Buch: Moskaus Mondprogramm

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Offline dksk

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Buch: Moskaus Mondprogramm
« am: 01. Januar 2018, 08:04:51 »
Buch: Moskaus Mondprogramm - Motorbuch Verlag

Ich muss vorausstellen, dass ich eine etwas defensive Erwartungshaltung zu dem Buch hatte, wohl
in dem Bewusstsein, dass das Titelthema einfach eine RIESENAUFGABE darstellt, wenn man alle Themen ohne große Kompromisse und zu starke Vereinfachungen darstellen will.
Um es gleich vorweg zu nehmen: diese Aufgabe ist gut gelungen – deutlich besser als ich es erwartet hatte!
Doch jetzt zu den guten und nicht so guten Dingen, die mir aufgefallen sind:
Die Ausführungen zu den Projekten und Missionen sind klar chronologisch dargestellt. Dazu werden alle Bezüge zu den Mondprojekten logisch hergeleitet. Dies gilt sowohl für die unbemannten als auch bemannten Missionen und Pläne. Als Startpunkt und Basis dienen die „ganz frühen“ Projekte, mit denen man sich in den Weltraum und Richtung Mond erst mal vortasten musste.
Den Schlusspunkt setzt eine Beschreibung zur Luna-24 Mission, mit der die Mondprogrammaktivitäten der Sowjetunion/Moskaus ihr bisheriges Ende fanden.
Gut begleitet wird der Leser stets von farbig abgesetzten Informationskästchen, die in die Chronologie eingebettet die amerikanischen Vergleichsaktivitäten darstellen. Damit wird auch die zunehmende Dynamik der Ereignisse ab Mitte der 1960 Jahre bis hin zur Mondlandung sehr gut erkennbar. Gleichzeitig erkennt man auch, was eine gut abgestimmte Strategie mit einem Hauptzielpfad bzw. die Verzettelung in Vieleköcheprojektmanagement bei hoch komplexen Themen nach sich zieht. In den Darstellungen wird der Aspekt der Einflussnahme der politischen Führung und die Definition von Zielvorgaben und Erwartungshaltungen „per Dekret“ mehrfach herausgearbeitet.
Der Versuch diese teilweise unrealistischen Zielvorgaben zu erreichen und die Vor- und Nachteile einer zentralistischen Führung sowohl auf Organisations- als auch Personenebene kann man in der Gesamtheit der Darstellungen gut erkennen. Insbesondere ist der „systematische Bruch“ durch großflächige Umorganisation der Entwicklungs- und Produktionsstrukturen der sowjetischen Luft-und Raumfahrt ca. Mitte der 1960er Jahre und auch durch das Ableben von S. Koroljov gut erkennbar dargestellt.
Ausführlich wird auf die Entwicklung und Missionen der unbemannten Mondsonden der E6 und E8 Serie eingegangen. Vielfältige bunte Grafiken von Dietmar Röttler, insbesondere als ISO Ansicht und Explosionsdarstellung mit Bauteilbeschreibung ergänzen die Textinformationen bestens.
Gegenüberstellungen und Vergleiche der Raumschiffvarianten und Projekte für die Erdorbit- Mondumfliegungs- und Mondorbitvarianten sind sehr gut dargestellt.
Bei der Missionsbeschreibung zur bemannten Mondlandung N1-L3 wird beim Umstieg des Kosmonauten vom Raumschiff in die Landefähre ein Aspekt beschrieben, zu dem ich bisher in keiner anderen Quelle Informationen gefunden habe. Der Kosmonaut soll mit einem mechanischen Arm
von Vorne vom Raumschiff nach hinten zur Fähre gehievt werden (kein Langhangeln an der Aussenstruktur).
Bei den Grafiken zu den N1-L3 Themen muss ich auch einen Kritikpunkt loswerden.
Mehrfach ist in den Bildern mit Raumschiff, Landefähre und Lunochod ein Kosmonaut bzw. beim Mondorbitalumstieg beide Kosmonauten mit einem
Berkut-Raumanzug mit Tornister dargestellt. Dieses Detail schmälert aus meiner Sicht die Mühe, die sich der Grafiker hier auf jeden Fall gegeben hat.
Im Text werden die Krechet/Orlan Anzüge dem gegenüber passend beschrieben.
In der Komandokapsel des LOK ist dann auch in mehreren Darstellungen ein Kosmonaut im Berkut-Raumanzug dargestellt. Das ist meiner Meinung nach ein „Doppelfehler“.
Bei den Grafiken zur Luna-24 Mondprobenrückführungssonde sind in den Grafiken die Kameras
neben dem Bohrgestänge „zu viel“.
Liest sich evtl. erbsenzählerhaft – ist mir aber aufgefallen.
Weiterhin sind im Text noch ein paar Grammatikfehler auffällig – evtl. in einer 2. Auflage leicht ausbesserbar.
Bei der ungeheuren Anzahl von Daten und Fakten sind auch durch die Qellenlage sicherlich Fehler nicht auszuschließen, aber Themen, wie mehrfache Erwähnung von Luna-14 als Mondlandesonde und Verwechslung von Block D und G im Endanflug bei der bemannten Mondmission könnten korrigiert werden.
Was aus meiner Sicht gut herausgearbeitet wurde ist der Umstand, dass schon ziemlich früh in den Projekten versucht wurde aus Basisentwicklungen/Raumflugkörpern immer neue Anwendungen und Missionen zu entwickeln und damit durchzuführen. Quasi eine stetige Verbesserung eines bestehenden Systems bis an seine jeweiligen Grenzen. Richtige Evolutionssprünge mit klassischen neuen Designgenerationen waren nicht wirklich vorhanden. Im Endeffekt ist das so bis Anfang der 1970er Jahre weitergegangen und wenn man die heutige bemannte russische Raumfahrt betrachtet und z.B. die geplanten unbemannten russischen Mondmissionen, steckt da nach wie vor viel von diesen „alten Systemen“ drin.

