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Astronomie => Fragen und Antworten: Astronomie => Thema gestartet von: klausd am 19. Februar 2009, 16:03:41

Titel: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: klausd am 19. Februar 2009, 16:03:41
Hallo,

mich quält eine Frage bei der ich einfach nicht durchblicke!


Es ist möglich mit Teleskopen Galaxien zu sehen die bis zu 13 Milliarden Kilometer (EDIT: nat. Lichtjahre!)weg sind. Die im Universum befindlichen Galaxien dehnen sich mit weniger als der Lichtgeschwindigkeit aus. Erste Galaxienhaufen die Licht produzieren dürften erst einige Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sein.
Das müsste doch bedeuten, dass wir den Urknall selbst niemals sehen können, da uns dessen Licht bereits "überholt" hat. Schließlich entfernen wir uns vom Zentrum des Urknalls mit weniger als der Lichtgeschwindigkeit...
Danach kommt ja die sogenannte dunkle Phase. Bis es dann wieder Licht gibt vergeht wieder einige Zeit. Wenn wir nun  folgende Grafik mal als bildliche Veranschaulichung wählen:

(http://www.bilder-hochladen.net/files/1629-37.jpg)

Demnach könnten wir, falls wir die Geschwindigkeit der Ausdehnung alle Galaxien kennen (müssten wir doch, wenn wir die Rotverschiebung betrachten) den Urspung und das Zentrum eines eventuellen Urknalls bestimmen können?

Und das frühste was wir sehen können sind doch Galaxien die hinter dem Zentrum des Urnalls liegen und dessen Licht uns noch nicht erreicht hat. Das sind am ehesten Galaxien, die sich sehr schnell vom Urknall wegbewegt haben und früh Licht produziert haben? Also im Bild quasi kurz hinter der Linie wo es das erste Licht gibt?

Ich möchte mal ein wenig die Basics verstehen, vielleicht finden sich ein paar Experten hier  :)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Kreuzberga am 19. Februar 2009, 17:05:09
Zitat
1. Es ist möglich mit Teleskopen Galaxien zu sehen die bis zu 13 Milliarden Kilometer weg sind.

2.Die im Universum befindlichen Galaxien dehnen sich mit weniger als der Lichtgeschwindigkeit aus.

Erstmal nur 3 Punkte/Fragen dazu:

1. Du meinst sicher Lichtjahre, statt Kilometer.

2. Nein. Verschiedene Punkte im Universum können sich mit Überlichtgeschwindigkeit voneinander entfernen, falls du das meinst.

3. Warum hast du das in Q&A: Raumfahrt gepostet? Sehe den Bezug nicht.

Ansonsten kannst du dir ja mal zur Einführung folgendes durchlesen: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=1162.0
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: klausd am 19. Februar 2009, 18:17:02
1.) Ja, ich meine Lichtjahre!

2.) Ich meine die Ausdehnung vom Urspung aus weg (Position des Urknalls) kann nicht mit Überlichtgeschwindigkeit erfolgen. Masse kann doch auch keine Lichtgeschwindigkeit erreichen. Also entfernen sich Galaxien (Masse) mit deutlicher langsamer als Lichtgeschwindigkeit vom Zentrum.

3.) Kann gerne jemand verschieben!


@anderer Thread: Danke, da steht schonmal einiges drinnen.

Aber was ist mit dem Zentrum des Universums? Was das theoretisch älteste wovon wir Licht empfangen könnten, wenn das Universum tatsächlich ca. 14 Milliarden Lichtjahre alt ist?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 28. Dezember 2010, 15:40:18
Aber was ist mit dem Zentrum des Universums? Was das theoretisch älteste wovon wir Licht empfangen könnten, wenn das Universum tatsächlich ca. 14 Milliarden Lichtjahre alt ist?

Ich habe auch noch paar Frage: Woher weis man den, dass das Universum einen alter zwischen 13 Mrd oder 14 Mrd. hat?
Wie ist der lieber Steven Hawkins auf die Idee gekommen.

Den ich kann mir nicht vorstellen, dass aus dem "Nichts" das heutige Universum enstanden ist.
Soviel ich weis, kann aus "Nichts", nichts enstehen, geschweige den ein Urknall.

Das müsste doch dann heißen, dass jeder Zeit wieder ein Urknall(Big Bang) enstehen könnte oder nicht?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Ruhri am 28. Dezember 2010, 19:00:50
Steven Hawkins? Ich denke, du meinst eher Stephen Hawking (http://de.wikipedia.org/wiki/Stephen_Hawking), aber der hat meines Wissens mit der Berechnung des Alters des Universums gar nicht so viel zu tun gehabt.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 30. Dezember 2010, 15:13:59
Ja das habe ich gerade entdeckt, wo beschrieben wird, wie man auf das alter des Universums gekommen ist.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,436779,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,436779,00.html)

Ich verstehen den letzten Absatz nicht und zwar diesen Text: "die Hubble-Konstante bis auf eine Genauigkeit von zehn Prozent zu bestimmen."
Was wird damit gemeint?
Wäre nett, wenn es mir einer Erklären würde.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: websquid am 30. Dezember 2010, 16:02:27
Das ist ganz einfach die Messungenauigkeit. Man hat einen bestimmten Wert gefunden, der echte Wert kann aber auch 10% größer oder kleiner sein.

