Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum

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H.J.Kemm

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Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« am: 12. November 2008, 00:18:03 »
Moin,

im Thread *Milchstrasse* (>>><<<) haben wir zwar schon über *Sagittarius A* (Sgr A) einiges geschrieben, aber ich halte dies Thema für so interessant, dass wir einen eigenen Threag starten können. Einige wichtige Beiträge kopiere ich hier rein.


The Swarm
Credit: M. P. Muno (UCLA) et al., CXC, NASA

Explanation: What do you call a group of black holes ... a flock, a brace, a swarm? Monitoring a region around the center of our Galaxy, astronomers have indeed found evidence for a surprisingly large number of variable x-ray sources - likely black holes or neutron stars in binary star systems - swarming around the Milky Way's own central supermassive black hole. Chandra Observatory combined x-ray image data from their monitoring program is shown above, with four variable sources circled and labeled A-D. While four sources may not make a swarm, these all lie within only three light-years of the central supermassive black hole known as Sgr A* (the bright source just above C). Their detection implies that a much larger concentration of black hole systems is present. Repeated gravitational interactions with other stars are thought to cause the black hole systems to spiral inward toward the Galactic Center region.

jps


Mit Hilfe des Röntgenteleskopes *Chandra X-Ray Observatory*, kurz *Chandra*, haben sie ermittelt, daß vor ~ 60 Jahren das im Zentrum unserer Milchstrasse vorhandene *schwarze Loch* *Sagittarius A*, ~ 3,7 Millionen Sonnenmassen, Materie von der Größe des Planeten Merkur *verschluckt* haben muß. Anhand von flackernden Röntgenstrahlen der Gaswolken im Umfeld von *Sgr A* wurde errechnet, daß dieses Ereignis ~ 60 Jahre zurückliegt und das *Sgr A* ~ 100.000fach stärker geleuchtet haben muß. Beobachtet hat das damals niemand, da man über die Existenz von *Sgr A* noch nichts wußte und auch keine Geräte zur Verfügung standen um dieses Phänomen aufzuzeichnen.

Diese Forschergruppe nimmt an, daß sich solch eine Situation alle 100 Jahre wiederholt.

Jerry



Auswertung der Daten INTEGRALS der letzten Jahre hat ergeben, dass die Ansammlung von Antimaterie (v.a. Positronen) um das Zentrum der Galaxie nicht gleichmäßig wie das umgebende Gas verteilt ist, sondern eine einseitige Konzentration aufweist. Mit dieser Ausprägung scheint auch eine höhere Dichte an Doppelsternen zu korrelieren, welche jetzt als mögliche Quelle für die Positronen gilt. Bei diesen Sternen reist ein massives Objekt (Neutronenstern oder Scharzes Loch) seinen Partner auffrisst. Die dabei aus dem Stern gerissene Materie wird derart verdichtet und erhitzt, dass Elektron-Positron-Paare entstehen können. Ein gleicher Prozess wird in der Umgebung des supermassiven scharzen Lochs im Zentrum der Milchstraße angenommen.
Bisher wurde vermutet, dass zerfallende dunkle Materie im Galaxienzentrum die Quelle für Antimaterie sein könnte. Die neue Verteilung und Korrelation scheint dagegen zu sprechen.

Daniel





Alle Aufnahmen zeigen *Sagittarius A*, eine starke Radioquelle die aus einem sehr kleinen Gebiet strahlt. Innerhalb dieser Region befindet sich, konzentriert auf ein Gebiet von 15,4 x 109 km ø, eine Masse von geschätzten 3,7 x 109 MSo. Es wird im allgemeinen davon ausgegangen, dass es sich dabei um ein supermassives Schwarzes Loch handelt.

Jerry





H.J.Kemm

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #1 am: 12. November 2008, 00:51:18 »
Moin,

hier noch einmal das Siegerbild aus *2008 AUI / NRAO Image Contest*.



