Beteigeuze (α orionis)

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Kreuzberga

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #50 am: 19. Juni 2009, 15:14:02 »
Bis 1,44 sonnenmassen ist das endprodukt ein weißer zwerg, zwischen 1,44 und 3 sonnenmassen ein neutronenstern.

Hallo DaBeste,

da handelt es sich aber um die Masse des Kerns und nicht um die Masse des Vorgängersterns. Mindestens 8 Sonnenmassen sollte ein Stern schon "auf die Waage" bringen, damit der Kern so schwer ist, dass er zu einem SL kollabieren kann.

Aber wie gesagt, es hängt dann noch von der genauen Art der Materie zusammen und damit davon wie genau die Supernova vonstatten geht. Chandrasekhar macht es sich etwas einfach, denn in der Formel nicht enthalten sind: Rotation, Magnetismus, relativistische Effekte, was weiß ich noch... ;) All das kann aber einen Einfluss darauf haben, ob aus dem Kern ein Schwarzes Loch oder ein Neutronenstern wird.

Gruß,
Timo


tiana_athriel

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #51 am: 23. Juni 2009, 01:01:54 »
Vielen Dank für die nette Begrüßung. :-)
Und ich würde mich ja eher (noch lange) nicht als Expertin bezeichnen.

Was sage ich zu Beteigeuze? Ehm, also, ich hab mich ehrlich gesagt noch nicht so eingehend damit beschäftigt. Nach einem kurzen Scannen der Abstracts in ADS würde mich erstmal der gängigen Meinung anschließen, dass das noch eine Weile dauert mit der Supernova. Es wäre natürlich schon super, eine galaktische Supernova zu beobachten (die letzte, die beobachtet wurde, ist ja schon 400 Jahre her). Ich kenne jedenfalls jede Menge Leute (mich eingeschlossen), die ziemlich aus dem Häuschen wären. :-)

Eine Sache wollte ich noch anmerken (aus aktuellem Anlass, weil ich mich gerade mit einem Computerprogramm zur stellaren Evolution herumschlagen darf):

Sterne mit weniger als acht Sonnenmassen sind nicht schwer und heiß genug, um Kohlenstoff zu entzünden. Sie verlieren am Ende ihrer Evolution einen Großteil ihrere Masse in einem Planetary Nebula (ich weiß gerade nicht, was das auf Deutsch ist, tut mir leid!). Zurück bleibt ein weißer Zwerg.
Sterne, die schwerer sind, können weiter Fusion betreiben, bis sie bei Eisen angelangt sind, und früher oder später in einer Typ II Supernova kollabieren.
Massereiche Sterne verlieren allerdings einen Großteil ihres Materials in starken stellaren Winden bevor sie explodieren (siehe Eta Carinae). Massen der Vorgänger beziehen sich immer auf die ursprüngliche Masse.

Ich wollte hier noch hinzu fügen, dass es mit Supernova Explosionen ein bischen wie mit Kosmologie ist: wir wissen viel weniger mit Sicherheit, als das manchmal dargestellt wird. Der genaue Ablauf einer Supernova alles andere als geklärt und eines der am meisten debattierten Themen in der Hochenergie-Astrophysik ist. Das liegt hauptsächlich daran, dass, wenn wir die Supernova sehen, die ganzen spannenden Prozesse schon vorbei sind.
Es gibt jede Menge Simulationen, aber die meisten können bisher noch keine Supernova reproduzieren.
Von daher ist auch die Frage, ab wann ein Stern zu einem schwarzen Loch kollabiert, noch nicht entgültig geklärt.

Oh je, das war jetzt schon ein langer Post. Tut mir leid, falls ich damit nichts Neues sage. :-)

Viele Grüße,

  Daniela

Kreuzberga

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #52 am: 23. Juni 2009, 11:32:07 »
Planetary Nebula (ich weiß gerade nicht, was das auf Deutsch ist, tut mir leid!).

Hallo Daniela,

Auf Deutsch nicht viel anders: Planetarischer Nebel, auch wenn die Bezeichnung etwas irreführend ist.