Das liegt einfach daran, dass die nötigen Abstandsmessungen nicht sehr genau sind. Die hängen von physikalischen Modellen ab, die bis vor kurzem noch relativ ungenau waren. Inzwischen kennt man die Cepheiden-Abstände besser und könnte die Ungenauigkeit verringern. Das hat der Spiegel aber noch nicht mitbekommen ;)

Außerdem gibts noch andere Methoden, mittlerweile liegt die Ungenauigkeit bei ca 5%

mfg websquid
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: christiankrause6 am 31. Dezember 2010, 00:49:28
Zitat
Zentrum des Universums

Da mit dem Urknall erst "Raum und Zeit" entstanden sind, ist jeder Punkt im Universum somit gleichzeitig das Zentrum des Universums.
Die These geht davon aus, dass sich alles vom Zentrum des Urknalls ausdehnt. Aber egal wo mann sich im Universum befindet und zu den Benachbarten Galaxien blickt, wird man feststellen, dass sich alles von einem wegbewegt. Da gibt es nur ganz wenige Ausnahmen wie Galaxiencluster, in denen sich die Galaxien gegenseitig anziehen. Aber im großen und ganzen bewegt sich alles voneinander weg, ganz egal wo wir uns im Universum befinden.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 31. Dezember 2010, 16:05:17
Ich hätte da auch noch eine Frage zum Licht und zwar: Wenn ich ein Lichtstrahl mit einem Laserpointer "abfeuere", löst sich das Licht (die Photonen) irgenwann auf oder "Fliegt" das Licht mit der gleichen Intensität weiter, bis es auf einem Objekt trifft?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: websquid am 31. Dezember 2010, 16:07:17
Letzteres
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 31. Dezember 2010, 16:58:52
Also heist es, dass man eine Unendlichelichtquelle erschaffen könnte!?

Edit: Sry das ich vom Thema weg bin.
ich wollte es eigentlich hier Posten+meiner Frage: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=960.0 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=960.0)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: -eumel- am 01. Januar 2011, 03:53:52
Das ist eine Frage für den sprichwörtlichen "Sender Erewan".
 Die Antwort wäre: "Im Prinzip ja, aber..."

Websquid ist die schnelle Antwort leicht gefallen, weil Licht Energie ist und die kann sich nicht einfach "auflösen".
Dennoch wird Dein Laserpointer mit zunehmender Distanz schwächer.
Zunächst wird der Strahl gestreut und verliert dadurch an Intensität.
Außerdem ist das All nicht vollständig leer.
Es gibt Gas- und Staubwolken, die die Intensität weiter reduzieren.
Ein Laserpointer sendet sehr wenig Licht aus, was vermutlich nicht mal durch die Atmosphäre kommt.
Sterne senden sehr viel Licht - trotzdem können wir nur sehr wenige sehen, weil ihr Licht über die riesigen Entfernungen zu schwach bei uns ankommt.
"Unendlich" ist eine sehr kritische Entfernungsangabe - sogar die Mathematiker haben Probleme mit diesem Wert. ;)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: GG am 02. Januar 2011, 14:28:39
Ein gutes Beispiel dafür ist die Laserortung von Lunochod 1 im April 2010. Ein vom Apache Point Observatory in Sunspot (New Mexico, USA) ausgesandter hochfokusierter und intensiver Laserstrahl wird auf dem Weg zum Mond (~350.000 km) auf etwa Fußballfeldgröße aufgefächert. Am Ende kommen nur etwa 2000 Photonen pro Lichtimpuls vom Reflektor des russichen Mondmobils aus den 1970ern zur Erde zurück.

http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/28042010215217.shtml (http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/28042010215217.shtml)

Von einem Laserpointer könnte man auf dem Mond mit viel Glück vielleicht ein einzelnes Photon empfangen. Und der Mond ist, astronomisch gesehen, nicht gerade weit von uns entfernt.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 02. Januar 2011, 21:34:17
Und was ist wenn man es schaffen würde das Licht in einem gleichschenkligem Dreieck, wo an jeder Ecke ein Spiegel ist, zu "fangen"?

(https://images.raumfahrer.net/up011934.jpg)

Um dann die Photonenanzahl so zu verkleinern, dass a= 5 cm ergibt.
Das meinte ich mit "Unendlichelichtquelle".
Also soweit ich es weis, wäre es möglich es zu schaffen.

edit: sry das es das thema verfehlt, nur weis ich nicht wohin damit und einen neuen thread möchte ich deswegen auch nicht eröffnen
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Elatan am 02. Januar 2011, 21:50:30
Im absoluten Vakuum (was es soweit ich weiß, nicht gibt) vllt. machbar.
Dann wärs aber auch keine unendliche Lichtquelle, sondern nur Photonen, die im Kreis fliegen. Wenn das ganze Licht spenden soll, kommen ja Photonen nach draußen, müssen also auch nachgeführt werden...

... sagte der Laie.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: GlassMoon am 02. Januar 2011, 23:52:27
Die Idee mit deinem Spiegel funktioniert auch nicht, weil die Spiegels das Licht mit der Zeit schlucken.
Auch ohne Verglasung (keine Ahnung, nehmen wir einfach mal eine mit Alu bedampfte Fläche als Spiegel an?) kommst du auf ca. 95%, nach langer Verfeinerung der Materialien auf vielleicht 99,99% Reflexionsvermögen - aber eben nie 100%, was bedeutet dass bei jeder Reflexion ein kleiner Teil des Lichts absorbiert wird. Der Anteil scheint zwar klein, aber bei der Geschwindigkeit des Lichts hat man einge gigantische Anzahl an Reflexionen schon allein in einer Sekunde. Wenn jedesmal ein noch so kleiner Anteil absorbiert wird ist das Licht trotzdem ziemlich schnell "weg", die "Haltbarkeit" des Lichts in diesem System ist also endlich.