dksk

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Online Rücksturz

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #1 am: 01. Januar 2018, 12:14:03 »
Danke dksk für den guten Tipp!

Habe mir fürs neue Jahr vorgenommen mich weiterzubilden, deshalb habe ich das Buch gleich bestellt.
Man kann noch ergänzen, dass als Autor Eugen Reichel genannt wird!
Bestellen kann man es übrigens ganz ohne Amazon über diese Website:
https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p9975_Moskaus-Mondprogramm.html/series/true#series

Es kostet 14,95 € (zzgl. 3,90 € Versandtkosten) und hat 160 Seiten.

Viele Grüße
Rücksturz
« Letzte Änderung: 01. Januar 2018, 14:14:18 von Rücksturz »
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Offline F-D-R

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #2 am: 01. Januar 2018, 13:36:55 »
Zunächst: Ein gesundes neues Jahr Euch allen.

Danke an dksk für die Buchvorstellung.  :D
Ich hatte es vorbestellt und zwischen den Feiertagen mal quer gelesen.
Ich hatte überlegt, die ganze Mond-Landung-Wettlauf-Büchlein-Reihe von Eugen (8 Bücher?) vor Weihnachten zu besprechen. Aber da ich schon zwei Bücher von ihm "empfohlen" hatte, wollte ich nicht noch eins draufsetzen. Das Dilemma: Reichl ist zur Zeit DER Sachbuchautor. Die Bücher sind verständlich, sehr gut bebildert und ..... bezahlbar. Nicht jeder kann bei Springer sich Bücher leisten.

@ dksk: Übrigens: Die Verwechselung der Blöcke ist mir auch aufgefallen. Vermutlich Fehler beim Abtippen des Skript.
Das Thema ist in der Form so zum ersten mal kompakt dargestellt (glaube ich).
Zuvor gab es nur das N1-Heft von Olaf Przybilski und Stefan Wotzlaw (1996). Und das ist ja auch schon einige Jahre alt.

Über den konkreten Inhalt im Detail sollte man noch mal reden... . Das Büchlein ist auf alle Fälle empfehlenswert.  :)

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Online fl67

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #3 am: 01. Januar 2018, 15:03:15 »
Passend dazu aus der gleichen Reihe vom gleichen Autor: "Die N1 - Moskaus Mondrakete"

https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p9326_Die-N1--.html

Ich fand es eine spannende Lektüre,  ohne allerdings beurteilen zu können, ob die Details inhaltlich alle stimmen.
Viele Fotos und die gewohnt guten Grafiken von Dietmar Röttler ergänzen den Text.