Einen schönen Thread haben wir übrigens auch dazu: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=631.0

Gruß,
Timo

tiana_athriel

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #53 am: 23. Juni 2009, 12:06:28 »
Auf Deutsch nicht viel anders: Planetarischer Nebel, auch wenn die Bezeichnung etwas irreführend ist.

Vielen Dank. :-)
Das kommt bestimmt noch öfter vor. Ich hab mein ganzes Studium in Englisch absolviert, und die Literatur ist ja auch auf Englisch, deswegen hadere ich manchmal ein bisschen mit den Wörtern.

Ich hab noch einen kleinen Nachtrag zu den Absorptionsspektren:

.

Interessieren würden mich an dem Absorptionsspektrum speziell die höheren Elemente. Wieviel % Eisen, Blei, Gold, Silber, Uran gibt es dort bereits.

Das kann man aber im Absorptionsspektrum nicht erkennen, nur die Elemente, in der äußeren Hülle (Atmosphäre) lassen sich dadurch bestimmen.
Die schweren Elemente sind in inneren Schalen oder gar im Kern und können nicht spektroskopiert werden.

In den späten Entwicklungsphasen ist die äußere Hülle von Sternen, insbesondere von relativ massearmen Sternen, konvektiv. Es kommt zu so-genannten "Dregde-Ups", das heißt, Material aus dem Inneren des Sterns wird an die Oberfläche gebracht (zu beobachten zum Beispiel in Kohlenstoffsternen vom Typ C-R und C-N). Typ-S Sterne haben außerdem allerlei merkwürdige Elemente wie Titanium und Yttrium in ihren Atmosphären.
Ich stimme allerdings zu, dass das bei massereichen Sternen nicht funktioniert (die haben nur sehr dünne konvektive Hüllen).

Übrigens: Blei, Uran, Gold und Silber in Sternen zu finden ist eher unwahrscheinlich, weil diese Elemente zu ihrer Entstehung Energie benötigen (und nicht, wie zum Beispiel Helium, Energie freisetzen).
Damit hört die Fusion im Allgemeinen mit Eisen auf. Alle anderen Elemente entstehen in sogenannter explosiven Nukleosynthese in Supernova Explosionen.

Viele Grüße,

Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #54 am: 23. Juni 2009, 12:42:19 »
Hallo und auch von mir ein Willkommen


In den späten Entwicklungsphasen ist die äußere Hülle von Sternen, insbesondere von relativ massearmen Sternen, konvektiv. Es kommt zu so-genannten "Dregde-Ups", das heißt, Material aus dem Inneren des Sterns wird an die Oberfläche gebracht (zu beobachten zum Beispiel in Kohlenstoffsternen vom Typ C-R und C-N).

Beobachten? Kann man das wirklich "beobachten" oder sind das nur plausible, am Rechner verifizierte Modelle?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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tiana_athriel

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #55 am: 23. Juni 2009, 13:32:33 »
Beobachten? Kann man das wirklich "beobachten" oder sind das nur plausible, am Rechner verifizierte Modelle?

Ja, die Klassifizierung von C- und S-Sternen ist ja eine rein phänomenologische.
Man hat Sterne mit einem Überschuss von Kohlenstoff und Stickstoff in der Atmosphäre beobachtet. Dass dieser Überschuss aus dem Inneren kommt, ist relativ wahrscheinlich.
 Aber du hast schon recht. Dass Konvektion dafür verantwortlich ist, ist durch Computermodelle errechnet, wie alles, was im Inneren von Sternen passiert.
In letzter Zeit ist Asteroseismologie als sehr neue, spannende Möglichkeit zu beobachten, was im Inneren von Sternen geschieht, entwickelt worden. Ich weiß jedoch nicht genug darüber, um sagen zu können, ob man damit Konvektivität direkt beobachten kann.

Viele Grüße,

   Daniela

Kreuzberga

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #56 am: 23. Juni 2009, 15:22:20 »
In letzter Zeit ist Asteroseismologie als sehr neue, spannende Möglichkeit zu beobachten, was im Inneren von Sternen geschieht, entwickelt worden.