Aber das geht doch nun wirklich ein bisschen zu weit vom Thema weg :)


P.S.: Wenn es auch funktionieren würde, es wäre ein Lichtspeicher, aber keine Lichtquelle.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 04. Januar 2011, 17:44:28
Auch ohne Verglasung (keine Ahnung, nehmen wir einfach mal eine mit Alu bedampfte Fläche als Spiegel an?) kommst du auf ca. 95%, nach langer Verfeinerung der Materialien auf vielleicht 99,99% Reflexionsvermögen - aber eben nie 100%, was bedeutet dass bei jeder Reflexion ein kleiner Teil des Lichts absorbiert wird.

P.S.: Wenn es auch funktionieren würde, es wäre ein Lichtspeicher, aber keine Lichtquelle.

Warum ist es nicht möglich einen Stoff zu haben der das Licht zu 100 % reflecktiert?
Was ist wenn es doch möglich ist, was ist wenn du dich irrst?
Man hat doch auch früher geglaubt das die Erde eine Scheibe ist, heute weis man es zu 100 % das die (fast) Rund ist.
Was ich bei vielen Physiker gemerkt habe, ist das sie sich sehr an Sachen klammern und nicht einsehen wollen, dass es vieleicht anders sein könnte. Als Physiker muss man doch genau das erwarten was man nicht für möglich gehalten hätte!
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Egal jetzt zum Thema:

Zitat
Da mit dem Urknall erst "Raum und Zeit" entstanden sind, ist jeder Punkt im Universum somit gleichzeitig das Zentrum des Universums.

Aber was ist den wenn man am "Rande" des Universums ist, dann mit z.B. einem Hubbel-Teleskop in Richtung des "Randes"guckt, was wird man den da sehen,
wenn es mit Hubbel möglich ist 13 Mrd. in die "Vergangenheit" zu schauen?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Volker am 21. April 2011, 17:32:05
Hallo,

jeder Punkt im Universum ist der Ort des Urknalls gewesen. Auch wenn das schwer vorstellbar ist, aber man schaut eben in alle Richtungen in die Vergangenheit (wegen der endlichen Lichtlaufzeit). Das Universum dehnt sich aus, aber es befindet sich keine Galaxie "am Rand". Das ist ein dreidimensionales Bild fuer einen 4-dimensionalen Vorgang, das kann man also mit "gesundem Menschenverstand" nicht einfach so verstehen.

Physiker sein heisst ja nicht, dass man jeden Tag wieder alle Grundlagen und Formeln ueberpruefen muss. Es stimmt schon, dass man als Physiker, wenn man etwas beobachtet, dass nicht in die gaengigen Theorien passt, diese Theorien in Zweifel ziehen kann. Gleichzeitig sollte aber eine gute physikalische Theorie moeglichst einfach sein und nicht auf unueberpruefbaren Hypothesen basieren.

Zitat
Was ich bei vielen Physiker gemerkt habe, ist das sie sich sehr an Sachen klammern und nicht einsehen wollen, dass es vieleicht anders sein könnte.

Was ich bei einigen Laien merke, ist dass sie sich nicht gerne mit der Physik beschaeftigen sondern sich lieber mit Gedankenspielereien begnuegen. Ohne Mathematik und solide Grundlagen kommt man aber nicht weit.

Gruss,
Volker
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: UTho am 21. April 2011, 21:22:17
erstmal frohe Ostern,
ich sag mal ein Spiegel, der hier 100 % (Wirkungsgrad) reflektieren soll, wär meiner Meinung nach ein Perpetuum mobile also nicht machbar oder? Auch ein Spiegel ist eigentlich als Maschine zu bewerten, da sie Energie umwandelt hier wenigstens die Richtung der (Licht-) Energie.

Gruß UTho
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: websquid am 21. April 2011, 23:32:30
da sie Energie umwandelt hier wenigstens die Richtung der (Licht-) Energie.
Nicht ganz. Energie ist eine ungerichtete Größe. Es ändert sich hier die Richtung des Impulses :)

Die Umwandlung findet hier statt, wenn Licht absorbiert wird (nämlich in Wärmeenergie)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Keitaro am 15. Mai 2011, 19:44:14
Zitat
Aber was ist den wenn man am "Rande" des Universums ist, dann mit z.B. einem Hubbel-Teleskop in Richtung des "Randes"guckt, was wird man den da sehen,
wenn es mit Hubbel möglich ist 13 Mrd. in die "Vergangenheit" zu schauen?

genau das habe ich mich in den letzten Tagen auch gefragt.

Zitat
Hallo,

jeder Punkt im Universum ist der Ort des Urknalls gewesen. Auch wenn das schwer vorstellbar ist, aber man schaut eben in alle Richtungen in die Vergangenheit (wegen der endlichen Lichtlaufzeit). Das Universum dehnt sich aus, aber es befindet sich keine Galaxie "am Rand". Das ist ein dreidimensionales Bild fuer einen 4-dimensionalen Vorgang, das kann man also mit "gesundem Menschenverstand" nicht einfach so verstehen.

könntest du das vllt etwas anschaulicher erklären, wie jeder Punkt im Universum der Mittelpunkt sein kann? Und man so in alle Richtungen gleich weit schauen kann.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 15. Mai 2011, 22:51:10
Zitat
Hallo,

jeder Punkt im Universum ist der Ort des Urknalls gewesen. Auch wenn das schwer vorstellbar ist, aber man schaut eben in alle Richtungen in die Vergangenheit (wegen der endlichen Lichtlaufzeit). Das Universum dehnt sich aus, aber es befindet sich keine Galaxie "am Rand". Das ist ein dreidimensionales Bild fuer einen 4-dimensionalen Vorgang, das kann man also mit "gesundem Menschenverstand" nicht einfach so verstehen.