Das galaktischen Zentrum und die darum liegende molekulare Zone beinhalten die aktivste  Sternentstehungs-Region in der Milchstraße. Dieser 2 x 1 ° grosse Bereich wurde bei 20 cm (lila) mit der *NRAO / Very Large Array* aufgenommen, besonders geeignet zum Aufspüren von der vorhandenen H II-Region, die leuchtet durch heiße, massive Sterne, Supernova-Überreste und Synchrotron-Emission. Emission bei 1,1 mm (orange) und kalter Staub (20-30 K) im Zusammenhang mit molekularen Gas wurden mit dem *Caltech Submillimeter Observatory* beobachtet und kalter Staub (20-30 K) Staub im Zusammenhang. Einige dieser Stoffe werden Sterne in den nächsten Millionen Jahren, der Rest wird weggeblasen. Die diffusen
cyanfarbigen Sterne wurden mit der Infrarot-Array-Kamera vom *Spitzer Space Observatory* erstellt. Die Cyan-Emissionen sind polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) aus Sternen der Umgebung.

Jerry
« Letzte Änderung: 12. November 2008, 00:52:11 von H.J.Kemm »

Offline T.D.K.

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #2 am: 13. November 2008, 20:32:04 »
Die ESO hatte ende 2002 mal ne schöne Animation erstellt, wo sie nach 10 Jahren an Messungen die Bahnen der SgrA am nächsten liegenden Sterne ermittelten.
Hier die URL http://www.eso.org/gallery/v/Videos/Stars/vid-02-02.mpg.html
Ich finde die Animation echt super weil sie die Dynamik so richtig schön zeigt!
Die umrunden das Zentrum nicht alle in eine Richtung wie Planeten in Sonnensystemen sondern fliegen alle kreuz und quer um die unsichtbare Massequelle. Erinnert irgendwie an die Bahnen von Kometen in unserem System. Interessant auch wie nahe 'S2' dem Zentrum kommt  :)
Ist denn der Mond auch da wenn niemand hinsieht?

Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #3 am: 19. November 2008, 10:53:32 »
Astronomes haben Sagittarius A* synchron im Infrarot mit dem VLT und im Submillimeterberiech mit APEX beobachtet. Von besonderem Interesse waren dabei Strahlungsausbrüche, so genannte flares, die von Gaswolken ausgehen, welche das Schwarze Loch nahe des Ereignishorizonts umrunden.


Credit: ESO/L. Calçada

Auf dem Bild sieht man, wie eine Region verdichteten Gases bei der Umrundung des SLs gedehnt wird. Von solchen Verdichtungszonen gehen die angesprochenen flares aus. Bei den Beobachtungen wurde eine Zeitverzögerung zwischen dem Submillimeter- und dem Infrarotsignal festgestellt, welche mit der starken, plötzlichen  Dehnung des Materials erklärt wird (adiabatische Expansion). Die Verzögerung zwischen den beiden Signalen beträgt ungefähr 1,5 h.

http://www.eso.org/public/outreach/press-rel/pr-2008/pr-41-08.html

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Offline Volker

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #4 am: 26. November 2008, 21:11:07 »
Bei den letzten Bildern muss man aber daran denken, dass es sich hier um kuenstlerische Animationen handelt. Das ist zwar ein schoenes Modell, dass die Kollegen von VLT und APEX da haben, aber es eben auch nur ein Modell. Zeitverschiebungen in verschiedenen Energiebaendern beobachtet man schon seit vielen Jahren in aktiven Galaxienkernen (AGN) und versucht sie zu erklaeren. Das ist aber nicht so einfach, denn manchmal kommt z.B. Roentgenstrahlung vor UV, manchmal ist es aber umgekehrt, dann wieder sieht man gar keinen Zusammenhang. Da wir davon ausgehen, das Sgr A* so etwas wie ein kleiner AGN ist, wuerde ich noch nicht zu viel auf diese Beobachtung geben.

Die Geschichte, mit der erhoehten Aktivitaet von Sgr A* vor 60 Jahren ist ziemlich aehnlich der Beobachtung von INTEGRAL vor ein paar Jahren, die zeigte, dass eine Molekuelwolke von Sgr A* angestrahlt wird und aufgrund der Intensitaeten wurde geschlossen, dass Sgr A* vor etwa 400 Jahren sehr viel heller war als heute:

http://www.3sat.de/nano/news/75289/index.html

Forschung aktuell: Das Neueste aus Wissenschaft und Forschung

Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #5 am: 26. November 2008, 22:16:35 »
Hallo Volker,

danke für die Hinweise und Ergänzungen! Hätte ich natürlich hinschreiben müssen, dass es sich um eine 'Artist's impression' handelt.

Ein Frage dazu: Die von Dir angesprochene Röntgen- und UV-Strahlung entsteht doch aber durch andere Prozesse als die hier untersuchten Infrarot- und Submillimeteremissionen, oder?