(die Bücher kann man auch direkt bei seinem lokalen Buchhändler bestellen - ohne Versandkosten...  ;) )

jok

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #4 am: 01. Januar 2018, 17:27:37 »
Hallo,

Kann mich den Vorschreibern nur anschließen , das Buch stellt eine sehr gute Zusammenfassung zum Thema Moskaus Mondprogramm dar.
Einige Aussagen im Buch haben bei mir die Fragezeichen die ich zum Thema hatte verschwinden lassen. Ich werde mir wohl ergänzend noch das Buch zum N1 Trägers holen.
Die Sache mit dem umsteigen des Kosmonauten vom Raumschiff in die Mondlandefähre hat mich angespornt mein altes Videoarchiv noch einmal zu durchwühlen. Ich meine ich habe eine sehr schlechte Animation einmal mitgeschnitten die den Moment zeigt. Ich habe damals nicht bewusst beobachtet ob da ein Hilfswerkzeug o.ä. im Einsatz war ???




...schön das der Weihnachtsmann immer das passende bringt  :) Also ich glaube weiter an Ihn  ;)

Gruß und schönen Jahresstart
jok

Offline dksk

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #5 am: 01. Januar 2018, 17:54:17 »
Ja, das N1-Heft Przybilski/Wotzlaw ist sehr gut und wenn man bedenkt, dass es quasi mit Rückbezug zur Zeit seiner Vorbereitung fast noch aus der analogen Zeit stammt eine große Leistung.
Ich hatte das Heft ja schon vor einiger Zeit in positiven Vergleich zu einem relativ jungen N1 Buch gesetzt.
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=13179.0
Ansonsten gab es Ende der 1990er ja noch das „Sowjetische Mondprojekte“ W.P. Mischin aus dem Elbe Dnepr Verlag.
Dieses Werk ist sehr „gewöhnungsbedürftig“ und wird dem Versuch einer zusammengefassten Darstellung der sowjetischen Mondprojekte nicht so sehr gerecht. Ich war beim Lesen manchmal eher „desorientiert“ bezüglich der Gesamtzusammenhänge.
Dieses Buch als Gedankenbasis hat mich eben auch zu einer defensiven Erwartungshaltung gegenüber dem E. Reichl Buch veranlasst.
Was an dem neuen Buch noch erwähnenswert ist, ist die starke Darstellung der unbemannten Projekte, die in keinem der Vergleichs/Ergänzungswerke in so einer Art und Weise bisher umgesetzt wurde. Damit setzt es neue Maßstäbe zu der Thematik. Und die detaillierte Beschreibung der Versagensursachen bei erfolglosen Missionen, versetzt den Leser in die Lage zu differenzieren, ob es an der Primär/Missionsnutzlast, der Rakete (welche Stufe) bzw. Bondenmissionsmanagement gelegen hat. Alleine diese Unterscheidung relativiert sehr stark bisher durchaus pauschale Eindrücke bezüglich erfolgloser Teilprojektabschnitte – siehe u.a. erste weiche Sondenlandung, die endlich mit Luna-9 gelang.
Mit dem Eindruck zum aktuellen Buch und den Hinweisen im Buch als auch hier im Thread, denke ich, dass zum diesjährigen Jahresende "Die N1 - Moskaus Mondrakete" von E. Reichl eine sehr sinnvolle Ergänzung unterm Weihnachtsbaum darstellen wird.
… Da freut sich gleich die Sippe, dass das Thema so schnell geklärt wird…

Den Spacewalker Film (siehe Bild letzter Beitrag) habe ich auch bekommen.  Habe mit der Familie schon mal angesehen - werde den aber in Ruhe nochmal ansehen und dann auch was dazu schreiben.

dksk

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Offline F-D-R

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #6 am: 01. Januar 2018, 21:16:06 »
Ja...Mischin hat schon sehr (wie sagetest Du?) gewöhnungsbedürftig geschrieben. Dazu kaum leserliche Zeichnungen in der deutschen Ausgabe.
Aber es war damals eben das Einzigste Material.
Warum Olaf die N1 in seiner Schrift als Herkules bezeichnet hatte, hatte sich Mischin übrigens auch gefragt. Aber das nur nebenbei.
In Eugens Buch habe ich noch keien Hinweis gefunden, wie die Lunochod in das bemannte Zenarium eingebunden werden sollte. Rettung zum Reservelander. Habe ich da was überlesen?