(https://images.raumfahrer.net/up014179.gif)

Mit diesem Bild ist es leichter zu verstehen was du meinst und wenn du auf eine einzige Ecke guckst, dann merkst, dass du irgendwann wieder an der selben stelle stehst. Also heißt es: Der Anfang des Urknallst ist gleich das Ende das Urknalls,  aber wann ist dann der Beginn des Urknalls? 13,6 Mrd. kann es nicht sein, da der Anfang gleich das Ende ist.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Mannimanaste am 16. Mai 2011, 00:05:35
Ich finde es nicht so schwer auszudrücken und zu verstehen, dass der Ort, an dem der Urknall stattfand, überall ist:

Dazu muss man sich erst mal klar machen, dass der Urknall keine solche Explosion war, die innerhalb eines schon vorhandenen Raums stattfand, sondern eine Explosion, mit welcher der Raum überhaupt erst entstand.
Darum war und ist es genau dieser mit dem Urknall neu entstandene Raum, der sich durch den Urknall seither ausdehnt.

Das bedeutet, dass der gesamte jemals bestehende Raum beim Urknall genau auf die Größe des Urknalls komprimiert war, so dass anders herum gesagt der Urknall eben an jeder Stelle dieses noch komprimierten Raums passierte. Und diese Stellen des Raums, an denen der Urknall passiert ist, dehnen sich seither aus, so dass auch heute noch jede Stelle des Raums eine der Stellen ist, an denen der Urknall passierte.

Viele Grüße,
Martin
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Keitaro am 16. Mai 2011, 05:45:38
Wenn ausserhalb dieses Raums das "nichts" ist, wie kann sich denn ein Raum in ein "nichts" ausdehnen. Müsste da nicht auch ein Raum sein in den sich dieser Raum ausdehnt?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Ruhri am 16. Mai 2011, 12:57:13
Vielleicht ist da nicht "nichts", aber mit Sicherheit kein Raum, so wie wir ihn kennen bzw. uns vorstellen. Dieser befindet sich ausschließlich innerhalb des Universums. Die Physiker, die erklären können, was sich außerhalb des sich ausdehnenden Universums befindet, erhalten mit Sicherheit den Nobelpreis für Physik.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Pham am 16. Mai 2011, 14:50:43
Vielleicht ist da nicht "nichts", aber mit Sicherheit kein Raum, so wie wir ihn kennen bzw. uns vorstellen. Dieser befindet sich ausschließlich innerhalb des Universums. Die Physiker, die erklären können, was sich außerhalb des sich ausdehnenden Universums befindet, erhalten mit Sicherheit den Nobelpreis für Physik.
... oder eine weiße Jacke mit ganz langen Ärmeln.
Um ein "außerhalb"  erklären zu können, müsste es ja zunächst erst einmal definiert werden. Und daran scheitert es schon.
Uns spielt hier der sogenannte "gesunde Menschenverstand" einen Streich, nach dem in unserer naiven Vorstellung das Universum trotz allem Wissen eine Art dreidimensionale Kugel ist, die sich einfach ausdehnt (und der Inhalt unser sichtbares Universum wäre).
Das ist die Gefahr, wenn man Modelle zur Veranschaulichung zu genau nimmt und die vereinfachungen als gegeben hin nimmt.

Vielleicht wird es so deutlicher:
Stelle Dir die Fläche einer Kugel vor. Welche Fläche hat die Kugel außerhalb ihrer Kugelfläche? (Wo ist auf dieser zweidimensionalen Fläche "außerhalb"?)
Die Frage macht irgendwie schon nicht so richtig Sinn, nicht?
Genau so geht's dem Universum auch.  ;)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Keitaro am 16. Mai 2011, 15:52:14
Momentan tue ich mich noch sehr schwer daran von dieser Kugelförmigen ausdehnung wegzukommen, wie es bei einer normale Explosion der Fall wäre, und zu erkennen dass jeder Punkt des Universum der Mittelpunkt ist und man in alle richtungen gleich weit schaut.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Ruhri am 16. Mai 2011, 17:06:53
... oder eine weiße Jacke mit ganz langen Ärmeln.
Um ein "außerhalb"  erklären zu können, müsste es ja zunächst erst einmal definiert werden. Und daran scheitert es schon.

Wenn man an diese "Quantenschaum"-Hypothesen denkt, könnte das in der Tat geschehen.  :)

Aber du hast natürlich recht, dass unser Verstand da ausetzt. Raum ist überall und die Vorstellung von einem "Rand" können wir eigentlich nicht erfassen - noch nicht einmal seine Krümmung.

Momentan tue ich mich noch sehr schwer daran von dieser Kugelförmigen ausdehnung wegzukommen, wie es bei einer normale Explosion der Fall wäre, und zu erkennen dass jeder Punkt des Universum der Mittelpunkt ist und man in alle richtungen gleich weit schaut.