Ein weiteres Modell zur Erklärung eines zeitlichen Zusammenhanges zwischen Röntgen und Sichtbarem bei 'normalen' Schwarzen Löchern (kein AGN) hatten wir schonmal hier im Schwarze Löcher-Thread: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=.msg#msg

Gruß,
Timo
« Letzte Änderung: 26. November 2008, 22:17:08 von Kreuzberga »

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Offline Volker

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #6 am: 30. November 2008, 17:28:10 »
So wie ich die Idee verstehe, gehen die Kollegen davon aus, dass es sich bei den beobachteten Flares um Materie in der Akkretionsscheibe des schwarzen Lochs handelt. Diese Akkretionsscheibe wird nach innen hin immer heisser, und ganz innen entsteht dann auch Roentgenstrahlung (in Gaswolken oberhalb der Scheibe, in der sogenannten Corona). Also, wenn mehr Materie hineinfaellt, dann gibt es nicht nur im optischen und infraroten, sondern wahrscheinlich auch im Roentgenbereich einen Anstieg der Emission. Da man sich aber nicht so ganz einig ueber die Geometrie ist, ist es schwer vorherzusagen, was in welcher Reihenfolge kommen sollte. Dazu kommt, dass Sgr A* besonders schwach leuchtet, und die spektrale Energieverteilung sich nicht gut mit den gaengigen Theorien fuer aktive Galaxienkerne erklaeren laesst. Man geht also bei Sgr A* davon aus, dass die Akkretion auf das schwarze Loch nicht sehr effizient ist, z.B. dass es sich hier um einen "advection dominated accretion flow" handelt. Mehr dazu, allerdings schon recht fachspezifisch, z.B. unter
http://isdc.unige.ch/~beckmann/common/ADAF_lecture.pdf
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GG

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #7 am: 11. Dezember 2008, 20:08:45 »
Zitat
Die ESO hatte Ende 2002 mal 'ne schöne Animation erstellt, wo sie nach 10 Jahren an Messungen die Bahnen der SgrA* am nächsten liegenden Sterne ermittelten.
Jetzt gibt es das Ganze nach 16 Jahren Beobachtungszeitraum. Da hat S2 einen kompletten Umlauf geschafft. Uff.


http://uk.youtube.com/watch?v=UWv47SOZTQg

GG

... und eine Meldung im Portal: http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/11122008195121.shtml
« Letzte Änderung: 11. Dezember 2008, 20:11:37 von GG »

Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #8 am: 15. Dezember 2008, 01:04:16 »
Interessant finde ich ja, dass man bisher von einer Masse des zentralen Schwarzen Lochs von ca. 3 Millionen Sonnenmassen ausgegangen ist. Laut den neuen Messungen lag man damit um mehr als eine Million Sonnenmassen daneben! "Unser" supermassives Schwarzes Loch ist also um einiges massiver als bisher gedacht.
Vor ein paar Jahren schätze man die Masse von Sgt A* sogar noch deutlich unter 3 Mio. MSo.

Trotzdem bleibt unser Schwarzes Loch immer noch ein Winzling gegenüber den wirklichen Riesen, die noch einmal um den Faktor 1000 massiver sein können. Die Masseobergrenze für Schwarze Löcher liegt nach bisherigem theoretischen Wissensstand bei ca. 10 Milliarden Sonnenmassen.
« Letzte Änderung: 15. Dezember 2008, 01:05:26 von Kreuzberga »

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Offline Olli

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #9 am: 23. September 2009, 11:55:45 »
Es gibt neues vom Restaurant am Randes des Universums... oh...pardon...ich meine natürlich: Neuigkeiten aus dem Zentrum unserer Galaxie.

Mit dem Chandra Röntgenteleskop ist ein neues Bild aufgenommen werden, dass die Komplexität des Zentrums der Milchstraße zeigt.
Das gesamte Bild ist ein Mosaik, bestehend aus 88 Einzelbilder, das auf spektakuläre Weise die Sternenevolution zeigt, angefangen bei hellen jungen Sternen bis zu schwarzen Löchern. Dieses dicht gepackte Gebiet wird dominiert durch Sagittarius A, das zentrale, supermassive Schwarze Loch.

Hier das neue Bild. Zur Übersichtlichkeit ist es mit Benennungen der einzelnen Objekte versehen. Klickt für eine größere Ansicht auf das Bild.