Offline proton01

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #7 am: 01. Januar 2018, 22:16:26 »
Ja...Mischin hat schon sehr (wie sagetest Du?) gewöhnungsbedürftig geschrieben. Dazu kaum leserliche Zeichnungen in der deutschen Ausgabe.
Aber es war damals eben das Einzigste Material.
Warum Olaf die N1 in seiner Schrift als Herkules bezeichnet hatte, hatte sich Mischin übrigens auch gefragt. Aber das nur nebenbei.
In Eugens Buch habe ich noch keien Hinweis gefunden, wie die Lunochod in das bemannte Zenarium eingebunden werden sollte. Rettung zum Reservelander. Habe ich da was überlesen?

Die Übersetzung von Mischins Memoiren ins Deutsche ist gewöhnungsbedürftig.

[edit, hatte im ursprünglichen Beitrag die verfügbaren Übersetzungen der Bücher von Mischin und Tschertok verwechselt] Die NASA hat mit Asif Siddiqi die Memoiren von Boris Tschertok herausgegeben und sie zusammen mit ihm vom russischen Original bearbeitet. Diese englische Version ist wesentlich besser lesbar als die deutsche Übersetzung.

Es gab mal die Idee eines erweiterten Mondlande-Szenarios, bei dem zwei Lunochods auf dem Mond gelandet waren. Anschließend landet ein Kosmonauten an einem der beiden Lunochods, fährt mit diesem zum anderen Lunochod, füllt dort Atemluft usw. nach, fährt mit dem zweiten Lunochod zum Mondlander zurück für den Rückstart zur Erde. (die Quelle dazu müsste ich erst suchen.)
« Letzte Änderung: 02. Januar 2018, 08:30:18 von proton01 »

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Offline F-D-R

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #8 am: 02. Januar 2018, 06:18:54 »
Ich kenne "die Geschichte" etwas anders.
Zwei Lander, ein Lunochod.
Lunochod landet und bildet Funkfeuer.
Erster Lander landet unbemannt und bildet mögliches Rettungsboot.
Zweiter Lander landet mit Kosmonauten. Falls die Landung zu Bruch geht, kann sich der Kosmonaut mit Hilfe des Lunochod (Anschlüsse für Sauerstoff etc.) zum zweiten Lander fahren und mit dem zurück straten.

Auch hier muss ich erst suchen, wo die Quelle ist.

Zu Mischin und der deutschen Ausgabe: Der Elbe-Dnjepr-Verlag ( http://www.edverlag.de/raketa.html) hat sich für mich vor allem verdient gemacht, dass er die Memoarien von B.Tschertok heraus gebracht hat.Das war damals eine Sensation (zumindestens für mich.).

Die Übersetzungen waren immer etwas holprig, da die Fachausdrücke schlecht übersezt wurden.
Bislang hat sich aber kein anderer Verlag da ran gewagt, nach meiner Kenntnis.

Offline dksk

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Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #9 am: 04. Januar 2018, 18:55:27 »
Im oberen Teil des Threads war ja das Thema aufgekommen, in wieweit der Landekosmonaut im Mondorbit mit einem mechanischen Arm beim Umstieg zum Bereich der Mondfähre befördert wurde.
Ich habe mal eine Foto und Bildsichtung gemacht ob evtl. Hardwarehinweise dazu zu erkennen sind.
In der Tat ergibt sich unter diesem neuen Blickwinkel da ein Ansatz für eine technische Umsetzung, die ich mir vorstellen könnte.
Mit den Anfangsfragen: „Wieso“ und „Womit/Wie“ stelle ich folgende Theorie auf:
Durch die begrenzte Nutzungsdauer und Reserven des Krechet Raumanzuges muss die körperliche Grundbelastung des Kosmonauten so gering wie möglich sein. Alle physischen Anstrengungen des Köpers führen ja zu erhöhter Temperatur, Atmungsfrequenz, Schweißausscheidung etc. und das muss ja dann in dem geschlossenen Raumanzug quasi vom Körper des Kosmonauten abgeleitet, verarbeitet, gesammelt, etc. werden. Also ist es klug, gleich zu Beginn beim Aus- und Umstieg da
größere Anstrengungen von vorne herein zu vermeiden um die Systeme des Anzugs zu schonen.
-   - - - - - -
Dann habe ich im Bereich der Ausstiegsluke-Orbitalsektion, dem Weg hin zur Landefähre und im Bereich der Landefährenluke bzw. bei darüber/darumliegenden Verkleidungsteilen Block D mal die technischen Abbildungen angesehen.
Schnell fällt am LOK ins Auge, dass neben den klassischen Haltegeländern an der Obitalsektion, im Bereich des Übergangs zur Landekapsel eine Stange zu erkennen ist. Diese hat eine Art „Drehknebel“ und dünnen und dicken Bereich/Durchmesser – also könnte diese teleskopartig gestaltet sein.
Kurz vor dem Ende der Stange (Richtung Servicemodul) ist eine Haltekontur mit Verbindung zum Servicemodul/Block-I und einem Umfangsüberstand, der in etwa dem kurzen hinten überstehenden Stangenende entspricht. Wäre die Stange an dieser Stelle hinten schwenkbar gelagert, könnte die Anbindung das Schwenklager darstellen, da das Ende nach unten zum Umfang nicht kollidieren würde, wenn es um 90 Grad geschwenkt würde. Beim Weiterschwenken Richtung 180° würde der Abstand wieder kleiner, vorausgesetzt der Drehpunkt/die Stange ist seitlich gelagert.
Die beste Abbildung eines gerendertes LOK Bildes mit der Stange fand ich bei Buran.ru