Ja, dazu haben wir hier auch einen Thread (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=605.msg6238#msg6238), der allerdings immer noch ziemlich leer ist. Soviel hört man leider nicht über dieses neue, spannende Feld.

*

Offline -eumel-

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #57 am: 23. Juni 2009, 15:23:27 »
Es kommt zu so-genannten "Dregde-Ups", das heißt, Material aus dem Inneren des Sterns wird an die Oberfläche gebracht

Dass dieser Überschuss aus dem Inneren kommt, ist relativ wahrscheinlich.

Das verstehe ich nicht.
Durch welche Kräfte sollen denn schwere Elemente aus dem Kern in die Atmosphäre gehoben werden? :-\
Und wenn, würden sie dann nicht gleich wieder zurück stürzen?
Wie sollen sich die schweren Elemente bei der gewaltigen Gravitation des Sterns so weit draußen in einer Wasserstoff-Atmosphäre halten können? :-\

Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #58 am: 23. Juni 2009, 15:43:01 »
Eine Atmosphäre ist ein Fluid. Die schweren Bestandteile sind ja keine Brocken im freien Fall, sondern "gelöst" Bestandteil des Fluids.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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tiana_athriel

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #59 am: 23. Juni 2009, 17:00:45 »
Eine Atmosphäre ist ein Fluid. Die schweren Bestandteile sind ja keine Brocken im freien Fall, sondern "gelöst" Bestandteil des Fluids.

Und genau das ist der wichtige Punkt.
Ein Stern ist ja im Allgemeinen zumindest im Inneren heiss genug, um hauptsaechlich aus Plasma, das heisst, ionisiertem Gas, zu bestehen. Dieses folgt den Gesetzen der Mechanik der Fluessigkeiten und Gase (zumindest in guter Naeherung).
 
Sterne im Inneren bei weitem nicht homogen, sondern es gibt Gradienten in Druck, Temperatur und Dichte.
Fuer eine bestimmte Konfiguration von Gradienten ist ein Teil eines Sterns nicht mehr stabil gegen Konvektion.
Das heisst, dass ein Tropfen Materie, der aus irgend einem Grund ein bisschen leichter als die Umgebung ist (so Inhomogeneitaeten gibt es immer mal), aufsteigt. Im normalen (nicht-konvektiven) Fall kuehlt er sich dort ab, wird wieder schwerer als die Umgebung, faellt zurueck und nichts passiert. Unter bestimmten Umstaenden kann es jedoch passieren, dass der Tropfen aufsteigt, dort immer noch leichter als die Umgebung ist (weil die Dichte groesser ist), und deshalb weiter aufsteigt.
So kann Materie aus dem Inneren bis an die Oberflaeche gelangen.
Das passiert, wenn die Energieproduktion im Inneren so gross ist, dass nicht mehr alles durch Strahlung abtransportiert werden kann. Die aufgestaute Energie erhitzt das Gas und erzeugt sehr grosse Temperaturgradienten. Das Gas steigt, wie oben beschrieben, relativ schnell auf, anderes Gas aus der Huelle muss die "Luecke" im Inneren fuellen. Eine andere Konsequenz ist, dass der Kern theoretisch laenger ueberleben kann, weil er mit neuem Wasserstoff aus den oberen Schichten versorgt wird.

Ich hoffe, das ergibt irgendwie Sinn. Natuerlich ist das atomare Gewicht der aufsteigenden Materie wichtig, und in den entsprechenden Gleichungen als Extra-Term enthalten, also schon im Kriterion fuer Stabilitaet.