Die Region ist ein diffuser Nebel, der von Röntgenstrahlung durchdrungen wird. Die Röntgenstrahlung entsteht durch das Aufheizen von Gas innerhalb des Nebels durch junge massive Sterne. Dies scheint hier deutlich häufiger zu passieren, als anderswo in der Galaxie. Weitere Ursache können die Explosion sterbender Sterne sein und der "Ausfluss" von Sag A*.

Das Gebiet um Sag A* enthält auch einige mysteriöse Röntgenfilamente. Diese können durch große magnetische Strukturen mit einem Strom von hochenergetische Elektronen produziert werden - analog wie bei solaren Flares.


Quelle: Chandra Webpage

Grüße,
Olli
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H.J.Kemm

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #10 am: 13. November 2009, 01:54:29 »
Moin,

hierzu passt auch dieses Composit: X-rays from Chandra are blue and violet, near-infrared emission from Hubble is yellow, and Spitzer's infrared data are red.



Ein Bild mit hoher Auflösung gibt es hier >>> Chandra

Jerry

A1942D

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #11 am: 24. November 2009, 09:59:50 »
Hallo, ich weiß nicht ob das den Betrachtern der Verlinkung aufgefallen ist. Da ist weiter unten der Hinweis auf >More Images< und da sind 3 verschiedene Abbildungen von >Sagittarius A< in X-rays from Chandra, in Near-Infrared from Hubble und in Infrared from Spitzer. Das ist sehr interessant.
Hier die Seite:
http://chandra.harvard.edu/photo/2009/galactic/more.html A.D.

Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #12 am: 10. November 2010, 14:04:46 »
Das Fermi-Weltraumteleskop der NASA hat zwei Gammastrahlung emmitierende Blasen aufgespürt, deren Ursprung im galaktischen Zentrum zu liegen scheint:


Credit: NASA's Goddard Space Flight Center

Die im Bild blau eingezeichneten Ränder der Blasen wurden bereits von dem deutschen Röntgenteleskop ROSAT (1990-1999) beobachtet. Lila repräsentiert die von FERMI beobachtete Gammastrahlung. Damit wird eine bisher unbekannte Struktur zum ersten Mal sichtbar.

Was die Interpretation der Daten angeht, ist man sich bisher noch unsicher. Ursächlich verantwortlich ist auf jeden Fall ein mehrere Millionen Jahre zurückliegendes Ereignis. Eventuell sehen wir Spuren von Jets, die unser supermassives Schwarzes Loch einst ausstieß, als es noch aktiv war. Vielleicht handelt es sich aber auch um Folgen einer extrem intensiven Sternentstehungsphase im galaktischen Zentrum.

Oder handelt es sich um ein völlig neues Phänomen?

Warum scheint die Röntgenstrahlung nur an den Rändern der jeweils der galaktischen Ebene zugewandten Blasenhemisphäre zu kommen?
Interessant zu wissen wäre, mit welcher Geschwindigkeit die Gasblasen sich ausdehnen.

Hier sieht man, wie die Blasen aus Fermis Perspektive erscheinen (nachdem sie vor dem Hintergrundrauschen überhaupt erst sichtbar gemacht wurden):



Auf dem linken Diagramm sieht man, dass sich die Gammastrahlung aus den Blasen deutlich vom Hintergrund unterscheidet und bei hohen Energien sehr viel heller ist. Rechts wird deutlich, dass die Helligkeit innerhalb der Blase nur geringfügig nach außen abnimmt. Könnten die Stufen ein Hinweis auf eine Folge von Ereignissen sein?

Gruß, Timo

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Offline Olli

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #13 am: 10. November 2010, 18:38:30 »
Ob diese Blasen in alle Richtung gleichmäßig ausgedehnt sind, darüber ist nichts bekannt, oder? Ich frage mich nämlich, ob es sich um eine fächerartige Ausbreitung oder tatsächlich einer dreidimensionalen Ausbreitung handelt.

Ob es sich da wirklich um "alte" Jets handelt. Ich bin da irgendwie skeptisch. Was sollte bewirken, dass Material, welches im Jet kegelförmig nach Außen transportiert wird, oben wieder zusammenläuft und diese Blase bildet? Mhh...  ???

Die Ausdehnung ist ja beinahe so groß, wie eine kleine Galaxie. Schon bemerkenswert...