Tja, vieleicht hilft da wieder ein Modell? Stell dir einen idealen Luftballon vor, der sich von einem Punkt bis zu einer beliebigen Größe aufblasen lässt. Der quasi-punktförmige Ballon wäre natürlich der Ort, an dem der Urknall stattfindet. Stell dir weiter zweidimensionale Lebensformen vor, die sich irgendwann auf dessen Oberfläche entwickeln. Denen würde ein Sinn für eine dritte Dimension fehlen, und daher könnten sie weder die Krümmung der Ebene bemerken, in der sie leben, noch deren Rand. Die größer werdende Ausdehnung könnten sie allerdings schon bemerken, da sich die Dinge immer weiter von ihnen entfernen würden. So ähnlich dürfte es uns gehen. Die zusätzlichen Dimensionen, mit denen Physiker und Mathematiker problemlos rechnen können, lassen sich mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Keitaro am 16. Mai 2011, 17:11:29
Also heisst das im Gunde, dass man akzeptieren muss, dass es einfach so ist?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: mardinjunge am 16. Mai 2011, 21:52:24
Es gibt ja noch die Theorien mit Paralleluniversen, die da ansetzen, wo die Urknalltheorie nicht weiter kommt.
Das fasznierende dran ist, dass es Paralleluniversen gäben kann, man hat schon Berechnung dazu angestellt.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: ros7 am 27. September 2012, 23:07:13
Zitat
Tja, vieleicht hilft da wieder ein Modell? Stell dir einen idealen Luftballon vor, der sich von einem Punkt bis zu einer beliebigen Größe aufblasen lässt. Der quasi-punktförmige Ballon wäre natürlich der Ort, an dem der Urknall stattfindet. Stell dir weiter zweidimensionale Lebensformen vor, die sich irgendwann auf dessen Oberfläche entwickeln. Denen würde ein Sinn für eine dritte Dimension fehlen, und daher könnten sie weder die Krümmung der Ebene bemerken, in der sie leben, noch deren Rand. Die größer werdende Ausdehnung könnten sie allerdings schon bemerken, da sich die Dinge immer weiter von ihnen entfernen würden. So ähnlich dürfte es uns gehen. Die zusätzlichen Dimensionen, mit denen Physiker und Mathematiker problemlos rechnen können, lassen sich mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen.

Wenn die zweidimensionalen Lebensformen auf der Oberfläche des Ballons tief genug in irgendeine Richtung schauen würden, würden sie sich selbst auf den Hintern schauen. Heisst es, wenn wir auch tief genug schauen, dass wir uns dann selbst auf den Rücken schauen? (angenommen die Erde würde die Zeit bis zum Ankommen des eigenen Lichtes überdauern).
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Pham am 08. Oktober 2012, 12:56:34
Zitat
Tja, vieleicht hilft da wieder ein Modell? Stell dir einen idealen Luftballon vor, der sich von einem Punkt bis zu einer beliebigen Größe aufblasen lässt. Der quasi-punktförmige Ballon wäre natürlich der Ort, an dem der Urknall stattfindet. Stell dir weiter zweidimensionale Lebensformen vor, die sich irgendwann auf dessen Oberfläche entwickeln. Denen würde ein Sinn für eine dritte Dimension fehlen, und daher könnten sie weder die Krümmung der Ebene bemerken, in der sie leben, noch deren Rand. Die größer werdende Ausdehnung könnten sie allerdings schon bemerken, da sich die Dinge immer weiter von ihnen entfernen würden. So ähnlich dürfte es uns gehen. Die zusätzlichen Dimensionen, mit denen Physiker und Mathematiker problemlos rechnen können, lassen sich mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen.

Wenn die zweidimensionalen Lebensformen auf der Oberfläche des Ballons tief genug in irgendeine Richtung schauen würden, würden sie sich selbst auf den Hintern schauen. Heisst es, wenn wir auch tief genug schauen, dass wir uns dann selbst auf den Rücken schauen? (angenommen die Erde würde die Zeit bis zum Ankommen des eigenen Lichtes überdauern).

Dieses um eine Dimension reduzierte Bild einer Kugel ist dynamisch. Das heißt, auch hier können wir Raum und Zeit nicht entkoppelt von einander betrachten. Die Zeitachse wäre in diesem Bild der Radius entlang dem sich die Kugel ausdehnt. Aktuell sind wir auf dem Radius bei 13,7 Milliarden Jahre angekommen. Wollen wir nun einmal im Kreis schauen, also um die Kugel herum auf unseren Hinterkopf, kann dieser durchaus weiter als 13,7 Milliarden Lichtjahre entfernt sein, da das Licht den kompletten Umfang durchreisen müsste. In diesem Fall wäre der Hinterkopf unseres jüngeren Ichs nicht mehr Teil des von uns beobachtbaren Universum, da er sich mit mehr als Lichtgeschwindigkeit von uns entfernen würde.
Dabei legt das Licht in dieser dreidimensionalen Raumzeit keine Kreisbahn, sondern einen nach außen gerichteten Spiralweg zurück.

Sollte sich das Universum insgesamt langsam genug ausdehnen, dass unser "junger Hinterkopf" (unsere Milchstraße in jungen Jahren) "vor" dem Urknall bzw. dessen Derivate zu sehen ist, sollte dieser allerdings in jeder beliebigen Richtung zu sehen sein ((Schnittpunkt der Lichtkurven in einem Punkt der Raumzeit). Ansonsten wäre dieser "hinter" dem uns theoretisch sichtbaren Unsichtbarkeitsgrenze, also der Zeitpunkt an dem das Universum durchsichtig wurde. In einer vierdimensionalen Raumzeitbetrachtung, geht dieses "hinter".  ;)

Auch hier gilt:
Dieses Bild von einer Kugel und eines zweidimensionalen Raumes, der sich entlang eines Radius ausdehnt, ist lediglich der Versuch ein anschauliches Bild für einige eigentlich unanschaulichen Aspekte des Universum zu gestalten. Es ist kein reduziertes "Bild" für das Universum selbst. Deswegen sind Verallgemeinerungen (auch meine hier geäußerten) mit äußerster Vorsicht zu betrachten.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Gast-N am 12. November 2012, 09:45:12
Radius des Universum = 46 Milliarden Lichtjahre!