Bildquelle:
http://www.buran.ru/htm/cliper.htm

Vom LOK gibt es leider nur sehr wenige Realhardware-Fotos und auch noch seltener in Gänze.
Bei einigen Bildern von der Raumfahrthalle am MAI (Moskau Aviation Institut) ist ein anteiliger Block-I, vor dem Block D, neben den Sojus Raumschiffteilen liegend erkennbar.
Da ist am oberen vorderen Bereich, ca. 45° am Umfang - relativ zu den Sensoren gesehen (13.30 Uhr), eine Halterung mit 3 Löchern, die die hinter Anbindung der vorgenannten (Teleskop) Stange sein könne. Im Gegensatz zum gerenderten Bild steht sie leicht schräg nach hinten.


Bildquelle:
http://www.astronautix.com/s/soyuz7k-lok.html

Betrachtung zur Stange:
In einfacher Länge – Obitalluke bis Drehpunkt – käme man dann noch nicht so weit nach hinten. Nimmt man aber an, dass die Stange teleskopartig ausgefahren werden kann, so ergibt sich jede Verlängerung nach vorne auch bei einer Schwenkung um das mittige Drehlager als Verlängerung nach hinten. Wenn man die Strecke Orbitalluke zur Landefährenluke abschätzt und im Verhältnis zu der Stange in Transportlage setzt, so kommt ca. die 3 fache Länge vom Drehpunkt nach hinten zur Landefährenluke raus. Somit wäre der Abstand Luke vorne zum Drehpunkt (1/3) und Drehpunkt zur Landefährenluke (3/3) mit Ergebnis Luke vorne (LOK) zu Luke hinten (LK) 4/3.
Wenn ich mir in Darstellungen den Gesamt-Lunarobitalkomplexes ansehe und Skalen/Maßstabsangaben heranziehe, komme ich auf eine geschätzte Strecke von 12-14 Metern von Luke zu Luke. (in dem E. Reichl Buch sind ca. 20 Meter beschrieben)
Bei Annahme der Gesamtstrecke Luke/Luke von ca. 12 Metern (12/4=3), so müsste die (Teleskop)Stange im eingefahrenen Zustand ca. 3 m lang sein. Mit direkter Messung und Skalierung der Stangendarstellung komme ich so auf ca. 2,7 Meter – kann also ungefähr hinkommen.

Hier eine skizzierte Darstellung der Überlegungen:


Bildquelle Ausgangsbild:
https://www.raumfahrer.net/raumfahrt/raketen/images/l3.jpg