Ich hab leider jetzt auf die Schnelle keine gute Erklaerung im Internet gefunden, aber falls sich jemand etwas eingehender damit beschaeftigen moechte, ist hier ein Artikel, der das Ganze erklaert:
http://adsabs.harvard.edu/abs/2004IAUS..224..119K

Viele Gruesse,

   Daniela

*

Offline -eumel-

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #60 am: 23. Juni 2009, 23:11:47 »
Danke, Daniela! :)
Du hast es so gut erklärt, daß sogar ich es verstanden habe.
Ich versuche immer, mir die Dinge praktisch vorzustellen.
Aber hier bin ich gescheitert, weil die Erfahrungswerte fehlen.
Es war halt noch niemand in einer Umgebung mit derartiger Energiedichte, wo sich Materie anders verhält, als wir in unserer Umgebung beobachten können.
(@redmoon & Kreuzberga: Plasma!) ;)

Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #61 am: 24. Juni 2009, 07:06:33 »

Das passiert, wenn die Energieproduktion im Inneren so gross ist, dass nicht mehr alles durch Strahlung abtransportiert werden kann. Die aufgestaute Energie erhitzt das Gas und erzeugt sehr grosse Temperaturgradienten.
   Daniela


Hallo Daniela,

heißt das auch, dass solche Vorgänge bei großen Sternen einfacher/schneller in Gang kommen würden? Deren (abstrahlende) Fläche skaliert ja langsamer als ihr (Energie freisetzendes) Volumen. Ist das Verhältnis Fläche/Volumen da eine Maßzahl?
\\   //    Grüße
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Offline Meagan

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #62 am: 29. Juni 2009, 22:42:09 »
Der beschriebene Prozess ist nicht ungewöhnlich. Er findet sogar in einer ähnlichen Form im inneren unserer Erde ab. Diese Konvektion gibt es überall, wo Durck und Temperatur für ein Ungleichgewicht sorgen.

Da diese Konvektion aber bis in die äußere Schicht zu gehen scheint, kann man eventuell doch Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Kernes von Beteigeuze machen.

Ein kleines Experiment für die Herren hier: Stellt mal einen Topf mit Wasser auf eine Hertplatte und erhitzt das Wasser. Wenn es fast kocht, einfach mal einen Tropfen wasserlöslicher Farbe hineingeben und beobachten. Das ist Konvektion.

Auf der Erde werden damit auch schwere Elemente aus dem Kern "gehoben". Dadurch kommt es manchmal vor, daß Gold oder Kupferhaltige Lava austritt. Sogar Carbonatitische Laven sind am  Oldonyo Lengai schon beobachtet worden. Allerdings dürfte hier die Strömung in der "Flüssigkeit" für das mitreißen der schweren Elemente verantwortlich sein.

Die Natur ist erstaunlich. Prozesse laufen sowohl im kleinen wie auch im großen ähnlich ab.

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Offline Raffi

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #63 am: 01. Juli 2009, 22:59:27 »
Wie kommt es eigentlich dazu, dass Beteigeuze seine Leuchtkraft beibehält, während sein Durchmesser schrumpft?   
Ich frag mich dann, ob seine scheinbare Helligkeit an unserem HHimmel sich verändert, falls ja, dann wird Beteigeuse bald nicht mehr zu den hellsten Wintersternen gehören.

In den vorherigen Posts wird immer gesat, dass Beteigeuse zu unserern Lebzeiten nich zu ner Supernova wird oder erst in 1000 Jahren. Wenn wir uns vorstellen, dass es in etwa 500 Jahren zu einer Supernova kommt, dann ist es die Tatsache, dass Beteigeuze in Wirklichkeit nicht mehr existiert, er ist 640 Lichtjahre entfernt, also wir sehen ihn, wie er vor 640 Jahren ausgeschaut hat, also im Spätmittelalter, wenn die Supernova an unserem Himmel zu sehen sein wird, heißt es, dass Beteigeuze seit 640 Jahren nicht mehr exustiert.
Der Regensburg-Nürnberger Raumcon Stammtisch findet regelmäßig, mal in Regensburg, mal in Nürnberg statt.

H.J.Kemm

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #64 am: 02. Juli 2009, 07:10:24 »
Moin Raffi,

Wie kommt es eigentlich dazu, dass Beteigeuze seine Leuchtkraft beibehält, während sein Durchmesser schrumpft?