Zitat
Die Zeitachse wäre in diesem Bild der Radius entlang dem sich die Kugel ausdehnt. Aktuell sind wir auf dem Radius bei 13,7 Milliarden Jahre angekommen.

Das alter des Universum ist natürlich nicht identisch mit der gegenwärtiger Ausdehnung. Aus unerklärlichen Gründen hat schon 7 Miliarden nach dem Urknall die schwarze Energie sehr stark an Dominanz gewonen und das hat zu Folge dass das Universum sich immer schneller ausdehnt.

Gegenwärtige Daten sprechen von einen Radius von 46 Milliarden Lichtjahren und die Galaxien erreichen dort schon die dreifache Lichtgeschwindigkeit. Objekte, die jetzt in einer Entfernung von 46 Milliarden Jahren Licht abstrahlen, werden wir natürlich niemals sehen können. Es gibt eine Grenze, wir sprechen vom Ereignishorizont, der heute bei etwa 17 Milliarden Lichtjahre liegt. Jenseits des kosmischen Ereignishorizonts kann uns das Licht niemals erreichen, da der Raum zwischen ihnen und uns zu schnell expandiert.

Als Beispiel nehmen wir Quasar SDSS 1044-0125 mit einer Rotverschiebung von 5,8 und einer Entfernung von 12,8 Mrd. Lichtjahren. Heute ist dieser Quasar mehr als 27 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt. Als das Licht ausgesandt wurde, war der Quasar nur 4 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.
Bedingt durch die Expansion des Universum  hat das Licht nicht nur 4 Milliarden Jahre benötigt, bis es uns erreicht hat, sondern fast 13 Milliarden Jahre. Ja, das ist mitunter sehr schwer zu verstehen, ist aber Fakt.

Noch ein Beispiel, Abell 1835 IR1916 mit einer Rotverschiebung 10, ist heute über 31 Milliarden Lichtjahre entfernt.

Ja, und die weitere Entwicklung des Universum, mit der stetigen Zunahme der schwarzen Energie, verspricht nicht gutes.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: -eumel- am 12. November 2012, 09:58:31
Das ist eine der besten Erklärungen, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.
Vielen Dank! :)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Kryo am 12. November 2012, 10:49:05
sprich, es wird also immer dunkler um uns herum, da immer mehr Objekte (also Galaxien  hauptsächlich) aus unserem "Ereignishorizont" hinauswandern.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Gast-N am 12. November 2012, 11:25:24
Radius des Universum = 46 Milliarden Lichtjahre, 2

Wie ich schon schrieb, das beobachtbare Universum hat einen Radius von 46 Mrd. Lichtjahren, heisst natürlich nicht, dass wir jetzt Licht empfangen, das in 46Mrd. Lichtjahren Entfernung ausgesandt wurde. Das ist absolut unmöglich.

Wir sprechen vom Ort als das Licht, das wir jetzt empfangen, ausgesandt wurde, ist heute 46 Mrd. Lichtjahre von uns entfernt.
 
Aber, der Ort als das Licht ausgesandt hatte, war natürlich viel dichter dran. Berechnungen sprechen von etwa 40Millionen Lichtjahren.

Der beobachtbare Universum ist auch identisch mit dem Partikelhorizont. Auf dem Diagramm (Link) können wir auch die Grösse das beobachtbaren Universums für andere Zeiten ablesen. Also, bei einem Alter von 5 Milliarden Jahren war der Partikelhorizont in etwa 16 Milliarden Lichtjahren. Mit anderen Worten, das Universum hatte damals einen Radius von 16 Milliarden Lichtjahren.

 http://www.physics.uq.edu.au/download/tamarad/astro/scienceimages/SpacetimeDiagramPH.jpg (http://www.physics.uq.edu.au/download/tamarad/astro/scienceimages/SpacetimeDiagramPH.jpg)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Caladaris am 12. November 2012, 13:25:40
Gegenwärtige Daten sprechen von einen Radius von 46 Milliarden Lichtjahren und die Galaxien erreichen dort schon die dreifache Lichtgeschwindigkeit.

Danke für die Erklärung. Du scheinst dich wirklich auszukennen. :) Aber das verstehe ich irgendwie noch nicht so ganz.
Wie kann etwas die dreifache Lichtgeschwindigkeit haben? Die Lichtgeschwindigkeit ist doch nach aktueller Theorie eine absolute Grenze.
Dann gibt es noch die relative Geschwindigkeit. Aber sogar wenn sich zwei Körper mit Lichtgeschwindigkeit exakt voneinander wegbewegen kann die relative Geschwindigkeit doch nur die doppelte Lichtgeschwindigkeit betragen - oder nicht?

Zitat
Gegenwärtige Daten sprechen von einen Radius von 46 Milliarden Lichtjahren und die Galaxien erreichen dort schon die dreifache Lichtgeschwindigkeit. Objekte, die jetzt in einer Entfernung von 46 Milliarden Jahren Licht abstrahlen, werden wir natürlich niemals sehen können. Es gibt eine Grenze, wir sprechen vom Ereignishorizont, der heute bei etwa 17 Milliarden Lichtjahre liegt. Jenseits des kosmischen Ereignishorizonts kann uns das Licht niemals erreichen, da der Raum zwischen ihnen und uns zu schnell expandiert.