Grüße,
Olli
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Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #14 am: 11. November 2010, 00:10:58 »
Ob diese Blasen in alle Richtung gleichmäßig ausgedehnt sind, darüber ist nichts bekannt, oder? Ich frage mich nämlich, ob es sich um eine fächerartige Ausbreitung oder tatsächlich einer dreidimensionalen Ausbreitung handelt.

Wenn es sich um eher um Scheiben statt um Kugeln handeln würde, wäre es ein ganz schöner Zufall, dass Fermi gerade auf die Fläche schaut. Die Entstehung von solch scheibenartigen Strukture zu erklären, fiele auch noch schwerer. Ich denke es ist angebracht von Blasen auszugehen.

Die Dinger in Zusammenhang mit Jets zu bringen, fällt mir auch schwer. Bei Seyfert-Galaxien kennt man so genannte Ionisation Cones (Ionisationskegel oder -kuppe). Könnten die Blasen einst solche Kegel gewesen sein? Hm, aber auch diese Kegel sind oben offen, soweit ich weiß. Eher so wie die Röntgenstrahlung im scheibenzugewandten Teil. Vielleicht hat man den Rest bei anderen Galaxien noch nicht gemessen?

Weiterhelfen tut uns das aber auch nicht, denn ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie Ionisation Cones entstehen und schon gar nicht, warum sie oben geschlossen sein sollten.

Das ganze sieht mehr nach einer Explosion aus und wir sehen hier die vorderste Teilchenfront, die mit dem intergalaktischen Medium wechselwirkt. Aber was wäre die Ursache einer solchen Explosion und warum die Doppelblasenform mit einer Achse senkrecht zur Rotationsachse der Galaxis? Ideen?

Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #15 am: 11. November 2010, 05:52:15 »
Guten Morgen,

haben wir die Möglichkeit andere nahe Galaxien von der Seite zu betrachten und auf Anwesenheit ähnlicher Phänomene zu untersuchen? Oder können die verfügbaren Instrumente nur in und um unsere Milchstraße die Effekte aufspüren?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #16 am: 11. November 2010, 11:23:17 »
Hallo Daniel,

prinzipiell möglich wäre das sicherlich, aber ob Fermi das hinbekommt? Ich bin mir da unsicher. Es wäre sicherlich extrem schwer, diese Gamma-Emmissionszonen vom restlichen Gamma-Rauschen und Hintergrund zu unterscheiden.

Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass diese Blasen ausschließlich im Gammabereich sichtbar sind. Vielleicht könnte Herschel oder WISE helfen?


edit: ^^Das ist natürlich Quatsch, wenn es sich tatsächlich nur um hochenergetische Elektronen handelt, die hier die Gammaphotonen erzeugen. Auch was ich gestern schrieb (Gas, Schockfront, Wechselwirkung mit dem intergalaktischen Medium), macht so nur wenig Sinn.

Gruß, Timo

Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #17 am: 11. November 2010, 11:31:01 »
Hier nochmal eine kleine, aber feine Zusammenfassung per Video:

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=sXmPxSP225Y&feature=autoshare[/youtube]

Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #18 am: 11. November 2010, 14:55:52 »
Hi
Ich kann erklären wo die schnellen Elektronen herkommen.

Nehmen wir mal an das zentrale SL ist sehr stark elektrisch negativ geladen und zieht Staub in seiner Umgebung elektrostatisch an.
Wenn dieser Staub dem Loch zu Nahe kommt, werden alle Atombausteine die positiv geladen sind vom SL elektrisch angezogen und die negativen abgestoßen.
Die Atome werden sozusagen zerissen.
Die positiven Atomkerne werden vom SL verschluckt und die Elektronen werden abgestoßen und sehr stark beschleunigt.

Gruß René
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn wissen ist begrenzt." Albert Einstein

"Es ist Alles möglich im Universum, Hauptsache es ist genügend unvernünftig." Nils Bohr

Homepage: http://antimaterie-stern.simplesite.com/

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Offline Volker

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #19 am: 12. November 2010, 12:47:42 »
Hallo,

um ein schwarzes Loch mit einer signifikanten Ladung zu erhalten, muesste es aber erst einmal eine sehr effektive Ladungstrennung bei der einfallenden Materie geben.

Fuer die Entstehung der Jets nimmt man eher an, dass die Materie hierzu aus der Akkretionsscheibe aufsteigt  und den Magnetfeldlinien folgt. Da sich das ganze System dreht, gibt es einen Dynamoeffekt.