Dem ist nicht so:

Der Durchmesser von *Beteigeuze* schwankt zwischen 290 Mio. km ( 1,94 AE ) und 480 Mio. km ( 3,2 AE ). Hierdurch schwankt auch seine Helligkeit zwischen +0,3 mag und +0,6 mag mit einer halbregelmäßigen Periode von ~ 2070 Tagen (μ-Cephei-Typ).

Jerry

*

Offline redmoon

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #65 am: 02. Juli 2009, 20:51:03 »
Hallo Jerry,

diese Daten bringen mich jetzt doch irgendwie ins Grübeln.  :-\ Der Radius ( ! ) von Beteigeuze soll zwischen 290 und 480 Millionen Kilometern schwanken. Und das innerhalb einer Periode von 2070 Tagen, was ja etwas mehr als fünfeinhalb Jahren entspricht.

Im Anfangspost von T.D.K. ist aber von einer stetigen Abnahme des Durchmessers von anfangs 1,64 auf jetzt nur noch 1,38 Milliarden Kilometern die Rede. Und das innerhalb von 15 Jahren.

Diese Zahlen passen doch irgendwie überhaupt nicht zusammen.

Eventuell ließe sich der unterschiedliche Durchmesser ( 960 Millionen gegen 1,64 Milliarden Kilometer ) dadurch erklären, dass über die tatsächliche Entfernung von Beteigeuze zu unserem Sonnensystem keine Einigkeit bzw. Klarheit besteht. Die einen gehen von 130 Parsec aus, die anderen wohl von 200 Parsec ( ein Parsec, kurz pc, entspricht in etwa 3,26 Lichtjahren ).

Bei 130 pc und entsprechenden 960 Millionen Kilometer Durchmesser betrüge der Durchmesser des Stern bei angenommenen 200 pc Entfernung dann rund 1,477 Milliarden Kilometer. Das liest sich zwar schon etwas besser, bedeutet aber immer noch eine Differenz von fast 200 Millionen Kilometern.

Absolut unklar bleibt dabei die Zeit. Die einen, nämlich Wikipedia, reden von einer "Schwankung" des Durchmessers, die anderen von einer dauerhaften Abnahme....

Eine der beiden Aussagen bezüglich des Durchmessers dürfte somit falsch sein. Sorry, Wikipedia, aber ich verlasse mich jetzt einmal auf die aktuelleren Messungen ( die Meldung von astronomie.scienceticker.info ).

Hier gibt es übrigens einen weiteren Bericht zu dem Thema : 
http://science.orf.at/science/news/155980
Dort steht dann auch, dass die Leuchtkraft von Beteigeuze zumindestens im Bereich der sichtbaren Helligkeit im beobachteten Zeitraum von 15 Jahren konstant geblieben ist.

Im selben Bericht wird noch etwas anderes erwähnt. Im Laufe der Jahre wurde der Durchmesser von Beteigeuze immer wieder neu ermittelt. Und das mit Ergebnissen, welche um bis zu 30 Prozent voneinander abgewichen sind. Allerdings wurde hierbei mit verschiedenen Wellenlängen gearbeitet, was eine Erklärung für die unterschiedlichen Messwerte sein könnte. Die aktuellen Messungen wurden allerdings alle im selben Wellenbereich getätigt, was die Entdeckung so bedeutend macht.

Wishnow, einer der Autoren, welche die Größenveränderung von Beteigeuze beschrieben haben, liefert auch eine mögliche Erklärung. Er hält es für möglich, dass Konvektionszellen auf der Oberfläche zu riesigen Ausbuchtungen geführt haben könnten.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Kreuzberga

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #66 am: 02. Juli 2009, 23:05:16 »
Hallo,

die Wellenlänge mit der man den Stern beobachtet ist wichtig, da man je nach Wellenlänge den den Stern umgebenden Staub/ Gas entweder deutlich vom Stern selbst unterscheiden kann oder nicht.