Ich habe das mit dem Ereignishorizont eigentlich so verstanden, dass dies Objekte umfasst, deren Licht uns noch nicht erreicht hat. Aber theoretisch müsste doch ein Objekt, das jetzt in einer Entferung von 46 Mrd LJ Licht abstrahlt, in 46 Mrd Jahren + der Geschwindigkeit in der wir uns wegbewegen, hier zu sehen sein, oder nicht? Das wäre aber nicht "nie".
Oder haben wir es hier mit einer Frage der Raumkrümmung o.ä. zu tun?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Kryo am 12. November 2012, 14:01:35
Gegenwärtige Daten sprechen von einen Radius von 46 Milliarden Lichtjahren und die Galaxien erreichen dort schon die dreifache Lichtgeschwindigkeit.

Danke für die Erklärung. Du scheinst dich wirklich auszukennen. :) Aber das verstehe ich irgendwie noch nicht so ganz.
Wie kann etwas die dreifache Lichtgeschwindigkeit haben? Die Lichtgeschwindigkeit ist doch nach aktueller Theorie eine absolute Grenze.
Dann gibt es noch die relative Geschwindigkeit. Aber sogar wenn sich zwei Körper mit Lichtgeschwindigkeit exakt voneinander wegbewegen kann die relative Geschwindigkeit doch nur die doppelte Lichtgeschwindigkeit betragen - oder nicht?

Zitat
Gegenwärtige Daten sprechen von einen Radius von 46 Milliarden Lichtjahren und die Galaxien erreichen dort schon die dreifache Lichtgeschwindigkeit. Objekte, die jetzt in einer Entfernung von 46 Milliarden Jahren Licht abstrahlen, werden wir natürlich niemals sehen können. Es gibt eine Grenze, wir sprechen vom Ereignishorizont, der heute bei etwa 17 Milliarden Lichtjahre liegt. Jenseits des kosmischen Ereignishorizonts kann uns das Licht niemals erreichen, da der Raum zwischen ihnen und uns zu schnell expandiert.

Ich habe das mit dem Ereignishorizont eigentlich so verstanden, dass dies Objekte umfasst, deren Licht uns noch nicht erreicht hat. Aber theoretisch müsste doch ein Objekt, das jetzt in einer Entferung von 46 Mrd LJ Licht abstrahlt, in 46 Mrd Jahren + der Geschwindigkeit in der wir uns wegbewegen, hier zu sehen sein, oder nicht? Das wäre aber nicht "nie".
Oder haben wir es hier mit einer Frage der Raumkrümmung o.ä. zu tun?

Nein wir haben es nicht mit der Raumkrümmung, sondern der Raumexpansion zu tun.
Der Raum selbst expandiert, nicht nur die "Materie".

Stell dir eine Rolltreppe vor. Auf der Rolltreppe läuft ein Mann auf dich zu, er bewegt sich relativ zur Rolltrepe mit 1m/s, die Rolltreppe fährt aber mit 1m/s von dir weg. Er kommt also nie bei dir an.
Nun stellen wir uns mal vor, die Rolltreppe fährt schneller, je weiter sie von dir weg ist. Ist mit einer Rolltrepe zwar nicht möglich, aber stellen wir uns die Rolltreppe mal als sehr dehnbares Gummimaterial vor^^. Je weiter es weg ist, desto schneller bewegt es sich. Obwohl also der Mann mit1m/s auf dich zukommt, wird er sich immer weiter entfernen, da die Rolltreppe unter ihm immer schneller wird!

Mann = Photon, Rolltreppe = Raum. Dieser Schritt ist natürlich schwer, weil man sich nur schwer vorstellen kann, wie sich der Raum ausdehnen soll. Tut er aber^^ (wurde hier in dem Thread und in anderen auch schon zig mal erklärt eigentlich^^).

Jednfalls das Photon einer so weit entfernten Galaxie bewegt sich natürlich mit Lichtgeschwindigkeit c, doch wie weiter oben GastN schon geschrieben hat, entfernen sich diese Galaxien durch die Raumexpansion, weil der Raum ,in dem sie sindm sich also von uns gesehen wegbewegt, mit Geschwindigkeiten um 2-3c, also schneller als Licht. Das Photon kommt also nicht mehr bei uns an, sondern entfernt sich weiter. und immer schneller.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Caladaris am 12. November 2012, 14:40:47
Das war eine sehr einleuchtende Erklärung. ;) Denk jetzt hab ichs, Dankeschön!
Dehnt sich der Raum also (nicht von uns aus gesehen, sondern "objektiv") überall und in alle Richtungen gleich schnell aus? Oder nimmt die Geschwindigkeit relativ zur Entferung zum Urknall-Punkt zu? So wie ich das jetzt verstanden hab, das 2.? Und wenn ja, nimmt diese Ausdehnungsgeschwindigkeit linear oder exponentiell zu? Weiß man das überhaupt schon?  :D
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Kryo am 12. November 2012, 15:39:30
ne er dehnt sich überall gleich aus, der Urknallpunkt, wie du ihn bezeichnest ist überall, eben weil er sich ja ausdehnt.

Ein Punkt entfernt sich schneller, je weiter er von uns schon weg ist, weil die Raumexpansion quasi über die Entfernung aufaddiert wird.

