/Quantencomputer). Der dortige Regolith enthält 4 µg ³He pro Gramm, also 0,0004 %. Interessanter ist da schon der vom Sonnenwind trotz Schattigkeit eingetragene Wasserstoff mit 50 µg pro Gramm, also 0,005 %. Wasserstoff dient bei der Nutzung örtlicher Ressourcen als Reduktionsmittel für das Eisenoxid und Titandioxid im Ilmenit (https://de.wikipedia.org/wiki/Ilmenit) sowie ab etwa 2100 als Treibstoff für Raketentriebwerke und den nuklear-thermischen Antrieb von Tiefraumschiffen.

Wasserstoff ist ein äußerst nützliches Gas, auf dem Mond ist das aber eine für praktische Zwecke nicht erneuerbare Ressource - es dauert zehntausende von Jahren (http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2024.20230160), bis er sich auf den Maximalwert angereichert hat. Da dieser Maximalwert mit 0,005 % aber sehr niedrig ist und die Lagerstätten außerdem schwer zu erreichen sind, kann  man sehr viel Wasserstoff von der Erde hochbringen, bis sich eine Gewinnung auf dem Mond rechnen würde. Das Gleiche gilt für die Gewinnung von Sauerstoff aus Regolith:
https://arstechnica.com/science/2025/02/turning-the-moon-into-a-fuel-depot-will-take-a-lot-of-power/

Dabei bekommt man allerdings Eisen und Titan als Abfallprodukt, was die Rentabilität wieder etwas steigert. Nach einer emotionslosen Kosten-Nutzen-Analyse kommt das Institut für Geochemie (http://english.gyig.cas.cn/) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zu dem Schluss, dass die allerwichtigste Ressource zunächst Regolith (月壤) ist, den man zum Temperatur- und Strahlenschutz der ständig besetzten Station benötigt:

(https://images.raumfahrer.net/up083176.png)
Bild: HIT (https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2024.05.013&lang=zh)

Dabei sucht man vor allem nach Regolith mit einem hohen Anteil von nanometergroßen Eisenkörnern, weil der nach Sinterung (烧结月壤, die dunkelgraue Außenschicht auf dem Querschnitt rechts) eine besonders hohe Zug- und Druckfestigkeit besitzt:
http://www.chinaminingmagazine.com/article/doi/10.12075/j.issn.1004-4051.20250126

Wie bereits im Faden zu den amerikanischen Mondplänen erwähnt, kommt die ESA aus ähnlichen Gründen zu ähnlichen Standorten:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=19266.msg572017#msg572017

Prinzipiell gibt es bei der Definierung von begehrenswerten Ressourcen (关键资源) vier Aspekte:

(https://images.raumfahrer.net/up083177.jpg)
Bild: GYIG

1. Bedarf (需求, braun)

2.Technologie-Reifegrad (https://de.wikipedia.org/wiki/Technology_Readiness_Level) (技术, violett), insbesondere was Prospektion (勘查), Abbau (开采), Verhüttung (冶炼) und Produktion (制造) von Splitterschutzplatten oder was auch immer betrifft

3. Wirtschaftlichkeit (经济可行, blau), also das Verhältnis von Wert (价值) zu Kosten (成本)

4. Umweltschutz (环保, grün), also Entsorgung von Abfallprodukten (废物处理) bzw. Weiter- und Wiederverwendung in einem Kreislaufprozess (循环利用), wobei auch die Kosten hierfür (治理成本) zu beachten sind

Für Wasserstoff besteht ein hoher Bedarf, ihn zu gewinnen ist aber sehr teuer und die Technologie, um ihn zu transportieren und über längere Zeit zu speichern ist noch nicht ausgereift.
Titel: Re: Chinas Planung zur Monderforschung
Beitrag von: alepu am 24. August 2025, 10:42:26
Paßt wohl noch am ehesten hier her.

Scott Manley erklärt hier Chinas Plan demnächst vor den USA auf dem Mond zu landen.
Angefangen von den Long-M-Raketen (spez. LM-10), über das neue Raumschiff "Mengzhou" bis zum Lander "Lanyue" (einschließlich Rover) stellt er uns die beteiligten Komponenten vor und zeigt dann, wie diese zusammenwirken sollen um die ersten beiden Taikonauten sicher auf dem Mond zu landen, und natürlich auch wieder wohlbehalten zurück zu bringen.
Dann geht er auch noch kurz auf SLS/Orion und HLS ein.