Darin erklärt sich ein Teil der verschiedenen Größenangaben. Ein anderer Punkt ist, dass man aus mehr als 2 Richtungen beobachten sollte, um eventuelle Assymetrien erkennen zu können. Im vorliegenden Fall wurde ein großer "Hot Spot" entdeckt, der alleine für einen beträchtlichen Teil der Helligkeit verantwortlich war. Dieser Hot Spot auf der Sternoberfläche konnte erst nach der Zuschaltung eines dritten Infrarotteleskops entdeckt werden. Weiß man nichts von Asymmetrien, kann der Stern natürlich mal größer und mal kleiner erscheinen.

Ob solche Hot Spots zyklisch auftreten, ist soweit ich weiß, noch nicht geklärt. Sollte dies so sein, würde das vielleicht die periodischen Helligkeitsschwankungen erklären.

Wichtig ist natürlich auch noch eine hohe Auflösung bei solchen Beobachtungen. Diese kann eigentlich nur mit Interferometrie erreicht werden. Man misst ja nicht direkt den Durchmesser, sondern nur den Winkel, den der Stern am Himmel einnimmt.
Ja, und nun braucht man eine Abschätzung der Entfernung, um vom Winkel auf einen Durchmesser zu kommen. Das wäre nochmal ein anderes Thema.

Nach den neusten Messungen, die mit dem Infrared Spatial Interferometer-System gemacht wurden, geben jedenfalls für den Winkel z.B. am 30.9.2001 52,9+-0,4 Millibogensekunden (mas) an. Am 2.2.2009 waren es noch 48+-2,0 mas.

Sollte die jetzt festgestellte Schrumpfung Teil eines Zyklus sein, läge die Periode bei ein paar Jahrzehnten.

Es sind also noch viele Fragen offen, aber wir werden noch viel Zeit haben Beteigeuze zuzuschauen und dabei lernen und hoffentlich irgendwann mehr verstehen.  ;)


H.J.Kemm

  • Gast
Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #67 am: 03. Juli 2009, 05:27:15 »
Moin Mirko,

meine Zahlen habe ich aus einem Vortrag von vor 2 Wochen im phil. club und den halte ich für seriös.

Es wurde vorgetragen, dass es bei *Beteigeuze* zwei *fast-periodische* Grössenänderungen geben soll. Beschrieben habe ich ja oben schon die Grössenschwankung bei ~ 2070 Tagen. Dann wurde noch vorgestellt, dass der Grössen-Mittelwert in ~ 15 - 20 Jahren schwankt.

Ich versuch´s mal: Der Grössenmittelwert von *Beteigeuze* hat ein Maximum und ein Minimum. Wenn der Mittelwert im Minimum ist, dann ist die optisch beobachtbare periodische Grössenänderung geringer, im Maximum umgekehrt.

Zur Zeit ist *Beteigeuze* im Minimum; in ~ 18 Jahren sollte sie wieder das Maximum erreicht haben.

Jerry  
« Letzte Änderung: 03. Juli 2009, 06:09:06 von H.J.Kemm »

Kreuzberga

  • Gast
Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #68 am: 03. Juli 2009, 18:43:23 »
Hallo Jerry,

wie oben beschrieben, schätze ich, dass die von dir genannten Periodizitäten bzgl. der Größenänderung keine tatsächlichen Änderungen der Größe sind, sondern nur als solche erscheinen. Ursächlich könnten hier die erwähnten "Hot Spots" oder die Ausbuchtungen durch Konvektionszellen sein.

Man hatte nämlich bisher gar nicht die Möglichkeit, solche Asymmetrien durch Beobachtungen auszuschließen oder zu erkennen.

Gruß,
Timo

*

Offline Meagan

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  • 599
Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #69 am: 04. Juli 2009, 17:42:27 »
Ist es mitlerweile eigentlich möglich Bilder von Beteigeuze anzuschauen ? Oder ist es dafür (noch) zu weit entfernt ?

Offline T.D.K.

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #70 am: 05. Juli 2009, 08:48:59 »
Ja! Aber ist schon von 1996. Neuere bessere Bilder sind mir nicht bekannt.
http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/1996/04/image/a/
Ist denn der Mond auch da wenn niemand hinsieht?