Dabei sind in den Abschätzungen jeweils nur gerade, parallel zur Orbitalkomplexhauptachese verlaufende Strecken die Grundlage. Bei der Betrachtung des hinteren Bereiches des LOK und dem Übergang zur Fähre, müsste die ausgefahrene Stange beim Umschwenken etwas schräg nach außen stehen. Dann wären die hinteren 3/3 quasi die Hypotenuse und ich habe mit der Ankathete geschätzt. Bei Winkel 10-15 Grad (cos 15°=0,965) lasse ich die Vereinfachung mal gelten.
Mit dem Sicherheitskarabiner kann sich der Kosmonaut mit dem Knebel als Begrenzung einhaken und die Stange nach hinten schwenkend als Führung benutzen. Ob da ein Schwenk- oder Auszugsmechanismus mit dabei ist kann nicht abgeschätzt werden.
Der Knebel vorne kann auch als Löse/Feststellvorrichtung für das System oder die Ausziehbarkeit dienen. Wenn die umgeschwenkte Stange nach hinten ausgezogen würde, so wäre der Knebelhebel wieder eine Sicherheitsbegrenzung für den Karabinerhaken. Wenn mit dem Hebel eine Stangenfeststellung möglich wäre, wo wäre der Hebel haptisch gut am umsteigenden Kosmonauten positioniert, in seiner jeweiligen Bewegungsposition folgend.
Der zweite Kosmonaut kann da auch evtl. mit die Bewegung der Stange bis 90° unterstützen – ein Seil am unteren Ende zum Umschwenken usw. sind vorstellbare einfache Lösungen. Seilzüge zum Entfalten von Teleskopstangen sind von Teleskopantennen und Heckklappenantrieben bekannte Anwendungen…
Wenn der LK-Kosmonaut die Luke in der äußeren Verkleidung der Landeführe erreicht hat, kann er sich sicher dort in das nächste Führungselement einhaken.
Nun stellt sich die Frage, wie die Stange entfernt wird. Für den Freigang bei der Verkleidungsabtrennung über der Landefähre wäre sie um Weg, für den Umstieg nach Rückflug und Kopplung am vorderen LOK Teil ohne Nutzen und für den Rückflug der LOK Rumpfeinheit auch nicht dienlich. Also, wäre sie sinnvoll entfernbar angebracht worden. Evtl. durch den Unterstützungskosmonauten am LOK nach dem Umstieg „entsorgt“ worden.
Das mal als Hypothese…

@ F-D-R:
Gegebenenfalls triffst du Eugen Reichl mal und könntest im mitteilen, dass sein Buch hier guten Anklang findet – und dabei mal nachfragen, ob er zu dem Thema noch einen Hinweis geben könnte?

dksk

Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #10 am: 04. Januar 2018, 20:02:38 »
Hallo,

sehr guter Aufsatz, gut das ich Deinen Artikel hier gefunden habe. Eine Platzierung z.B. in bemannter oder unbemannter Raumfahrt, wäre besser als in einer Buchbesprechung....
Die Stange nach "oben/vorn" und dreifach nach unten/hinten ist auch denkbar bei der Ansicht... Dummerweise habe ich die Hardware 1994 beim Besuch des MAI nicht genügend geknipst, kam von Baikonur zurück und hatte viel zu wenig Filme zur Verfügung (digitale Fotografie war noch nicht aktuell). Unverzeihlich eigentlich. Aber dort waren auch deutsche Studenten, die müssen doch damals davon einiges erfahren haben. Ich habe da leider keine Kontakte. Ob sich hier mal einer meldet? :)
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

jok

  • Gast
Re: Buch: Moskaus Mondprogramm
« Antwort #11 am: 25. Januar 2018, 19:44:05 »
Ich kenne "die Geschichte" etwas anders.
Zwei Lander, ein Lunochod.
Lunochod landet und bildet Funkfeuer.
Erster Lander landet unbemannt und bildet mögliches Rettungsboot.
Zweiter Lander landet mit Kosmonauten. Falls die Landung zu Bruch geht, kann sich der Kosmonaut mit Hilfe des Lunochod (Anschlüsse für Sauerstoff etc.) zum zweiten Lander fahren und mit dem zurück straten.

Auch hier muss ich erst suchen, wo die Quelle ist.

Zu Mischin und der deutschen Ausgabe: Der Elbe-Dnjepr-Verlag ( http://www.edverlag.de/raketa.html) hat sich für mich vor allem verdient gemacht, dass er die Memoarien von B.Tschertok heraus gebracht hat.Das war damals eine Sensation (zumindestens für mich.).

Die Übersetzungen waren immer etwas holprig, da die Fachausdrücke schlecht übersezt wurden.
Bislang hat sich aber kein anderer Verlag da ran gewagt, nach meiner Kenntnis.

Hallo,

ich suche immer noch die Videosequenz die das Umsteigen des Kosmonauten in den Mondlander zeigt. Bin mir sicher das ich es gespeichert hatte.....aber irgendwie verschwunden  :(
Aber ein Video auf Youtube habe ich gefunden. Dort wird in einer Animation die von FDR angesprochene Variante mit dem Reservelander und die Fahrt des Kosmonauten mit dem Lunochod gezeigt.



ab 19min 16 sek im Video.

gruß jok