Punkt A ist 1 Lichtjahr weg, bewegt sich X cm von uns weg pro Jahr (alleine durch die Expansion). Punkt B ist 2 Lichtjahre weg von uns, 1 Lichtjahr weg von A. Also bewegt ich B von A ja auch mit X cm von uns weg, weil die Expansionsrate ja überall gleich ist. Von uns bewegt er sich scheinbar also mit 2X cm pro Jahr weg.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Caladaris am 12. November 2012, 16:17:20
Müssten sich nicht dann auch die Räume zwischen in der Materie zwischen den Atomen ausdehnen - und dann letztlich alle Verbindungen von Kernen und Elektronen auseinanderreissen?
Oder wirkt da die Gravitation in mikroskopischen Räumen ausreichend dagegen, d.h. der Effekt ist nur makroskopisch beobachtbar?
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Gast-N am 12. November 2012, 16:32:48
Expansion des Universum

Die Expansion des Universum, vorausgsetzt das die Daten auch stimmen, nimmt natürlich mit der Entfernung zu. Wie ich schon geschrieben habe, um die 7Mrd Jahre nach dem Urknall hat sich die Expansion verlangsamt, es war ein Gleichgwicht zwischen den Kräften (dunkle Materie und Energie) und danach hat sich das Universum bis in die heutige Tagen immer schneller ausgedehnt. 

Nach Angaben einiger amerikanischer Astronomen, vorausgesetzt sie wird immer dominanter und keine andere Kraft sie auch bändigen wird, kann die dunkle Energie das ganze Universum auch zerressen. Die Bindungen zwischen den Atomen hören auf zu existieren und das Universum zerfällt zu "Staub".   
Es wäre vergleichbar, wenn wir es erleben, als eine gigantische schwarze Wand auf uns zukommt und das Ende besiegelt
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Gast-N am 12. November 2012, 17:27:45
Ereignishorizont

Zitat
Ich habe das mit dem Ereignishorizont eigentlich so verstanden, dass dies Objekte umfasst, deren Licht uns noch nicht erreicht hat. Aber theoretisch müsste doch ein Objekt, das jetzt in einer Entferung von 46 Mrd LJ Licht abstrahlt, in 46 Mrd Jahren + der Geschwindigkeit in der wir uns wegbewegen, hier zu sehen sein, oder nicht? Das wäre aber nicht "nie".
Oder haben wir es hier mit einer Frage der Raumkrümmung o.ä. zu tun?

Das Licht von Objekten die sich ausserhalb des Ereignishorizont befindet, also ab 17 Mrd Lichtjahren, wird uns nicht erreichen. Möchte aber noch unterstreichen dass das Ereignishorizont auch expandiert und über die Nuancen in diesen Zusammenhang werde ich nicht eingehen.   

Berechnungen die gemacht wurden, haben ergeben das in 100 Mrd. Jahren nur noch unsere Milchstrasse im beobachtbaren Universum befindet, alle anderen Galaxien werden nicht mehr sichtbar sein. Alle Objekte die  heute 5 Millionen Lichtjahren von uns entfernt sind, werden in 130 Mrd. Jahren  das Ereignishorizont überschreiten.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Kryo am 12. November 2012, 17:51:31
Müssten sich nicht dann auch die Räume zwischen in der Materie zwischen den Atomen ausdehnen - und dann letztlich alle Verbindungen von Kernen und Elektronen auseinanderreissen?
Oder wirkt da die Gravitation in mikroskopischen Räumen ausreichend dagegen, d.h. der Effekt ist nur makroskopisch beobachtbar?

tatsächlich denen sich wohl auch die Räume zwischen Atomen aus, doch überleg mal, da ist der abstand von punkt A zu B seeeehr klein, also auch die Geschwindigkeit mit der sich der Raum ausdehnt relativ zueinander. Diese langsame Expansion auf kleinem Maßstab können die Kräfte der Kernkraft locker ausgleichen. Genauso auch noch im Galaxien-Maßstab. Galaxien zerreißt es nicht, da die Gravitation sie zusammenhält. Selbst größere Strukturen, wie Galaxienhaufen usw halten das aus^^
(ich hoff, alles was ich schreib ist richtig :D)
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Gast-N am 12. November 2012, 18:15:07
Müssten sich nicht dann auch die Räume zwischen in der Materie zwischen den Atomen ausdehnen - und dann letztlich alle Verbindungen von Kernen und Elektronen auseinanderreissen?
Oder wirkt da die Gravitation in mikroskopischen Räumen ausreichend dagegen, d.h. der Effekt ist nur makroskopisch beobachtbar?

tatsächlich denen sich wohl auch die Räume zwischen Atomen aus, doch überleg mal, da ist der abstand von punkt A zu B seeeehr klein, also auch die Geschwindigkeit mit der sich der Raum ausdehnt relativ zueinander. Diese langsame Expansion auf kleinem Maßstab können die Kräfte der Kernkraft locker ausgleichen. Genauso auch noch im Galaxien-Maßstab. Galaxien zerreißt es nicht, da die Gravitation sie zusammenhält. Selbst größere Strukturen, wie Galaxienhaufen usw halten das aus^^
(ich hoff, alles was ich schreib ist richtig :D)

Nur kurz:

Die Gravitation ist nicht in der Lage die Galaxien und insbesondere die Sterne, wobei die Sterne am Rand sich schneller als innerhalb bewegen, auch stabil zu halten. Die Gravitation ist ganz einfach zu klein, es fehlt einfach an Masse damit die Berechnung mit der Beobachtung übereinstimmt. Damit aber die Gleichung auch ausgeht, brauchen wir einen Betrag von rund 25%, wir nennen sie die schwarze Materie.
Titel: Re: Wie weit kann man zurückblicken? Position des Urknalls?
Beitrag von: Caladaris am 14. November 2012, 13:37:56
Vielen Dank für die Erklärungen. :)
Müsste mich mal weiter da einlesen, leider ist es nicht so leicht ein aktuelles Buch zu finden wofür man kein Physikstudium hinter sich haben muss, aber das sich auch gleichzeitig nicht in Trivialitäten und Pauschalaussagen verliert.

Bin mal gespannt, was wir in nächster Zeit neues über die dunkle Materie rausfinden werden.