Kreuzberga

  • Gast
Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #71 am: 29. Juli 2009, 21:47:06 »
Neues von unserem beliebten roten Überriesen-Nachbarstern:

Astronomen der ESO ist es gelungen, mit dem Very Large Telescope und dem AMBER-Instrument (Interferometrie) das bisher schärfste Bild von Beteugeuze anzufertigen. Dabei wurde entdeckt, dass Beteugeuze Material in höchst asymmetrischer Weise ins All schleudert, wie hier schön zu sehen ist:


Bild: ESO

@Meagan: Nein, es handelt sich hierbei nicht um ein Foto!  ;)

Der Grund für diese Asymmetrie ist bisher noch ungeklärt, könnte aber etwas mit der Rotation des Sterns oder mit starker Konvektion zu haben.

Was zum ersten Mal durch AMBER entdeckt werden konnte, waren große, auf- und absteigende Gasblasen in der Atmosphäre von Beteigeuze, welche teilweise ebenso groß sind, wie der Stern selbst.

Zum ersten Mal wurde bei einem anderen Stern beobachtet, wie sich Gas in verschiedenen Bereichen des Sterns bewegt.

Hier das bisher schärfste, nicht durch Interferometrie entstandene Bild von Beteigeuze, ebenfalls mit dem VLT aufgenommen:

Bild: ESO

Schade, dass wir die AMBER-Bilder nicht zu sehen bekommen.

http://www.eso.org/public/outreach/press-rel/pr-2009/pr-27-09.html
http://www.astronomynow.com/news/n0907/29betel/

*

Offline Meagan

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Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #72 am: 30. Juli 2009, 20:45:57 »
Das Interferometriebild sieht ja wirklich nett und spektakulär aus, aber wie hoch ist der Dantengehalt wissenschaftlicher Daten? Das meiste in dem Bild sind Spekulationen. Allerdings finde ich die Größengegenüberstellung mit unserem Solarsystem interessant.

Es gibt massig Flares und eine wabernde und kochende Oberfläche. Das ist unbestritten. Wenn das untere Bild das schärfste ist, was das VLT liefern kann, wie müßte dann ein Teleskop beschaffe sein, damit Objekte von der Größe unserer Sonne (eventuell Sonnenflecken etc.) auf Beteigeuze erkennbar wären ?

GG

  • Gast
Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #73 am: 30. Juli 2009, 23:54:42 »
Das obere Bild ist eine künstlerische Impression, das untere nicht durch Interferometrie gewonnen. Die eigentlich scharfen Bilder, die mittels AMBER gewonnen wurden, wurden bisher leider noch nicht veröffentlicht.

GG

Kreuzberga

  • Gast
Re: Beteigeuze (α orionis)
« Antwort #74 am: 31. Juli 2009, 12:00:30 »
Hallo Meagan,

Punkt 1: Ließ dir doch bitte die Beschreibungen zu den Bildern gründlich durch, bevor du Fragen stellst!  ;)

Was ich nicht geschrieben hatte: Das untere Bild ist mit dem NaCo-Instrument am VLT aufgenommen worden, d.h. u.a. dass dabei eine adaptive Optik zum Ausgleich atmosphärischer Störungen zum Einsatz kam, wie eigentlich heute fast überall in der Spitzenastronomie. Es stellt, wie gesagt, dass schärfste, durch nicht-interferometrische Methoden gewonnene Bild. Genaueres dazu steht im Portal-Artikel: http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/30072009151733.shtml

Punkt 2:
damit Objekte von der Größe unserer Sonne (eventuell Sonnenflecken etc.) auf Beteigeuze erkennbar wären ?

Sonnenflecken auf anderen Sternen kann man mit photometrischen Methoden nachweisen, ähnlich wie beim Transit eines Exoplaneten.

Bei einer direkten Abbildung ist nicht nur die Auflösung das Problem, sondern vor allem die Überstrahlung durch das vom Stern emittierte Licht, gerade bei so einem Monster wie Beteigeuze.