Gruss,
Volker
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Kreuzberga

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #20 am: 15. November 2010, 03:18:41 »
So, nun hat Kreuzberga doch wieder zugeschlagen. Die vom Thema wegführende Diskussion wurde in folgenden Thread verschoben: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6194.0

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Offline Gertrud

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #21 am: 09. Februar 2012, 20:55:12 »
Hallo Zusammen,

Forscher vermuten, dass das Schwarze Loch in der Michstraße  Sagittarius A  Asteroiden verschlingt.

Anhand der Daten von  Chandra X-ray Observatory beobachten die Astronomen das Schwarze Loch im Zentrum der Milschstraße.
Seit einigen Jahren erkennt Chandra etwa einmal am Tag Röntgen-Flares, ausgehend von Schwarzen Loch, das als  Sagittarius A ( Sgr A ) bekannt ist.
Die Fackeln wurden auch in den Infrarot-Daten vom Very Large Telescope der ESO in Chile gesehen.

Mit einer neuen Studie liefern die Forscher eine mögliche Erklärung für die geheimnisvollen,oft über Stunden anhaltende, Fackeln.
Die Wissenschaftler vemuten, das eine Wolke mit Billionen von Asteroiden und Kometen Sagittarius A umgibt.
Durch das massive Gravitationsfeld werden die Asteroiden in das Schwarze Loch gezogen und sie tauchen mit hoher Geschwindigkeit inSgr A ein.

Durch die Reibung mit den Gaswolken verdampfen die Felsen ähnlich, wie Meteore in der Erdatmosphäre verglühen.
Das könnte die intensiven Ausbrüche von Röntgenstrahlen etwa einmal am Tag aus der Umgebung des Schwarzen Lochs erklären.

Im Jahre 2012 soll es sehr lange intensive Beobachtungen von Sgr A mit Candra X-ray Observatory  gemacht werden,
um wertvolle Informationen über die Häufigkeit und die Helligkeit von den Flares zu sammeln.
Die Forscher erhoffen sich, das sie das vorgeschlagene Modell damit bestätigen können.

In dem Bild ist auf der linken Seite die Beobachtung um das Schwarze Loch  von Chandra in fast einer Million Sekunden zu sehen.
Die drei Tafeln auf der rechten Seite sind künstlerische Vorstellungen von dem Weg der Asteroiden auf dem Weg zum Schwarzen Loch. 
Das Rot zeigt die Niedrig-Energie-Röntgenstrahlen, Grün zeigt die mittleren-Energie Röntgenstrahlen und das Blau zeigt die höchsten Strahlen an.

Credit: X-ray: NASA/CXC/MIT/F. Baganoff et al.; Illustrations: NASA/CXC/M.Weiss
https://images.raumfahrer.net/up038190.jpg

Quellen:
http://chandra.harvard.edu/photo/2012/sgra/

http://www2.le.ac.uk/news/blog/2012/february/black-holes-gobbling-asteroids-in-the-galaxys-bright-core

Gertrud
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Offline Gertrud

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #22 am: 23. April 2012, 17:15:03 »
Hallo Zusammen,

Eine mögliche Nova in Sagittarius ,
bezeichnet PNV J17452791-2305213 ist am 21. April mit der 9. Größe entlang der Grenze des Schütze und Schlangenträger entdeckt worden.
Die Koordinaten (17 h 45 m 28 s , Deklination -23 ° 5 '23 ")  4 ° westlich des Trifidnebel (Messier 20).
Die Nova wurde zuerst mit Stärke 9,6 von Stanislav Korotkiy (Ka-Dar Observatory, Barybino, Russland) und Kirill Sokolowski (Astro Space Center, Moscow State University) auf ein Trio von Bildern gesichtet, sie wurden mit einem 135-mm-Teleobjektiv und ST genommen 8300M-Digitalkamera aufgenommen.
https://images.raumfahrer.net/up038187.jpg


Credit:Guido E., N. Howes, & G. Sostero
Quellen:
http://remanzacco.blogspot.de/2012/04/possible-nova-in-sgr.html
http://www.skyandtelescope.com/community/skyblog/observingblog/Nova-Erupts-in-Sagittarius-148454005.html

mit den besten Grüßen
Gertrud
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Offline Gertrud

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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #23 am: 29. Mai 2012, 21:46:14 »
Hallo Zusammen,

am "10. November 2010, 14:04:46" hat Kreuzberga über die Entdeckung des Fermi-Weltraumteleskop über die  zwei Gammastrahlung emmitierende Blasen berichtet, deren Ursprung im galaktischen Zentrum zu liegen scheint.

Jetzt sind noch andere,neue Erkenntnisse dazu veröffentlicht worden.

Neu endeckte geisterhafte Gammastrahlenjets im Milchstraßenzentrum
die schwachen Jets werden als ein Gespenst bezeichnet und sind ein Bild von Ereignissen die vor einer Millionen Jahren exitierten.
Sie untermauern die Argumente für einen aktiven galaktischen Kern in der relativ jüngeren Vergangenheit der Milchstraße.
Die beiden Strahlen, oder Jets, wurden von dem Weltraumteleskop Fermi enthüllt. Sie erstrecken sich vom galaktischen Zentrum zu einer Entfernung von 27.000 Lichtjahren oberhalb und unterhalb der galaktischen Ebene. Sie sind die ersten derartigen Gamma-Ray-Jets die jemals gefunden wurden, und die einzigen, die nahe genug, um mit Fermi erkannt zu werden.
Die neu entdeckten Strahlen werden zu den mysteriösen Gammastrahlen-Blasen, die Fermi im Jahr 2010 erkannt hatte, gezählt. Diese Blasen dehnen sich auch 27.000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße aus. Doch die Blasen erstrecken sich senkrecht zur galaktischen Ebene, die Gammastrahlen-Jets sind  dagegen in einem Winkel von 15 Grad geneigt. Dies könnte sich auf eine Neigung von der Akkretionsscheibe um das supermassive Schwarze Loch beziehen.

Die beiden Strukturen sind unterschiedlich geformt. Die Jets wurden produziert, wenn Plasma aus dem galaktischen Zentrum spritzt, und werden von einem Korkenzieher-ähnliches Magnetfeld eng fokussierten gehalten. Die Gammastrahlen-Blasen wurden wahrscheinlich von einem "Wind" der heiße Materie nach außen aus dem schwarzen Loch der Akkretionsscheibe weht,erzeugt. Als ein Ergebnis sind sie viel breiter als der schmale Strahlen.Die Blasen und Jets legen nahe, dass unsere galaktischen Zentrum sehr viel aktiver in der Vergangenheit als heute war.

Die künstlerische Darstellung zeigt ein Blick auf die Kante der Milchstraße. Neu entdeckten Gammastrahlen-Jets (rosa) erstrecken sich 27.000 Lichtjahre oberhalb und unterhalb der galaktischen Ebene, sie sind in einem Winkel von 15 Grad geneigt. Bisher bekannte Gammastrahlen-Blasen werden in violett dargestellt. 

(Bildnachweis: David A. Aguilar (CfA))
https://images.raumfahrer.net/up038186.jpg
Quelle:
http://www.cfa.harvard.edu/news/2012/pr201216.html

mit den besten Grüßen
Gertrud
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Re: Sagittarius A / Milchstrassen-Zentrum
« Antwort #24 am: 28. Dezember 2012, 19:36:02 »
Mal was zur Frage "Warum beobachtet man Sgr A (nicht)?". Im russischen Astroforum kam die Frage auf, warum man Sagittarius A nicht mit RadioAstron ins Visier nimmt. Schließlich gab es ja schon mit irdischen Radioteleskopen einige Beobachtungen, auch mittels VLBI.

Der Grund dafür ist, dass Sgr A im Zentimeterbereich tatsächlich nur schlecht zu erkennen ist. Vor allem stört da das interstellare Medium schon massiv - es streut und verfälscht die Radiostrahlung. Obwohl wir also ein extrem leistungsfähiges System im Einsatz haben ist es nicht in der Lage, detaillierte Informationen über Sgr A zu gewinnen. Die Streuung selbst könnte aber interessant sein - falls sich da Gaswolken oder so bewegen könnte sich die Art der Störung im Lauf der Zeit ändern und Sgr A als "Hintergrundbeleuchtung" für Analysen des Mediums dienen. Möglicherweise wird man dazu tatsächlich "auf gut Glück" mit RadioAstron Beobachtungen durchführen.

(Die Aussagen dazu stammen von Kirill Sokolovsky, einem beteiligten Wissenschaftler)

Ich würde also davon ausgehen, dass das erst was für die GOT-Phase wäre (General Observation Time), aber definitiv nicht für das KSP (Key Science Program), das demnächst beginnt.